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Perus Bergbau im Wandel: Deutsche Technologie gefragt

Nachhaltigkeit, Wassereffizienz und Sekundärbergbau gewinnen in Perus Bergbau an Bedeutung. Deutsche Firmen sehen große Chancen für Technologie und individuelle Lösungen.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Perus Bergbau boomt: Zwischen 2025 und 2026 sollen zwölf neue Projekte mit einem Gesamtvolumen von über 11 Milliarden US-Dollar starten. Zu den größten Vorhaben zählen die Kupferminen Tía María und Zafranal. Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit eröffnet deutschen Unternehmen neue Chancen – etwa bei Technologien zur Reduzierung des Wasserverbrauchs, Lösungen für Sekundärbergbau und Minenschließungen sowie bei erneuerbaren Energien. Deutsche Anbieter setzen dabei auf Kundennähe und innovative Konzepte, um ihre Marktpräsenz auszubauen.

Doch die Branche bleibt herausfordernd: lange Genehmigungsverfahren, politische Unsicherheit und illegaler Bergbau bremsen Investitionen. Germany Trade & Invest (GTAI) analysiert die aktuellen Entwicklungen, zeigt Marktpotenziale auf und identifiziert konkrete Absatzchancen für deutsche Technologielieferanten.

 

  • Hohe Metallpreise und neue Projekte sorgen in Perus Bergbau für Investitionsdynamik. Aber es gibt Hürden, die das Potenzial bremsen. (Stand: 02.12.2025)

    Steigende Weltmarktpreise und eine robuste Nachfrage – das Umfeld für Perus Kupferbergbau ist gut. Das spiegelt sich an den Investitionen wider: Im Oktober 2025 kündigte das peruanische Bergbau- und Energieministerium an, dass 2025 und 2026 die Bau- und Erweiterungsarbeiten an zwölf Minen beginnen werden. Kostenpunkt: knapp 11,4 Milliarden US-Dollar (US$). Eines der größten Projekte ist dabei die Kupfermine Zafranal. Die Arbeiten an dem 2 Milliarden US$ teuren Projekt sollen 2026 beginnen.

    Weitere Projekte in Planung

    Neben diesen Projekten gibt es eine ganze Reihe weiterer Investitionsankündigungen. So will das peruanische Bergbauunternehmen Cerro Verde 2 Milliarden US$ in den Ausbau seiner Bergwerke investieren, darunter in die Modernisierung von Abfalldeponien, Konzentratoren, Abwasseraufbereitung und Laugungsplattformen. Auch Buenaventura plant eine weitere Expansion. Sobald das Goldprojekt San Gabriel in Betrieb gegangen ist, erwägt der peruanische Bergbaukonzern die Umsetzung von vier weiteren Bergbauprojekten.

    Auch im Bereich Phosphat gibt es Bewegung. So treibt die staatliche Investitionsagentur ProInversión das Projekt Sechura voran, das fünf Konzessionen in Piura zur Gewinnung von Phosphatgestein für die Düngemittelproduktion umfasst. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 2 Milliarden US$. Die Vergabe ist für das 2. Quartal 2026 vorgesehen, so Unterlagen, die Germany Trade & Invest vorliegen.

    Tía María als Leuchtturmprojekt

    Für Optimismus in der Branche sorgt auch die im Oktober 2025 erteilte Betriebserlaubnis für das jahrelang blockierte Projekt Tía María. Investor ist Southern Copper, eine Tochter des mexikanischen Konzerns Grupo México. Beobachter hoffen, dass die Fortschritte bei Tía María Impulse auch für andere Projekte geben, die derzeit durch Proteste oder Genehmigungsprobleme ausgebremst sind. "Der Fortschritt bei Tía María verbessert das Image des Sektors", sagt der Vertreter eines deutschen Getriebeherstellers. Das 1,8 Milliarden US$ teure Projekt wird dazu beitragen, die Kupferproduktion Perus deutlich zu steigern.

    Die geplanten Investitionen von Southern Copper in Peru könnten im nächsten Jahrzehnt 10,3 Milliarden US$ erreichen. Zu wichtigen Projekten des Unternehmens gehören neben Tía María auch die Kupfervorhaben Michiquillay und Los Chancas. Darüber hinaus plant das Unternehmen Investitionen in Höhe von rund 1,3 Milliarden US$ in die geplante Erweiterung der Kupferhütte Ilo, wo ein neues Werk errichtet werden soll.

