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Deutsche Exporte nach Nigeria haben viel Luft nach oben

Deutschlands Ausfuhren in Afrikas größte Volkswirtschaft sind eher bescheiden. Auch Star-Exportbranchen sind in Nigeria schlechter vertreten als in anderen afrikanischen Staaten.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Medikamente und Straßenfahrzeuge gehören zu den Waren, bei denen deutsche Exporteure in Nigeria relativ schwach aufgestellt sind. Dies zeigt ein Vergleich von Außenhandelsdaten und Wirtschaftskraft zwischen Nigeria und anderen afrikanischen Staaten, die in derselben Region liegen oder ähnliche Strukturen aufweisen. Auch bei Elektrotechnik, Informationstechnik sowie bei Getränken und Nahrungsmitteln ist Deutschland in Nigerias Importmarkt eher unterrepräsentiert.

Beim Gesamtwert der deutschen Exporte liegt Nigeria als Zielland ebenfalls recht weit hinten. Die deutschen Ausfuhren dümpeln seit Jahren bei jährlich gut 1 Milliarde US-Dollar (US$). In Afrikas nächstgrößere Volkswirtschaften liefert Deutschland wertmäßig weitaus mehr. Das gilt für Ägypten und Algerien, vor allem aber für Südafrika, dem mit Abstand wichtigsten Exportmarkt Deutschlands in Afrika. Seit 2016 bewegen sich die deutschen Ausfuhren in das Land am Kap bei jährlich 10 Milliarden US$. Das ist etwa gleich viel wie nach Marokko, Algerien und Ägypten zusammen.

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Nigerias Bezüge aus Deutschland sind besonders niedrig, wenn man sie ins Verhältnis zur Wirtschaftskraft setzt. Afrikas größte Ökonomie importiert pro erwirtschaftetem Dollar nicht nur deutlich weniger deutsche Waren als Algerien, ebenfalls ein Flächenstaat mit großem Öl- und Gassektor. Auch Nigerias Nachbarländer Ghana und Côte d´Ivoire kaufen bei dieser Rechnung deutlich mehr Waren Made in Germany. Ähnlich schlecht wie in Nigeria sind deutsche Exporteure in Kenia vertreten, schlechter noch in Angola und Äthiopien. Südafrika importiert bei dieser relativen Betrachtung besonders viel aus Deutschland. Der Wert ist noch deutlich höher als bei Brasilien oder China, Ländern mit ebenfalls ausgeprägter Industrie und entsprechenden Absatzmöglichkeiten für deutsche Lieferanten.

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In der Warenstruktur der Ausfuhren Deutschlands in die einzelnen Länder sind beim Zielland Nigeria Straßenfahrzeuge relativ schwach vertreten. Auf die deutsche Vorzeige-Exportbranche entfielen 2022 nur 5,9 Prozent der Lieferungen. Bei Ghana und Côte d´Ivoire und auch im globalen Schnitt lag dieser Anteil teils deutlich höher. Die beiden Nachbarländer kaufen auch relativ viele deutsche Fleischerzeugnisse und Getränke, Nigeria praktisch gar keine. Im Vergleich zu Algerien und auch zu Ghana importiert Nigeria auch recht wenige deutsche Medikamente.

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Wenn man umgekehrt bei Nigerias Importen die deutsche Lieferposition betrachtet, fällt der sehr niedrige Anteil von Made in Germany bei Informationstechnik auf. Während 2021 auf IT 3 Prozent aller Einfuhren Nigerias entfielen, nahm diese Produktgruppe bei den Lieferungen aus Deutschland nur 0,3 Prozent ein. Diese Zahlen ergeben sich allerdings unter Herausrechnung von Treibstoffen sowie anderen Produkten der Öl- und Gaswirtschaft - darauf verwendet der Rohölexporteur Nigeria angesichts fehlender heimischer Raffinerien fast ein Drittel seiner Importrechnung. Zu den anderen Warengruppen, bei denen deutsche Lieferanten in dieser Rechnung relativ schlecht in Nigeria vertreten sind, gehören Messgeräte, Elektrotechnik, andere Beförderungsmittel sowie Kunststoffe in Primärform und Zuckerwaren.

Nigerias Importe ausgewählter Waren 2021 (Wertanteil in Prozent) *

Warengruppe (SITC-Kapitel)

Anteil an den gesamten Importen

Anteil an den  Importen aus Deutschland

 
 Zucker/-waren (06) 

2,8

0,1

 

Arzneimittel, mediz. Erzeugn. (54)

4,0

3,4

 
 Kunststoffe in Primärform (57) 

6,0

1,7

 
 andere Chemikalien (59) 

3,1

2,4

 
 andere Metallwaren (69) 

2,7

2,1

 
 IT (76) 

3,0

0,3

 
 Elektotechnik (77) 

4,9

3,6

 
 andere Beförderungsmittel (79) 

1,2

0,4

 
 Messgeräte (87) 

2,7

1,7

 
* ohne Berücksichtigung von Erdöl/-erzeugnissen, die mit 31,2% die mit Abstand wichtigste Import-Warengruppe stellteQuelle: UN Comtrade; GTAI-Berechnungen 2023


Nigeria hat schon vor Längerem Südafrika als größte Volkswirtschaft in Afrika abgelöst. Der Ölstaat wird diese Führungsposition in den nächsten Jahren ausbauen, so Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF). Aktuell liegt nach den Daten des IWF Ägypten noch gleichauf in der Größenliste des Kontinents.

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Weitere Informationen zur wirtschaftlichen Entwicklung Nigerias und zum Außenhandel bieten Wirtschaftsausblick und SWOT-Analyse zu dem Land.

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