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Branche kompakt | Saudi-Arabien | Medizintechnik

Medizintechnikmarkt wächst kräftig

Im saudi-arabischen Medizintechniksektor setzt sich der seit 2022 zu verzeichnende Wachstumstrend fort. Besonders starke Dynamik wird im Bereich Digital Health erwartet.   

Von Robert Espey | Dubai

Ausblick der Medizintechnik in Saudi-Arabien

Bewertung:

 

  • Deutsche Medizintechnikausfuhr nach Saudi-Arabien verzeichnet neue Rekorde.
  • Ausbau des Gesundheitswesens sichert mittelfristig hohen Medizintechnikbedarf.
  • Ausländische Hersteller müssen sich auf verschärfte "Local Content" Vorschriften einstellen. 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Oktober 2024 

  • Markttrends

    Der Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur sorgt für eine kräftige Expansion des saudi-arabischen Medizintechnikmarktes. Deutsche Anbieter können ihren Absatz deutlich steigern.   

    Der Medizintechnikmarkt zeigt seit 2022 ein lebhaftes Wachstum. Laufende und geplante Investitionsprojekte dürften auf dem saudi-arabischen Medizintechnikmarkt mittelfristig zumindest moderate Zuwächse sichern. Im ungünstigsten Fall bleibt die Nachfrage auf dem erreichten hohen Niveau.

    In Saudi-Arabien wird der Medizintechnikmarkt zu über 90 Prozent durch ausländische Hersteller versorgt. Die Inlandsproduktion beschränkt sich gegenwärtig im Wesentlichen auf medizinische Verbrauchsartikel (Spritzen, Kunststoffprodukte etc.).

    50 %

    der Medizintechniknachfrage auf der arabischen Halbinsel entfallen schätzungsweise auf Saudi-Arabien.

    Medizintechnikabsatz steigt deutlich

    Nach Angaben der saudi-arabischen Statistikbehörde schrumpften die Medizintechnikeinfuhren zwischen 2019 und 2021 um insgesamt 9 Prozent auf 1,65 Milliarden US-Dollar (US$) und stiegen dann zwischen 2021 und 2023 um 42 Prozent auf den neuen Spitzenwert von 2,34 Milliarden US$. Hier sind die HS-Positionen 90.19 bis 90.22 (Harmonisiertes System zur Bezeichnung und Codierung der Waren) erfasst. Zahlen nach SITC-Klassifikation (Standard International Trade Classification) sind nicht verfügbar.

    Ein neuer Rekordwert könnte im laufenden Jahr 2024 erreicht werden. Es liegen zwar noch keine Daten der saudi-arabischen Zollbehörde für Jahresteile vor, aber die Exportdaten der führenden Lieferländer lassen auf eine weitere expansive Marktentwicklung schließen. Allerdings dürfte der prozentuale Zuwachs nur noch einstellig ausfallen.

    Deutsche Lieferungen erreichen Spitzenwerte 

    Deutsche Medizintechnikanbieter profitieren deutlich von der kräftig steigenden Nachfrage. Die deutschen Medizintechniklieferungen nach Saudi-Arabien erreichten 2023 mit 345 Millionen Euro (373 Millionen US$) einen Spitzenwert. Das waren 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Berücksichtigt sind hier die SITC-Positionen 741.83, 774, 785.31, 872 und 899.6. Deutschland exportierte 2023 Elektrodiagnoseapparate (SITC 774) für 124 Millionen Euro. "Andere medizinische Instrumente, Apparate und Geräte" (SITC 872.29) gingen für 111 Millionen Euro nach Saudi-Arabien.

    Die deutschen Medizintechniklieferanten dürften 2024 bei der Ausfuhr nach Saudi-Arabien einen neuen Rekord verbuchen können. In den ersten sieben Monaten 2024 wurde gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode eine Steigerung um 32 Prozent auf 256 Millionen Euro erreicht. Bei Elektrodiagnosegeräten erhöhten sich die deutschen Ausfuhren um 61 Prozent auf 117 Millionen Euro.

    Niederlande und USA sind führend

    Die Niederlande waren in Saudi-Arabien 2023 wieder der führende Medizintechniklieferant. Gemäß Eurostat erhöhten sich die niederländischen Exporte 2023 um 17 Prozent auf 453 Millionen Euro (490 Millionen US$). In den ersten sieben Monaten 2024 haben die niederländischen Medizintechniklieferungen gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres um 3 Prozent zugelegt.

