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Branchen | Mongolei | Bergbau und Rohstoffe

Bergbau nimmt Zukunftsrohstoffe ins Visier

Ihr Rohstoffreichtum macht die Mongolei als Partner interessant. Neben Kupfer und Kohle könnte das Land mit Lithium und Seltenerdmetallen neue Akzente setzen.

Von Jan Triebel | Ulan Bator

Die großen Rohstoffvorkommen und die Bergbauunternehmen sind das wirtschaftliche Rückgrat der Mongolei. Der Beitrag des Bergbaus zum Bruttoinlandsprodukt des Landes hat sich zwischen 2000 und 2022 auf rund 25 Prozent mehr als verdoppelt.

In der Mongolei sind derzeit etwa 3.000 Lagerstätten von rund 50 mineralischen Ressourcen bekannt. Der Internationale Währungsfonds schätzt den Wert der im Land bekannten und vermuteten Bodenschätze auf bis zu 3 Billionen US-Dollar (US$).

Schwerpunkte sind Metallerze und Kohle

Metallische Erze sind die Hauptumsatzträger. Auf sie entfielen 2022 mehr als zwei Drittel des gesamten Ausstoßes im Bergbau. Auf Kohle kam gut ein Fünftel. In größerem Umfang werden vor allem Kupfer, Eisen, Gold, Silber, Uran, Molybdän oder Wolfram gefördert.

Wichtig ist außerdem das Mineral Flussspat. Mit Reserven von geschätzt etwa 22 Millionen Tonnen verfügt die Mongolei weltweit über die viertgrößten Fluorit-Vorkommen, so die US-Behörde National Minerals Information Center.

Chinesische Anbieter dominieren den Ausrüstungsmarkt

Die Technik für den mongolischen Bergbau stammt fast ausnahmslos aus dem Ausland. Die entsprechenden Ausrüstungsimporte beliefen sich 2021 auf knapp 270 Millionen US$. Daten von UN Comtrade zufolge legten sie um rund ein Zehntel gegenüber dem Vorjahr zu.

Hauptlieferant ist mit großem Abstand China. Auf das Nachbarland entfiel 2021 bei Bergwerkstechnik ein Anteil von etwa 58 Prozent. Andere wichtige Bezugsquellen sind Südkorea, die USA, Japan und Schweden. Deutsche Maschinenbauer verkauften 2021 Ausrüstungen für den Bergbau für 4,5 Millionen US$ in die Mongolei, wobei Teile und Zubehör überwogen.

Erteilte Lizenzen umfassen nur etwa 4 Prozent der Gesamtfläche

Die Mongolei nutzt ihren Rohstoffreichtum bisher nur zu einem Bruchteil. Große Teile des Landes sind weiterhin nicht erkundet. Ende März 2023 erlaubten insgesamt 2.584 erteilte Lizenzen den Abbau und die Erkundung von Rohstoffvorkommen. Sie erstreckten sich auf eine Fläche von zusammen etwa 62 Quadratkilometern. Bezogen auf das Territorium der Mongolei entsprach dies überschaubaren 3,8 Prozent, so Daten der staatlichen Mineral Resources and Petroleum Authority (MRPA), der zuständigen mongolischen Aufsichtsbehörde für Bergbauaktivitäten.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass etwa 80 Prozent der Fläche des Landes nicht oder nur eingeschränkt für den Bergbau infrage kommen. Darunter fallen neben Siedlungsgebieten und Grenzstreifen auch größere Areale, die in erster Linie aus Gründen des Naturschutzes unantastbar sind. Hinzu kommen knapp 5 Prozent der Gesamtfläche, die derzeit als "strategische Lagerstätten" ausgewiesen sind und somit unmittelbar der Entscheidungsgewalt der Regierung unterliegen.

Ende März 2023 umfasste das MRPA-Lizenzregister 1.714 Genehmigungen zum Abbau und 870 zur Erkundung von Rohstoffen. Die meisten entfielen auf Gold und Kohle. Es folgten Flussspat, Kalkstein, Eisen und Wolfram. Die durch Förderlizenzen abgedeckten Flächen entfielen der Größe nach auf Kohle (Anteil: 44 Prozent), Gold (26 Prozent) und Kupfer (12 Prozent). Bei Gold und Kupfer sind dabei auch Vorkommen berücksichtigt, die mit anderen metallischen Erzen gemischt sind.

