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Branchen | Polen | Bauwirtschaft

Branchenstruktur

Einige Konzerne dominieren die Baubranche in Polen. Sie können mit vielen kleineren Betrieben kooperieren. Die Umsätze im Gebäudebau sinken 2023, steigen aber bei Ingenieurbauten.   

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Die polnische Baubranche ist von zentraler Bedeutung für das Land und stellt im weiteren Sinne die größte Anzahl von Unternehmen dar. Neben inländischen sind auch ausländische Konzerne gut vertreten, darunter Strabag und Porr. Diese können vor Ort mit kleineren Betrieben kooperieren. Baustoffe produziert Polen in beträchtlichem Maße selbst. Dennoch bleiben Zulieferchancen gerade bei moderner Bau- und Heiztechnik, Installationen, hochwertigen Materialien und Ausstattungen. In letzter Zeit schwächelte die Baubranche jedoch, die mit steigenden Preisen für Materialien, höheren Löhnen und Kosten zu kämpfen hat.

Konzerne dominieren den Markt

Einige Großunternehmen aus dem In- und Ausland herrschen auf dem Baumarkt vor. Die meisten von ihnen konnten ihren Umsatz 2022 nominal steigern (Inflation 2022: 14,4 Prozent). Marktführer Budimex festigte seine Position weiter. Er agiert immer nachhaltiger, verwendet zunehmend Energie aus erneuerbaren Quellen. Ab 2024 will Budimex rund 70 Prozent des ausgehobenen Erdbodens sowie seiner Abfälle (außer den gefährlichen) recyclen. Als eines der ersten Unternehmen in Polen will Budimex die Auswirkungen seiner Tätigkeit auf das Wasservorkommen messen.

Die Grupa Strabag folgt mit großem Abstand auf Platz zwei. Keine Angaben zu seinem Umsatz 2022 machte bisher der ebenfalls bedeutende Baukonzern mit schwedischem Kapital, Skanska S.A., der 2021 in Polen 283 Millionen Euro erwirtschaftete. Die Einnahmen der auf die Bahninfrastruktur spezialisierten Torpol sanken 2022. Die von der Europäischen Union (EU) zurück gehaltenen Mittel aus dem Aufbauplan nach der Coronakrise für Polen fehlen unter anderem dort zur Durchführung weiterer Bahnprojekte.   


Wichtige Bauunternehmen in Polen (Umsatz in Millionen Euro, nominale Veränderung 2022 zu 2021 auf Euro- und Złoty-Basis in Prozent) *)

Name des Unternehmens

2021

2022

Veränderung Euro-Basis

Veränderung Złoty-Basis

Budimex S.A.

1.733

1.839

6,1

8,9

Grupa Strabag Sp.z o.o.

974

1.081

11,0

14,0

Porr S.A.

766

836

9,1

12,0

Erbud S.A.

679

823

21,2

24,3

Polimex-Mostostal S.A.

505

807

59,8

64,2

Mirbud S.A.

549

708

29,0

32,4

Mostostal Warszawa S.A.

286

344

20,3

23,7

Trakcja PRKiI S.A. (Bahn, Straße)

312

321

2,9

5,4

Warbud S.A.

322

292

-9,3

-6,7

Mostostal Zabrze S.A.

169

250

47,9

51,8

Torpol S.A. (Bahnlinien)

246

232

-5,7

-3,2

* umgerechnet zu den jahresdurchschnittlichen Wechselkursen: 2021: 1 Euro = 4,5652 Zł, 2022: 1 Euro = 4,6861 Zł, Einnahmen aus Verkäufen.Quelle: Liste der 500 größten Unternehmen in Polen, Tageszeitung Rzeczpospolita 2022 und 2023


Unter den von der Tageszeitung Rzeczpospolita gelisteten 500 umsatzstärksten Unternehmen Polens 2022 befanden sich 51 Baufirmen im weiteren Sinne einschließlich Bauentwickler, Händler, Hersteller von Baumaterialien und andere. Sie hatten an deren Gesamtumsatz in Höhe von gut 0,5 Billionen Euro jedoch nur einen Anteil von 3,9 Prozent und sind folglich vergleichsweise klein. Ebenfalls relativ niedrig ist mit 15,9 Prozent der Exportanteil am Umsatz dieser 51 Bauunternehmen. Sie beschäftigten aber mit 295.900 eine beachtliche Anzahl an Mitarbeitern.

Zahlreiche Kleinbetriebe aktiv

Die meisten der zahlreichen Baubetriebe sind jedoch klein und mittelständisch und fungieren oft als Unterauftragnehmer für die großen Konzerne. Ausländischen Unternehmen empfiehlt sich eine Kooperation mit lokalen Betrieben als Subauftragnehmer, die die Gegebenheiten vor Ort kennen. Bei der Bauplanung wird ebenfalls gerne auch ein inländisches Architekturbüro eingeschaltet, das mit den behördlichen Vorschriften und anderen Prozeduren vor Ort vertraut ist.

