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Branche kompakt | Polen | Ernährungswirtschaft

Polens Nahrungsmittelindustrie investiert in neue Anlagen

Steigende Preise setzten die Hersteller von Lebensmitteln und Getränken 2024 unter Druck. Die Aussichten sind dennoch positiv. Das Exportgeschäft bleibt eine wichtige Stütze. (Stand: März 2025)

Von Christopher Fuß | Warschau

Ausblick der Nahrungsmittelindustrie in Polen

 

  • Steigende Einkommen und neue Essgewohnheiten treiben die Nachfrage.
  • Hersteller modernisieren ihre Anlagen.
  • Firmenübernahmen sind keine Seltenheit.
  • Verbraucher kaufen vor allem heimische Waren.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2025

  • Markttrends

    Polnische Lebensmittelhersteller investieren, obwohl die Umsätze stagnieren. Günstige Prognosen spielen dabei eine Rolle. Gleichzeitig kämpft die Industrie gegen neue Importe.

    Nach Jahren des Aufschwungs erhielt Polens Lebensmittelindustrie 2024 einen Dämpfer. Während die Umsätze gemessen in Euro um 6,6 Prozent stiegen, betrug der Zuwachs in der Landeswährung Złoty lediglich 1,2 Prozent. Der Grund für den Unterschied liegt im deutlichen Kursgewinn des Złoty zwischen den Jahren 2023 und 2024. Unternehmen in Polen schauen vor allem auf den Złoty-Wert.

    Dank der erstarkten Landeswährung verbilligten sich die Einfuhren. Die Lebensmittelimporte wuchsen 2024 fast dreimal schneller als die Ausfuhren. An Polens Exportüberschuss ändert sich trotzdem nur wenig. Das Land exportiert fast dreimal so viele Lebensmittel wie es importiert.

    Umsatz der polnischen Produzenten mit Nahrungs-, Genussmitteln und GetränkenIn Milliarden Euro, Veränderung in Prozent
    Kategorie

    2022 *)

    2023 *)

    2024 *)

    Veränderung 2024/2023

    Nahrungsmittel

    82,9

    88,9

    94,9

    6,8

    Getränke

    6,3

    7,2

    7,5

    2,7

    Tabakwaren

    2,0

    2,3

    2,5

    8,7

    * umgerechnet zum jeweiligen Durchschnittskurs 2022: 1 Euro = 4,6861 Złoty, 2023: 1 Euro = 4,5420 Złoty, 2024: 1 Euro = 4,3058 Złoty.Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2025

    Der Preis entscheidet

    Die schwachen Umsatzzahlen hängen auch mit Preissteigerungen zusammen. Verbraucher wichen in der Folge auf günstigere Lebensmittel aus. Obwohl sich die Inflation mittlerweile beruhigt hat, bleiben die Kunden vorsichtig. Laut dem Lebensmittelhersteller Flora Food Group gilt der Preis mittlerweile als das wichtigste Kaufargument. In den Jahren zuvor standen hingegen die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln auf Platz 1.

    Unter dieser Entwicklung leiden vor allem die Biohersteller. Die Marktanteile stagnieren seit Jahren bei unter 1 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland sind es über 6 Prozent. Auch in einem anderen Nischenmarkt stehen die Zeichen auf Krise. Wie die Tageszeitung Rzeczpospolita berichtet, sank 2024 der Absatz von Ersatzprodukten für Fleisch.

    Gleichzeitig befinden sich Lebensmittel auf dem Vormarsch, die gesundheitsfördernde Eigenschaften betonen. Hierzu gehören beispielsweise ein reduzierter Zucker- und Fettgehalt oder ein erhöhter Eiweißanteil. Getränkeabfüller wie Żywiec Zdrój setzen auf Zusätze von Mineralstoffen und Vitaminen.

    Wachstum auch dank Investitionen

    Analysten bescheinigen Polens Lebensmittelindustrie weiterhin großes Potenzial. Das Marktforschungsinstitut PMR Market Experts prognostiziert für 2025 einen neuen Aufwärtstrend. Zu den wichtigsten Treibern gehören die steigenden Löhne in Polen. Das Gehaltsplus wirke sich mit etwas Verzögerung positiv auf den Lebensmittelkonsum aus, so PMR Market Experts. Die Złoty-Umsätze der Lebensmittelindustrie steigen demnach bis 2030 um durchschnittlich 5 Prozent pro Jahr.

