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Branchen | Marokko | Bauwirtschaft

Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

Konzerne dominieren Marokkos Baubranche vom Umsatz her. Zahlenmäßig sind kleine und mittlere Firmen deutlich in der Überzahl. Allerdings sind viele von ihnen informeller Natur. 

Von Ullrich Umann | Casablanca

Unternehmen aus dem Baugewerbe bewegen sich in Marokko in einem herausfordernden Umfeld: In kleineren Unternehmen sind informelle oder prekäre Arbeitsverhältnisse verbreitet und nicht auf allen Baustellen wird die Pflicht zum Tragen von Schutzkleidung eingehalten. Renommierte Baufirmen hingegen suchen nach Fachkräften und müssen dafür höhere Löhne zahlen. Viele Unternehmen begegnen dem Fachkräftemangel mit dem Prinzip "learning by doing". Als weitere Herausforderung kommen in der Branche die zahlreichen Projekt- und Zahlungsverzögerungen hinzu.

Unzulängliche Berufsausbildung und Schattenwirtschaft

Ein weiteres Problem ist die große Zahl von Bauunternehmen und Baustoffproduzenten, die in der Schattenwirtschaft tätig sind. Der Unternehmerverband CGEM schätzt den Umsatzanteil des informellen Sektors auf rund 30 Prozent. Der Bauunternehmerverband FNPI beziffert die Grauzone, also Zahl der Unternehmen, die zwischen formeller und informeller Arbeit tätig sind, auf 10.000 und den ausschließlich informellen Sektor sogar auf 40.000 Unternehmen. Der organisierten Bauwirtschaft werden circa 2.000 Unternehmen zugerechnet.

Der Staat spielt als bedeutender Auftraggeber und Bauherr vor allem im Tiefbau eine wichtige Rolle. Neben dem Staat als Investor und Bauherr sind auch staatliche Bauunternehmen im Markt aktiv. So dominiert die Staatsholding Al Omrane Group den öffentlichen Wohnungsbau. Aber auch staatliche Industrieunternehmen wie der Phosphatkonzern OCP sind im Bausektor aktiv. OCP investiert beispielsweise in grüne Energien und in die Meerwasserentsalzung, sowohl für den Eigenbedarf als auch für die Wasserversorgung der Bevölkerung. Staatliche Stiftungen wie die Mohammed VI Stiftung für Bildung und Forschung treten als Auftraggeber auf und finanzieren Projekte wie den Ausbau der Polytechnischen Universität Mohammed VI (UM6P).

Akquise ist herausfordernd

Die Akquisition von Aufträgen ist in der marokkanischen Baubranche ein anspruchsvolles Unterfangen. Trotz der hohen Anzahl an Projekten erfordert die Auftragsakquise eine sorgfältige Vorbereitung, gezieltes Lobbying und detaillierte Kenntnisse der Verfahrensabläufe. Um sich an öffentlichen Projekten zu beteiligen, ist die Zusammenarbeit mit erfahrenen lokalen Partnern von entscheidender Bedeutung.

Nach der Auftragserteilung können nachträgliche Haushalts- und Kostenanpassungen der Auftraggeber, Änderungen in der Beschaffungspolitik der Bauherren, knappere Budgets als geplant und eine schwerfällige Verwaltung die Projektabwicklung erschweren. Auch sprachliche und kulturelle Besonderheiten vor Ort sowie ein anderes Zeitempfinden der marokkanischen Partner können speziell für deutsche Unternehmen eine Herausforderung darstellen.

Dennoch bietet der marokkanische Bausektor aufgrund seiner zunehmenden Diversifizierung, der gut ausgebauten Infrastruktur und der günstigen geografischen Lage attraktive Wachstumschancen. Besonders gute Einstiegsmöglichkeiten bieten sich derzeit für Unternehmen mit Expertise in den Bereichen "GreenTech" und "Prefab". 

AHK Marokko unterstützt beim Markteinstieg

Deutsche Unternehmen, die den marokkanischen Markt erschließen möchten, können Unterstützung von der Deutsch-Marokkanischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in Casablanca erhalten. Die AHK bietet Dienstleistungen wie Beratung, Suche nach Geschäftspartnern, Marktanalyse und Kontaktanbahnung zur öffentlichen Verwaltung und zu örtlichen Branchenunternehmen sowie eine Integration in das Mitgliedernetzwerk der Kammer an.

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