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Branchen | Tansania | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Nahrungsmittelzulieferer blicken verstärkt nach Tansania

Tansania rückt wirtschaftlich in den Blickpunkt. Gerade bei der Produktion von Nahrungsmitteln ist das Potenzial groß. Deutsche Firmen sind zum Teil gut im Geschäft. (Stand: 30.04.2025)

Von Carsten Ehlers | Nairobi

In Afrika zählt Tansania aktuell zu den interessantesten Märkten. Das wirtschaftliche Potenzial des Landes ist längst nicht ausgeschöpft und in vielen Branchen herrscht ein überschaubarer Wettbewerb. Das gilt gerade für die Nahrungsmittelindustrie, die vor allem in der Wirtschaftsmetropole Daressalam angesiedelt ist, sowie für den Agraranbau und die -verarbeitung in den verschiedenen Regionen Tansanias.

Einzelhandel und Fastfoodketten haben sich in Tansania bislang kaum entwickelt. In Daressalam gibt es inzwischen ein paar Malls mit lokalen Supermärkten. Ausländische Ketten wie Carrefour gibt es nicht. Bei Fast-Food-Restaurants gibt es neben kleineren tansanischen Anbietern nur wenige Franchises von KFC und Pizza Hut, die meisten davon in Daressalam. In den weiteren größeren Städten des Landes wie Arusha, Mwanza, Dodoma, Mbeya und Tanga befinden sich Einzelhandel und Fastfood noch in den Kinderschuhen. 

Regierung sorgt für besseres Geschäftsklima

Die im Oktober 2025 anstehenden Präsidentschaftswahlen werfen ihre Schatten voraus - auch auf die Wirtschaft. Beobachter rechnen damit, dass die jetzige Präsidentin Samia Suluhu Hassan von der Partei Chama Cha Mapinduzi (CCM) die Wahl gewinnen wird. Sie regiert das Land seit 2021 und unter ihr haben sich die Rahmenbedingungen für Investitionen in Tansania deutlich verbessert.

Beispiele für ein investorenfreundlicheres Klima sind die großzügigere Vergabe von Arbeitsvisa für Ausländer sowie die als Aufwertung zu verstehende Ansiedlung der Investitionsbehörde Tanzania Investment Centre (TIC) direkt unter dem Präsidialamt. Auch das Geschäftsklima insgesamt hat sich deutlich verbessert, weil die Regierung dem Privatsektor größere Wertschätzung entgegenbringt, als das unter der Vorgängerregierung der Fall war.

Rigide Steuerbehörde setzt den Unternehmen zu

Negative Trends gibt es jedoch auch. Unternehmen berichten über zunehmende Korruption. Aufgrund leerer Staatskassen werden an verschiedenen Stellen die Abgaben erhöht. Die Finanzbehörde Tanzania Revenue Authority (TRA) treibt Steuern gerade im formellen Sektor recht rigide ein. Daher sehen die Unternehmen die Entwicklung unter der aktuellen Präsidentin nicht uneingeschränkt positiv.

Gleichwohl rechnen viele Beobachter mit einer weiteren Zunahme der Investitionen bei einer Wiederwahl Hassans. Die Investitionsbehörde Tanzania Investment Centre (TIC) vermeldete im Februar 2025 eine hohe Investitionstätigkeit im Land, darunter zahlreiche Auslandsinvestitionen. An erster Stelle dabei stehen der verarbeitende Sektor und die Landwirtschaft.

Konjunkturaussichten bleiben gut

Die Konjunkturaussichten für Tansania sind für 2025 insgesamt zufriedenstellend. Die Economist Intelligence Unit (EIU) rechnet nach etwa 5,6 Prozent im Jahr 2024 mit einem realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von etwa 5,9 Prozent. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommen auch andere Institute. Für ein Entwicklungsland, das zudem ein hohes Bevölkerungswachstum aufweist, bedeutet ein solches Wachstum keinen Boom, aber eine durchaus solide Konjunktur.

Die Inflation dürfte mit prognostizierten 3 bis 4 Prozent auch 2025 recht niedrig bleiben. Negativ wirkt sich hingegen die Abwertung des Tansania-Schillings (T.Sh.) auf die Wirtschaft aus. Auch Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen müssen importiert werden und werden dadurch teurer. Der Wertverlust des T.Sh. in den letzten zwei Jahren gegenüber dem US-Dollar lag bei über 20 Prozent. Devisen bleiben knapp und sind für Unternehmen oft nur mit Wartezeit zu bekommen.

Binnenmarkt umfasst bald 70 Millionen Menschen

Das langfristige Potenzial für die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion in Tansania ist hoch. Das betonen auch immer wieder die häufig in Nairobi angesiedelten Zulieferer der Nahrungsmittelindustrie und des Agrarsektors. Allein der Binnenmarkt zählt mit fast 70 Millionen Einwohnern zu den größten des Kontinents. Steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln garantiert der Bevölkerungszuwachs von jährlich etwa 1,8 Millionen Menschen.

Die wachsende städtische Mittelschicht fragt zunehmend industriell gefertigte und professionell verpackte Lebensmittel nach. Das Umfeld zum Beispiel für Großbäckereien muss sich noch entwickeln, weil im Gegensatz zu Kenia meist der Maisbrei Ugali als Grundnahrungsmittel dient. Weizen wird zwar in großen Mengen importiert, bislang aber überwiegend zu Nudeln verarbeitet oder für zur Bierherstellung verwendet. 

Hinzu kommt Tansanias deutlich zunehmende Zahl an Touristen, die die Nachfrage nach hochwertigen Nahrungsmitteln deutlich erhöht. Sansibar wird gerade zu einem internationalen Ziel des Badetourismus mit zahlreichen größeren Hotels ausgebaut. Diese Hotels werden zum Teil in eine eigene Nahrungsmittelverarbeitung investieren oder bei Zulieferern einkaufen, die sich auf der Insel noch etablieren müssen.

Deutsche Firmen sehen Tansania als den wichtigsten Markt in Ostafrika

Wie wichtig Tansania als Absatzmarkt für deutsche Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen geworden ist, verdeutlichen die Zahlen der letzten Jahre: 2022 und 2023 erreichte der Exportwert jeweils 25 bis 27 Millionen Euro und stieg 2024 gar auf 37 Millionen Euro. Das ist im Durchschnitt drei- bis viermal mehr als der Ausfuhrwert nach Kenia. Tansania ist damit für diese Produktgruppe der mit Abstand wichtigste Markt in Ostafrika mit guten Aussichten für die nächsten Jahre.

Gleichwohl bedienen die meisten Unternehmen Tansania aus der Ferne und/oder über Handelsvertreter. Regionale Vertriebsniederlassungen betreiben deutsche Unternehmen fast ausschließlich in Nairobi wegen der dort guten Verfügbarkeit von Fachkräften und Dienstleistungen. Bleibt das Geschäftsklima gut und der Absatz in Tansania auf Dauer deutlich höher als in Kenia, dann werden sich Firmen mit einer Umsiedlung beschäftigen.

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