    20,2 %

    beträgt der Anteil der Nahrungsmittel-, Getränke- und Genussmittelindustrie an allen Umsätzen im verarbeitenden Gewerbe.

    Höhere Löhne haben aber auch eine Kehrseite. Laut Andrzej Gantner, Leiter des Verbandes der Lebensmittelproduzenten PFPZ, verlieren polnische Lebensmittel wegen gestiegener Arbeitskosten an Wettbewerbsfähigkeit auf internationalen Märkten. Wachsende Ausgaben für Energie und für Rohstoffe hinterlassen ebenfalls ihre Spuren. So trug der weltweite Anstieg der Kakaopreise mit dazu bei, dass der polnische Schokoladenhersteller Wedel seinen Umsatz 2024 zwar steigerte, obwohl er mengenmäßig weniger Tafeln Schokolade verkaufte.

    Nicht alle Firmen können in diesem Umfeld mithalten. Sie werden von größeren und stärkeren Konkurrenten aufgekauft. Der polnische Milchkonzern Mlekovita übernahm den Schimmelkäse-Hersteller KaMos aus Kamienna Góra. "Es gibt Potenzial für eine weitere Konsolidierung", kommentiert Marcin Hydzik, Vorstandsvorsitzender des Polnischen Verbandes der Milchverarbeiter ZPPM in der Tageszeitung Puls Biznesu. Auch abseits der Molkereiindustrie kommt es zu Aufkäufen. Der Fischverarbeiter Lisner – eine polnische Tochter des deutschen Lebensmittelkonzerns Theo Müller - kaufte 2024 den polnischen Konkurrenten Graal.

    Einige Unternehmen setzen auf Investitionen, um die höheren Kosten für Arbeitskräfte und Energie aufzufangen. Laut einer Untersuchung des deutschen Technologiekonzerns Siemens interessiert sich aktuell kaum eine Branche in Polen so stark für Digitalisierung, wie die Lebensmittelindustrie. Agnieszka Maliszewska, Direktorin der polnischen Milchkammer PIM, sagt dazu: "Die digitale Transformation ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit auf in- und ausländischen Märkten."

    Darüber hinaus modernisieren die Unternehmen ihre Anlagen. Ein Beispiel ist der Süßwarenhersteller Mieszko. Er baut in Racibórz eine Halle mit zwei automatisierten Produktionslinien. Die Kosten liegen bei 40,5 Millionen Euro. Der Wurstwarenhersteller Sokołów kündigt für 2025 ebenfalls Investitionen im Umfang von rund 40 Millionen Euro an. Mit den Geldern will der Hersteller seine Prozesse automatisieren. Das Unternehmen WSP Społem wiederum baut von Mai 2025 bis voraussichtlich Mitte 2027 eine neue Produktionshalle in Kielce. Laut der Wirtschaftsförderagentur der Region Śląskie SSE Katowice investierte 2024 keine Branche vor Ort so viel Geld wie die Hersteller von Nahrungsmitteln und Getränken.

    Möglich werden Projekte auch dank umfangreicher EU-Gelder. Unternehmen aus Polens Lebensmittelindustrie gehören zu den größten Gewinnern eines Subventionsprogramms aus dem europäischen Wiederaufbaufonds. Firmen unterschiedlicher Branchen erhalten Zuschüsse für neue Automatisierungstechnik im Umfang von 470 Millionen Euro.

    Kritik an Freihandelsabkommen

    Neben Investitionen setzen die Unternehmen auf neue Exportmärkte, um ihre Umsätze zu steigern. Der Molkereibetrieb Mlekpol sieht vor allem in afrikanischen und asiatischen Ländern viel Potenzial, denn hier wächst die Bevölkerung. Die Fleischindustrie verbindet insbesondere mit Asien große Hoffnungen. Ausbrüche der Vogelgrippe oder der afrikanischen Schweinepest in Polen blockierten den Export in Länder wie Vietnam, Südkorea und Japan. Mittlerweile kann Polen wieder einige Fleischerzeugnisse exportieren. Die Geflügelindustrie hofft Anfang 2025 vor allem darauf, dass der Export nach China wieder freigegeben wird.

