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Branchen | Polen | Abfallentsorgung, Recycling

Investitionen in Abfallbehandlung steigen

Die polnische Abfallwirtschaft steht weiter vor großen Aufgaben. Die Elemental Holding recycelt immer mehr technischen Schrott. Regelungen für Verpackungsmüll verzögern sich.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Immer strengere Vorschriften der Europäischen Union (EU) zur Abfallbehandlung erhöhen auch in Polen den Bedarf an Lösungen, um Rohstoffe wiederzugewinnen und zu recyclen oder Abfälle einer thermischen Verwertung zuzuführen.

Die Investitionen (ohne Kleinbetriebe) in die Abfallwirtschaft einschließlich Wiedergewinnung von Rohstoffen stiegen in den ersten drei Quartalen 2022 gegenüber den ersten drei Quartalen 2021 auf Złoty-Basis nominal um 47,1 Prozent auf 276 Millionen Euro (1 Euro = 4,6861 Zł, Jahresdurchschnittskurs 2022), meldet das Statistische Hauptamt (Główny Urząd Statystyczny; GUS). Im Jahr 2021 summierten sich diese Aufwendungen auf 328 Millionen Euro (1 Euro = 4,5652 Zł, Jahresdurchschnittskurs 2021). Einschließlich der Kleinbetriebe stieg der investierte Betrag um 37,8 Prozent gegenüber 2020 auf 519,8 Millionen Euro.

Mehr Projekte initiiert 

Die Anzahl der begonnenen Projekte im Abfallsektor legte in den ersten drei Quartalen 2022 auf 309 (Januar bis September 2021: 254) zu. Im Jahr 2021 waren 392 Vorhaben gestartet worden. 

Die Umsätze der Branchenunternehmen, einschließlich der Wiedergewinnung von Rohstoffen, betrugen 2022 laut GUS etwa 7.337,9 Millionen Euro (ohne Kleinbetriebe). Das entsprach auf Złoty-Basis einem realen Zuwachs gegenüber 2021 um 6,4 Prozent (6.615,9 Millionen Euro). Die Umsätze aller Branchenfirmen summierten sich 2021 (2020) auf 8.736,2 (7.234,5) Millionen Euro (auf Złoty-Basis real +17,1 Prozent).

Laut GUS betrug das gesamte inländische Aufkommen an Abfällen 2021 (2020) rund 121,4 (122,6) Millionen Tonnen, darunter 107,7 (109,5) Millionen Tonnen andere als Siedlungsabfälle. Rund 61,9 (55,6) Millionen Tonnen Abfall stammten aus dem Bergbau, gefolgt von Industrieabfällen mit 22,0 (21,1) Millionen Tonnen und dem Energiesektor mit 12,7 (10,6) Millionen Tonnen.

Die Hälfte der Abfälle (50,9 Prozent) wurde 2021 unschädlich gemacht (43,8 Prozent deponiert); 47,5 Prozent wurden wieder verwertet; 1,1 Prozent vorübergehend gelagert und 0,5 Prozent anderen Abnehmern überlassen. Die über viele Jahre bis Ende 2021 deponierte Gesamtmenge an Abfällen summierte sich auf über 1,8 Milliarden Tonnen. 

Recycling von Metallen und Batterien

Handlungsbedarf besteht nicht nur bei Siedlungsabfällen, sondern auch bei denen der Industrie. Die aus Polen stammende Gruppe Elemental Holding S.A. mit Sitz in Grodzisk Mazowiecki will sich verstärkt im Bereich Recycling von Metallen, Lithium-Ionen-Akkumulatoren und Kfz-Katalysatoren engagieren. Elemental Holding plant, 500 Millionen US-Dollar für ihre Weiterentwicklung und Übernahmen von Firmen weltweit aufzuwenden. Elemental ist mit 55 Tochtergesellschaften in 35 Ländern der Welt vertreten. 

