Deutsche Firmen sind bei Bergbauprojekten in Peru wichtige Lieferanten – und ihre Bedeutung dürfte wachsen. Branchentrends spielen ihnen dabei in die Karten. (Stand: 02.12.2025)
Deutschland war im September 2025 Partnerland der Bergbaumesse Perumin, eine der wichtigsten Messen für Bergbautechnik in Lateinamerika. Rund 60 deutsche Firmen waren zu der Veranstaltung in die peruanische Stadt Arequipa gekommen. Das Interesse ist auch deshalb so groß, weil Nachhaltigkeitstrends ihrem Technologieangebot entgegenkommen.
"Ich glaube, dass Nachhaltigkeit bereits im Mittelpunkt unseres Geschäfts steht und daher übergreifend für unsere gesamte Agenda ist", betonte Jimena Sologuren, die Präsidentin der Perumin 2025. Das umfasst etwa ein besseres Wassermanagement, mehr Kosteneffizienz, den nachhaltigen Umgang mit Bergbaurückständen und eine angestrebte Energiewende im Sektor.
Nachhaltige Wassernutzung gewinnt an Bedeutung
Laut der Unternehmensberatung McKinsey finden weltweit 30 bis 50 Prozent der Produktion von Kupfer, Gold, Eisenerz und Zink in Gebieten mit starker Wasserknappheit statt – Tendenz steigend. Unternehmen versuchen daher, nachhaltiger mit Wasserressourcen umzugehen. So kündigte Southern Copper, der Investor des Kupferprojekts Tía María, an, dass die Mine nach ihrer Inbetriebnahme kein Flusswasser nutzen wird, sondern eine Meerwasserentsalzungsanlage erhalten soll. Auch die lokale Bevölkerung, auf deren Akzeptanz die Bergbaukonzerne angewiesen sind, haben die Unternehmen im Blick. So investiert der Goldförderer Newmont knapp 30 Millionen US-Dollar (US$) in Trinkwasserbrunnen und -speicher für Gemeinden in Cajamarca.
Deutsche Technologie, die den Wasserverbrauch senkt und effizienter gestaltet, kann sich vor diesem Hintergrund in Peru Chancen ausrechnen. Ein Beispiel hierfür sind Zentrifugen von Flottweg aus dem bayerischen Vilsbiburg, die bei verschiedenen Bergbauprojekten in Peru zum Einsatz kommen.
Großes Potenzial im Sekundärbergbau
Der wachsende Fokus auf Nachhaltigkeit spiegelt sich auch im Umgang mit Bergbaurückständen wider. Nach Schätzungen des Ministeriums für Energie und Bergbau (Minem) und aktuellen Studien des Bergbauinstituts (Ingemmet) gelten im Land über 1.200 Abraumhalden als Umweltbelastung. Rund 350 davon bieten Potenzial für eine Wiederverwertung.
Mehrere Projekte zur Wiederaufbereitung laufen bereits. So arbeitet das Bergbauunternehmen Cerro de Pasco Resources daran, aus den Abraumhalden in Quiulacocha Silber, Zink, Blei und Gallium sowie potenziell Kupfer, Gold und Pyrit zurückzugewinnen. Erste Forschungsbohrungen sind abgeschlossen, weitere Studien sollen folgen. Wer Technologie für den Sekundärbergbau und die Schließung von Minen anbietet, kann Absatzmöglichkeiten erwarten: Laut Minem haben Betreiber im Land über 2,8 Milliarden US$ an finanziellen Garantien zugesagt, um eine verantwortungsvolle Schließung ihrer Minen zu gewährleisten.
Erneuerbare Energien zur Kostensenkung
Auch der Druck zur Dekarbonisierung ist im Bergbausektor groß, wie ein deutsches Energietechnikunternehmen bestätigt. Investitionen in erneuerbare Energien gelten als Schlüssel zu langfristig niedrigeren Kosten und größerer Energieunabhängigkeit – entsprechend wächst das Interesse vieler Betreiber an grünen Lösungen. Ein Beispiel ist Poderosa: Das Unternehmen setzt auf Batteriespeicher, Elektrifizierung der Transporte und Solarfelder. Bislang flossen rund 25 Millionen US$ in grüne Energieprojekte, was bis 2030 Einsparungen von etwa 89 Millionen US$ bei Dieselkosten ermöglichen soll.
Effizienz und Sicherheit im Fokus
Die neu entdeckten Lagerstätten weltweit liegen heute tiefer als früher, was die Erschließung technisch und finanziell anspruchsvoller macht, so das peruanische Wirtschaftsinstitut IPE. In vielen Minen sinkt zudem der Kupferanteil in den Erzen und damit die Produktivität. Um die Betriebskosten zu senken, setzen die Betreiber auf effizienzsteigernde Technologien, etwa intelligente Druckluftkompressoren von Kaeser aus Coburg, das vier Firmensitze im Land zählt.
Industrie 4.0, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind derzeit die entscheidenden Wettbewerbsfaktoren, betont ein Vertreter des baden-württembergischen Unternehmens Festo. Monitoring-Systeme von Netzsch, SEW Eurodrive und Bosch Rexroth sowie Bohrtechnik von Herrenknecht minimieren zudem Betriebsrisiken. Damit haben deutsche Firmen im peruanischen Bergbau wichtige Alleinstellungsmerkmale.
Deutsche Firmen liefern Schlüsseltechnologie
Die aktuellen Trends im peruanischen Bergbau stoßen auf großes Interesse bei deutschen Unternehmen, die wachsende Absatzchancen sehen und ihre Aktivitäten ausweiten. Ein Beispiel ist Bosch Rexroth: Das Unternehmen eröffnete im Februar 2025 ein neues Servicezentrum für 1 Million US$ in Arequipa. Die Präsenz im Süden des Landes gilt als besonders attraktiv durch die Anbindung für Importe über den Hafen Matarani, so das Unternehmen. Die Stellung der Firma im Markt ist gut: Nach eigenen Angaben setzen rund 90 Prozent der Projekte in Peru auf Bosch-Technologie.
Auch das Essener Ingenieurbüro DMT sieht enormes Potenzial. Der Nachholbedarf bei der Exploration ist groß, da die Reserven schrumpfen und die globale Nachfrage nach Rohstoffen steigt. Ein Vorteil Perus: zahlreiche kleine und mittlere Projekte, die für deutsche Anbieter besonders interessant sind. Der Eschborner Spezialist CMC Instruments wiederum erkennt Chancen für seine Ölsensorik, die die Nachhaltigkeit von Prozessen verbessert. Nach eigenen Angaben besteht bereits Interesse seitens wichtiger Akteure. Auch innovative Produkte für Laugungsprozesse der Firma CHT sind gefragt, denn das Verfahren kennt bislang kaum Konkurrenz.
Deutsche Technik prägt den peruanischen Bergbau in vielen Fällen bereits. Motoren von MTU treiben die wichtigsten Minen an, und Samson lieferte für die Quellaveco-Mine hunderte Regelventile. Attraktive Verkaufsmodelle helfen deutscher Technologie: Kunden der Firma Hosch aus Recklinghausen etwa testen Produkte und zahlen nur bei Zufriedenheit. Die Erfolgsquote liegt bisher bei 100 Prozent.
Weiterführende Informationen und Kontaktadressen
Von Janosch Siepen
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Bogotá