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Mongolei will Viehwirtschaft und Ackerbau optimieren

Die Landwirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und der wichtigste Arbeitgeber. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Viehwirtschaft. Aktuell fördert der Staat den Gemüseanbau.

Von Jan Triebel | Ulan Bator

Die Landwirtschaft bleibt für die Mongolei weiterhin sehr wichtig, obwohl ihre Bedeutung in den vergangenen Jahren gegenläufig zum temporeichen Aufstieg des Bergbaus abgenommen hat. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) fällt mittlerweile nur noch halb so hoch aus wie im Jahr 2000. Die beiden landwirtschaftlichen Sparten Tier- und Pflanzenproduktion steuerten 2022 zusammen rund 13 Prozent zum BIP bei.

Gleichzeitig ist der Agrarsektor landesweit der mit Abstand größte Arbeitgeber. Unter Einschluss der recht hohen Zahl an informell Beschäftigten waren 2022 dort etwa 580.000 Personen tätig. Das entsprach etwa einem Drittel aller Arbeitskräfte im Land.

Die Landwirtschaft ist in der Mongolei mit Risiken verbunden. Größte Herausforderung ist das raue kontinentale Hochlandklima, das die jährliche Vegetationsperiode auf etwa 100 Tage einschränkt. Davon sind Tier- und Pflanzenproduktion gleichermaßen betroffen.

Viehwirtschaft spielt tragende Rolle

Die Viehwirtschaft ist der wichtigste Bereich des Agrarsektors. Sie stand 2022 für mehr als 80 Prozent der Gesamtproduktion der mongolischen Landwirtschaft. Dabei ist die Sparte nicht nur für die Versorgung mit Lebensmitteln bedeutsam, sondern auch als Lieferant wichtiger Vorprodukte für andere Industriezweige wie etwa von Wolle oder Tierhäuten.

Trotz einiger Fortschritte in den vergangenen Jahren schöpft sie ihr Potenzial längst noch nicht aus. Um die Produktivität weiter zu steigern, könnte vor allem die gezielte Einfuhr leistungsfähiger Zuchttiere für Fortschritte sorgen. In den vergangenen Jahren wurden bereits mehrfach kleinere Stückzahlen eingekauft. Aktuell verhandelt das mongolische Landwirtschaftsministerium mit Anbietern aus Belarus über den Ankauf von Hochleistungsrindern.

Um die Viehbestände in den langen und harten Wintern ausreichend versorgen zu können, liegt der Fokus auch stärker auf dem Anbau von Futterpflanzen. Neben der extremen Kälte verliert die Mongolei regelmäßig auch aufgrund von Futtermangel zahlreiche Nutztiere. Die Verluste beliefen sich im Winter 2022/2023 auf 3,6 Millionen Tiere.

Höhere Tierbestände führen zu deutlichen Produktionszuwächsen

Die Viehbestände erhöhten sich zwischen 2012 und 2022 von knapp 41 Millionen um etwa drei Viertel auf rund 71 Millionen Tiere. Landesweit betreuten 2022 knapp 250.000 bäuerliche Haushalte diese Nutztiere. Dabei dominieren Schafe und Ziegen mit jeweils 46 und 39 Prozent den Gesamtbestand. Die restlichen Anteile entfallen hauptsächlich auf Rinder, Pferde und Kamele.

Höhere Bestandszahlen führten zu einem Anstieg der Tierproduktion. Zwischen 2011 und 2021 erhöhte sich etwa die Menge an Fleisch und Schafwolle nahezu auf das Doppelte. Der Ausstoß an Kaschmirwolle wuchs im Berichtszeitraum um 85 Prozent, während die Milchproduktion um 50 Prozent zunahm.

Bestandsplus bei Kaschmirziegen führt zu Überweidung

Neben diesen positiven Auswirkungen hinterlassen die immer höheren Bestände auch deutliche Spuren in der Natur. So hat insbesondere die beträchtliche Vergrößerung der Herden mit Kaschmirziegen vielerorts zu Überweidung geführt. Um der damit einhergehenden Erosion der Landstriche zu begegnen, will das Land bei dieser Nutztierart zukünftig verstärkt auf Nachhaltigkeit setzen.

Sommerweizen ist die dominierende Feldkultur

Ähnlich wie die Tierproduktion verfügt auch der Ackerbau in der Mongolei über ungenutztes Potenzial. Die Sparte ist noch stärker vom Wetter abhängig als die Viehwirtschaft. Selbst die besten Anbaugebiete liegen rund 600 Meter hoch. Hier ist Bodenfrost bereits Anfang September nichts Ungewöhnliches. Auch sind die Niederschlagsmengen sehr überschaubar und zudem nicht gleichmäßig verteilt. Doch auch hier könnte mit dem gezielten Einsatz moderner Anbaumethoden und technischer Aufrüstung die Produktivität deutlich steigen.

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Schwerpunkte des besonders wichtigen Getreideanbaus sind die Flusstäler der Provinzen Selenge und Töw. Von der 2022 landesweit eingebrachten Getreideernte entfielen knapp 60 Prozent auf die zwei im Norden der Zentralregion gelegenen Verwaltungsgebiete. Beide sind außerdem Hauptversorger der Mongolei mit Kartoffeln und den meisten Gemüsesorten: Bei Kartoffeln brachten Töw und Selenge 2022 mehr als drei Viertel der landesweiten Ernte ein, bei Gemüse waren es 55 Prozent. Zentrum des Anbaus für Sanddorn, der auch in größerem Umfang exportiert wird, ist die Provinz Uws im Nordwesten.

Ähnlich wie in der Viehwirtschaft dominieren auch in der Pflanzenproduktion kleine Familienbetriebe. Im Jahr 2022 gab es von ihnen rund 17.700. Die etwa 1.600 größeren Agrarbetriebe konzentrieren sich hauptsächlich auf Sommerweizen, die Feldkultur Nummer eins in der Mongolei.

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Spezielle Fördermaßnahmen für Gemüseanbau

Bei Getreide und Kartoffeln kann das Land sich mittlerweile weitgehend selbst versorgen. Demgegenüber sind aktuell noch umfangreiche Importe nötig, um den Bedarf bei Obst und Gemüse zu decken. Insbesondere bei Gemüse könnte das Angebot aber schon bald häufiger aus eigener Produktion stammen. Die Regierung verfolgt seit Ende 2021 mit der New Revival Policy ein Investitionsprogramm, das nicht zuletzt den Gemüseanbau gezielt fördert.

So subventioniert das Landwirtschaftsministerium lokal erzeugtes Gemüse mit einem Festbetrag je Tonne. Auch für neue Gewächshäuser und moderne Bewässerungstechnik gibt es staatliche Zuschüsse. Darüber hinaus unterstützt der Staat Gemüsebauern bei der Anschaffung von Überwachungsdrohnen. Diese Technik soll auf Gemüseplantagen einen möglichen Befall durch Schädlinge frühzeitig erkennen. Hinzu kommt, dass der Staat aktiv die Gründung von Genossenschaften im Gemüse- und Kartoffelanbau fördert. Dies soll vor allem einen effizienten Betrieb von zentralen Lager-, Kühl- und Distributionskomplexen ermöglichen.

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