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Branchen | Angola | Bergbau und Rohstoffe

Mehr als Diamanten: Angola will seinen Bergbau diversifizieren

Angola ist reich an kritischen Rohstoffen. Nach jahrzehntelanger Fokussierung auf Diamanten will das Land sein enormes Potenzial nun systematischer zu erschließen.

Von Jenny Tala | Johannesburg

Angola zählt zu den rohstoffreichsten Nationen Afrikas. Neben Diamanten birgt das Land ein enormes, bislang nur in Ansätzen erschlossenes Potenzial an kritischen Rohstoffen, die für die europäische Energiewende von strategischer Bedeutung sind. Die angolanische Regierung verfolgt eine ambitionierte Diversifizierungsstrategie, doch strukturelle Herausforderungen bleiben bestehen.

Diamanten dominieren den Bergbausektor

Angola ist der viertgrößte Diamantenproduzent weltweit und rangiert in Afrika hinter Botsuana auf Platz 2. 2024 wurden in Angola über 14 Millionen Karat gefördert - soviel wie nie zuvor. Beim Diamantenproduktionswert hat Angola Botsuana 2024 sogar erstmals in 20 Jahren überholt. Die geschätzten Reserven liegen bei über 730 Millionen Karat. Die wichtigsten Minen - Luele und Catoca - liegen im Nordosten Angolas und halten zusammen über 96 Prozent der nationalen Reserven. Die Luele-Mine allein verfügt über 628 Millionen Karat und eine geplante Lebensdauer von 60 Jahren. Seit dem Produktionsstart im November 2023 wurden bereits über 11 Millionen Karat gefördert.

Die Regierung setzt auf lokale Wertschöpfung: Mit dem Saurimo Diamond Development Hub wurde ein Industriepark geschaffen, der bis zu 40 Schneid- und Polierbetriebe aufnehmen kann. Ziel ist es, den Export von Rohdiamanten zu reduzieren und stattdessen veredelte Produkte direkt auf den Weltmarkt zu bringen.

Großes Potenzial bei kritischen Rohstoffen

36

der 51 als kritisch eingestuften Rohstoffe lagern in Angola.

Laut PLANAGEO, dem nationalen Geologieprogramm, wurden in Angola Vorkommen von 36 der 51 weltweit als kritisch eingestuften Mineralien identifiziert - darunter Lithium, Kupfer, Nickel, Kobalt, seltene Erden, Mangan und Aluminium. Nach vielen Jahrzehnten der Fokussierung auf Diamanten beginnt das Land, sein enormes mineralisches Potenzial nun systematischer zu erschließen. Ein wichtiges Vorhaben auf diesem Weg ist die Kartierung des Landes, die durch das nationale Geologieinstitut IGEO durchgeführt wird.

Ab 2027 soll das Longonjo-Projekt von Pensana 2,5 und mittelfristig 5 Prozent des weltweiten Bedarfs an seltenen Erden decken. Weitere Projekte wie Mavoio-Tetelo (Kupfer), Namibe (Lithium) und Niobonga (Niobium) sind in Entwicklung oder bereits in Produktion. Bemerkenswert ist die Wiederbelebung der Eisen- und Stahlindustrie mit dem Kassinga- und Kassala-Kitungo-Projekt, die Angola wieder zu einem bedeutenden Exporteur von Eisenerz machen könnten.

Zentral für viele der Vorhaben sind Investitionen in die vielerorts schlechte Infrastruktur. Im Fokus steht der Lobito-Korridor, eine Eisenbahnverbindung vom Atlantik bis in den Kupfergürtel der Demokratischen Republik Kongo und Sambia, dessen Ausbau von der EU, den USA und der Afrikanischen Entwicklungsbank unterstützt wird. Er soll Angola als logistischen Hub für die Region etablieren und Exporte vereinfachen.

Internationale Bergbaukonzerne investieren

Angola zieht zunehmend globale Bergbauunternehmen an. Rio Tinto ist mit zwei Großprojekten vertreten: Das Chiri-Diamantenprojekt und die Moxico-Kupferkonzession. Anglo American engagiert sich in der Nickel-Exploration, Ivanhoe Mines hält Kupferrechte im Südosten des Landes. Pensana entwickelt mit dem Longonjo-Projekt die erste große Mine Afrikas zur Förderung von Neodym und Praseodym, zwei wichtige seltene Erden. Auch China ist stark in Angolas Bergbau präsent.

Deutsche Firmen bereits aktiv vor Ort

Für deutsche Unternehmen, insbesondere aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie Geo- und Umwelttechnik, bietet die aktuelle Branchendynamik viel Potenzial. Einige Firmen sind bereits vor Ort tätig: Das Unternehmen BAUER Maschinen beliefert den Bergbausektor bereits seit 2005. Der Mittelständler ILV-Fernerkundung ist auf technologische Dienstleistungen wie Luftbildvermessung spezialisiert und hat ein eigenes Büro in der Hauptstadt Luanda. DMT Kai Batla, die südafrikanische Tochtergesellschaft von DMT - einem Unternehmen der TÜV NORD Gruppe - hat eine Kooperationsvereinbarung mit B Chiwale Prestação de Serviços unterzeichnet, einem führenden angolanischen Beratungsunternehmen im Bergbausektor. Ziel ist die gemeinsame Akquise und Umsetzung von Projekten nach TÜV Nord Qualitätsstandards.

Initiativen wie die Delegationsreise Bergbau und Rohstoffe des Markterschließungsprogramms nach Angola im August 2025 oder die Partnerschaft der Technischen Universität Freiberg mit der angolanischen Regierung zur Einrichtung eines Stipendienprogramms untermauern die wachsende strategische Bedeutung des Landes für Deutschland.

Regierung treibt Reformen voran

Angola bemüht sich um eine Liberalisierung des Bergbausektors. Mit der Gründung der Nationalen Agentur für Mineralressourcen (ANRM) wurden staatliche Kontrollfunktionen reduziert. Die Einführung eines digitalen Bergbaukatasters (Landfolio) soll die Transparenz erhöhen. Die Mühen zeigen Erfolg: Im Fraser Institute Survey zur Investitionsattraktivität von Bergbaustandorten belegt Angola 2024 Rang 47 von 68 - eine klare Verbesserung gegenüber den Vorjahren.

Herausforderungen: Bürokratie, Finanzierung, soziale Konflikte

Trotz der Fortschritte bleibt der Zugang zum Markt für ausländische Unternehmen schwierig. Branchenkenner kritisieren die bürokratische Lizenzvergabe. Die Genehmigungen dauern oft lange und laufen zentral über Luanda - ein Nachteil für Projekte in abgelegenen Regionen. Unklarheiten bei der Landnutzung und fehlende Projektkommunikation führen regelmäßig zu Spannungen.

Auch die Finanzierung stellt eine Hürde dar. Nationale Banken sind oft nicht bereit, Explorationsprojekte zu unterstützen, sodass ausländische Investoren auf eigene Mittel oder internationale Partnerschaften angewiesen sind.

Unterstützung bieten die Deutsche Delegation in Angola und das Kompetenzzentrum Bergbau und Rohstoffe der Auslandshandelskammer (AHK) für das Südliche Afrika. Auch die Access Bank, Partner der German Desks der Deutschen Entwicklungsgesellschaft (DEG), unterstützt deutsche Unternehmen - etwa bei der Finanzierung, Kontoeinrichtung und Investitionsberatung.

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