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In Ostasien entstehen über 2.000 neue Rechenzentren

Der Bau von Rechenzentren für KI- und Cloud-Anwendungen boomt in Ostasien. Daraus ergeben sich auch viele Projektaussichten für deutsche Ausrüstungsanbieter.

Von Jürgen Maurer | Taipei

China, Japan, Südkorea und Taiwan investieren kräftig in neue Datenzentren. Die Einführung und Nutzung von künstlicher Intelligenz und Cloud-Anwendungen lässt den Bedarf an Hochleistungsrechenzentren steigen. Weit über 2.000 neue Datenzentren werden bis 2030 in Ostasien entstehen und ältere modernisiert. Deutsche Firmen sind dabei gefragte Anbieter.  

Wo neue Rechenzentren entstehen oder bestehende modernisiert werden, ist Kühlung unverzichtbar – und deutsche Unternehmen wie Stulz und Cloud&Heat Technologies sind meist mit dabei. Auch andere deutsche Firmen mischen in der Branche mit: Siemens sorgt für die Energieversorgung, Rittal liefert die Infrastruktur, und Exyte begleitet Projekte von der Planung bis zur schlüsselfertigen Übergabe.

Ostasiatische Länder investieren Milliarden in neue Rechenzentren

Chinas Planwirtschaft treibt den Ausbau der Rechenzentren rasant voran – als Rückgrat für 5G, E-Commerce und künstliche Intelligenz. Derzeit sind rund 347 Großprojekte genehmigt, mit Investitionen von etwa 39 Milliarden US-Dollar. Bis 2030 soll die Zahl neuer Projekte auf über 500 und die Investitionshöhe auf über 77 Milliarden US$ zulegen. Die schiere Größe Chinas macht die Verteilung von Rechenzentren notwendig. 

In Südkorea soll die Zahl der Rechenzentrenstandorte von 153 Ende 2023 auf 732 bis 2029 steigen. Dabei soll in Südkorea bis 2028 für 35 Milliarden US$ eines der größten Datenzentren weltweit entstehen. Der Bau erfolgt außerhalb des Großraums Seoul, da die Regierung die starke Ballung in der Hauptstadtregion entzerren will.

In Ostasien werden sich die Rechenzentrumskapazitäten in Zukunft mehr als verdoppelnAusgewählte Standorte für Datenzentren in Ostasien 2024
 

Einwohnerzahl (in Millionen) 

Anzahl Rechenzentren 

Kapazität (in Megawatt) 

Geplante und/oder im Bau befindliche Rechenzentren (in Megawatt) 

Greater Tokyo 

37 

118 

1.136 

1.791 

Greater Seoul 

26 

49 

520 

638 

Greater Taipei 

7

27 

107 

160 

Beijing

23

48

2.162

117

Hongkong 

8

46 

581 

698 

Quelle: Cushman&Wakefield, DCByte, 2025

Japan setzt ebenfalls auf Dezentralisierung. Dort hat sich der Bau von Rechenzentren bislang auf die Großräume Tokyo und Osaka konzentriert. Im Archipel gab es Ende 2023 laut der japanischen “Expertengruppe für digitale Infrastruktur” landesweit 510 Rechenzentren. Konkrete Ausbauzahlen liegen nicht vor, jedoch sind weitere ausländische Investitionen in Rechenzentren willkommen.

Auch Taiwans Regierung will den Neubau von Rechenzentren im Raum Taipei einschränken. Mit 22 fertiggestellten Rechenzentren Ende 2024 ist Taiwans Infrastruktur noch ausbaufähig, insbesondere im energiereicheren Süden und Westteil der Insel. Microsoft errichtet gegenwärtig Datenzentren im nordwestlichen Taoyuan. Die deutsche Firma Exyte kommt dabei als einer der beiden Kontraktoren zum Einsatz.

Strombedarf unterschätzt 

Datenmengen steigen und mit ihnen der Energiebedarf digitaler Infrastrukturen. Wie schnell die Anforderungen wachsen, hängt unter anderem von der weiteren Entwicklung von KI-Modellen sowie deren Konfiguration und Anwendung ab. Langfristprognosen sind daher unsicher. Laut IEA soll die Stromnachfrage durch Rechenzentren bis 2030 weltweit auf 945 Terawattstunden steigen.  

