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Wirtschaftsausblick | Österreich

Wirtschaft wird 2024 wieder wachsen

Österreich ist 2023 in die Rezession gerutscht. Die Konjunktur wird 2024 wieder drehen. Klimaschutz, Digitalisierung und Infrastrukturausbau treiben Investitionen voran.

Von Waldemar Lichter | Bonn

Wirtschaftsentwicklung: Schwache Nachfrage bremst Wachstum in 2023

Erstmals seit der Coronakrise rutschte die österreichische Wirtschaft wieder in eine - wenngleich leichte - Rezession. Im 3. Quartal 2023 ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zurück – zum fünfte Mal in Folge. Prognosen führender Wirtschaftsforschungsinstitute gehen für 2023 von einem realen BIP-Rückgang von 0,8 beziehungsweise 0,4 Prozent aus. Von der Konjunkturschwäche ist die Industrie, noch mehr aber die Bauwirtschaft betroffen. Die konjunkturelle Abkühlung ist bereits seit Mitte 2022 zu beobachten.

Wirtschaftliche Eckdaten Österreichs

Indikator

2021

2022

Vergleichsdaten Deutschland 2022

BIP (nominal, Mrd. Euro)

402,7

447,7

3.877

BIP pro Kopf (Euro)

45.370

49.440

46.260

Bevölkerung (Mio.)

9,0

9,1

84,4

Quelle: Statistik Austria 2023; Eurostat 2023; Statistisches Bundesamt 2023

 

Ungeachtet der pessimistischen Stimmung in großen Teilen der Wirtschaft werden die Aussichten für 2024 günstiger beurteilt. Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung  (WIFO) und das Institut für Höhere Studien (IHS) rechnen mit einem realen Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent beziehungsweise 0,9 Prozent. Dazu beitragen werden vor allem der Konsum und die anziehende Auslandsnachfrage.

Wirtschaftliche Entwicklung 2022 bis 2024 in Österreich (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent)
 

2022

2023*)

2024*)

BIP

4,8

-0,8

1,2

Leistungsbilanzsaldo (in % des BIP)

-0,3

1,5

1,9

Bruttoanlageinvestitionen

0,1

-0,5

-0,5

Privater Verbrauch

5,7

0,8

1,8

*) PrognoseQuelle: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), Oktober 2023

Top-Thema – Energiekosten und Versorgungssicherheit

Ausufernde Energiekosten und Sicherung der Energieversorgung treiben Österreichs Wirtschaft um. Jedes zweite Unternehmen ist deutlich von gestiegenen Energiepreisen betroffen. Das schlägt auf die Ertragslage. 

Es leiden vor allem energieintensive Branchen wie die Luftfahrt, die Chemie-, Papier- und Stahlindustrie. Aber auch andere Produktions- und Dienstleistungsbranchen sind indirekt von hohen Energiekosten betroffen.

Die österreichische Regierung reagierte darauf mit Energiekostenzuschüssen. Damit wurden Mehrkosten für Strom, Erdgas und Treibstoffe abgefedert. Gleichzeitig treibt die Regierung Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs, zur Diversifizierung der Energiebezüge und dem Ausbau alternativer Energiequellen voran.

Die Maßnahmen erfordern hohe Investitionen, davon können auch deutsche Technologie- und Technikanbieter profitieren. Ein wichtiges Thema ist auch die Verbesserung der Energieeffizienz in der Industrie und im Gebäudesektor. Österreich will bis 2040 klimaneutral sein. 

Privater Verbrauch stützt die Konjunktur

Wichtige Konjunkturstütze wird der private Verbrauch sein. Dieser wird 2024 um real 1,8 (2023: 0,8) Prozent zulegen. Auch die Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern wird 2024 um 2 Prozent steigen (2023: -3,6 Prozent). 