    Hohe Metallpreise machen Sektor attraktiv

    Die Bergbauinvestitionen in Peru wuchsen von Januar bis September 2025 um 15,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Gerade die Ausgaben für Exploration (Anstieg um 34,5 Prozent) signalisieren Vertrauen in den Sektor. Investitionen in Anlagen und Maschinen erreichten ein Plus von 8,9 Prozent ein Zeichen für zunehmende Modernisierung.

    Der Trend dürfte sich fortsetzen, da die hohen Kupfer- und Goldpreise anhalten angesichts der hohen und erwarteten weiteren Preissteigerungen bei Kupfer und Gold. Nach Einschätzung des Beratungsunternehmens Wood Mackenzie wird das langfristig so bleiben, da die Produktionskosten beim wichtigen Produzenten Chile steigen und die Nachfrage schneller wächst als das Angebot. 

    Was Perus Bergbau im Vergleich zu Chile behindert

    Trotz der hohen Metallpreise liegen Perus Bergbauinvestitionen mit rund 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) deutlich unter Chiles 4 Prozent, so das Instituto Peruano de Economía (IPE). Vor allem langwierige Genehmigungsverfahren bremsen die Entwicklung: Bergbauprojekte dauern in Peru durchschnittlich 40 Jahre von der Exploration bis zur Produktion – mehr als doppelt so lange wie der internationale Schnitt von 15,5 Jahren, so IPE.

    Eine weitere Sorge ist die wachsende Präsenz organisierter Kriminalität im informellen Bergbau – angefeuert durch die höhen Erlöse. Inzwischen stammen bereits 44 Prozent der illegalen Goldexporte Südamerikas aus Peru. Deren Volumen hat sich in 20 Jahren verachtfacht und dürfte bis Ende 2025 das Niveau legaler Exporte erreichen, so IPE. Auch hier steht Peru in Kontrast zu Chile.

    Im Vorfeld der Wahlen herrscht Unsicherheit

    Obwohl Perus Wirtschaft meist wenig von Tagespolitik beeinflusst wird, ist die Geschäftsdynamik im Vorfeld der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im April 2026 gebremst. Ein deutscher Kabelhersteller berichtet von spürbarer Unsicherheit im Markt. Auch Diego Macera, Direktor des IPE, sieht die mangelnde Vorhersehbarkeit der politischen Lage als eine der zentralen Herausforderungen für den Sektor in Peru. Zusätzlich erschweren Konflikte mit Gemeinden und Gebietsrechte Investitionen – stärker als in Chile.

     

    Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Deutsche Firmen sind bei Bergbauprojekten in Peru wichtige Lieferanten – und ihre Bedeutung dürfte wachsen. Branchentrends spielen ihnen dabei in die Karten. (Stand: 02.12.2025)

    Deutschland war im September 2025 Partnerland der Bergbaumesse Perumin, eine der wichtigsten Messen für Bergbautechnik in Lateinamerika. Rund 60 deutsche Firmen waren zu der Veranstaltung in die peruanische Stadt Arequipa gekommen. Das Interesse ist auch deshalb so groß, weil Nachhaltigkeitstrends ihrem Technologieangebot entgegenkommen.

    "Ich glaube, dass Nachhaltigkeit bereits im Mittelpunkt unseres Geschäfts steht und daher übergreifend für unsere gesamte Agenda ist", betonte Jimena Sologuren, die Präsidentin der Perumin 2025. Das umfasst etwa ein besseres Wassermanagement, mehr Kosteneffizienz, den nachhaltigen Umgang mit Bergbaurückständen und eine angestrebte Energiewende im Sektor.