    Gleichzeitig fürchtet Polens Lebensmittelindustrie neue Konkurrenz aus Südamerika. Fleischverarbeiter und Molkereien laufen Sturm gegen das Freihandelsabkommen Mercosur. Die Unternehmen befürchten, Kunden in wichtigen EU-Exportmärkten zu verlieren. Polens Wirtschaftsministerium schreibt: "Billigere Produkte aus den Mercosur-Ländern, in denen die Produktionskosten niedriger sind, könnten polnische Waren verdrängen."

    Ausgewählte Investitionsprojekte der Ernährungswirtschaft in PolenInvestitionssumme in Millionen Euro
    Projekt

    Investitionssumme 

    ProjektstandAnmerkungen
    Bau einer Fabrik für Speisesalz, Glogów

    233

    Durchführung, fertig Mitte 2029Kupferkombinat KGHM Polska Miedź
    Bau einer Fabrik für Kaffeeprodukte, Jawor

    142

    Planung, fertig 2030Jacobs Douwe Egberts OPS PL (Niederlande)
    Bau eines Kühllagers, Nowy Modlin

    112

    Durchführung, fertig Sommer 2024Atlas Ward für NewCold (Niederlande) 
    Ausbau der Schokoladenfabrik, Warschau 

    70

    Durchführung, fertig 3. Quartal 2024Firma Wedel (Lotte, Japan)
    Bau einer Fabrik für UHT-Milch, Wysokie Mazowieckie

    61

    Durchführung, fertig 2025Molkereigruppe Mlekovita
    Ausbau einer Fabrik für Babynahrung und Nahrung für medizinische Zwecke, Opole

    50

    Durchführung, fertig 1. Quartal 2025Nutricia (Danone, Frankreich)
    Modernisierung einer Saftfabrik, Zator, Technologiepark Krakau

    43

    DurchführungFirma Tymbark-MWS (Maspex)
    Quelle: Pressemeldungen 2024, Firmenangaben, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Branchenstruktur

    Auch dank internationaler Unternehmen gehört Polen zu den führenden Lebensmittelexporteuren der EU. Am heimischen Markt tragen steigende Einkommen zu neuen Essgewohnheiten bei.

    Gemessen am Branchenumsatz verfügt Polen über die sechstgrößte Nahrungsmittelindustrie in der EU. Eine Reihe von heimischen und internationalen Konzernen bestimmt das Geschehen am Markt. Kleine Unternehmen behaupten sich vor allem in Nischen. Ausländische Hersteller produzieren in Polen nicht nur für lokale Abnehmer, sondern beliefern Kunden in ganz Europa. 

    Ein prominentes Beispiel ist der deutsche Kaffeehersteller Tchibo, dessen Werk bei Warschau sämtliche Kapseln, Pads und Instantkaffee-Produkte des Unternehmens fertigt. Auch der niederländische Teehersteller Lipton setzt auf Polen: Die Fabrik in Katowice ist das einzige Werk innerhalb der EU. Es beliefert Märkte in ganz Kontinentaleuropa. Insgesamt erzielen die polnischen Kaffee- und Teehersteller über 60 Prozent ihrer Umsätze im Export. Ähnlich dominant ist das Auslandsgeschäft bei den Verarbeitern von Fisch und Meeresfrüchten.

    Die polnische Lebensmittelindustrie als Ganzes erwirtschaftet mehr als ein Viertel ihrer Umsätze im Exportgeschäft. Kein Land in der EU führt ausgehend vom Warenwert so viel Geflügelfleisch aus wie Polen. Beim Export von Eiern schaffen nur die Niederlande mehr. Internationale Einzelhändler unterstützen den Export Polens. Die polnische Tochtergesellschaft des deutschen Discounter-Riesen Lidl lieferte allein 2023 Waren im Wert von rund 1,5 Milliarden Euro ins Ausland.

    Wichtige Branchenunternehmen in PolenUmsatz 2023 in Millionen Euro
    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 1) 2)

    Grupa Maspex

    verschiedene Nahrungsmittel

    3.299

    Animex Foods

    Fleischverarbeitung

    2.789

    Grupa Mlekovita

    Molkereiprodukte

    2.007

    SM Mlekpol

    Molkereiprodukte

                    1.475

    Krajowa Grupa SpożywczaVerschiedene Nahrungsmittel

    1.419

    Grupa SokołówFleisch und Fleischverarbeitung

    1.282

    Imperial Tobacco PolskaTabakverarbeitung

    1.243

    Grupa WipaszFuttermittel und Geflügelverarbeitung

    1.223

    Mowi PolskaFischverarbeitung

    1.175

    Grupa Żywiec

    Brauereigruppe (Heineken)

