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Branche kompakt | Rumänien | Medizintechnik

Markttrends

Rumänien investiert in neue Krankenhäuser und digitalisiert das Gesundheitswesen. Für diese Vorhaben verspricht die Regierung Fördergelder in Höhe von 5,8 Milliarden Euro. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Neue Krankenhausprojekte versprechen Wachstum

Die rumänische Bevölkerung altert. Gleichzeitig wächst der Wohlstand im Land und damit auch die Anzahl von Menschen mit Übergewicht. Damit werden die Fälle von Herzkreislauferkrankungen wahrscheinlich zunehmen. Aber die rumänische Bevölkerung dürfte mit mittelfristig steigenden Einkommen auch mehr finanziellen Spielraum für Gesundheitsausgaben haben. All dies sind positive Aussichten für den rumänischen Gesundheitsmarkt und somit für den Handel mit medizinischen Geräten und mit Verbrauchsmaterialien für Krankenhäuser und Arztpraxen.

Die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und nach medizinischer Ausrüstung wird innerhalb der kommenden drei bis vier Jahre um 6,9 Prozent zunehmen. Dies schätzt der Marktanalyst Fitch Solutions im Medical Devices Report 2023 und prognostiziert für das Jahr 2027 ein Marktvolumen von insgesamt 1,4 Milliarden Euro. 

Nachfrage nach Gesundheitsprodukten steigt

Zudem ist Rumäniens Regierung fest entschlossen, die Versorgung von Erkrankten mit Krebs, Schlaganfall und von Patienten mit Verbrennungen zu verbessern. Für den Zeitraum 2023 bis 2030 stehen dafür 5,8 Milliarden Euro an EU-Fördermitteln bereit. Einen Teil davon will das Gesundheitsministerium für den Bau neuer Krankenhäuser und neuer Ärztezentren ausgeben. Die rumänische Regierung sucht derzeit Unternehmen, die neue Krankenhäuser planen und bauen wollen. Von den EU-Fördergeldern will die Regierung zudem etwa 2 Milliarden Euro für die Digitalisierung des Gesundheitssystems aufwenden.

Wenn mittelfristig neue öffentliche und privat betriebene Krankenhäuser errichtet werden, benötigen diese Geräte zur Diagnostik, etwa Röntgensysteme, Computertomografen, Magnetresonanz- oder Ultraschallgeräte und auch medizinisches Verbrauchsmaterial, Spritzen, Kanülen, Verbandszeug, Prothesen, Rollstühle und vieles mehr. 

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Private Dienstleister expandieren

Neben dem öffentlichen Gesundheitssektor expandieren zunehmend private Gesundheitsdienstleister in Rumänien. Sie gehören zu den größten Abnehmern von medizinischer Ausrüstung, gefolgt von der Nationalen Krankenversicherung. Diese Einrichtung sorgt für das öffentliche Gesundheitswesen, das heißt sie subventioniert Medikamente und sichert den Betrieb von Arztpraxen und Krankenhäusern. 

Das private rumänische Unternehmen Gral Medical kündigte an, 2025 neue Onkologie-Zentren in Ploiesti und in Craivoa zu eröffnen. In diese Zentren für die Patienten mit Krebserkrankungen investiert das Unternehmen jeweils 13 Millionen Euro. 

Das Gesundheitsunternehmen MediCover kündigte an, innerhalb des Jahres 2023 seine Krankenhäuser in der Hauptstadt Bukarest mit Endoskopiegeräten von Karl Storz auszustatten. MediCover investiert bis Ende des Jahres 2023 rund 31 Millionen Euro in den Bau eines neuen Krankenhauses im Norden von Bukarest. 

Die Dr. Leventer Clinic investiert bis 2024 rund 10 Millionen Euro, um ihr Krankenhaus in Bukarest um 60 neue Krankenhausbetten zu erweitern.

939,3 Millionen Euro

betrug 2021 der Wert der importierten medizinischen Ausrüstung.

