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Branche kompakt | Pakistan | Pharmaindustrie, Biotechnologie

Pakistan: Markt für Medikamente zieht an

Mehr Stadtbevölkerung, höhere Lebenserwartung, chronische Erkrankungen. Pakistan benötigt mehr Arzneimittel. Lokale Anbieter dominieren, sind aber auf Importe angewiesen.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Ausblick der Pharmaindustrie in Pakistan

Bewertung:

  • Große Bevölkerung mit mittel- und langfristig steigender Nachfrage nach Arzneimitteln.
  • Geringe Kaufkraft; einheimische Anbieter führen.
  • Generika dominieren; hohes Wechselkursrisiko.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juni 2025

Markttrends

Pakistans Pharmamarkt ist zuletzt deutlich gewachsen. In den zwölf Monaten bis März 2025 stiegen die Umsätze auf US-Dollarbasis im Vorjahresvergleich um 23 Prozent (Landeswährung: plus 21 Prozent) auf umgerechnet knapp 3,8 Milliarden US-Dollar (US$), so Daten des Marktforschers Iqvia. Hauptgrund waren Preissteigerungen. Bei den abgesetzten Mengeneinheiten wuchs der Markt nur um 4 Prozent.

Niedrigpreismarkt mit vielen Generika ...

Für ein Land mit über 250 Millionen Einwohnern ist der Markt allerdings klein. Die Stückzahlen und der durchschnittliche Packungspreis von rund 1 US$ sind ähnlich wie in Ägypten. In Saudi-Arabien beträgt das Marktvolumen rund 12 Milliarden US$ bei 35 Millionen Einwohnern. Dort kostet eine Packung durchschnittlich 11 US$. 

Die Arzneimittelimporte 2024 lagen etwa auf dem Niveau von 2020. Deutschland exportierte 2024 laut Eurostat mit 60 Millionen Euro lediglich 4 Prozent mehr als 2014 nach Pakistan. In den ersten vier Monaten 2025 sanken die deutschen Branchenausfuhren im Vorjahresvergleich sogar um 39 Prozent.

... wird für Anbieter wieder lukrativer

Die staatlich kontrollierten Arzneimittelpreise hatten in Pakistan lange nicht mit der hohen Inflation mithalten können. Dies verleidete den Anbietern das Geschäft. Die Geldentwertung war nach 2022 auf um die 30 Prozent gestiegen. Die Presse zitierte im Mai Zahlen von Iqvia, wonach der Markt in den vergangenen vier Jahren im Jahresschnitt um 19 Prozent in Landeswährung gewachsen ist, aber nur um 4 Prozent in US-Dollar und um 5 Prozent in Einheiten. 

Seit 2023 erlaubt die Regierung vermehrt Preisanhebungen. Dadurch verdient die Branche wieder besser. Hilfreich war auch das Sinken der Inflation auf einstellige Werte und zeitweise fast auf null. Für die breite Bevölkerung allerdings werden bestimmte Medikamente durch den Preisanstieg unerschwinglich. 

Höhere Lebenserwartung lässt Nachfrage steigen

Marktdaten für freiverkäufliche (Over-the-counter; OTC-) Mittel und Generika liegen nicht vor. Der Verkauf von Medikamenten erfolgt in Pakistan sehr oft ohne Verschreibung. Das erschwert die Abgrenzung zu OTC-Mitteln. Den Umsatzanteil von Generika schätzen Marktkenner auf über 90 Prozent. 

Die Gesundheitsausgaben sind in Pakistan mit 2,9 Prozent der Wirtschaftsleistung etwas niedriger als in Indien mit 3,3 Prozent und deutlich geringer als etwa in Brasilien mit 9,9 Prozent, so Angaben der Weltgesundheitsorganisation für 2021. Der Bedarf an Medikamenten steigt aber. Die Bevölkerung wächst aktuell jährlich um 1,5 Prozent. Wegen des Anstiegs der Lebenserwartung (2022: 67 Jahre) erreichen mehr Pakistaner ein hohes Alter. Entsprechend steigt der Bedarf an Mitteln gegen chronische Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz- und Kreislauferkrankungen. 

Zudem leben immer mehr Menschen in den Städten, wo es besseren Zugang zu Pharmazeutika gibt. Die Urbanisierungsrate ist im internationalen Vergleich niedrig, steigt aber langsam (2023: 39 Prozent; 1998: 33 Prozent; Brasilien 2022: 87 Prozent). Bedarf an Mitteln gegen Atemwegserkrankungen gibt es unter anderem durch die schlechte Luft im Herbst und Winter. Nach einer Gallup-Umfrage im Januar 2024 litten 71 Prozent der Befragten im vergangenen Monat unter Smog. 

Branchenstruktur und Rahmenbedingungen

Pakistans Pharmaindustrie zählt nach einer Publikation der Ratingagenur VIS von 2023 rund 90.000 direkt Beschäftigte und trägt 1 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. Einheimische Hersteller dominieren den Markt. Iqvia beziffert ihren Umsatzanteil für das 4. Quartal 2024 mit 78 Prozent. Beim Absatz sind die Zahlen ähnlich, in- und ausländische Produzenten erlösen im Schnitt also fast denselben Preis pro Packung. 