Baufirmen mit mindestens zehn Mitarbeitern beschäftigten Mitte 2023 insgesamt 454.000 Mitarbeiter (-1,8 Prozent gegenüber Mitte 2022), darunter 164.000 für Spezialbauten (-0,1 Prozent), 156.000 im Gebäudebau (-3,5 Prozent) und 134.000 zum Bau von Ingenieurobjekten zu Land und zu Wasser (-1,7 Prozent).

Die durchschnittlichen monatlichen Bruttolöhne in der Bauwirtschaft erhöhten sich laut GUS im Juni 2023 auf 1.567 Euro. Das waren auf Złoty-Basis nominal 7,5 Prozent mehr als im Juni 2022. Am höchsten waren sie im Bereich Errichtung von Ingenieurobjekten zu Land und zu Wasser (1.791 Euro; +8,3 Prozent), am niedrigsten im Gebäudebau (1.368 Euro; -1,9 Prozent).

Wachstum der Baubranche flacht ab

Größere Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern erbrachten 2022 laut GUS Bauleistungen im Wert von insgesamt 30,0 Milliarden Euro (auf Złoty-Basis real +6,2 Prozent gegenüber 2021). Davon entfielen 12,3 Milliarden Euro auf den Bau von Ingenieurobjekten zu Land und Wasser (+2,8 Prozent), 9,8 Milliarden Euro auf die Errichtung von Gebäuden (+11,7 Prozent) und 7,8 Milliarden Euro auf Spezialbauarbeiten (+5,4 Prozent).

Im 1. Halbjahr 2023 flachte das Wachstum der erbrachten Bauleistungen gegenüber dem 1. Halbjahr 2022 auf einen Wert von 14,7 Milliarden Euro ab (auf Złoty-Basis real +3,8 Prozent). Während die Errichtung von Ingenieurobjekten auf 5,7 Milliarden Euro gut zulegen konnte (+10,8 Prozent), ergab sich bei derjenigen von Gebäuden ein Rückgang auf 5,0 Milliarden Euro (-5,3 Prozent). Spezialbauarbeiten wurden im Wert von 3,9 Milliarden Euro erbracht (+6,6 Prozent).

Der Wert der gesamten Bautätigkeit aller Einheiten (inklusive Kleinbetriebe) liegt noch deutlich höher und betrug 2021 laut GUS 54,4 Milliarden Euro. Kleinbetriebe mit unter zehn Mitarbeitern spielen insbesondere bei den Spezialbauarbeiten eine wichtige Rolle, deren Gesamtwert 2021 rund 24,2 Milliarden Euro erreichte. Im Gebäudebau geleistete Bauarbeiten betrugen 15,8 Milliarden Euro und bei Ingenieurobjekten 14,4 Milliarden Euro.

Umfangreiche Produktion von Baustoffen

Polen ist auch ein bedeutendes Herstellerland von Baumaterialien, bei denen sich ausländische Investoren ebenfalls engagieren. Fenster aus Polen zum Beispiel sind auch im Ausland beliebt. Ein wichtiges Spezialprodukt sind Dachfenster, die Fakro und die dänische Velux herstellen.

Neun Unternehmen produzieren in 13 Werken Zement, darunter aus dem Ausland Lafarge Cement S.A. und Dyckerhoff Polska. Die Branche reduziert auch in Polen ihren CO2-Ausstoß und will durch Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO2 (CCS/U, Carbon Capture and Storage/Use) schließlich klimaneutral werden. Das kann laut Experten Investitionen von 3,4 Milliarden Euro erfordern.

Farben und Lacke produziert Śnieżka, Sanitärkeramik und Fliesen Cersanit S.A. und mit schweizerischem Kapital Geberit Kolo. Polnische Firmen investieren ebenfalls im Ausland. Die Bauchemiefirma Selena FM will mit der ungarischen Masterplast ein Joint Venture gründen, um in Ungarn ab Mitte 2025 Glaswolle zu produzieren (Investitionsbetrag: 47,5 Millionen Euro).


Produktion ausgewählter Bauprodukte in Polen (in 1.000 Tonnen, sofern nicht anders angegeben, Veränderung in Prozent)

Sparte

2022

Veränderung 2022/21

1. Halbjahr 2023

Veränderung*

Zement

18.853

-3,9

7.640

-17,7

Glas (in Millionen qm)

178

-3,9

83

-10,6

Kunststofffenster (in 1.000 Stück)

8.869

-7,2

3.865

-14,9

Rohstahl

7.521

-12,1

3.384

-20,0

Stahlrohre

1.000

4,8

467

-8,8

Raffiniertes Kupfer

588

1,6

297

0,1

Faserplatten aus Holz (in Millionen qm)

681

-11,2

316

-15,9

Schnittholz aus Nadelbäumen (in Kubikdekametern)

2.779

-39,2

1.365

-10,6

Schnittholz aus Laubbäumen (in Kubikdekametern)

249

-45,9

115

-14,2

Farben, Lacke

1.369

-19,0

530

-31,2

* gegenüber dem 1. Halbjahr 2022.Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2023


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