                    850

    1 umgerechnet zum Jahresdurchschnittskurs 2023: 1 Euro = 4,543 Złoty; 2 Einnahmen aus Verkäufen.Quelle: Lista 500 der Tageszeitung Rzeczpospolita 2024

    Internationale Hersteller kaufen Firmen auf

    Auch wenn die Lebensmittelhersteller über das ganze Land verstreut sind, gibt es einige regionale Schwerpunkte. Ein großer Teil der Unternehmen hat sich in Mittel- und Südpolen niedergelassen. Produktionszentren gibt es beispielsweise in den zentralpolnischen Woiwodschaften Łódzkie, Mazowieckie und Wielkopolskie. Bedeutend sind außerdem Śląskie und Małopolskie im Süden des Landes.

    Die Maspex Gruppe gilt nicht nur als der größte Lebensmittelkonzern mit polnischem Eigentümer, sondern auch als einer der größten Branchenvertreter in Mittelosteuropa. Rund 70 Marken befinden sich im Portfolio des Unternehmens, darunter die in Polen sehr bekannte Nudelmarke Lubella oder der Safthersteller Tymbark. Zu den größten internationalen Herstellern in Polen gehören Nestlé, Unilever, Coca-Cola und PepsiCo. Einer der nach Umsatz größten deutschen Hersteller in Polen ist Pfeifer&Langen mit verschiedenen Tochtergesellschaften sowie das Unternehmen Südzucker.

    Produktion ausgewählter Nahrungs- und Genussmittel, Getränke in Polen 1) 2)
    Produktgruppe

    2022

    2023 3)

    Veränderung 2023/22 4)

    Geflügelfleisch

    3.358

    3.295

    -1,9

    Wurstwaren

    896

    737

    -17,7

    Obst- und Gemüsesäfte (in 1.000 hl)

    13.198

    10.237

    -22,4

    Milch (in 1.000 hl)

    37.211

    34.871

    -6,3

    Käse, reifend

    384

    389

    1,3

    Frischkäse, Quark

    519

    520

    0,2

    Weizenmehl

    2.517

    1.957

    -22,2

    Zucker

    2.146

    3.393

    58,1

    Reiner Wodka (umgerechnet in 100 % Alkohol, in 1.000 hl)

    1.018

    871

    -14,4

    Bier (in 1.000 hl)

    39.764

    35.200

    -11,5

    1 in 1.000 Tonnen, sofern nicht anders angegeben, hl = Hektoliter; 2 Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten; 3 Angaben für 2023 sind vorläufig, sie können noch nach oben korrigiert werden; 4 Veränderung in Prozent.Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2024

    Im Juli 2024 übernahm der Geflügelverarbeiter Drosed - eine polnische Tochter der französischen LDC Holding - den ebenfalls polnischen Konkurrenten Indykpol. Es handelt sich nicht um einen Einzelfall. Einige der größten Fleischproduzenten Polens gehören mittlerweile zu ausländischen Investoren. Prominente Beispiele sind Animex Foods, Sokołów und Tarczyński. In der Molkerei-Industrie stellt sich die Situation hingegen anders dar. Die drei führenden Molkereien des Landes, Polmlek, Mlekovita und Mlekpol, befinden sich alle in der Hand polnischer Eigentümer.

    Polnischer Export von Agrarerzeugnissen und NahrungsmittelnIn Milliarden Euro

    Jahr

    Wert

    2023 *)

    51,8

    2022 

    47,9

    2021

    37,6

    2020

    34,3

    * SchätzungQuelle: Landesstelle zur Förderung der Landwirtschaft KOWR 2024

    Die Hersteller organisieren sich

    Ein Gegengewicht zu den stark vertretenen Unternehmen mit Auslandskapital bildet außerdem die teilstaatliche Gesellschaft KGS (Krajowa Grupa Spożywcza). Insgesamt 15 Agrarbetriebe und Lebensmittelverarbeiter befinden sich mittlerweile unter dem Dach der Gruppe. Eine Schlüsselrolle nimmt der Zuckerproduzent KSC ein (Krajowa Spółka Cukrowa S.A). Eine Aufgabe der KGS besteht darin, über langfristige Lieferverträge die Preise von Agrargütern zu stabilisieren.