    Nachhaltige Wassernutzung gewinnt an Bedeutung

    Laut der Unternehmensberatung McKinsey finden weltweit 30 bis 50 Prozent der Produktion von Kupfer, Gold, Eisenerz und Zink in Gebieten mit starker Wasserknappheit statt – Tendenz steigend. Unternehmen versuchen daher, nachhaltiger mit Wasserressourcen umzugehen. So kündigte Southern Copper, der Investor des Kupferprojekts Tía María, an, dass die Mine nach ihrer Inbetriebnahme kein Flusswasser nutzen wird, sondern eine Meerwasserentsalzungsanlage erhalten soll. Auch die lokale Bevölkerung, auf deren Akzeptanz die Bergbaukonzerne angewiesen sind, haben die Unternehmen im Blick. So investiert der Goldförderer Newmont knapp 30 Millionen US-Dollar (US$) in Trinkwasserbrunnen und -speicher für Gemeinden in Cajamarca.

    Deutsche Technologie, die den Wasserverbrauch senkt und effizienter gestaltet, kann sich vor diesem Hintergrund in Peru Chancen ausrechnen. Ein Beispiel hierfür sind Zentrifugen von Flottweg aus dem bayerischen Vilsbiburg, die bei verschiedenen Bergbauprojekten in Peru zum Einsatz kommen.

    Großes Potenzial im Sekundärbergbau

    Der wachsende Fokus auf Nachhaltigkeit spiegelt sich auch im Umgang mit Bergbaurückständen wider. Nach Schätzungen des Ministeriums für Energie und Bergbau (Minem) und aktuellen Studien des Bergbauinstituts (Ingemmet) gelten im Land über 1.200 Abraumhalden als Umweltbelastung. Rund 350 davon bieten Potenzial für eine Wiederverwertung.

    Mehrere Projekte zur Wiederaufbereitung laufen bereits. So arbeitet das Bergbauunternehmen Cerro de Pasco Resources daran, aus den Abraumhalden in Quiulacocha Silber, Zink, Blei und Gallium sowie potenziell Kupfer, Gold und Pyrit zurückzugewinnen. Erste Forschungsbohrungen sind abgeschlossen, weitere Studien sollen folgen. Wer Technologie für den Sekundärbergbau und die Schließung von Minen anbietet, kann Absatzmöglichkeiten erwarten: Laut Minem haben Betreiber im Land über 2,8 Milliarden US$ an finanziellen Garantien zugesagt, um eine verantwortungsvolle Schließung ihrer Minen zu gewährleisten.

    Erneuerbare Energien zur Kostensenkung

    Auch der Druck zur Dekarbonisierung ist im Bergbausektor groß, wie ein deutsches Energietechnikunternehmen bestätigt. Investitionen in erneuerbare Energien gelten als Schlüssel zu langfristig niedrigeren Kosten und größerer Energieunabhängigkeit – entsprechend wächst das Interesse vieler Betreiber an grünen Lösungen. Ein Beispiel ist Poderosa: Das Unternehmen setzt auf Batteriespeicher, Elektrifizierung der Transporte und Solarfelder. Bislang flossen rund 25 Millionen US$ in grüne Energieprojekte, was bis 2030 Einsparungen von etwa 89 Millionen US$ bei Dieselkosten ermöglichen soll.

    Effizienz und Sicherheit im Fokus

    Die neu entdeckten Lagerstätten weltweit liegen heute tiefer als früher, was die Erschließung technisch und finanziell anspruchsvoller macht, so das peruanische Wirtschaftsinstitut IPE. In vielen Minen sinkt zudem der Kupferanteil in den Erzen und damit die Produktivität. Um die Betriebskosten zu senken, setzen die Betreiber auf effizienzsteigernde Technologien, etwa intelligente Druckluftkompressoren von Kaeser aus Coburg, das vier Firmensitze im Land zählt.

    Industrie 4.0, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind derzeit die entscheidenden Wettbewerbsfaktoren, betont ein Vertreter des baden-württembergischen Unternehmens Festo. Monitoring-Systeme von Netzsch, SEW Eurodrive und Bosch Rexroth sowie Bohrtechnik von Herrenknecht minimieren zudem Betriebsrisiken. Damit haben deutsche Firmen im peruanischen Bergbau wichtige Alleinstellungsmerkmale.

