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Apotheken erhöhen ihre Verkäufe

Die Nachfrage nach Arzneien, Heil-, Pflege- und Nahrungsergänzungsmitteln steigt in Polen weiter an. Der Run auf rezeptfreie Präparate lässt allerdings etwas nach.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Die Umsätze der polnischen Apotheken stiegen im 1. Quartal 2023 laut der Marktforschungsfirma PEX Pharma Sequence auf Złoty-Basis nominal um 11,5 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2022 auf gut 2,7 Milliarden Euro. Der Zuwachs fiel etwas geringer aus als im Gesamtjahr 2022. Während sich die Nachfrage bei rezeptpflichtigen Arzneien im 1. Quartal 2023 belebte (erstattungsfähig: +7,8 Prozent, Selbstzahler: +18,7 Prozent), flachte diejenige nach rezeptfreien Präparaten (over the counter; OTC) deutlich ab (+9,7 Prozent).

Verkäufe der Apotheken in Polen (in Millionen Euro)

2021

2022

Veränderung 2022/2021 *)

Insgesamt, darunter

8.888

9.828

13,5

  Erstattungsfähige, rezeptpflichtige Arzneien

2.800

2.881

5,6

  Rezeptpflichtige Arzneien für Selbstzahler

2.225

2.517

16,2

  Rezeptfreie Präparate (OTC)

3.790

4.341

17,6

* nominale Veränderung auf Złoty-Basis in ProzentQuelle: PEX Pharma Sequence 2023

Steigende Preise treiben Umsätze in die Höhe

Die Anzahl der Apotheken ist in Polen seit Jahren rückläufig. Im März 2023 gab es landesweit noch 12.806 (März 2022: 13.051). Ihre Umsätze erhöhten sich 2022 aufgrund von Preissteigerungen besonders kräftig. Laut dem Marktforschungsunternehmen PEX Pharma Sequence stiegen die Preise pro Packung im Jahr 2022 durchschnittlich um 6,2 Prozent.

Am wenigsten von der Inflation betroffen waren erstattungsfähige Medikamente (+3 Prozent), während sich rezeptpflichtige Präparate für Selbstzahler um 8,1 Prozent und OTC-Produkte um 8,5 Prozent gegenüber 2021 verteuerten. Zu der Umsatzsteigerung trugen auch die vielen Flüchtlinge aus der Ukraine bei, die Heilmittel für den Eigenbedarf und als Unterstützung für ihre Landsleute in der Heimat beschafften.

Rezeptfreie OTC-Präparate bilden die größte Produktgruppe im Sortiment der Apotheken. Sie werden in starkem Maße im Inland hergestellt. Dazu gehören auch zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel. Dieses Marktsegment entwickelte sich 2022 besonders dynamisch und erhielt während der Coronapandemie einen zusätzlichen Auftrieb. Die Konsumenten erhofften sich davon bessere Abwehrkräfte gegen das Virus.

Eldorado bei Nahrungsergänzungsmitteln erhält Dämpfer

Für 2023 erwarten Experten, dass sich die Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln abflacht. Preissteigerungen und eine sich abschwächende Konjunktur wirken sich negativ aus. Hinzu kommen Pläne für Werbebeschränkungen.

Die Marktforschungsfirma PMR schätzt die Verkäufe von Nahrungsergänzungsmitteln 2022 auf vorläufig gut 1,6 Milliarden Euro. Das waren auf Złoty-Basis nominal knapp 14 Prozent mehr als 2021. Zu dem Zuwachs trugen in starkem Maße die höheren Preise bei. PMR sieht aber auch ein reales Wachstum.

Laut einer Mitte 2022 von der Auskunftei Dun & Bradstreet veröffentlichten Untersuchung gab es in Polen 28.200 Produzenten sowie Einzel- und Großhändler mit Nahrungsergänzungsmitteln. Davon meldeten etwa zwei Drittel eine gute und ein Drittel eine sehr gute Finanzlage. Die Goldgräberstimmung führte dazu, dass 2022 rund 25.300 neue Mittel (offiziell) auf den Markt gebracht wurden, etwa 3.700 mehr als 2021. Das berichtet das Hauptsanitäraufsichtsamt (Główny Inspektorat Sanitarny; GIS), das diese registriert.