Deutsche Unternehmen sind größte Zulieferer

Medizinische Ausrüstung aus Deutschland wird auf dem rumänischen Markt im Vergleich zu anderen Lieferländern am meisten nachgefragt. Knapp ein Drittel der gesamten Importe Rumäniens für medizinische Geräte und Verbrauchsmaterialien entfällt auf Einfuhren aus Deutschland, gefolgt von den Niederlanden (15 Prozent) und China (8 Prozent Anteil). Dies berichtet Fitch im Medical Devices Report 2023. Einige deutsche Anbieter von Medizintechnik sind in ihren Segmenten weltweite Marktführer. 

Neben dem öffentlichen Gesundheitssektor bestimmen private Krankenhausbetreiber sowie Haus- und Zahnärzte die Nachfrage. Letztere bestellen überwiegend Verbrauchsgüter wie Desinfektionsmittel, Spritzen, Handschuhe, Zahnersatz und so weiter. 

Ausgewählte Investitionsprojekte im Gesundheitssektor in Rumänien
Projekt

Investitionssumme (in Mio. Euro)

ProjektstandAnmerkungen
Gesundheitsministerium: Modernisierung von Notfallkrankenhäusern

2.100

In PlanungBetrifft Krankenhäuser in Targu Mures, Bristirita, Bacau, Alba Iulia, Brasov, Constanta, Neamt
Gesundheitsministerium: Digitalisierung von Krankenhäusern

400

In PlanungModernisierung der IT-Infrastruktur, Anschaffung von Software-Anwendungen
Gesundheitsministerium: Zusammenschlüsse von Hausarztpraxen

180

In PlanungFinanzierung von mindestens 750 Hausarztpraxen
Gesundheitsministerium: Ausbau und Modernisierung der ambulanten medizinischen Versorgungseinrichtungen

120

In PlanungKrebsvorsorge und Kinderambulanzen
Gesundheitsministerium: Modernisierung der Ausstattung medizinscher Geräte

50

In PlanungProgramm zur Prävention von Infektionskrankheiten 
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Digital Health läuft überwiegend per WhatsApp 

Die Regierung fördert den Ausbau der Telemedizin. Besonders in den ländlichen Regionen haben nicht alle Einwohner einen Hausarzt in der Nähe. Dabei ist landesweit die Verbindung mit Breitband gut, sodass Ärztinnen und Patienten Sprechstunden immer häufiger per Video durchführen, etwa mit WhatsApp oder anderen Videochat-Anwendungen. 

Gleichzeitig nutzen nur 20 Prozent aller Hausärzte im Land digitale Systeme, die über eine Schnittstelle mit der Nationalen Krankenkasse verfügen, berichtet die Zeitung Economica. Die meisten Ärzte führen noch Krankenakten offline und verschreiben Medikamente auf Papier. 

Die Nationale Krankenkasse arbeitet daran, ein neues integriertes digitales System zu schaffen, mit Schnittstellen für die Kommunikation und Datenfluss zwischen Praxis und Krankenkasse sowie zwischen Erkrankten und Ärzten. Dafür stellt die Regierung bis 2027 mehr als 400 Millionen Euro zur Verfügung.

Mit diesem Geld sollen bis 2030 laut dem Gesundheitsministerium mindestens 200 Gesundheitseinrichtungen digitalisiert werden. Knapp die Hälfte der Fördergelder steht bereit, damit Praxen und Krankenhäuser Computer, Netzwerkkabel und Software anschaffen können. Dies benötigen sie, um an dem integrierten digitalen Gesundheitssystem teilnehmen zu können. 

Personalmangel begünstigt Einsatz digitaler Technologien

Angesichts des größer werdenden Personalmangels spielen digitale Anwendungen und künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle für das behandelnde Personal. Ärztinnen und Kardiologen aus dem Notfallkrankenhaus "Ion cel Nou" in Suceava, Region Moldau, nutzen zum Beispiel seit Mitte 2023 die digitale Anwendung StrokeViewer. Dabei handelt es sich um eine App, die Innenaufnahmen von Gehirnen durch eine künstliche Intelligenz auswertet. Ärzte können somit schneller feststellen, ob ihre Patienten an einem Schlaganfall gelitten haben oder das Risiko eines Schlaganfalls genauer bestimmen. Dafür ist die App mit dem Computertomografen, der die Aufnahmen macht, verbunden.  

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