    Deutsche Firmen liefern Schlüsseltechnologie

    Die aktuellen Trends im peruanischen Bergbau stoßen auf großes Interesse bei deutschen Unternehmen, die wachsende Absatzchancen sehen und ihre Aktivitäten ausweiten. Ein Beispiel ist Bosch Rexroth: Das Unternehmen eröffnete im Februar 2025 ein neues Servicezentrum für 1 Million US$ in Arequipa. Die Präsenz im Süden des Landes gilt als besonders attraktiv durch die Anbindung für Importe über den Hafen Matarani, so das Unternehmen. Die Stellung der Firma im Markt ist gut: Nach eigenen Angaben setzen rund 90 Prozent der Projekte in Peru auf Bosch-Technologie.

    Auch das Essener Ingenieurbüro DMT sieht enormes Potenzial. Der Nachholbedarf bei der Exploration ist groß, da die Reserven schrumpfen und die globale Nachfrage nach Rohstoffen steigt. Ein Vorteil Perus: zahlreiche kleine und mittlere Projekte, die für deutsche Anbieter besonders interessant sind. Der Eschborner Spezialist CMC Instruments wiederum erkennt Chancen für seine Ölsensorik, die die Nachhaltigkeit von Prozessen verbessert. Nach eigenen Angaben besteht bereits Interesse seitens wichtiger Akteure. Auch innovative Produkte für Laugungsprozesse der Firma CHT sind gefragt, denn das Verfahren kennt bislang kaum Konkurrenz. 

    Deutsche Technik prägt den peruanischen Bergbau in vielen Fällen bereits. Motoren von MTU treiben die wichtigsten Minen an, und Samson lieferte für die Quellaveco-Mine hunderte Regelventile. Attraktive Verkaufsmodelle helfen deutscher Technologie: Kunden der Firma Hosch aus Recklinghausen etwa testen Produkte und zahlen nur bei Zufriedenheit. Die Erfolgsquote liegt bisher bei 100 Prozent.

    Weiterführende Informationen und Kontaktadressen
    KontaktadresseAnmerkung
    Deutsch-Peruanische Industrie- und Handelskammer (AHK Peru)Zentrale Anlaufstelle für deutsche Firmen in Peru, einschließlich Kompetenzzentrum für Bergbau und Rohstoffe; die AHK Peru bietet auch eine regelmäßig aktualisierte Datenbank deutscher Produkte für den peruanischen Bergbau.
    Ministerio de Energía y Minas (MINEM)Peruanisches Ministerium für Energie und Bergbau
    Instituto de Ingenieros de Minas del Perú (IIMP)Führende Einrichtung des peruanischen Bergbaus und Veranstalter wichtiger Branchenevents
    Sociedad Nacional de Minería, Petróleo y Energía - SNMPEWichtigster peruanischer Verband für Bergbau, Öl und Energiewirtschaft
    Hub de Innovación Minera del PerúVereinigung zur Innovationsförderung auf Initiative führender Bergbaufirmen in Peru
    Boletín Estadístico Minero (BEM)Regelmäßig erscheinendes Informationsblatt des peruanischen Bergbauministeriums mit sektorrelevanten Daten und Kennziffern
    Deutscher RohstofffondsFinanzierungshilfe für Bergbauprojekte durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau
    UFK-Garantien von Euler HermesFinanzinstrument des Bundes zur Rohstoffsicherung

    Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Deutsche Anbieter von Bergbautechnik betonen, dass personalisierte Lösungen und die Begleitung des Kunden entscheidend sind, um im Wettbewerb zu bestehen. (Stand: 12.02.2025)

    Kai Rothgiesser ist Geschäftsführer von Bosch Rexroth in Peru. Für Unternehmen wie Bosch Rexroth ist das Aftersales-Geschäft ein wichtiges Verkaufsargument: In Peru macht der Kundendienst 50 Prozent des Unternehmensumsatzes aus. Im Interview spricht er über aktuelle und künftige Trends in Perus Bergbau.

    Kai Rothgiesser ist Geschäftsführer von Bosch Rexroth in Peru Kai Rothgiesser ist Geschäftsführer von Bosch Rexroth in Peru | © Kai Rothgiesser

    Herr Rothgiesser, wie steht es derzeit um den Bergbau in Peru und welche Themen spielen eine besondere Rolle?