    Die Führungsposition verdanken die Niederlande vor allem den hohen Lieferungen orthopädischer Apparate, Waren der Prothetik, Hörgeräten etc. (SITC 899.6). Hier stiegen die Ausfuhren 2023 um 24 Prozent auf 173 Millionen Euro. Für 99 Millionen Euro wurden Spritzen, Nadeln etc. (SITC 872.21) nach Saudi-Arabien verkauft. 

    Im Jahr 2023 verzeichneten die US-Statistiken einen Anstieg der Exporte von Medizintechnik nach Saudi-Arabien um 39 Prozent, was einem Gesamtwert von 427 Millionen US$ (einschließlich Re-Exporte) entspricht. Das war der höchste Wert seit 2014, als 457 Millionen US$ erreicht wurden. Der deutliche Anstieg im Jahr 2023 wurde insbesondere durch eine Steigerung bei "anderen medizinischen Instrumente, Apparaten und Geräten" (SITC 872.29) um 49 Prozent auf 172 Millionen US$ verursacht. Die Lieferungen von Elektrodiagnoseapparaten und -geräten (SITC 774.1) expandierten um 55 Prozent auf 64 Millionen US$.

    Für 2024 sieht es nach rückläufigen US-Medizintechnikexporten aus. In den ersten sieben Monaten sanken die Ausfuhren nach Saudi-Arabien gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 5 Prozent auf 232 Millionen US$. Die Ausfuhren in der Kategorie "andere medizinische Instrumente, Apparate und Geräte" schrumpften um 20 Prozent auf 80 Millionen US$.

    Nachfrage nach Medizintechnik wird durch den Krankenhausbau angekurbelt

    Die Medizintechniknachfrage wird vor allem durch den Ausbau des Krankenhausektors bestimmt, der bislang wesentlich von den Investitionen staatlicher Akteure abhängt. Nach den Vorstellungen der Regierung sollen aber zukünftig private Investoren/Betreiber weite Teile des bestehenden Krankenhausektors übernehmen und den Ausbau der Kapazitäten vorantreiben.

    Der Krankenhausausbau ist hinter der Bevölkerungsentwicklung zurück. Dem Gesundheitsministerium zufolge standen 2019 für 10.000 Einwohner 25,7 Betten zur Verfügung. Die Relation schrumpfte bis 2023 auf nur noch 24,0 Betten. Die Kapazitäten der Krankenhäuser stiegen zwischen 2019 und 2023 um lediglich 4 Prozent auf 80.072 Betten in 499 Hospitälern. Davon entfielen 18.197 Betten auf insgesamt 150 private Einrichtungen.

    Die Datenbank MEED Projects weist im saudi-arabischen Gesundheitssektor im Bau befindliche Vorhaben im Wert von 8,8 Milliarden US$ aus. Der Anteil privater Träger liegt bei lediglich 1,9 Milliarden US$. Das größte private Projekt ist das 360 Millionen US$ teure Al Muhammadiyah Hospital mit 350 Betten in Jeddah. Investor ist die Sulaiman Al Habib Medical Group.

    Staatliche Träger haben Gesundheitsprojekte für 6,9 Milliarden US$ im Bau. Davon entfallen 5,8 Milliarden US$ auf zwei Großvorhaben des Innenministeriums (Security Forces Medical Cities in Riad und Jeddah). Das Projektvolumen des Gesundheitsministeriums beläuft sich auf 1 Milliarde US$.

    Saudi-Arabien: Ausgewählte Gesundheitsprojekte in der PlanungsphaseInvestitionssumme in Millionen US-Dollar

    Projekt

    Investitionssumme

    Stand *)