Auf die Konsumenten prasselt eine Flut von Werbespots für Nahrungsergänzungsmittel ein. Darin sehen das GIS und das Gesundheitsministerium eine Ursache für den hohen Verbrauch. Um Verbraucher besser vor falschen Erwartungen zu schützen, wollen beide Behörden das Gesetz über die Sicherheit von Nahrungsmitteln und Ernährung novellieren.

Im Zentrum steht dabei das Untersagen von Werbung, die in die Irre führen könnte, indem die Mittel etwa von vermeintlichen Fachleuten empfohlen werden. Bei Präparaten für Kinder gilt das bereits. Der Vorsitzende des Landesrates für Ergänzungsmittel und Nährstoffe (Krajowa Rada Suplementów i Odżywek; KRSiO), Bartosz Demianiuk, wiederum verweist auf einen freiwilligen Kodex für gute Praxis seiner Branche von 2017. Außerdem kritisiert er, dass die Grauzone der Mittel, die ohne Registrierung angeboten werden, nicht bekämpft werde.

Produktion von erstattungsfähigen Arzneien zunehmend unrentabel

Polens gesetzliche Einheitskrankenkasse, der Nationale Gesundheitsfonds (Narodowy Fundusz Zdrowotny; NFZ), erstattete Patienten 2022 mit 2.174 Millionen Euro rund 22 Prozent ihrer Ausgaben in Apotheken (auf Złoty-Basis +6,1 Prozent gegenüber 2021: 2.104 Millionen Euro). Die staatlich festgesetzten Preise für solche erstattungsfähigen, rezeptpflichtigen Arzneimittel sanken laut dem Institut Innowo von 2019 bis 2022 um etwa 2 Prozent. Gleichzeitig stiegen die Produktionskosten der Pharmaunternehmen um etwa 28 Prozent. Für diese lohnt sich daher in erster Linie die Herstellung von Medikamenten für Selbstzahler. Im Jahr 2023 plant der NFZ Erstattungen von nur noch 1.591 Millionen Euro.

Investitionen steigen dennoch

Trotz der gedämpften Marktentwicklung im Inland erreichten die Investitionen der Pharmabranche im Jahr 2022 laut GUS rund 207,7 Millionen Euro (auf Złoty-Basis nominal +29,3 Prozent gegenüber 2021: 164,9 Millionen Euro). Viele Firmen in Polen produzieren auch für den Export. 

Zu den bedeutenderen Investitionsprojekten zählt das von Polfa Tarchomin S.A. in Warschau. Das Unternehmen will 2023 eine Fabrik für onkologische Präparate und Medikamente zur Immunsuppression sowie Antipilzmittel eröffnen. Es investiert dafür rund 87 Millionen Euro, wovon rund 22 Millionen Euro für die Beschaffung von Maschinen zur Produktion der Medikamente vorgesehen sind. Der Hauptauftragnehmer, die Baufirma Budimex, wird von Ingenieuren von Bilfinger Tebodin beraten.

Die Produzentenumsätze mit pharmazeutischen Produkten im weiteren Sinne stiegen 2022 auf Złoty-Basis laut GUS real um 14,8 Prozent auf 3.351 Millionen Euro (2021: 2.921 Millionen Euro).

Umsätze polnischer Pharmaproduzenten (in Millionen Euro)

Pharmazeutischer Bedarf

2020

2021

Veränderung 2021/2020 *)

Grundsubstanzen

110

128

19,4

Arzneien, übrige Produkte

2.460

2.515

5,1

Insgesamt

2.570

2.643

5,7

* nominale Veränderung auf Złoty-Basis in ProzentQuelle: Statistisches Hauptamt GUS, Industrieproduktion 2022

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