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Branchen | Kenia | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Kenias Nahrungsmittelindustrie kämpft mit schwierigem Umfeld

Kenia ist längst nicht mehr der Absatzmarkt Nummer 1 in Ostafrika für Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen. Dennoch bleibt der Standort attraktiv. (Stand: 30.04.2025)

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Das Umfeld für die Nahrungsmittelindustrie ist in Kenia seit Jahren schwierig. Immerhin besteht Hoffnung, dass sich die Konjunktur im Jahresverlauf 2025 stabilisiert. Economist Intelligence Unit (EIU) prognostiziert für Kenias Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2025 ein Wachstum von 5,3 Prozent, Tendenz langsam steigend in den Folgejahren. 

Gleichwohl ist ein BIP-Wachstum von weniger als 6 Prozent für ein Land wie Kenia mit einer überwiegend armen und gleichzeitig schnell wachsenden Bevölkerung mäßig. Die mittelprächtige Stimmung spiegeln auch Unternehmen der Nahrungsmittelbranche wider. Auf lange Sicht sind die Zukunftserwartungen der Unternehmen positiv.

Nahrungsmittelverarbeiter leiden unter hohen Kosten

Schlecht aus Sicht der Unternehmen ist die hohe Abgabenlast an den Staat, dessen Finanzbehörde Kenya Revenue Authority (KRA) aufgrund der hohen Staatsverschuldung zuletzt mit recht rigiden Methoden Unternehmenssteuern eintreibt. Für den Import von Vorprodukten wurden zudem die Zölle deutlich erhöht. Das belastet auch nahrungsmittelverarbeitende Unternehmen. Die Kosten sind mitunter derart hoch, dass kenianische Produzenten mit ihren Konkurrenten vor allem in Tansania nur schwer mithalten können.

Das Konsumklima ist seit Jahren belastet. Auch für die Haushalte sind die staatlichen Abgaben gestiegen. Hinzu kommen die hohen Lebenshaltungskosten bei stagnierenden Reallöhnen seit etwa fünf Jahren. Unverzichtbare und billige Konsumgüter werden weiterhin gekauft, ansonsten wird gespart, wo nur möglich. 

Ausländische Unternehmen zögern mit Investitionen

Auslandsinvestoren halten sich aufgrund des durchwachsenen Umfelds seit Jahren zurück. Im Bereich der Fast Moving Consumer Goods (FMCG, "Schnelldreher") haben einige Multinationals Kenia in den letzten Jahren wieder verlassen, unter anderem Procter & Gamble. Fast-Food-Ketten sind in Kenia schon sehr präsent. Hier scheint der Markt vorerst gesättigt. 

Im Jahr 2027 finden in Kenia Präsidentschaftswahlen statt. Mit einer deutlich erhöhten Investitionstätigkeit ist frühestens nach der Wahl zu rechnen. Im Vorfeld der Wahl werden sich Investoren generell zurückhalten, speziell aber Firmen aus dem Ausland. Der aktuelle Präsident William Ruto gilt als Favorit, auch weil sich aktuell kein ernsthafter Gegenkandidat abzeichnet. 

Inflation, Wechselkurs und Zinsen entwickeln sich positiv

Andere Indikatoren deuten auf eine Stabilisierung der kenianischen Wirtschaft hin. So dürfte die Inflation im weiteren Jahresverlauf um die 5 Prozent verharren. Die Währung Kenianischer Shilling (KSh) hat sich im Vergleich zum US-Dollar seit Mitte 2024 stabilisiert, nachdem zuvor hohe Fluktuation herrschte. 

Die Kenianische Zentralbank hat den Leitzins in mehreren Schritten auf aktuell 10,75 Prozent (April 2025) gesenkt. Investitionen sind für kenianische Investoren damit wieder etwas erschwinglicher geworden.   

Bevölkerungswachstum sorgt für steigenden Nahrungsmittelbedarf

Langfristig besteht kein Zweifel am Potenzial für den Absatz von Nahrungsmitteln und Getränken in Kenia. Die jährlich um etwa 1,2 Millionen Menschen zunehmende Bevölkerung sorgt für einen schnell zunehmenden Bedarf. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von über 2000 US-Dollar (US$) pro Jahr verfügen Kenianer auch über deutlich mehr Kaufkraft als die Bewohner der Nachbarländer.

Hersteller von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen blicken in Kenia auf einen vergleichsweise breiten Kundenkreis. Grund dafür ist die hohe Diversifizierung der kenianischen Wirtschaft. Das gilt auch für die FMCG-Industrie und die verschiedenen Bereiche des Agroprocessing. Aufgrund des westlichen Lebensstils gibt es auch eine Vielzahl von Mühlen, Großbäckereien und Fabriken für Kekse und Süßigkeiten. Hinzu kommt der hoch entwickelte Einzelhandel und die hohe Anzahl an Fast-Food-Ketten.

Eine entscheidende Frage wird sein, ob Nairobi seine Spitzenposition als Ostafrikas industrieller Hub behaupten kann oder ob zunehmend Konsumgüter importiert werden müssen. Die Nahrungsmittelimporte nahmen in den letzten Jahren stetig zu. Kenias Regierung möchte zwar die Industrialisierung vorantreiben, der Spielraum für Anreize ist aufgrund der hohen Verschuldung jedoch begrenzt. 

Die heimische Produktion konkurriert mit Produkten aus Ostafrika, Fernost, Dubai und Südafrika. Die sich anbahnende Stromknappheit in den kommenden Jahren und steigende Energiepreise könnten die Industrialisierung ausbremsen.

Deutsche Firmen präferieren Nairobi als Vertriebsstandort

Regionale Vertriebsmanager geben zunehmend zu Protokoll, dass die Musik in anderen Märkten Ostafrikas spielt. Bei den deutschen Lieferungen von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen war Kenia in den Jahren 2015 bis 2018 noch die unangefochtene Nummer 1. Das hat sich verändert: Die Umsätze in Tansania waren in den letzten Jahren drei- bis viermal so hoch. Außerdem hat Uganda stark aufgeholt. Lieferungen nach Kenia stagnieren seit Jahren auf einem niedrigen Niveau von 5 bis 10 Millionen Euro pro Jahr. 

Gleichwohl bleibt Kenia, insbesondere Nairobi, im ostafrikanischen Vergleich ein interessanter Standort für deutsche Unternehmen. Insbesondere Hersteller von Abfüllanlagen wie KHS und Krones betreiben in Nairobi große und ständig wachsende Ostafrika-Vertriebsniederlassungen. Boomen die Nachbarmärkte, stärkt das Nairobi eher als regionalen Vertriebsstandort, als dass es ihn schwächt.

Unternehmen profitieren in Kenia von einer über Jahrzehnte liberalen Wirtschaft (im Gegensatz zu Äthiopien und Tansania), der vergleichsweise hohen Verfügbarkeit von technischen Fachkräften und einem breit gefächerten Dienstleistungs- und Finanzsektor. Auch die politische Stabilität ist ein Vorteil. Daran haben auch die Aufstände der unzufriedenen Bevölkerung Mitte 2024 nicht grundsätzlich etwas geändert.

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