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Branchen I Marokko I Bergbau und Rohstoffe

Marokkos Bergwerke ordern umweltfreundliche Maschinen und Anlagen

Marokkanische Bergbaufirmen benötigen fortschrittliche, vor allem aber umweltschonende Abraumtechnik. Bei komplexen Anlagen ist die Importabhängigkeit besonders groß.

Von Ullrich Umann | Casablanca

Der Bergbau ist für die Wirtschaftsleistung Marokkos von großer Bedeutung. So werden mit der Hebung und Ausfuhr von Rohstoffen 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erzeugt sowie 26 Prozent aller Exporteinnahmen erwirtschaftet. Damit ist der Bergbau der bedeutendste Devisenbringer des Landes. 

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Hersteller von Bergbautechnik wissen, dass ihre marokkanischen Maschinenkunden viel und vor allem dauerhaft in den Anlagenpark investieren. Denn nur mit moderner Technik ausgestattet können die Bergwerke preislich und vom Reinheitsgrad ihrer Rohstoffe her auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben. Für die führenden Bergbauunternehmen trifft das in besonderem Maße zu.

Die wichtigsten Kunden für Bergbautechnik

Der mit Abstand größte marokkanische Kunde für Bergbautechnik ist OCP Group, der weltweit größte Erzeuger und Exporteur von Phosphat und Derivaten daraus. Mit Mansoura Phosphates kontrolliert OCP außerdem eine Tochtergesellschaft, die ebenfalls Phosphatabbau betreibt. Auf Platz 2 folgt die Gruppe Managem, die Lagerstätten für Blei, Kobolt, Zink, Eisenerz, Mangan, Wolfram, Kupfer, Kalkstein, Dolomit, Quarzsand und Gips besitzt. Außerdem verfügt die Gruppe über Beteiligungen an Bergwerken in sieben weiteren afrikanischen Staaten. 

Ein gleichfalls bedeutender Käufer von Bergbautechnik ist die Ynna Holding, die Blei-, Zink- und Kupferlagerstätten im Bestand hat. Zur Spitzengruppe gehören ebenfalls die Radisson Mining mit einer Goldmine. Darüber hinaus fördern eine Vielzahl kleiner und mittlerer Bergbaufirmen Blei, Zink, Kupfer, Gold, Silber, Kobalt, Mangan, Eisenerz, Kohle, Baryt, Fluorit, Salz, Gips, Bentonit, Calcit und Talkum.  Den einzigen Hinweis auf die Gesamtzahl der im Bergbau tätigen Unternehmen liefert die Fédération de l’industrie Minérale. Der nationale Verband der Mineralindustrie beziffert seine Mitgliederzahl mit 85 Firmen und 450 Einzelunternehmern.

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Marokkanische Bergbauunternehmen beziehen Maschinen und Anlagen sowohl von in- als auch von ausländischen Herstellern. Die marokkanischen Hersteller von Bergbautechnik berichten von einer verbesserten Auftragslage seit 2021, die auf den Anstieg der Rohstoffpreise nach dem Ende der Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Infolge dessen hatten sich die Ertragslage und die Investitionsbereitschaft in den Bergbauunternehmen erhöht. Zusätzlich erklärte die marokkanische Regierung sowohl den Maschinen- als auch den Bergbau zu strategisch wichtigen Branchen, wodurch Unternehmen beider Sparten Steuerermäßigungen genießen.

Marokko produziert und exportiert Bergbautechnik

Zu den größten marokkanischen Herstellern von Bergbautechnik gehören:

  •  Société Marocaine d'Explosifs et d'Accessoires de Mines (S.M.E. Explosifs)  – Herstellung und Vertrieb von Sprengstoffen für den Bergbau,

  • INDEQUIP – Förder- und Aufbereitungsmaschinen sowie Fördertechnik,

  •  Compagnie Minière de Touissit Sa (CMT) – Bergbautechnik für den Phosphatabbau,

  • Société Marocaine de Matériel Industriel (SOMMAI) – Förderanlagen, Gabelstapler, Kräne und Förderbänder,

  •  Mansoura Heavy Equipment (MHEV) – Lader, Bagger, Bulldozer und Lastwagen,

  •  Société Marocaine de Construction Mécanique (SOMACO)  – Brecher, Mühlen, Separatoren und Förderbänder.

Marokkos Hersteller von Bergbautechnik liefern teilweise auch in das Ausland, darunter nach Spanien, China, Indien sowie in verschiedene afrikanische Staaten. Nach Angaben des Statistikamts HCP (Haut Commissariat au Plan) hatten diese Ausfuhren im Jahr 2022 ein Volumen von 2,5 Milliarden Dirham (etwa 230 Millionen Euro) erreicht. 

Importabhängigkeit bei komplexen Maschinen und Anlagen

Marokko ist aber auch auf den Import von Ausrüstungen für den Bergbau angewiesen. Das gilt insbesondere für komplexe und umweltschonende Technik. Experten zählen dazu Tiefenbohrmaschinen, Brech- und Mahlanlagen, Mineralverarbeitungsanlagen, Sicherheitsausrüstungen, Pump-, Ventilations- und Filtertechnik sowie Sonderanlagen zur Aufbereitung bestimmter Bergbauprodukte. 

Nach Angaben des Office des Changes Maroc betrug der Importwert bei Bau- und Bergbautechnik im Jahr 2022 etwa 26,7 Milliarden Dirham, umgerechnet 2,5 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Anstieg um 15 Prozent gegenüber 2021. Die wichtigsten Lieferländer waren China, Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und die USA. Allein die Importe aus China beliefen sich auf 3 Milliarden Dirham, also etwa 280 Millionen Euro. Marokko importierte aus China unter anderem Bohrgeräte, Anlagen zur Mineralaufbereitung und Sicherheitstechnik. An zweiter Stelle folgten die Importe aus Deutschland mit einem Wert von 2 Milliarden Dirham, umgerechnet 180 Millionen Euro.

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Einen stetigen Aufwärtstrend für Bergbautechnik zeigte auch die Fachmesse Salon International des Mines et de la Métallurgie (SIMM) auf, die im Frühjahr 2023 in Casablanca abgehalten wurde. An der Messe nahmen Aussteller aus 30 Ländern sowie 10.000 Fachbesucher teil, darunter eine beträchtliche Anzahl von Vertretern aus afrikanischen Staaten. Die nächste Messe findet turnusmäßig 2025 statt, der genaue Termin steht noch nicht fest.

Neben der SIMM finden in Marokko kleinere Fachveranstaltungen für Bergbautechnik statt. Dazu gehören die École Nationale Supérieure des Mines de Rabat, die jedes Jahr eine Konferenz zum Thema Bergbau und Bergbautechnik organisiert. Auch der Verband der Ingenieurstudenten für Bergbautechnik, Association des Étudiants des Mines du Maroc (AEEMM), veranstaltet jährlich Fachkonferenzen und Seminare.

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