    Nationale und internationale Hersteller engagieren sich in unterschiedlichen Verbänden. Der größte Interessensvertreter der Lebensmittelindustrie in Polen ist die Föderation der Lebensmittelhersteller PFPŻ (Polska Federacja Producentów Żywności). Zu den Mitgliedern gehören auch deutsche Firmen wie Bahlsen, Hipp und Hochland. Einige Sparten der Lebensmittelindustrie kooperieren außerdem in branchenspezifischen Kammern wie der Polnischen Milchkammer PIM (Polska Izba Mleka) oder der Wirtschaftskammer für Geflügel (Krajowa Rada Drobiarstwa - Izba Gospodarcza).

    Produkte aus Polen dominieren den Handel

    Verbraucherinnen und Verbraucher in Polen kaufen Lebensmittel vor allem in Discountern oder in Nachbarschaftsläden. Diese Mini-Märkte mit eingeschränktem Sortiment gehören in der Regel zu Franchising-Unternehmen. Großflächige SB-Warenhäuser verlieren hingegen Marktanteile, ebenso wie Fachgeschäfte, die keiner Kette angehören.

    Ähnlich wie in anderen europäischen Ländern halten auch im Produktsortiment in Polen immer mehr Convenience-Produkte Einzug. Die Mini-Markt Kette Żabka beispielsweise bietet eine Reihe von Tiefkühlprodukten an, die der Kunde im Geschäft aufwärmen lassen kann.

    Die Artikel in den polnischen Supermärkten und Discountern stammen in der Regel aus Polen. Laut Angaben des Handelsverbandes POHiD (Polska Organizacja Handlu i Dystrybucji) sind 97 Prozent aller Milchprodukte in den Regalen polnische Erzeugnisse. Bei Fleischzubereitungen steigt der Wert sogar auf 98 Prozent. Im Falle von Obst und Gemüse handelt es sich immer noch um 76 Prozent. Internationale Waren kommen in den Geschäften vor allem bei thematischen Aktionswochen zum Zug.

    Gleichzeitig wird der Außer-Haus-Verkauf immer beliebter. Die Zahl der Restaurants und Imbisse wächst seit Jahren, vor allem dank des Plus bei der mobilen Gastronomie. Zu dieser Kategorie gehören beispielsweise Foodtrucks. In den wachsenden Bürozentren der Großstädte kämpfen Catering-Dienstleister um Marktanteile. Laut Angaben der Marktforschungsagentur Dun&Bradstreet kletterte der Umsatz im gesamten HoReCa-Sektor (Hotel/Restaurant/Catering) 2024 um 8,4 Prozent. Zu den wichtigsten Treibern gehört der steigende Wohlstand gepaart mit dem zunehmenden verfügbaren Einkommen in Polen.

    Diesen Umstand können deutsche Lebensmittelgroßhändler für sich nutzen. Der Gastronomielieferant Chefs Culinar aus Schleswig-Holstein wächst in Polen vor allem dank der steigenden Nachfrage an exotischeren Zutaten in der Gastronomie.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Rahmenbedingungen

    Polen führt im 4. Quartal 2025 ein Pfandsystem für Getränkebehälter ein. Unklar bleibt, ab wann die Bestimmungen der erweiterten Herstellerverantwortung greifen.

    Spezielle Einfuhrbeschränkungen für Nahrungsmittel aus Deutschland gibt es nicht. Zusätzlich zu den Zertifikaten der EU finden polnische Qualitätsmerkmale und Gütesiegel Verwendung.

    Konsumpatriotismus bleibt ein Thema

    Das Landwirtschaftsministerium fördert den Absatz von polnischen Lebensmitteln in Polen mit verschiedenen Informationskampagnen. Unverarbeitete und verarbeitete Lebensmittel aus Polen können mit dem Siegel "Produkt aus Polen" (Produkt Polski) verkauft werden. Die Herkunft des Herstellers spielt dabei keine Rolle, sondern lediglich die Herkunft der Zutaten und der Ort der Verarbeitung. Eine Verordnung regelt die weiteren Bestimmungen (Dz.U. z 2016 r. poz. 2148). Politische Forderungen nach verpflichtenden Quoten für polnische Lebensmittel in Geschäften tauchen immer wieder auf, bleiben aber ohne Konsequenz.

