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Hochbau: Projekte
Zahlreiche ausländische Unternehmen errichten in Mexiko neue Fabriken. Daneben konzentrieren sich Großprojekte im Hochbau auf den Tourismussektor und Einkaufszentren.
Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt
Neue Fabriken schießen aus dem Boden
Der aktuelle Nearshoring-Trend hat spürbare Auswirkungen auf den Immobilienmarkt. Vor allem asiatische und US-amerikanische Unternehmen investieren in Mexiko, um näher an ihren Endkunden zu produzieren und dadurch die Risiken ihrer Lieferketten zu minimieren. Unter anderem Autobauer wie Tesla oder Zulieferer wie ZF Friedrichshafen investieren Milliardenbeträge in Mexiko. Aber auch Elektronikhersteller wie Samsung oder Hisense eröffnen neue Produktionsstätten im Land.
Neben neuen Fabriken und Industrieparks sind auch Business-Hotels geplant. Laut Nicolás Martínez, Business Development Manager der französischen Hotelkette Accor bieten einige Grenzkorridore zu den USA attraktive Belegungsraten von 70 bis 85 Prozent. "In Regionen wie Ciudad Juárez, die vom Nearshoring abhängig sind, sehen wir eine sehr starke Entwicklung bei Geschäftsreisenden", so Martínez gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Expansión. Accor investiert in Mexiko unter anderem in neue Hotels der Marken Ibis und Novotel.
Auch bei Einkaufszentren und Gebäuden mit Mischnutzung (mixed-use) ist nach der coronabedingten Flaute wieder eine gewisse Reaktivierung zu beobachten. In Mexiko-Stadt wurde im September 2022 der Komplex Mítikah im südlichen Stadtteil Coyoacán eingeweiht. Er beherbergt das mit 267 Metern seit kurzem höchste Gebäude der Hauptstadt sowie ein Einkaufszentrum, 500 Wohnungen, Büros, Arztpraxen, Kinos etc. Der Projektentwickler Fibra Uno (FUNO) plant eine zweite Phase des Projektes, die auch Hotels umfassen soll. Mit rund 1 Million Quadratmeter wäre der Komplex dann eine der größten Immobilien Lateinamerikas.
Vorhaben (Ort) | Investitionssumme | Projektstand | Projektträger; Beschreibung |
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Rechenzentrum Colón (Bundesstaat Querétaro) | 4.000 | Baustart Anfang 2024 geplant | CouldHQ; sechs Gebäude; CloudHQ erhielt Grundstück kostenlos von der Regierung des Bundesstaates |
Acht neue Luxushotels der Grupo Xcaret (Halbinsel Yucatán) | 2.000 | Ankündigung 2022, sollen in den kommenden 15 Jahren gebaut werden | Grupo Xcaret; 5.600 neue Hotelzimmer in Umgebung der Vergnügungsparks des Unternehmens |
Torre Reforma Colón (Mexiko-Stadt) | 2.000 | Baubeginn 2019, Fertigstellung voraussichtlich 2025 | Fibra SOMA; vier zusammenhängende Gebäude mit Mischnutzung (Büro, Hotel, Wohnraum); soll höchstes Gebäude von Mexiko-Stadt werden |
Brauerei von Constellation Brands (Veracruz) | 1.300 | Im Bau, soll 2024 in Betrieb gehen | Constellation Brands; jährliche Kapazität 25 bis 30 Millionen Hektoliter Bier |
50 neue Industrieparks (landesweit) | 900 | Sollen 2023 und 2024 eröffnet werden, so der Verband der Industrieparks AMPIP (Asociación Mexicana de Parques Industriales Privados) | Immobilienentwickler Fibra Uno, Prologis, Finsa, Fibra Mty, Fibra Macquarie, Terrafina, Meor und Fibra Storage |