Allein China rechnet bis 2030 mit einem Stromverbrauch von 530 Terawattstunden für seine Rechenzentren. Auch in den USA dürfte der Energiebedarf weiter steigen, wenn Cloud- und Streaming-Anbieter ihr Wachstumstempo beibehalten. Hinzu kommen massive Investitionen in KI-Rechenzentren in Ländern wie Japan, Südkorea, Taiwan und in Südostasien. Laut der Marktforschungsfirma Insight Partners soll der weltweite Bedarf an Rechenzentrums-Ausrüstung von 243 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf rund 670 Milliarden US-Dollar im Jahr 2031 anwachsen.

Gut zu wissen – Fakten zu Ostasiens Datenzentren

  • Beijing, Shanghai und Tokyo gehören mit jeweils 1 Gigawatt Kapazität zu den zehn größten Datenzentren weltweit.

  • Südkorea baut ein Rechenzentrum mit einer Gesamtkapazität von 3 Gigawatt und will damit 2028 unter die Top-Ten der größten Standorte weltweit aufsteigen.

  • China hat weltweit die höchste Effektivität der Stromnutzung (Power Usage Effectiveness) von 1,4. Der weltweite Durchschnittswert lag 2024 bei 1,56.

  • Tokyo ist der teuerste Standort zum Bau von Rechenzentren weltweit, vor Singapur.

China und Taiwan setzen stärker auf erneuerbare Energien 

Energieeffizienz und grüne Stromversorgung sind wichtige Ziele in fast allen ostasiatischen Märkten. Dabei ist China weit fortgeschritten: Landesweit gab es 2024 bereits 246 grüne Rechenzentren mit einem Nutzungsanteil erneuerbarer Energieträger von 50 Prozent. Die Vorgabe für den Neubau von Datenzentren ab 2025 ist ein Anteil von mindestens 80 Prozent grüner Energie.  

In Taiwan verfolgt Chunghwa Telecom das Ziel, den Anteil grüner Energie von 35 Prozent im Jahr 2024 auf 100 Prozent bis 2030 zu steigern. Auch internationale Anbieter mit Rechenzentren im Land dürften sich an diesem Ziel orientieren. Allerdings ist der Wettbewerb um grüne Energie intensiv – denn laut Chunghwa Telecom wächst das Angebot bei weitem nicht so schnell wie der steigende Strombedarf.

Südkorea und Japan hinken bei Ökostrom hinterher

In Südkorea lag der Anteil erneuerbarer Energien an der Versorgung von Rechenzentren im Jahr 2022 gerade mal bei 1,9 Prozent. Nachhaltigkeit spielt beim Ausbau bislang eine untergeordnete Rolle. Zwischen 2024 und 2030 soll die IT-Leistung von Rechenzentren von 1.200 auf 3.300 Megawatt steigen. Dies spiegelt sich auch im Stromverbrauch wider, der im gleichen Zeitraum von 8,2 Terawattstunden auf 18 Terawattstunden zunehmen soll. 

Japans Regierung will bis 2040 alle Rechenzentren klimaneutral betreiben. Der Energieverbrauch der Rechenzentren soll dabei zwischen 2024 und 2030 um das Zehnfache steigen – auf rund 4.400 Megawatt. Vor allem US-amerikanische Firmen investieren umfangreich in die Datenzentreninfrastruktur in Japan. 

Investitionskosten für Rechenzentren steigen

In den kommenden Jahren werden die Kosten für Grundstücke sowie den Bau und die Ausstattung von Rechenzentren in Ostasien deutlich steigen. Gründe sind die hohe Nachfrage nach Bauleistungen und gestiegene Materialpreise. Laut der Marktforschungsfirma IDC sind die Investitionskosten in Japan bereits um das 1,5-Fache gestiegen.

Aus Gründen der Souveränität, Sicherheit und des Datenschutzes strebt jedes Land ein möglichst eigenständiges digitales Ökosystem an. Während Japan, Südkorea und Taiwan ihre Märkte für ausländische Cloud-Anbieter und spezialisierte Rechenzentrumsentwickler geöffnet haben, ist der Zugang in China bislang stark eingeschränkt. Dort waren bisher nur Joint Ventures mit chinesischen Partnern erlaubt. Seit Oktober 2024 dürfen in vier Pilotstädten erstmals auch vollständig ausländisch betriebene Rechenzentren entstehen.  

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