    Betreiber

    King Faisal Medical City in Asir: Phase 2

    450

    PQ

    Ministry of Health 

    Almoosa Specialist Hospital

    250

    DE

    Almoosa Healthcare Group

    Long-Term Care and Skilled Nursing Home Project in Riyadh

    200

    PQ

    Ministry of Health

    Dr. Soliman Fakeeh Hospital in South Obhur

    200

    DE

    Fakeeh Care Group

    Long-Term Care and Skilled Nursing Home Project in Dammam

    200

    PQ

    Ministry of Health 

    Prince Mohammed Bin Abdul Aziz Medical City in Al Jouf: Phase 2

    156

    PQ

    Ministry of Health 

    Neuroscience, Rehabilitation and Post Acute Care Hospital (HEAL) in Jeddah

    123

    DE

    Fakeeh Care Group

    PQ = Präqualifizierung, DE = Design.Quelle: MEED Projects 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Das Investitionsvolumen geplanter Projekte beläuft sich auf 8,5 Milliarden US$. Der Staatssektor hat daran einen Anteil von 2,4 Milliarden US$. Der Privatsektor will 6,1 Milliarden US$ investieren. Davon entfallen 5 Milliarden US$ auf die MedTech City des saudi-arabischen Unternehmens RIVA Development. Das Großprojekt befindet sich allerdings noch in einer frühen Planungsphase.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Digital Health

    Saudi-Arabien strebt im Digital Health Sektor eine internationale Führungsrolle an. Ein virtuelles Krankenhaus gehört zu den wichtigsten Projekten. 

    Branchenexperten erwarten im Bereich Digital Health ein kräftiges Wachstum. Neben einer Verbesserung der Versorgungsqualität sollen Digital Health Technologien vor allem zu Kostensenkungen im Gesundheitswesen beitragen. Eine 2024 von "Research and Markets" veröffentlichte Studie zum "Digital Health Market" in Saudi-Arabien prognostiziert im Zeitraum 2024 bis 2030 ein durchschnittliches Wachstum von 19 Prozent. Bis 2030 soll das Marktvolumen von 2,0 Milliarden im Jahr 2023 auf 6,8 Milliarden US$ steigen.

    Der Großteil des stark wachsenden Marktvolumens entfällt auf die durch Nutzung von Digital Health Technologien erbrachten medizinischen Dienstleistungen. Entsprechend müssen sich auch die Investitionen in notwendige Hard- und Software erhöhen.

    Digital Health macht große Fortschritte

    Auch in Saudi-Arabien gab die Coronakrise dem Digital Health Sektor kräftige Impulse. Das Königreich hatte aber bereits 2010 eine "Digital Health Strategy" (Roadmap 2010 – 2020) präsentiert. Aktuell ist die "Digital Health Strategy" eine Komponente der nationalen Entwicklungsstrategie "Vision 2030".

    Gegenwärtig ist in Saudi-Arabien die verbraucherorientierte Telemedizin die wichtigste Digital Health Sparte. Neben virtuellen Konsultationen ist die Nutzung von Apps unter anderem für die Vereinbarung von Terminen, die Einsicht in Patientenakten, das Abrufen von Laborergebnissen, die Weiterleitung von Befunden an andere Gesundheitseinrichtungen oder die Datenübermittlung an Behörden schon sehr verbreitet. Ein E-Prescription Service bietet die Möglichkeit zur Ausstellung elektronischer Rezepte.

    Die Einführung einer digitalen Krankenakte (Electronic Medical Records/EMR) in allen Gesundheitseinrichtungen des Landes gehört zu den zentralen Elementen der saudi-arabischen Digitalisierungsstrategie. Die Implementierung der "National Unified Medical Records" sollte bereits 2020 erfolgen. Der Zeitplan konnte aber nicht realisiert werden. Mittlerweile sind EMR aber schon sehr weit verbreitet.

    Ferner stehen auf dem Digital Health Entwicklungsprogramm die verstärkte Nutzung von Wearables, Patienten-Fernüberwachung und Datenauswertungen durch künstliche Intelligenz. Digital Health soll die Schaffung eines integrierten Gesundheitssystems (Integrated Care System) ermöglichen.

    Die Digitalisierung soll einen wesentlichen Beitrag zur Entlastung der Krankenhäuser von ambulanten Dienstleistungen und von Patienten in Langzeitpflege leisten. Digital Health Instrumente (Diagnostik, Kommunikation etc.) sollen eine verstärkte häusliche Betreuung ermöglichen.

