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Wirtschaftsumfeld | Polen | Konnektivität

Berlin und Warschau investieren in Infrastruktur und Sicherheit

Konnektivität war eines der Schlagwörter der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen. Beide Länder wollen die Infrastruktur ausbauen, auch unter militärischen Gesichtspunkten.

Von Christopher Fuß | Warschau

Polen und Deutschland wollen mit Infrastrukturinvestitionen den grenzüberschreitenden Straßen- und Schienenverkehr stärken. So lautet eines der Ergebnisse der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen von Anfang Dezember 2025. In einer gemeinsamen Erklärung kündigen beide Länder weitere Gespräche auf Ministerebene an, um "die Modernisierung von Brücken, Autobahnen und Bahnstrecken zu erleichtern".

Dabei steht besonders die Schiene im Fokus. Einerseits werden die zuständigen Ministerien daran arbeiten, die bestehenden Gleisverbindungen zwischen Deutschland und Polen stärker auszulasten. Andererseits deutet die gemeinsame Erklärung den Bau neuer Strecken an. So sei laut dem Schreiben zu prüfen, "ob und wie alternative Strecken zur Unterstützung der Ausweitung der Bahnangebote und der Verringerung der Reisezeiten entwickelt werden können."

Stärkung des Fernverkehrs und von regionalen Strecken

Ein Anlass, um Bahnverbindungen zwischen Deutschland und Polen auszubauen, sei der geplante Großflughafen CPK. Er entsteht nahe der polnischen Hauptstadt Warschau. Rund um den Flughafen baut Polen ein Streckennetz für Hochgeschwindigkeitszüge. Schnelltrassen werden ab 2035 von den westpolnischen Städten Wrocław und Poznań ins Landesinnere zum Flughafen führen. Beide Städte sind bereits heute an Deutschland über die Schiene angebunden.

Die Regierungen Deutschlands und Polens heben in ihrer gemeinsamen Erklärung darüber hinaus die Bahnverbindung vom brandenburgischen Angermünde in die polnische Küstenstadt Szczecin hervor. Aktuell laufen entlang des Abschnittes Modernisierungsarbeiten. Das Ziel: eine elektrifizierte, zweigleisige Strecke, die Fahrten mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern in der Stunde erlaubt.

Sowohl in Deutschland wie auch in Polen gibt es dabei Herausforderungen. In Deutschland verschiebt sich die Fertigstellung von 2025 auf das Jahr 2027. Grund ist laut Deutscher Bahn der Personalmangel in der Bauindustrie.

Auf polnischer Seite will der Infrastrukturbetreiber PKP PLK Anfang 2026 die Ausschreibung für den Bau veröffentlichen. Die Finanzierung des rund 300 Millionen Euro teuren Abschnittes ist jedoch offen. Der Bau könnte laut PKP PLK in Etappen erfolgen. Deutschland und Polen wollen sich dafür einsetzen, dass mehr EU-Fördermittel bereitgestellt werden, um Finanzierungslücken zu schließen.

Auch andere Verkehrswege stehen auf der Agenda der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen. Beide Länder wollen den Ausbau des Grenzflusses Oder und die Ladeinfrastruktur für Elektroautos (Pkw und Lkw) entlang der Grenze vorantreiben. Das ist entscheidend, da der Warenverkehr zwischen Deutschland und Polen überwiegend per Lkw erfolgt.

Neue Impulse für Rüstungsprojekte

Der Ausbau der grenzüberschreitenden Infrastruktur erfolgt auch mit Blick auf die neue Bedrohung durch Russland. Laut der gemeinsamen Erklärung müssten die Schienenverbindungen und Straßen "für militärische Mobilität" ausgelegt sein. Mit anderen Worten: sie müssen ausreichende Kapazitäten haben, um Truppen und Material schnell an die östliche Grenze der EU verlegen zu können.

Vor diesem Hintergrund drängen die deutsche und die polnische Regierung in der gemeinsamen Erklärung außerdem auf eine Verlängerung des NATO-Pipelinesystems. Das Netz aus Rohrleitungen entstand im Kalten Krieg in Westeuropa, um Treibstoff zu transportieren. Eine Erweiterung an die Ostflanke würde rund 21 Milliarden Euro kosten.

Auch die Rüstungsindustrien von Polen und Deutschland sollen enger zusammenarbeiten. Eine neue Arbeitsgruppe der Verteidigungsministerien werde mögliche gemeinsame Projekte identifizieren. Bis 2026 nehmen sich beide Länder darüber hinaus vor, ein neues Verteidigungsabkommen zu unterzeichnen.

Mögliche Drei-Länder-Kooperation für künstliche Intelligenz

Neben Infrastruktur und Verteidigung wollen Deutschland und Polen bei hochtechnologischen Zukunftsthemen enger kooperieren. Konkret nennt die gemeinsame Erklärung digitale Wirtschaft, intelligente Energienetze, Smart Cities und E-Health. 

Ein weiterer Schwerpunkt ist künstliche Intelligenz. Polens Digitalministerium strebt polnischen Medienberichten zufolge eine Beteiligung am geplanten Joint-Venture zwischen dem französischen KI-Anbieter Mistral und dem deutschen Softwarekonzern SAP an. Bis Mitte 2026 wollen beide Unternehmen einen Rahmenvertrag abschließen. Welche Rolle Polen spielen könnte, steht noch nicht fest.

Die Erklärung im Volltext

Die Bundesregierung veröffentlicht die gemeinsame Erklärung der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen auf ihrer Internetseite.

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