Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsausblick I Armenien

Armenien bleibt auf Wachstumspfad - Sondereffekte lassen nach

Die armenische Wirtschaft verspricht ein stetiges jährliches Wachstum von rund 5  Prozent – getragen von Dienstleistungen, Konsum, Investitionen und Bau.

Von Uwe Strohbach | Eriwan

Top-Thema: Hightechoffensive soll Branchenumsatz verdoppeln    

Armenien fördert seit dem 1. April 2025 verstärkt Hightechprojekte. Das umfassende Steuer- und Förderpaket läuft zunächst sieben Jahre lang. Ist es erfolgreich, könnte sich der jährliche Umsatz der Branche mittelfristig auf 6 Milliarden US-Dollar (US$) verdoppeln. 

Die Offensive spricht 32 hochtechnologische Produktions- und Dienstleistungssparten an. Dazu zählen IT-Softwareentwicklungen, die Produktion von Leiter- und Speicherplatten, Kommunikations-, elektronischen, optischen, medizinischen Geräten sowie unbemannten Systemen. 

Firmen, die ausländische Fachkräfte oder Quereinsteiger beschäftigen, erhalten 60 Prozent der Lohnsteuer zurück. Kleinunternehmen und Forschungsprojekte profitieren zusätzlich von speziellen Steuervergünstigungen.

Wirtschaftsentwicklung: Konjunktur bleibt robust trotz abklingender Sondereffekte  

Für das Jahr 2026 rechnet die armenische Zentralbank mit einem realen Wirtschaftswachstum zwischen 4,4 und 4,9  Prozent – nach prognostizierten 4,6 bis 5,1 Prozent im Jahr 2025. Auch internationale Entwicklungsbanken rechnen in beiden Jahren mit vergleichbarem Wachstum.

Die Perspektiven sind vielversprechend: Zwischen 2022 und 2024 legte die Wirtschaft jährlich durchschnittlich um 8,9  Prozent zu. Getrieben wurde der Boom vor allem durch Sondereffekte des Russland-Ukraine-Kriegs – darunter Fluchtmigration, kräftige Kapitalzuflüsse aus Russland und ein lebhafter Transithandel. Inzwischen normalisiert sich die Wachstumsdynamik wieder.

Die Konjunktur wird weiter getragen vom Konsum, dynamischen Dienstleistungen in Finanzen, Immobilien und unternehmensnahen Bereichen sowie regen Aktivitäten im IT-Sektor. Öffentliche und private Investitionen ziehen spürbar an. Internationale Geber fördern verstärkt Projekte in Gesundheit, Infrastruktur, Wohnungsbau und Agrarwirtschaft.

Das im August 2025 unter den USA vermittelte Friedensabkommen mit Aserbaidschan eröffnet Armenien als Brückenland am Mittleren Transportkorridor große wirtschaftliche Chancen. Ambitionierte Logistikprojekte stehen bevor. Dennoch fehlt es der kleinen Kaukasusrepublik noch an zentralen Voraussetzungen für nachhaltiges und breiter aufgestelltes Wachstum.

Steigendende Investitionen in Infrastruktur und Hightech

Die Bruttoanlageinvestitionen dürften 2025 und 2026 jeweils real um bis zu 10  Prozent steigen – nach durchschnittlich 12 Prozent in den drei Vorjahren. Mit über 6  Milliarden US$ jährlich liegt das erwartete Investitionsvolumen dreimal so hoch wie im Vor-Corona-Krisenjahr 2019. 

Öffentliche Mittel bleiben der Haupttreiber: Über 2  Milliarden US$, einschließlich ausländischer Kredite, fließen in Straßenbau, Bildungseinrichtungen, Wasserspeicher und Trinkwasserversorgung sowie weitere Infrastruktur. Der Privatsektor setzt auf ein KI-Datenzentrum, Wohnungsbau, Tourismus, Sportstätten, staatlich geförderte Agrarförderprojekte (Gewächshäuser und smarte Tierzuchtfarmen) und die Modernisierung des Gasnetzes.

Konsum zieht an – Tourismus als Hoffnungsträger 

Der private Konsum zieht 2025 und 2026 an und ist ein wichtiger Konjunkturmotor. Er bleibt aber insgesamt schwach – bedingt durch 24 Prozent Armut, 14  Prozent Arbeitslosigkeit und niedrige monatliche Bruttolöhne von durchschnittlich 730 US$ (2024). 

Zwei Drittel des Einkommens fließen in Lebensmittel, ein Viertel bedarf es für  kommunale Dienste. Für andere Ausgaben bleibt wenig Spielraum. Ein Lichtblick: Der Incoming-Tourismus zieht an – für 2027 erwartet das Tourismuskomitee rund 2,6 Millionen ausländische Gäste.

Handel abseits von Transitrouten steigt um bis zu 10 Prozent

Nach einem Boom kehrt der Außenhandel ab 2025 zur Normalität zurück. Ursache des sprunghaften Anstiegs 2023/2024 waren milliardenschwere Reimporte und -exporte beziehungsweise Edelstein- und Goldtransite zwischen Russland, Indien, Hongkong (Einfuhr) und den VAE (Wiederausfuhr) via Armenien. 

Neue Zollregeln der Eurasischen Wirtschaftsunion begrenzen seit 2025 solche Geschäfte deutlich. Im Jahr 2025 dürften Armeniens Warenexporte und -importe um mindestens ein Drittel sinken. Für 2026 erwartet die Zentralbank wieder Zuwächse von rund 5 Prozent. Der Handel außerhalb von Transitgeschäften soll um etwa 10 Prozent steigen.

In den ersten sieben Monaten 2025 importierte Armenien vor allem Maschinen und Ausrüstungen im Wert von 1,5  Milliarden US$. Hauptlieferländer sind Russland, China, Georgien, Iran und Deutschland. Die meisten Exporte gehen nach Russland, in die VAE und nach China.

Deutsche Perspektive: Kleiner Markt mit Geschäftschancen in vielen Nischen 

Ungeachtet der überschaubaren Marktgröße lohnt sich für deutsche Firmen ein Blick auf Armenien. Chancen eröffnen sich etwa im Ausbau der Energieversorgung sowie im Bereich Wasser/Abwasser. Bei der Planung neuer Wasserspeicher setzt das Land gezielt auf ausländisches Know-how. 

Auch die Verkehrsinfrastruktur bietet Potenzial: Neben zahlreichen Straßenprojekten im ganzen Land sind in Eriwan der Bau einer U-Bahn und eines Flughafens geplant. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) kofinanziert den Wohnungsbau mit 310 Millionen US$. Zusätzlich bietet der Infrastrukturausbau im Tourismus- und Freizeitbereich Geschäftschancen – etwa durch Investitionen in Hotels, Erholungsanlagen und touristische Einrichtungen.

Gesundheitsprojekte von Weltbank und ADB mit einem Volumen von 152  Millionen  US$ schaffen Geschäftsmöglichkeiten für Anbieter von Medizin- und Labortechnik. Der Agrarsektor meldet großen Investitionsbedarf – insbesondere beim geförderten Ausbau von Gewächshauswirtschaft und smarter Tierzucht.

Ein weiteres attraktives Kooperationsfeld ist die Softwareentwicklung. Die Wirtschaftsförderagentur Enterprise Armenia informiert auf Anfrage über konkrete Investitionsprojekte.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.