    Aufbau eines virtuellen Krankenhauses

    Im Frühjahr 2022 wurde das "SEHA Virtual Hospital" Projekt gestartet. Das virtuelle Krankenhaus verbindet mehr als 160 Krankenhäuser im gesamten Königreich und bietet seinen Patienten Behandlungen in 15 Fachbereichen an. Hierzu zählen Notfallkonsultationen bei Schlaganfällen, Intensivbehandlungen, Fachbehandlungen in den Bereichen Blutkrankheiten, Psychiatrie, Nierenkrankheiten, Endokrinologie und Diabetes, genetische Krankheiten und Stoffwechselkrankheiten, geriatrische Krankheiten, medizinische Rehabilitation, Herzkrankheiten, Pathologie und Pharmazie sowie Dienstleistungen im Bereich der häuslichen Pflege.

    Das virtuelle Krankenhaus beschäftigt mehr als 75 Ärzte und hat eine Kapazität von 400.000 Patienten pro Jahr. Durch virtuelle Konsultationen wird die medizinische Versorgung auch in abgelegenen Regionen des Landes verbessert. Künstliche Intelligenz wird unter anderem eingesetzt, um Untersuchungen, die möglicherweise einen dringenden medizinischen Eingriff erfordern, Priorität einzuräumen oder um Diagnosen zu verbessern.

    Durch Nutzung von "Augmented-Reality" Lösungen können sich Chirurgen über eine elektronische Plattform austauschen, Wissen weitergeben und von der Erfahrung anderer Ärzte bei komplexen Operationen profitieren. Dies ermöglicht ebenfalls, dass Fachärzte bei schwierigen Operationen virtuell assistieren können. Durch das "Internet of Things" ist es zudem möglich, Patienten aus der Ferne zu überwachen, Vitalzeichen zu kontrollieren und bei einer Verschlechterung des Krankheitszustandes Warnmeldungen an medizinisches Personal zu senden.

    NEOM will international führender Health Tech Standort werden

    Für das noch in den Anfängen befindliche Mega-Stadtentwicklungsprojekt NEOM, die Ansiedlung von neun Millionen Menschen aus aller Welt im bislang kaum besiedelten Nordwesten des Landes, soll die Vision eines hochinnovativen Gesundheitssystems realisiert werden. Es wird das ambitionierte Ziel formuliert, NEOM zur weltweiten "Health Tech" Hauptstadt zu entwickeln. Dazu soll auch die Ansiedlung von Start-ups und anderen Health Tech Unternehmen forciert werden.

    Als Teil des Gesundheitskonzepts soll "Dr. NEOM" unter anderem dafür sorgen, dass medizinische Onlinedienstleistungen 24/7 in Anspruch genommen werden können. Ferner ist geplant, durch Genomsequenzierung "Digital Twins" zu erstellen, um mögliche Gesundheitsrisiken zu identifizieren und entsprechende präventive Maßnahmen zu ergreifen. Zudem sollen der Gesundheitszustand kontinuierlich überwacht und Maßnahmen zur Verbesserung der Fitness empfohlen werden.

    Die "Digital Twin" Technologie soll Echtzeitdaten über Patienten liefern. Dadurch sollen der Patientendurchlauf verbessert, die Wartezeiten der Patienten verkürzt, die Auslastung der Geräte optimiert, die Personalkosten gesenkt und die Bettenauslastung optimiert werden. 

    Die von der "Digital Twin" Technologie erfassten und verarbeiten Daten sollen bei der Personalisierung von Medikamentenplänen helfen. Die Effizienz und Leistung von Gesundheitseinrichtungen soll durch die Ermittlung von Engpässen im Arbeitsablauf und die Optimierung der Terminplanung verbessert werden.

    "Digital Twins" sollen durch Erstellung virtueller Modelle, die mit mobilen Geräten verbunden sind, bei der Optimierung klinischer Prozesse helfen. Ziel ist die Entwicklung eines Netzes intelligenter medizinischer Geräte, die über die "Digital Twin" Technologie verfügen.

    Von Robert Espey, Lisa Freisewinkel | Dubai, Riad

  • Branchenstruktur

    Der Staatssektor ist im Gesundheitswesen der dominierende Akteur. Aber private Investoren sollen übernehmen. Eine Ausweitung der lokalen Medizintechnikproduktion wird angestrebt.

    Der Staat finanziert den Großteil der Gesundheitsausgaben. Die Weltbank gibt für 2021 (jüngste Daten) den staatlichen Anteil an den gesamten Gesundheitskosten mit 77 Prozent an. Auf die Leistungen privater Krankenversicherungen entfallen 13 Prozent, auf Eigenanteile der Patienten (Out of Pocket) 10 Prozent.

