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Branchen | Sambia | Nahrungsmittel- , Verpackungsmaschinen

Importsubstitution steht weiter auf der Agenda

Aufgrund fehlender Lager-, Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten ist Sambia noch auf den Import von Lebensmitteln angewiesen, die eigentlich lokal produziert werden könnten.

Von Marcus Knupp | Berlin

Sambia bietet im regionalen Vergleich sehr gute Voraussetzungen zur Produktion von Nahrungsmitteln. Zur Verfügbarkeit von Flächen und Arbeitskräften kommen ausreichende Niederschläge für eine vielfältige Landwirtschaft. Allerdings wird in den meisten Produktgruppen nur ein geringer Teil der Erzeugnisse einer geregelten Verarbeitung zugeführt. Es fehlen Lager-, Transport- und Kühlkapazitäten. Die Folge: Hohe Verluste und unzureichende Qualität, beispielsweise für den Verkauf in Supermärkten.

Die sambische Investitionsförderagentur ZDA (Zambian Development Agency) hat die Aquakultur, die Milchwirtschaft, die Geflügelzucht, die Herstellung von Speiseölen, sowie die Verarbeitung von Gemüse und anderen pflanzlichen Produkten als besonders dringende Bereiche für Investitionen in die weitergehende Nahrungsmittelverarbeitung identifiziert. Sambia strebt an, seine Produktionsstruktur auf eine breitere Basis zu stellen und legt dabei einen besonderen Fokus auf die Nahrungsmittelindustrie. Ein weiterer Faktor sind die sich verändernden Ernährungsgewohnheiten der zunehmend urbanen Bevölkerung. Anstelle des traditionellen Grundnahrungsmittels Mais steigt die Nachfrage nach anderen Gemüsesorten, verarbeiteten Produkten sowie Fleisch und Frischwaren.

Fisch und Geflügel sind beliebte Proteinquellen

Die Nachfrage nach Geflügelfleisch und Fisch steigt kontinuierlich an. Dieser Trend wird derzeit durch das Auftreten von Milzbranderregern in der Rinderhaltung in Sambia verstärkt. Bisher entfallen rund 65 Prozent der Geflügelzucht in Sambia auf Kleinbetriebe, die in der Regel lebende Vögel vermarkten. Ein kleinerer Teil wird von Verarbeitungsbetrieben genutzt, die entweder eigene Zuchtbetriebe haben oder die Tiere über Kontraktlandwirte beziehen. Um die Einhaltung internationaler Qualitäts- und Gesundheitsstandards sicherzustellen, will Sambia den Anteil der Lebendverkäufe auf etwa 20 Prozent senken. Gleichzeitig soll die Freilandhaltung ausgebaut werden, da die Nachfrage in diesem Sektor in der Region steigt. 

Überfischung hat in vielen natürlichen Gewässern Sambias zu einem Rückgang der Bestände geführt. Um den erwarteten weiteren Anstieg der Nachfrage zu decken, will die Regierung die Aquakultur fördern. Bis 2026 will das Ministry for Livestock and Fisheries seine Anstrengungen in diesem Bereich verstärken, wie Minister Makozo Chkote im Dezember 2023 gegenüber der Presse erklärte. Dazu soll das mit Unterstützung der Afrikanischen Entwicklungsbank ins Leben gerufene Zambia Aquaculture Enterprise Development Project (ZAEDP) fortgeführt werden. Ansatzpunkte sind neben dem Aufbau und der Förderung von Fischfarmen durch Ausbildung und Kredite die Produktion von Fischfutter und die Verbesserung der Verarbeitungskette einschließlich Kühlhäusern und Vertriebsstrukturen. 

Milchwirtschaft mit Strukturproblemen

Ähnlich wie in der Geflügelhaltung wird auch in der sambischen Milchwirtschaft ein erheblicher Teil der Milch von Kleinbetrieben produziert. Davon gelangen allerdings nur circa 30 Prozent auf den formellen Markt. Der Zugang zu Molkereien ist für viele Kleinbetriebe schwierig. Mangels Kühlmöglichkeiten sind die Verluste groß. Für die Herstellung von Milchprodukten wie Joghurt, Käse oder Speiseeis wird daher in Sambia häufig importiertes Milchpulver anstelle der lokal erzeugten Milch verwendet.

Ungenutzte Kapazitäten in der Speiseölproduktion

Etwas paradox mutet die Situation bei Speiseölen in Sambia an, wenn man den Analysen der ZDA folgt. Demnach liegt die Nachfrage bei etwa 120.000 Tonnen pro Jahr. Die inländische Raffineriekapazität liegt bei 160.000 Tonnen. Dennoch besteht ein Versorgungsdefizit, da nur die Hälfte der Kapazität genutzt wird. Grund dafür ist die überwiegende Verwendung von Sojaöl. Dieses fällt als Nebenprodukt bei der Herstellung anderer Sojaprodukte an. Seine ausreichende Verfügbarkeit hängt daher von deren Produktion ab und ist nicht immer gegeben. Abhilfe könnte die verstärkte Nutzung alternativer Ölsaaten wie Sonnenblumen und deren Verarbeitung schaffen.

Bessere Verwertung pflanzlicher Produkte

Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten machen fast die Hälfte der Frischgemüseimporte nach Sambia aus. Diese Produkte können problemlos im eigenen Land angebaut werden. Der Engpass besteht in der nötigen Infrastruktur zur Verarbeitung und Lagerung. Unter tropischen Bedingungen verderben die Früchte ohne entsprechenden Schutz zu schnell, um auf dem Markt eine Rolle zu spielen. Die ZDA fordert daher Investitionen in die Lager- und Logistikinfrastruktur oder in die Verarbeitung zu haltbareren Produkten.

Auch Ernteüberschüsse anderer Nutzpflanzen wie Mais, Cassava, Bohnen oder Erdnüsse können durch Verarbeitung haltbar gemacht und der Ernährung zugeführt werden. Auch hier sieht die ZDA eine Möglichkeit, Importe zu ersetzen, zum Beispiel bei Frühstückszerealien oder Chips. Ein Beispiel ist die 2018 gegründete Zambia Potato Company. Das Unternehmen produziert vorrangig Kartoffelchips für den lokalen Markt, konnte seit 2022 aber wachsende Erfolge im Export verzeichnen. Absatzmärkte sind vor allem Nachbarländer wie die Demokratische Republik Kongo, Südafrika, Namibia und Malawi. Zuletzt kam neben Kenia und Tansania auch Uganda hinzu.

Eine weitere Möglichkeit, pflanzliche Produkte zu nutzen, ist die Herstellung von Kuhmilchalternativen. Solche Getränke werden mittlerweile auch in Sambia hergestellt. So hat das Unternehmen 260 Brands im Oktober 2023 die erste Fabrik zur Herstellung von Milchersatzprodukten auf Mais- und Sojabasis in Betrieb genommen. Vermarktet wird Sojamilch unter der Marke Nutramilk und ein Mischgetränk aus Soja und Fruchtsäften unter dem Namen Nutrasip. Neben mehreren internationalen Partnern hob das Unternehmen gegenüber der Presse die finanzielle Beteiligung des staatlichen norwegischen Entwicklungsfonds Norfund hervor.

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