    Die Branche investiert weiterhin trotz der anstehenden Wahlen. Besonders relevant sind derzeit Investitionen in Effizienz und Nachhaltigkeit. Für Bergbaufirmen ist es wichtig, dass sie gegenüber lokalen Gemeinden Wert auf Umweltfreundlichkeit legen. Weil Rohstoffabnehmer etwa in Japan und der Schweiz viel Wert auf Copper Mark-Zertifizierungen legen, bestehen besondere Anreize, Nachhaltigkeit im Bergbau zu fördern. Der Sektor ist sehr verschlossen. Das heißt, man muss vor Ort Präsenz zeigen und Kontakte knüpfen, um seine Produkte im Markt sichtbar zu machen. 

    Welche Herausforderungen bestehen in der Branche?

    Viele potenzielle Greenfield-Projekte wurden identifiziert, aber werden durch lokale Gemeinden blockiert. Andere Probleme sind der illegale Bergbau und die überbordende Bürokratie. Zwar gibt es gut gemeinte Vorhaben wie die digitale Plattform VUD, um Prozesse zu beschleunigen. Aber die Implementierung ist schwierig, da der Staatsapparat an sich sehr bürokratisch funktioniert und politisiert ist. 

    Welche Trends identifizieren Sie für die kommenden Jahre?

    Mittelfristige Projekte wie Tía María oder Zafranal haben nicht das hohe technologische Niveau wie das hoch digitalisierte Bergwerk Quellaveco, das 2022 in Betrieb ging. Das liegt daran, das die Technologieoffenheit der verschiedenen Bergbaufirmen unterschiedlich ist. Wichtige Greenfield-Projekte der Zukunft sind im Norden des Landes. Zwar konzentrieren wir uns derzeit auf den Süden Perus. Aber langfristig möchten wir unseren dritten Standort im Norden eröffnen. 

    Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Peru ist der zweitgrößte Kupferlieferant der Welt. Das Gros der Produktion geht nach China, das seine Bergbauaktivitäten ausweitet. Doch soziale Konflikte gefährden Projekte.

    Vorkommen: Enormes Potenzial konzentriert sich im Süden Perus

    Peru ist eines der rohstoffreichsten Länder der Welt. Das gilt besonders für Kupfer. Der Andenstaat verfügt über die weltweit drittgrößten Vorkommen, nach Chile und Australien. Die Hälfte der Kupferreserven befindet sich in der Region Arequipa im Süden des Landes, gefolgt von Moquegua (17 Prozent) und Áncash (6 Prozent). Laut einem Bericht der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) sind jedoch nur 0,25 Prozent des peruanischen Territoriums erkundet. Und der Anteil des Landes an den weltweiten Ausgaben für Bergbauexplorationen ist seit Jahren rückläufig. Dabei könnte das Land seine Bergbauproduktion verdoppeln oder verdreifachen, so EY.

    Rohstoffvorkommen in Peru *)
    Rohstoff

    Vorräte (in 1.000 t)

    Weltanteil (in %)

    Kupfer 

    87.000

    10,0

    Zink

    19.000

    7,6

    Blei

    6.300

    7,0

    Molybdän

    2.900

    16,3

    * alle Angaben Stand 2019.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

    Erschließung: Kupferproduktion des Landes wichtig für Rohstoffsicherung

    Peru ist nach Chile der zweitgrößte Kupferproduzent der Welt. Im Jahr 2022 förderte das Land fast 2,5 Millionen Tonnen des roten Metalls. Dabei konzentriert sich etwa die Hälfte der Produktion auf die Regionen Áncash, Arequipa und Apurímac.

    Die Regierung möchte den Sektor modernisieren. Wichtige Eckpfeiler sind folgende Programme:

    Die Strategien zielen unter anderem auf höhere Bergbauinvestitionen, eine effizientere Verwaltung des Sektors sowie weniger soziale Konflikte und Umweltbelastungen ab. Zwar ist der peruanische Bergbau reich an Ressourcen, und die Produktionskosten sind wettbewerbsfähig. Politische Unsicherheit, teilweise unklare Regulierungen sowie eine Fülle bürokratischer Verfahren und eine Vielzahl zuständiger Behörden gelten jedoch als Investitionshemmnisse.