Auch der Welthandel wird wieder für eine steigende Auslandsnachfrage sorgen. Die Warenexporte werden laut WIFO 2024 real um 2,5 (2023: 1,5) Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen. Eine ähnliche Dynamik wird 2024 (2,3 gegenüber -1,9 Prozent) bei Warenimporten erwartet.

Warenaußenhandel Österreichs (in Milliarden Euro; nominale Veränderung in Prozent)
 

2021

2022

Veränderung 2022/2021

Importe (cif)

185,7

222,0

19,5

Exporte (fob)

171,5

201,4

20,6

Handelsbilanzsaldo

-14,2

-19,6

-

Quelle: Eurostat 2023

 

Investitionen schwächeln

Wenig Wachstumsimpulse gehen von den Investitionen aus. Nach einem Rückgang der Bruttoanlageinvestitionen 2023 von 0,5 Prozent erwartet das WIFO für 2024 ein Minus in gleicher Höhe. Verantwortlich dafür sind allerdings vor allem die Bauinvestitionen (-2,7 und -4,1 Prozent). Ausrüstungsinvestitionen werden dagegen 2023 um 1,5 Prozent und 2024 um weitere 2,6 Prozent zulegen. Das lässt Chancen für deutsche Anbieter von Investitionsgütern auf dem Markt erwarten.

Die Investitionsneigung der Unternehmen wird allerdings durch verschlechterte konjunkturelle Aussichten und fortbestehende globale Unsicherheiten (Ukraine-Krieg), gestiegene Energie- und Rohstoffpreise sowie durch steigende Finanzierungskosten gedrückt. 

Mit einem im Oktober 2023 beschlossenen Konjunkturpaket in Höhe von 6 Milliarden Euro wirkt die Regierung der Investitionsschwäche entgegen. Mit den Maßnahmen soll vor allem der Bauindustrie unter die Arme gegriffen werden, etwa durch Förderung der energetischen Gebäudesanierung. 

Stärker gefördert wird der Ausbau erneuerbarer Energiekapazitäten. Das Förderprogramm zur Umstellung auf klimafreundliche Technologien und zum Ausstieg aus Erdgas und Erdöl („Klima- und Transformationsoffensive Industrie“; rund 3 Milliarden Euro) wird fortgeführt. Geplant sind ferner Investitionen in den Auf- und Ausbau der österreichischen Halbleiter-/Chipindustrie. 

Deutsche Perspektive: Interessanter Absatzmarkt für Konsum- und Investitionsgüter

„Es gibt kein Wirtschaftsverhältnis zwischen zwei Ländern innerhalb Europas, das so intensiv ist wie jenes zwischen Österreich und Deutschland“, sagt Hans Dieter Pötsch, Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK). Das bilaterale Handelsvolumen erreichte 2022 ein Rekordhoch von rund 144 Milliarden Euro.  „Die Wirtschaftsanbindung an Deutschland ist nach wie vor das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft, und umgekehrt ist auch Österreich einer der wichtigsten Wirtschaftspartner Deutschlands“, so Pötsch.

Rund 38 Prozent der österreichischen Importe stammten 2022 aus Deutschland, mehr als 29 Prozent der österreichischen Exporte gingen dorthin. „Es gibt derzeit rund 6.000 deutschen Firmenniederlassungen in Österreich, vor allem aus angrenzenden Regionen, die den Markt intensiv bearbeiten“, bestätigt Thomas Gindele, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Handelskammer in Österreich (AHK Österreich).

Österreich ist interessant für deutsche Exportunternehmen. Der Markt verfügt über eine hohe Kaufkraft und ist damit ein guter Absatzmarkt für Konsumgüter. Auch bei Maschinen und Anlagen gibt es gute Chancen. Interessant ist der Markt aktuell bei Investitionen im Energiesektor, etwa bei der Energieversorgung oder im Bereich der erneuerbaren Energien, vor allem bei Windenergie. Auch bei Speichertechnologien und im Bereich Wasserstoff gibt es einige Möglichkeiten. 

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