In diesem Jahr steht die Eröffnung einer Fabrik zum Recycling von Batterien im oberschlesischen Zawiercie auf der Agenda. Elemental hat dort 100 Millionen investiert. Zudem baut das Unternehmen eine Fabrik in Südpolen zum Recycling von Lithium-Ionen-Akkumulatoren und zur Wiedergewinnung von Metallen aus ausgemusterten Kfz-Katalysatoren. Geplant sind zudem eine Anlage zur Rückgewinnung von Lithium, Kobalt und Nickel sowie eine Raffinerie für Batteriemetalle. Weltweit will die Elemental Holding auch Elektronik- und Elektrogeräte recyclen. Die Gruppe erwarb unter anderem 85 Prozent der Anteile an der deutschen Gesellschaft Recat.

Höheres Aufkommen an Siedlungsmüll

Offiziell entstanden 2021 (2020) laut GUS 13,7 (13,1) Millionen Tonnen kommunale Abfälle. Davon stammten 11,7 (11,3) Millionen Tonnen von privaten Haushalten. Pro Kopf der Bevölkerung entstanden 360 (344) Kilogramm Müll.

Hinzu kamen 2021 rund 581.000 Tonnen genehmigte importierte Abfälle - das sind 29 Prozent weniger als 2020 - von denen 68 Prozent aus Deutschland kamen. Polen selbst exportierte 2021 mit 808.000 Tonnen 30 Prozent mehr Abfall als 2020. Rund 65 Prozent davon gingen nach Deutschland.

Inländisches Aufkommen und Behandlung des Siedlungsmülls 2021 (in 1.000 Tonnen, Anteile in Prozent)

Behandlungsart

Menge

Anteil

Wiederverwertet

8.378

61

  Recycling

3.681

27

  Energieerzeugung durch Verbrennen

2.873

    21

  Biologische Behandlung

1.824

13

Deponiert

5.296

39

Insgesamt

13.674

100

Quelle: Statistisches Hauptamt (GUS) 2022

Relativ hoch ist mit rund 39 Prozent noch die deponierte Menge an Siedlungsmüll. Ende 2021 (2020) waren laut GUS noch 265 (271) legale Deponien in Betrieb. Sie hatten eine Gesamtfläche von rund 1.667 (1.692) Hektar. Hinzu kamen 2.246 (2.008) inventarisierte wilde Müllhalden auf insgesamt über 2 Quadratkilometern und zahlreiche weitere illegale Abladeplätze. im Jahr 2021 wurden 10.542 - vor allem städtische - wilde Halden aufgelöst, von denen 73.000 Tonnen kommunale Abfälle abtransportiert wurden.

Mülltrennung nimmt zu

Knapp 40 Prozent des Siedlungsmülls wurden 2021 mit rund 5,4 Millionen Tonnen getrennt eingesammelt, ein Plus von 9 Prozent gegenüber 2020. Etwa 34 Prozent des Siedlungsmülls entfielen auf Papier, Pappe, Glas und Kunststoff, weitere 34 Prozent auf biologisch abbaubare Abfälle. 

Im Jahr 2021 gab es 2.279 allgemein zugängliche Stellen zum getrennten Einsammeln von Gemeindemüll, davon 36 Prozent in Städten und 64 Prozent in ländlichen Gebieten. Bei der erforderlichen Erhöhung der Kapazitäten zur Abfallverarbeitung haben auch deutsche Anbieter Absatzchancen.

Vorschriften zu Verpackungsabfällen verspätet

Die Frist, EU-Bestimmungen zur Produzentenverantwortung bezüglich Verpackungsmüll bis zum 5. Januar 2023 in nationales Recht umzusetzen, verpasste Polen. Über dieses Thema sowie über ein künftiges Pfandsystem wird weiter diskutiert. Der französische Konzern Carrefour installierte in einer Pilotphase zusammen mit der Organisation zur Wiedergewinnung von Verpackungen EKO-Punkt in seinen oberschlesischen Großmärkten Rückgabeautomaten für Plastikflaschen und Aluminiumdosen. Ein Bon über gut 3 Cent pro Behältnis wird an der Kasse gutgeschrieben. Auch Lidl führt in Polen solche Tests durch.

Ein Gesetz, das Einwegbesteck und -geschirr aus Plastik verbietet, befindet sich in Umsetzung.

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