Einheimische Produzenten dominieren

Die Hersteller in Pakistan müssen 90 Prozent der Rohstoffe importieren, heißt es in einer Studie des Pakistan Institute of Development Economics vom September 2024. Die Branche ist damit stark von internationalen Lieferketten und vom Wechselkurs abhängig. Bei den aktiven pharmazeutischen Wirkstoffen (Active Pharmaceutical Ingredient; API), einem Markt mit 175 Millionen US$, liegt die Importabhängigkeit bei rund 85 Prozent. Nur ein halbes Dutzend Unternehmen im Land produziert API, obwohl deutlich mehr Firmen eine Lizenz dafür hätten. In Pakistan gebe es zu wenige Anreize für Forschung sowie Mängel in der Regulierung und Infrastruktur. Daher könne Pakistan keine komplexen Arzneimittel, etwa gegen Krebs, herstellen. 

Inlandshersteller dominieren Pakistans Pharmamarkt Größte Anbieter nach Umsatz ¹⁾
Firma (Herkunft) ²⁾

Marktanteil (in %)

Getz (P)

7,1

Sami (P)

6,3

GSK (A)

6,0

Abbott (A) 3)

5,8

Searle (P)

5,3

Martin Dow (P)

4,1

Hilton (P)

4,0

OBS (P)

3,6

High-Q (P)

3,5

Haleon (A)

3,1

1 Zeitraum: 1. April 2023 bis 31. März 2024; 2 P = pakistanisch, A = ausländisch; 3 Aktuell liegt Abbott laut Marktinformationen vor GSK.Quelle: Iqvia

In den letzten Jahren zogen sich namhafte ausländische Pharmahersteller aus Pakistan zurück. So verkaufte Pfizer im Mai 2024 sein Werk in Karachi an Lucky Core. Davor hatten Eli Lilly und Sanofi das Land verlassen. Auch deutsche Firmen verkauften ihre pakistanischen Fabriken an einheimische Firmen: Bayer 2023 an OBS und Merck bereits 2016 an Martin Dow. Dabei hatte die Merck-Fabrik in Quetta nach früheren Branchenangaben konzernintern die niedrigsten Kosten aufgewiesen. 

Ingesamt bewegen sich die Direktinvestitionen in einem bescheidenen Rahmen: Nach den letzten Daten der pakistanischen Zentralbank wurden im Neunmonatszeitraum bis April 2025 netto 10 Millionen US$ an Direktinvestitionen aus dem Sektor "Pharma und OTC" abgezogen. Für die beiden Fiskaljahre davor verzeichnete die Bank allerdings einen Sektor-Nettozufluss von insgesamt 45 Millionen US$.

Steuern und Zölle sind niedrig

Zuständig für die Regulierung der Branche sind das Ministry of National Health Services und die Drug Regulatory Authority of Pakistan (DRAP). Die DRAP legt auch die Arzneimittelpreise fest. Presseberichten zufolge halten sich Verkäufer allerdings nicht immer an diese Preise. 

Die Importzölle betragen für viele Medikamente derzeit 11 Prozent. Manche Mittel sind zollfrei, etwa gegen Krebs, ebenso API. Hinzu kommt eine dreiprozentige Einkommensteuer (Income Tax) sowie eine Art Mehrwertsteuer. Diese "Sales Tax" ist bei konventionellen Mitteln und API auf 1 Prozent reduziert. Sie umfasst nur für pflanzliche und homöopathische Präparate den üblichen Satz von 18 Prozent.

Vertriebskanäle und Gesamtmarkt

Der von Iqvia bezifferte Umsatz von umgerechnet 3,8 Milliarden US$ deckt laut einem Branchenexperten praktisch den gesamten Pharmamarkt ab. Der Experte erläutert die Vertriebskanalzahlen des Analyseunternehmens, das Daten zu Medikamentenverkäufen in vielen Ländern erhebt: 84 Prozent der Umsätze entfallen auf den Einzelhandel und 16 Prozent auf den Großhandel (April 2023 bis März 2024). Der Einzelhandel wiederum umfasst neben "gewöhnlichen" Apotheken (61 Prozentpunkte) auch die Verkäufe an Ärzte (10 Prozentpunkte) sowie Apotheken in Privatkliniken (7 Prozentpunkte) und in der Nähe von Krankenhäusern (3 Prozentpunkte) und ebenso Apothekenketten (4 Prozentpunkte). Der Großhandel beliefert einen Teil der Ärzte sowie Apotheken, die öfters kleinere Mengen beschaffen. Den Umsatzanteil von Apothekenketten setzt der Experte allerdings mit gut 10 Prozent an und damit höher als Iqvia, Tendenz steigend. Größte Kette sei Fazal Din’s Pharma mit derzeit 135 Geschäften vor Dvago mit rund 90 Geschäften. 

Kontakte
InstitutionErläuterung
Deutsch-Emiratische Industrie- und HandelskammerFür Pakistan zuständige AHK in Dubai

Pakistan Pharmaceutical Manufacturers Association

Verband der pakistanischen Hersteller

Pakistan Chemists and Druggists Association

 

Pakistan Pharmacists Association

Vereinigungen des Handels

Drug Regulatory Authority of Pakistan

Branchenbehörde
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, 2025

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