Mexikos Hochbau erhält in den kommenden Jahren Impulse von staatlichen Wohnungsbauprogrammen. Bis 2030 sollen rund 1,8 Millionen Sozialwohnungen entstehen.
Mexikos Hochbau nimmt seinen Schwung aus dem Jahr 2024 mit: Im 1. Halbjahr 2025 legte der Sektor real um 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu, so Angaben der Baukammer CMIC. Vor allem der Wohnungsbau entwickelte sich mit einem Plus von 9 Prozent kräftig. Ein Grund für den hohen Anstieg ist immer noch der Nachholbedarf im Nachgang der geringen Bauaktivität während der Coronapandemie.
Der Bau von Industriegebäuden hingegen wuchs nur leicht (+1,1 Prozent). Aufgrund der Unsicherheit rund um die US-Zollpolitik halten sich viele Unternehmen mit neuen Investitionen zurück. Die Bauaktivität der öffentlichen Hand (wie Schulen, Gesundheitseinrichtungen) ist seit dem Regierungswechsel Ende 2024 rückläufig, dürfte aber mittelfristig wieder anziehen.
Produktionswerte im mexikanischen Hochbau In Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent| | 2023 1) | 2024 1) | Veränderung 2024/23 (real) 2) |
|---|
| Produktionswert im Hochbau insgesamt, davon: | 15.299 | 16.133 | 9,0 |
| Bürogebäude, Handel und Industrie | 7.896 | 8.892 | 16,4 |
| Wohnungsbau | 6.338 | 6.237 | 1,7 |
| Gesundheitseinrichtungen | 465 | 464 | 3,1 |
| Schulen | 354 | 310 | -9,5 |
| Andere | 246 | 230 | -3,2 |
1 berechnet mit durchschnittlichen Wechselkursen von 2023 (1 US$ = 17,73 mex$) und 2024 (1 US$ = 18,33 mex$); 2 Veränderung auf Basis der Landeswährung.Quelle: INEGI (Encuesta Nacional de Empresas Constructoras, ENEC) 2025; Economist Intelligence Unit (EIU) 2025
Milliardenschweres Wohnungsbauprogramm
Unter der Regierung Sheinbaum sollen verstärkt Sozialwohnungen für ärmere Bevölkerungsschichten entstehen. Das Regierungsprogramm Plan México sieht bis 2030 den Bau von 1,8 Millionen Sozialwohnungen ("Vivienda para el Bienestar") vor. Allein für 2026 rechnet das Finanzministerium mit Ausgaben in Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar (US$). Fokus des Wohnbauprogramms sind wirtschaftlich rückständige Bundesstaaten wie Sonora, Hidalgo, Michoacán und Oaxaca.
Zuständig für das staatliche Wohnbauprogramm ist die Wohnungskommission Conavi (Comisión Nacional de Vivienda). Begünstigt werden Familien, deren monatliches Einkommen weniger als das Doppelte des Mindestlohns beträgt, umgerechnet rund 925 US$. Mit den Sozialwohnungen dürfte die Regierungspartei Morena ihre Zustimmung in der breiten Bevölkerung weiter steigern.
Der Plan México sieht zudem die Vergabe von 577.000 neuen Wohnbaukrediten bis 2030 vor sowie den Schuldenerlass von 4,4 Millionen in der Vergangenheit vergebenen Kreditverträgen. Zuständig für Wohnbaukredite sind in Mexiko die beiden Institute Infonavit und Fovissste, die sich ebenfalls am Bau von Sozialwohnungen beteiligen.
Hohe Preise für Industrieimmobilien in Mexiko-Stadt
Die günstigsten Monatsmieten unter den genannten Standorten bietet Guanajuato mit durchschnittlich 4,90 US$ je Quadratmeter (Industriegebäude Klasse A und B). Etwas teurer ist das nahe gelegene Querétaro (6,90 US$). In der nördlichen Grenzstadt Ciudad Juárez liegen die Monatsmieten bei 7,60 US$ je Quadratmeter, Mexiko-Stadt ist mit 9,30 US$ deutlich teurer. Für die beiden weiteren Metropolen werden Preisspannen angegeben: Monterrey 5,30 bis 10,90 US$ und Guadalajara 6,80 bis 9,00 US$ je Quadratmeter.