    Es gibt weitere polnische Produktkennzeichnungen beispielweise für bestimmte Tierhaltungsformen oder für den Verzicht auf genetisch veränderte Organismen (GMO). Für Kontrollen ist die Inspektion zur Handelsqualität von Agrar- und Nahrungsmittelerzeugnissen (Inspekcja Jakości Handlowej Artykułów Rolno-Spożywczych; IJHARS) zuständig. Die IJHARS hat auch die Aufsicht über die ökologische Erzeugung. Die Behörde listet auf ihrer Internetseite 13 Institutionen auf, die vom Landwirtschaftsministerium ermächtigt wurden, eine ökologische Landwirtschaft und Ökoprodukte zu zertifizieren. Darunter befindet sich der TÜV Rheinland Polska.

    Polen führt Flaschenpfand ein

    Zum 1. Oktober 2025 tritt ein Flaschen-Pfandsystem in Kraft. Es betrifft Glasflaschen für den Mehrfachgebrauch mit bis zu 1,5 Litern Inhalt, Plastikflaschen für den Einmalgebrauch mit bis zu 3 Litern samt Verschlüssen und Metalldosen mit bis zu 1 Liter. Einweg-Glasflaschen fallen nicht unter das neue System.

    Die Behältnisse erhalten eine entsprechende Kennzeichnung. Das Pfand pro Glasflasche beträgt 0,25 Euro, das für die übrigen Behältnisse 0,12 Euro. Alle Geschäfte müssen beim Verkauf von Getränken das Pfand einziehen. Einzelhändler ab einer Fläche von 200 Quadratmetern müssen darüber hinaus alle Behälter zurücknehmen, egal aus welchem Laden sie stammen.

    Polen hat die EU-Vorgaben zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) noch nicht in nationales Recht übersetzt. Das Klima- und Umweltministerium legte im Januar 2025 einen neuen Entwurf vor. Die Regelung verpflichtet Produzenten gemäß dem Verursacherprinzip, einen zusätzlichen Betrag für die Entsorgung der in Verkehr gebrachten Verpackungen und Materialien zu zahlen. 

    Gestritten wird über eine gerechte Verteilung dieser Lasten unter Herstellern, Gemeinden, Konsumenten und Recyclingunternehmen. Eine Einigung ist bislang nicht in Sicht.

    Die Einwegplastik-Richtlinie der EU greift in Polen seit 2023. Mit ihr verschwanden verschiedene Einwegartikel aus den Regalen, darunter Plastikstrohhalme. Außerdem müssen Gastronomiebetriebe wiederverwertbare Behälter als Alternative zu Einwegverpackungen anbieten.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der EU sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Polen

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerstwo Rolnictwa i Rozwoju Wsi

    Ministerium für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung
    Ministerstwo Klimatu i ŚrodowiskaMinisterium für Klima und Umwelt
    Ministerstwo Aktywów PaństwowychMinisterium für Staatliche Aktiva 
    Inspekcja Jakości Handlowej Artykułów Rolno-SpożywczychBehörde, die die Handelsqualität von Lebensmitteln kontrolliert
    Krajowy Ośrodek Wsparcia Rolnictwa Landesstelle zur Förderung der Landwirtschaft
    Główny Inspektorat SanitarnyLandessanitäraufsicht 
    Instytut Ekonomiki Rolnictwa i Gospodarki Żywnościowejanalysiert Agrar- und Nahrungsmittelmarkt

    Polska Federacja Producentów Żywności

    Arbeitgeberverband der Nahrungsmittelproduzenten
    Związek Polskie MięsoVerband der polnischen Fleischindustrie
    Krajowy Związek Spółdzielni Mleczarskich Związek RewizyjnyLandesverband der Molkereigenossenschaften
    Browary PolskieArbeitgeberverband der Bierindustrie
    Polska Izba Żywności EkologicznejPolnische Kammer für ökologische Nahrungsmittel 
    Polska Izba Odzysku i Recyklingu Opakowań Polnische Kammer für Verwertung von Verpackungen

    Przemysł Spożywczy (Nahrungsmittelindustrie)

    Fachzeitschrift, monatlich 
    Polagra, Food Horeca Foodtech, PoznańNahrungsmittelmesse, nächster Termin: 24.-26.09.2025

    Portal Spożywczy

    Internetportal zur Nahrungsmittelbranche
    Biokurier.plInternetportal zu Ökonahrungsmitteln
    Topagrar.plInternetportal zur Landwirtschaft 
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