Mongolische Unternehmen halten etwa 80 Prozent der bisher für den Abbau und die Erkundung erteilten Rohstofflizenzen. China ist die Nation mit den meisten Genehmigungen in ausländischen Händen. Hinter zwei Lizenzen stehen MRPA-Angaben zufolge deutsche Unternehmen. Bei weiteren drei Lizenzen sind deutsch-mongolische Partner als Inhaber eingetragen.

Hohe Erwartungen an das Batteriemetall Lithium

Die Mongolei intensiviert ihre Förderaktivitäten bei bereits erschlossenen Vorhaben. Dabei sind aktuell auch mehrere Projekte für Ressourcen am Start, mit denen die Mongolei Neuland betritt. Dazu zählen neben der gezielten Nutzung von Kohleflözgas als Energieträger auch ausgewählte, strategisch bedeutsame Rohstoffe wie Lithium und Seltenerdmetalle. Deren Abbau könnte demnächst anlaufen.

So nähern sich derzeit zwei Lithium-Vorkommen ihrer Förderreife, für die ein kanadisches Unternehmen die Lizenzen besitzt. Dabei geht es einerseits um die Gewinnung des wichtigen Batteriemetalls aus sogenannten Salaren (Salzseen) und andererseits aus dem lithiumhaltigen Mineral Spodumen. Größere Mengen Lithium werden darüber hinaus derzeit an etwa einem Dutzend weiterer Orte im Land vermutet.

Die Mongolei gilt bei Lithium als gut aufgestellt. Vor allem in der Wüste Gobi soll das Potenzial beträchtlich sein. Experten heben hier vor allem die geologischen und geografischen Rahmenbedingungen hervor. Sie sind nahezu deckungsgleich mit denen im sogenannten Lithium-Dreieck Südamerikas.

Ähnlich wie dort sind auch für die Wüste Gobi eine hohe Verdunstung und geringe Niederschläge typisch. Es fehlt zudem ein Abfluss in externe Gewässer. Außerdem spricht für das Land die Nähe zu China, Japan und Südkorea. Sie sind die weltweit wichtigsten Abnehmermärkte für Lithiumhydroxid und Lithiumcarbonat, die beiden gängigsten Verbindungen des Metalls.

Pilotphase für den Abbau von Seltenerdmetallen naht

Bei den ebenfalls stark nachgefragten Seltenerdmetallen steht vor allem die Khotgor-Lagerstätte im Fokus. Ihre angepeilte industrielle Nutzung verspricht Schätzungen zufolge einen Output von zusammen mehr als 2 Millionen Tonnen verschiedener Seltenerdmetalle.

Die Analysen zahlreicher Gesteinsproben haben vor allem recht vielversprechende Spuren der beiden leichten Seltenerdmetalle Neodym und Praseodym ergeben. Sie gelten als wichtiger Bestandteil von Dauermagneten, die ihrerseits für Windkraftanlagen mit Direktantrieb unabdingbar sind. Ähnlich wie bei anderen vergleichbaren Lagerstätten soll auch das Gestein am Standort Khotgor neben Neodym und Praseodym Spuren der zwei weiteren Seltenerdmetallen Cer und Lanthan enthalten.

In Khotgor ist noch im 1. Halbjahr 2023 mit ersten Förderaktivitäten im Rahmen einer zunächst kleineren Pilotanlage zu rechnen. Für den größer angelegten Abbau der Erze des Vorkommens gilt später ein vergleichsweise kostengünstiger Tagebau als machbar. Probebohrungen haben die erzhaltigen Gesteinsmassen überwiegend recht nahe der Erdoberfläche nachgewiesen.

Die Initiatoren von Khotgor, drei Unternehmen aus Australien, der Mongolei und dem Vereinigten Königreich, wollen es allein bei der Erzgewinnung nicht bewenden lassen. Laut ihren Plänen soll mit Förderbeginn in unmittelbarer Nähe zum Tagebau auch eine Anlage in Betrieb gehen, in der sie die Erze aufbereiten und zu Konzentraten anreichern können. Zudem ist daran gedacht, die Metallkonzentrate durch metallurgisches Rösten zu Pulveroxiden zu veredeln.

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