Wirtschaftsumfeld | Ruanda | Wirtschaftsstruktur
Dienstleistungen prägen zunehmend Ruandas Wirtschaftsstruktur
Ruanda setzt auf Dienstleistungen und fördert die Branche gezielt. Auch im verarbeitenden Sektor besteht Potenzial. Die Landwirtschaft benötigt mitunter Hightechlösungen.
05.09.2025
Durch die geringe Marktgröße sowie die abgelegene Lage verfügt Ruanda über begrenztes Potenzial als Handelsdrehscheibe und lndustriestandort. Auch der Landwirtschaft sind enge Grenzen gesetzt, da das zentralafrikanische Land extrem dicht besiedelt ist und sich über eine überwiegend bergige Landschaft erstreckt. Daher setzt Ruanda auf Dienstleistungen in verschiedenen Bereichen und lockt damit immer wieder Auslandsinvestoren an.
Ruandas Erfolgsgeschichte stößt auch bei deutschen Unternehmen auf Interesse. Das Exportvolumen aus Deutschland ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, ebenso die Präsenz deutscher Firmen vor Ort. Viele deutsche Unternehmen bedienen den kleinen Markt nach wie vor vom Ostafrika-Hub in Nairobi aus. Das ist problemlos möglich, seitdem Ruanda Englisch gegenüber Französisch im Bildungssystem stärker betont. Hinzu kommt, dass Ruanda der gemeinsamen Wirtschaftszone East African Community (EAC) angehört, die den Handel mit Ländern wie Kenia, Uganda, Tansania, der DR Kongo und anderen Ländern erleichtert.
Von Interesse sind IT-basierte Dienstleistungen, die von Kigali aus für Übersee erbracht werden. Hier bietet Ruanda viele Vorteile, und die entlegene Lage fällt nicht so stark ins Gewicht. "Da wir in Ruanda nicht so viele natürliche Ressourcen haben, müssen wir uns darauf konzentrieren, Dienstleistungen anzubieten und Know-how zu schaffen", sagt Isabelle Bucyeyeneza, Managing Director von TestSolutions Rwanda, einem deutschen IT-Unternehmen, das im Jahr 2023 in Kigali eine Niederlassung gegründet hat.
Sie ergänzt, dass der geringe Zeitunterschied zu Europa, viele junge ausgebildete Fachkräfte, gerade im Technologiebereich, politische Stabilität und ein sehr freundliches Geschäftsklima Ruanda zu einem interessanten Investitionsstandort machen. Weitere deutsche Softwarefirmen wie Rohde & Schwarz, MaibornWolff und Amalitech haben sich ebenfalls in Ruanda angesiedelt.
Kigali entwickelt sich als Innovationszentrum für Start-ups
In Ruandas Hauptstadt Kigali befindet sich eines der wichtigsten Start-up-Ökosysteme in Ostafrika. Nairobi (Kenia) ist zwar deutlich größer, auch eingebettet in einen deutlich größeren Markt. Kigalis Ökosystem hingegen gilt als innovatives Versuchslabor mit einer Regierung, die technologieaffin ist und Vieles für ein unternehmensfreundliches Umfeld. Aktuell will sie insbesondere den FinTech-Bereich voranbringen und schafft dafür die regulativen Voraussetzungen. Prominente Start-ups sind unter anderem Ampersand (E-Mobility), Africa Improved Foods (FoodTech) und ProDev Group Holdings (AgriTech).
Tourismus soll ausgebaut werden
In den letzten Jahren ist durch den Bau eines Konferenzzentrums und zahlreicher Hotels in Kigali insbesondere in den Konferenztourismus Bewegung gekommen. Hinzu kommt der hochpreisige Gorilla-Tourismus im Mwenzori-Nationalpark im Norden. Hilfreich dabei ist auch die in Afrika sehr präsente staatliche Fluglinie Rwandair. Vor den Toren Kigalis wird gerade ein neuer Flughafen gebaut. Ebenfalls von der Regierung gefördert wird der Gesundheitstourismus. Kigali will sich neben Nairobi als regionaler Behandlungsstandort etablieren. Mehrere hochmoderne Einrichtungen wie das King Faisal Hospital wurden in den letzten Jahren gebaut.
Auch im verarbeitenden Sektor sucht Ruanda nach Investoren aber das Potenzial erscheint angesichts des kleinen Marktes begrenzt. Zuletzt sorgte die Ansiedlung des Impfstoffherstellers BioNTech für Aufmerksamkeit. Zuvor kam VW mit einer kleineren Montage nach Kigali. Am ehesten bestehen Chancen im verarbeitenden Sektor bei der Produktion von einfachen Baustoffen angesichts zahlreicher Aktivitäten in den Infrastrukturbereichen Transport, Energie und Wasser sowie im Häuserbau.
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Auch im Agrarbereich scheinen trotz hohen Bedarfszuwachs die Expansionsmöglichkeiten begrenzt. Angesichts der dichten Besiedelung des Landes und der bergigen Landschaft gibt es kaum Raum für großflächigen Anbau. Kleinbauern dominieren die Agrarproduktion. Um deren Anbaumethoden weiterzuentwickeln, engagieren sich in Kooperation mit der ruandischen Regierung zahlreiche Geberorganisationen.
Aufgrund der geringen Anbaufläche sehen Beobachter eher in einer High-Tech-Landwirtschaft mit geringem Flächenbedarf für hochpreisige Produkte wie Gemüse oder Cash Crops für den Export Potenzial. Exportiert werden unter anderem Champignons nach Kenia, Kaffee, Tee, Chilis und das aus Blumen gewonnene Insektizid Pyrethrum. Legalisiert wurde zudem der Anbau von medizinischem Cannabis.
Sektoren | Anteil am BIP *) |
---|---|
Dienstleistungen | 46 |
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 24 |
Industrie | 23 |
Verarbeitendes Gewerbe | 9 |
Baugewerbe | 11 |
Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung) | 2 |
Energieversorgung | 0 |
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 0 |
Kigali ist das Wirtschaftszentrum
Ein Großteil der wirtschaftlichen Aktivität spielt sich in der Hauptstadt Kigali ab. Dort sitzt die Industrie des Landes und auch der überwiegende Teil des Dienstleistungsbereichs. Ausnahmen bilden die Touristenunterkünfte vor allem in den Nationalparks. Zwei der beiden touristischen Hotspots befinden sich im Westen an der Grenze zur DR Kongo, nämlich der Volcanoes Nationalpark (Gorillas) und der Nyungwe Nationalpark (Schimpansen). Im Osten an der Grenze zu Tansania befindet sich der Akagera Nationalpark.
Die Landwirtschaft verteilt sich auf das ganze Land. Tee wird auf den vulkanischen Böden des hügeligen Westens nahe des Nyungwe National Park angebaut, Kaffee vor allem in den Hochländern von Virunga, Akagera, Kivu, Muhazi und dem Kizi Rift.
Gebiet | Bevölkerung (in Mio.) |
---|---|
Eastern Province | 3,6 |
Southern Province | 3,0 |
Western Province | 2,9 |
Northern Province | 2,0 |
Kigali | 1,7 |