Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsausblick | Mexiko

Unternehmen in Mexiko warten auf USMCA-Revision

Schien die mexikanische Wirtschaft den US-Zöllen zunächst standzuhalten, ringt sie nun mit den Folgen. Vieles steht und fällt mit der Neugestaltung des Handelsabkommens USMCA.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Top-Thema: Verschiedene Zölle treffen die mexikanische Wirtschaft

Seit Anfang März 2025 gilt beim Import mexikanischer Waren in die USA ein Zoll in Höhe von 25 Prozent. Damit soll Druck auf Mexiko ausgeübt werden, den Zufluss von Drogen und die illegale Migration einzudämmen. Kurz nach Inkrafttreten des International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) befreite die US-Regierung von diesem Zoll jedoch Waren, die im Rahmen des nordamerikanischen Freihandelsabkommens USMCA gehandelt werden.

Zusätzlich gelten verschiedene Zölle gemäß Sektion 232 des Trade Expansion Act, die den Präsidenten der USA dazu bevollmächtigt, aus Gründen der nationalen Sicherheit Sonderzölle zu erlassen. Vor allem der Zoll auf Kfz und Kfz-Teile (25 Prozent) wirkt sich negativ auf Mexiko aus. Sogar bei Fahrzeugen, die die Ursprungsregeln des USMCA-Abkommens erfüllen, entfällt er auf Komponenten, die nicht in den USA gefertigt wurden, sobald ein Verfahren dafür eingeführt wird. Auch die Zölle auf Einfuhren bestimmter Stahl-, Aluminium- und Kupfererzeugnisse in Höhe von 50 Prozent sorgen bei vielen exportorientierten Unternehmen für zusätzliche Kosten.

Mexikos Wirtschaft sieht sich im internationalen Wettbewerb benachteiligt, da etwa die EU und Japan Zölle von nur 15 Prozent mit den USA aushandeln konnten. Sie wartet auf die vertraglich festgelegte Revision des USMCA, die für Juli 2026 angesetzt ist. Zu befürchten ist, dass die US-Regierung diesen Prozess eher als eine Neuverhandlung des Abkommens angeht. Insider gehen davon aus, dass sich Unternehmen in Mexiko auf höhere Mindestanteile lokaler Wertschöpfung (regional value content) und auf Lohnvorgaben (labor value content) einstellen müssen.

Wirtschaftsentwicklung: BIP rutscht im 3. Quartal 2025 ins Minus

Die Sonderzölle auf Einfuhren in die USA ziehen immer tiefere Spuren in der vom US-Markt sehr abhängigen mexikanischen Wirtschaft: Im 3. Quartal 2025 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorjahresquartal erstmals leicht um 0,3 Prozent, so das Statistikamt INEGI. 

Es ist die Schwäche der verarbeitenden Industrie, die sich negativ auf die Gesamtwirtschaft auswirkt. Wichtige Sparten können dem Druck der Zölle nicht mehr standhalten und verzeichnen deutliche Rückgänge. So lag die Wertschöpfung im Automobilsektor im September 2025 um rund ein Zehntel unter dem Niveau von September 2024. Rückläufig waren auch die Herstellung von Bekleidung (-7,4 Prozent), die Metallverarbeitung (-5,3 Prozent) und der Chemiesektor (-2,4 Prozent). Insgesamt war die Industrieaktivität im September 2025 um rund 3,3 Prozent niedriger, als ein Jahr zuvor. 

Ab 2026 wieder bessere Konjunkturlage erwartet

Aufgrund der Ungewissheit über die zukünftigen Regeln im Handelsverkehr mit den USA bremst der Privatsektor seine Investitionstätigkeit. Im August 2025 lagen die Investitionen in Maschinen und Anlagen laut Statistikamt um 15,1 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats.

Die schwierige Wirtschaftslage dämpft zugleich den Konsum der Haushalte. Zwischen Januar und August 2025 lag er um 0,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Mittelfristig dürfte er sich wegen des steigenden Mindestlohns, einer wachsenden Mittelschicht und der Fußball-Weltmeisterschaft, die 2026 in Nordamerika stattfindet, wieder kräftiger entwickeln. Prognosen sehen den privaten Verbrauch im Gesamtjahr 2025 um real 0,3 Prozent zunehmen.

Laut einer Umfrage der Zentralbank Banxico von Oktober 2025 unter führenden Wirtschaftsanalysten gaben nur 3 Prozent der Befragten an, es sei ein "guter Moment", um aktuell in Mexiko zu investieren. Gleichzeitig rechnen 30 Prozent damit, dass sich das Geschäftsklima in den kommenden sechs Monaten verbessert. Im Schnitt sehen sie das BIP 2025 um real 0,5 Prozent zunehmen und erwarten 2026 eine Erholung um 1,3 Prozent.

Mexiko ist wichtigster Handelspartner Deutschlands in Lateinamerika

Mexiko ist in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Handelspartner der USA aufgestiegen, vor Kanada und China. Der bilaterale Handelsaustausch in Höhe von 844 Milliarden US$ im Jahr 2024 ist weltweiter Spitzenwert. Rund 80 Prozent der mexikanischen Ausfuhren gehen in die USA. Trotz des Zollkonflikts legten die Ausfuhren an den nördlichen Nachbarn von Januar bis September um 5,6 Prozent auf gut 400 Milliarden US$ weiter zu. 

Für Deutschland ist Mexiko der wichtigste Handelspartner in Lateinamerika. Im Jahr 2024 lieferten deutsche Firmen laut Destatis Waren im Wert von 19 Milliarden US$ in das nordamerikanische Land, ein Minus von 7,3 Prozent gegenüber 2023. Die Einfuhren Deutschlands aus Mexiko gingen um 4,1 Prozent auf 10,5 Milliarden US$ zurück. Den Rückgängen 2024 waren jedoch deutliche Zuwächse des Außenhandels nach der Coronapandemie vorausgegangen.

Deutsche Perspektive: Mercedes-Benz beendet Produktion in Mexiko

Das Gemeinschaftsunternehmen COMPAS zwischen Mercedes-Benz und dem japanischen Hersteller Nissan gab im Oktober 2025 bekannt, den Betrieb ab Mai 2026 einzustellen. Seit 2017 liefen in dem Werk im Bundesstaat Aguascalientes Fahrzeuge der Nissan-Luxusmarke Infiniti sowie die Mercedes-Benz-Modelle A-Klasse und ab 2019 das SUV-Modell GLB vom Band. Branchenkennern zufolge hatte das Joint Venture von Beginn an mit Herausforderungen zu kämpfen. Die US-Zölle machten die Produktion der Oberklassewagen zuletzt unwirtschaftlich. Ein Käufer für das Werk wird noch gesucht.

Mercedes-Benz fertigt künftig somit keine Autos mehr in Mexiko. Zwischen Januar und Oktober 2025 stellte der Konzern in Aguascalientes noch rund 48.600 GLB-Fahrzeuge für den Weltmarkt her. Außer in Mexiko produziert Mercedes-Benz dieses Modell bislang nur in China, für den dortigen Markt. Nissan wird die Produktion seiner Fahrzeuge auf ein anderes Werk in Aguascalientes konzentrieren. Auch schließt der Konzern Anfang 2026 nach 60 Jahren sein Werk im Bundesstaat Morelos. Es war die erste Produktionsstätte Nissans außerhalb von Japan gewesen.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Länderseite Mexiko.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.