Die meisten Industrieimmobilien in Mexiko-Stadt befinden sich im Korridor CTT (Cuautitlán, Tultitlán, Tepotzotlán) im Norden der Hauptstadt sowie im benachbarten Ort Tlalnepantla. Hier betreiben unter anderem Amazon, Mercado Libre, Coca-Cola und PepsiCo Distributionszentren und Ford ein Automobilwerk. In Monterrey konzentriert sich das Angebot auf die Stadtteile Apodaca (Klasse A) und Guadalupe (Klasse B). In Guadalajara ist der Vorort El Salto vor allem wegen seiner Nähe zum Flughafen ein beliebter Standort für Industrieimmobilien.
Die beiden Millionenstädte Mexiko-Stadt und Guadalajara weisen aufgrund begrenzt verfügbarer Flächen aktuell geringe Leerstandsquoten von Industrieimmobilien auf (1,8 beziehungsweise 0,4 Prozent). Im Norden Mexikos nahe der US-Grenze sind noch mehr Industrieimmobilien verfügbar. Die Leerstandquoten liegen bei 5,7 Prozent in Monterrey und 9,8 Prozent in Ciudad Juárez.
Leerstandsquote von Büros sinkt allmählich
Im Zuge der Coronapandemie und der Einführung hybrider Arbeitsmodelle ging die Nachfrage nach Büroflächen deutlich zurück. Allmählich kehrt sich der Trend jedoch um und die Leerstandsquote von Büros sinkt wieder. So stehen in Mexiko-Stadt rund 21,5 Prozent der Bürofläche leer (Stand: 2. Quartal 2025), weniger als in den Vorjahren. Vor der Pandemie im Jahr 2019 betrug die Leerstandsquote jedoch nur 15 Prozent, so Colliers International. Das größte Angebot an Büroflächen befindet sich in den Stadtteilen Santa Fe, Polanco, Insurgentes und Reforma. In Monterrey (17,9 Prozent) und Querétaro (17 Prozent) ist die Leerstandsquote etwas geringer als in der Hauptstadt, in Guadalajara (10,2 Prozent) liegt sie sogar deutlich tiefer.
Laut Colliers International liegen die Büromieten weiterhin unter dem Niveau von vor der Pandemie. In Mexiko-Stadt werden monatlich je Quadratmeter im Schnitt 23,75 US$ für Klasse A+ und 21,10 US$ für Klasse A verlangt. Für Monterrey wird ein durchschnittlicher Mietpreis zwischen 11 US$ und 38 US$ je Quadratmeter angegeben, darin sind Gebäude der Klassen A+, A und B berücksichtigt. In Guadalajara liegt der Mietpreis zwischen 8,20 US$ und 25 US$. In Querétaro sind die Büromieten mit durchschnittlich 16,89 US$ für Klasse A+ und 15,50 US$ für Klasse A etwas niedriger.
Neue Luxuskaufhäuser
Nach Angaben des Einzelhandelsverbandes ANTAD investieren die 157 Mitgliedsunternehmen des Verbandes 2025 rund 3 Milliarden US$ in Mexiko. Die Mittel dienen der Erweiterung und Modernisierung der Geschäfte. Im Jahr 2024 hatten die entsprechenden Investitionen nur bei 2,1 Milliarden US$ gelegen, so ANTAD. Besonders hohe Ausgaben haben die Supermarktkette Soriana sowie die Kaufhausketten Liverpool und Palacio de Hierro. So will Palacio de Hierro seine 15 bestehenden Filialen modernisieren und mittelfristig neue Kaufhäuser in den Städten Mérida und San Luis Potosí eröffnen. Insgesamt gibt es in Mexiko laut Colliers International 827 Kaufhäuser mit einer Fläche von jeweils über 10.000 Quadratmetern.
Von Edwin Schuh
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Mexiko-Stadt