    "Peru kann Schlüssel für deutsche Rohstoffsicherung werden"

    Im Interview mit Germany Trade & Invest (GTAI) spricht der Rohstoffexperte Jan Patrick Häntsche von der Deutsch-Peruanischen Industrie- und Handelskammer (AHK Peru) über die Bedeutung des peruanischen Kupfers für Deutschland.

     

    Jan Patrick Häntsche, stv. Geschäftsführer und Leit, AHK Peru, Außenwirtschaftsförderung Jan Patrick Häntsche, stv. Geschäftsführer und Leit, AHK Peru, Außenwirtschaftsförderung | © jh@camara-alemana.org.pe

    Herr Häntsche, welche Rolle spielt peruanisches Kupfer für Deutschland?

    Peru ist ein Schwergewicht unter den Rohstoffnationen. Das Land kann mittel- und langfristig eine Schlüsselposition in der deutschen Rohstoffsicherung, insbesondere bei Kupfer, einnehmen. Peru steht im Vergleich noch am Anfang seiner Bergbauentwicklung. Allerdings hat es zahlreiche Vorkommen mit besserem Mineralgehalt als die regionalen Konkurrenten und diese sind dazu oft noch leichter abzubauen. Darüber hinaus sind die Energiekosten für den peruanischen Bergbau sehr gering. 

     

    Trotz der hohen Kupferförderung verarbeitet Peru das Kupfer kaum selbst. Woran liegt das?

    Das stimmt, Peru zählt nur eine Schmelze von Southern Copper, der Rest des Kupfers geht als Konzentrat vorwiegend nach China, aber auch zum Beispiel nach Deutschland. Die Bevölkerung hat in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Umweltverschmutzung durch Schmelzen polymetallischer Erze gemacht. Darüber hinaus sind Bergbaufirmen eher daran interessiert, finanzielle Ressourcen in die Förderung statt in den Ausbau von Weiterverarbeitungsanlagen zu stecken. Es kann auch sein, dass es für die Weiterverarbeitungsindustrie vorteilhaft ist, Erze beziehungsweise Konzentrate aus unterschiedlichen Bezugsländern zu verschneiden.

     

    Gibt es dadurch Chancen für Deutschland?

    Absolut. Chancen für deutsche Investitionen bestehen. Denn es ist makroökonomisch durchaus sinnvoll, das Kupfer direkt im Land zu verarbeiten, anstatt das Konzentrat, also eine Mischung aus Rohstoff und Abfallprodukten, über die Weltmeere zu verschiffen.

    Großteil des Bergbauportfolios sind Kupferprojekte

    Laut dem peruanischen Bergbauministerium (MINEM) umfasst Perus Bergbauportfolio Projekte im Wert von 53 Milliarden US-Dollar (US$). Rund 72 Prozent davon entfallen auf Kupferprojekte. Das spanische Kreditinstitut BBVA rechnet für 2024 mit einer Kupferproduktion von rund 2,6 Millionen Tonnen  - ein Anstieg um über 8 Prozent gegenüber 2022. Im Jahr 2023 litt der Sektor unter Produktionsausfällen. Grund dafür waren Unruhen und Blockaden nach der Absetzung des Ex-Präsidenten Castillo zu Beginn des Jahres.

    Im September 2022 hat Anglo American die 5,3 Milliarden US$ teure Kupfermine Quellaveco in Betrieb genommen. Sie wird jährlich über 300.000 Tonnen Kupfer fördern. Damit wird die Kupferproduktion Perus in den nächsten Jahren deutlich steigen. Neben selbstfahrenden Lkw und der hundertprozentigen Nutzung erneuerbarer Energie kommt in der Mine auch Technik von Siemens zum Einsatz. Die Münchner liefern hochmoderne Motoren für die Förderbänder sowie Steuerungs- und Automatisierungssysteme. 

    Rohstoffförderung in Peru *)
    Rohstoff

    Förderung (in 1.000 t)

    Weltanteil (in %)

    Kupfer

    2.455

    11,9

    Silber

    4

    14,7

    Molybdän

    30

    11,0

    Zink

    1.404

    10,9

    * alle Angaben Stand 2019.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

    Perus Kupfersektor wird von wenigen multinationalen Großkonzernen dominiert. Größter Produzent des Landes war 2022 die Lagerstätte Antamina mit einem Marktanteil von 19 Prozent. Die Mine befindet sich mehrheitlich im Besitz der australischen BHP und der schweizerischen Glencore. Der Kupferproduzent Cerro Verde, ein Joint Venture aus Freeport-McMoRan (USA), Sumitomo (Japan) und Buenaventura (Peru), folgt auf Platz 2. Southern Perú Copper (USA) lag mit einem Anteil von 14 Prozent an 3. Stelle.