Brauerei von Heineken (Mérida, Yucatán) | 500 | Bau soll 2024 starten | Achte Brauerei von Heineken in Mexiko und erste im Südosten des Landes; Produktion von Dosen- und Flaschenbier |
Zwei neue Luxushotels in Punta Mita (Nayarit) | 500 | Sollen 2026 eröffnet werden | Immobilienentwickler DINE, Hotelbetreiber Montage International; 250 Zimmer und 120 Wohnungen |
University Tower (Mexiko-Stadt) | k.A. | Bau zu 40 Prozent fortgeschritten (Stand: August 2023); soll 2025 eröffnet werden | Immobilienentwickler The University Tower; 58 Stockwerke; 525 Wohnungen und ein Hotel |
35 neue Hilton-Hotels (landesweit) | k.A. | Mitte 2021 angekündigt, bis 2026 sollen die Hotels eröffnet sein | Hilton; Erhöhung der Anzahl von Hotelzimmern in Mexiko von 12.000 auf 18.100; Fokus auf Tourismusregion Riviera Maya |
Zwölf neue Hotelanlagen von IOH (landesweit) | k.A. | Ankündigung Mitte 2022, sollen bis 2025 eröffnet werden | Grupo Posadas; zwischen 130 und 180 Zimmer je Hotel; mittleres Preissegment und junge Kundschaft |
Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".
Finanzierung von Immobilien
Staatliche Organisationen stellen in Mexiko rund 60 Prozent der Finanzierungen im Wohnungsbau bereit. Die restlichen 40 Prozent entfallen auf Privatbanken und andere Finanzinstitutionen. Die wichtigsten staatlichen Institutionen sind: Der Arbeitnehmerfonds INFONAVIT (Instituto del Fondo Nacional para la Vivienda para los Trabajadores), der Fonds für Staatsangestellte FOVISSSTE (Fondo de la Vivienda del Instituto de Seguridad y Servicios Sociales de los Trabajadores del Estado) und der Wohnungsbaufonds für untere Einkommensschichten FONHAPO (Fondo Nacional de Habitaciones Populares).
Auch das Militär, die staatliche Elektrizitätsgesellschaft CFE (Comisión Federal de Electricidad) sowie der staatliche Erdölkonzern Pemex vergeben Hypothekenkredite. Von Bedeutung ist auch die SHF (Sociedad Hipotecaria Federal), die Kredite an private Finanzinstitute vergibt, welche daraufhin Kredite an Bauunternehmen und an Haushalte vergeben.
Die Wohnungsbaukommission CONAVI (Comisión Nacional de Vivienda) ist zuständig für die Bundesförderung an die staatlichen Finanzierer. Sie koordiniert zudem staatliche Wohnbauprogramme wie das Sozialwohnungsprogramm PVS (Programa de Vivienda Social) und das Wiederaufbauprogramm PNR (Programa Nacional de Reconstrucción) für durch Erdbeben beschädigte Gebäude. Bauunternehmen, die auf das Niedrigpreissegment abzielen, profitieren von diesen Programmen. Dazu gehören unter anderem die Firmen Consorcio ARA, Gicsa, Frisa, Gigante Grupo Inmobiliario, Inmuebles Carso, ICA, Inmobiliaria Vinte, Thor Urbana Capital und Acciona Parque Reforma.
Kredite für grünes Bauen
CONAVI vergibt spezielle Kredite im Rahmen der Programme EcoCasa, Sisevive und NAMA (Nationally Appropriate Mitigation Action). EcoCasa stellt die höchsten und umfassendsten Anforderungen. Je nach Stufe sollen 20 Prozent bis 40 Prozent an CO₂-Emissionen gegenüber einer konventionellen Wohnung eingespart werden. Die anderen Programme kommen eher für einzelne Maßnahmen (Isolierung, Solarthermie etc.) in Betracht und verfolgen keinen so umfassenden Ansatz wie EcoCasa. INFONAVIT verfügt mit Hipoteca Verde ebenfalls über eine Förderlinie für grünes Bauen.