    Verarbeitung: China hat großen Einfluss

    Auch chinesische Unternehmen spielen eine wichtige Rolle. Das Bergwerk Las Bambas (China Minmetals, Guoxin International Investment, Citic) und die Mine Toromocho von Chinalco stehen für rund ein Fünftel der peruanischen Kupferproduktion. Und künftig dürfte die Präsenz der Volksrepublik weiter zunehmen. So befindet sich Toromocho im Ausbau, und bei der 2,5 Milliarden US$ teuren Mine Río Blanco werden technische Studien durchgeführt.

    Die Vorhaben sollen den Rohstoffhunger Chinas langfristig stillen und sind Teil einer umfassenden Strategie, ganze Lieferketten zu kontrollieren. Inzwischen ist China der wichtigste Investor im peruanischen Bergbau und steht für knapp ein Fünftel des gesamten Bergbauportfolios des Landes. Kupfer macht etwa ein Drittel aller peruanischen Exporte aus. Mehr als 70 Prozent des Metalls gehen zur Weiterverarbeitung nach China. Dadurch ist Peru - wie der Kupfermarkt weltweit - stark von der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft abhängig.

    Rohstoffverarbeitung in Peru *)
    Rohstoff

    Verarbeitung pro Jahr (in 1.000 t)

    Weltanteil (in %)

    Arsen 

    25

    43,3

    Zinn

    20

    5,6

    Kadmium

    1

    2,7

    Kupfer

    308

    1,5

    * alle Angaben Stand 2019.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

    ESG: Zahlreiche soziale Konflikte prägen den Bergbau in Peru

    Der peruanische Bergbau ist regelmäßig Gegenstand von Konflikten mit der lokalen Bevölkerung. Dabei geht es um Themen wie mangelnde Grundversorgung in den Regionen, Landansprüche und die Beteiligung an Bergbauprofiten. Die Ombudsstelle in Peru (ein unabhängiges Verfassungsorgan zum Schutz der Grundrechte) zählte im Juli 2023 insgesamt 142 sozialökologische Konflikte im Land. Über zwei Drittel davon betrafen den Bergbau. Die Probleme gelten als chronisch. Immer wieder kommt es zu Blockaden wichtiger Transportwege. BBVA schätzt, dass soziale Konflikte im Jahr 2022 den Sektor 760 Millionen US$ gekostet haben.

    ESG *): Stärken und Schwächen
     StärkenSchwächen
    ÖkologieVerbesserte UmweltgesetzgebungBerichte über Umweltverschmutzung
    Soziales Soziale Akzeptanz als wichtige Voraussetzung für ProjektzulassungSoziale Konflikte können Projekte blockieren
    GovernanceRegierung gibt Ziele vorUnternehmensabgaben kommen nicht immer bei lokalen Gemeinden an
    * Environmental, Social and Corporate Governance (deutsch: Umwelt-, Sozial- und Regierungs-, Amts- oder Unternehmensführung).Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Eine Genehmigung für ein Bergbauprojekt zu bekommen und zu behalten, ist in Peru eine Herausforderung. Mehrere große peruanische Bergbauprojekte wie Tía María haben sich in der Vergangenheit aufgrund von Umweltbedenken oder Gegenwind von lokalen Gemeinden verzögert. Die Umweltgesetzgebung hat sich jedoch verbessert. Für die Genehmigung von Projekten ist eine Umweltstudie erforderlich. Die zuständige Behörde OEFA überwacht die Einhaltung der Umweltvorschriften. Auch die Schließung von Minen ist geregelt. Zudem sieht die "Visión de la minería en el Perú al 2030" ESG-Ziele für den Bergbau bis 2030 vor. Dazu gehören Nachhaltigkeit, Inklusion und ein solider Governance-Rahmen. 

     

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