    Nach den Plänen der Regierung soll das Gesundheitssystem bis 2030 weitgehend privatisiert sein. Viele bestehende staatliche Krankenhäuser und Gesundheitszentren sollen von privaten Betreibern übernommen werden. Neue Projekte sollen möglichst von privaten Investoren durchgeführt beziehungsweise auf PPP-Basis (Private Public Partnership) realisiert werden.

    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Saudi-Arabien

    Indikator

    Wert

    Einwohnerzahl (Jahresmitte 2023, in Millionen) 1)

    33,4

    Bevölkerungswachstum (2023, in Prozent) 1) 2)

    3,7

    Altersstruktur der Bevölkerung (2022, Zensus Daten)

     

     Anteil der unter 15-Jährigen (in Prozent)

    24,5

     Anteil der über 64-Jährigen (in Prozent)

    2,7

    Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2022, in Jahren, nur Einheimische)

    77,9

    Durchschnittseinkommen (2023, in US-Dollar, Schätzung)

    31.422

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (2021, in US-Dollar)

    1.442

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2021, in Prozent)

    6,0

    Ärzte/100.000 Einwohner (2023)

    335

    Zahnärzte/100.000 Einwohner (2023)

    77

    Pflegepersonal/100.000 Einwohner (2023)

    629

    Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2023), davon

    240

     privat

    55

     öffentlich

    185

    1 Schätzungen; 2 hohes Wachstum durch Arbeitskräftezuwanderung.Quelle: General Authority for Statistics 2024; Ministry of Health 2024; World Bank (World Development Indicators; 2024)

    Privatisierungserfolge bislang noch begrenzt

    Seit 2017 können auch Gesundheitseinrichtungen zu 100 Prozent in ausländischer Hand sein. Dadurch erhofft sich das Ministry of Investment (MISA) ein verstärktes Engagement internationaler Investoren. Interessierten ausländischen Unternehmen präsentiert das Ministerium zahlreiche mögliche Projekte. Die Vorschläge reichen vom Bau neuer Kinderkrankenhäuser über Polykliniken bis zur Errichtung ganzer "Medical Cities".

    Die erste Privatisierung einer staatlichen Gesundheitseinrichtung konnte 2020 realisiert werden. Die 1970 gegründete Saudia Medical Services Company (SMS) wurde von der Dr. Soliman Abdel Kader Fakeeh Hospital Company übernommen. Die SMS versorgt über 140.000 Mitarbeiter (und deren Angehörige) der staatlichen Saudi Arabian Airline (Saudia; einschließlich Tochterunternehmen). Die Fakeeh Care Gruppe ist ein führender privater saudi-arabischer Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen.

    Für das Privatisierungsprogramm ist das 2017 gegründete National Center for Privatization & PPP (NCP) zuständig. Die Erfolge der NCP-Bemühungen sind aber noch begrenzt. Lediglich vier Gesundheitsprojekte sind bislang abgeschlossen worden. Dazu gehören das Al Ansar Hospital in Medinah (244 Betten) und das Radiology and Medical Imaging Services Project zur Versorgung von Krankenhäusern in Riad.

    Im Januar 2022 hatte das NCP interessierte Firmen aufgefordert für das damals noch im Bau befindliche SABIC Behavioral Care Specialist Hospital (150 Betten und ambulante Behandlungsangeboten) EOI (Expression of Interest) abzugeben. Ende 2022 wurden fünf Unternehmen/Konsortien als Betreiber präqualifiziert: Bahwan Services & Trading Company, Dallah Health Company Alliance, Henry Ford Health Systems Alliance, Medical Specialist Company Alliance und die University of California San Diego Alliance. Informationen zum aktuellen Stand des Vergabeverfahrens liegen nicht vor.

    Bei zwei weiteren NCP-Projekten gibt es ebenfalls wenig Bewegung. Ende 2021 wurde der EOI-Prozess für zwei Medical Cities gestartet. Es geht um die King Faisal Medical City (2. Phase; 1.024 Betten) in Abha und die Prince Mohammad bin Abdul Aziz Medical City (2. Phase; 442 Betten) in Sakaka.

    Krankenversicherungspflicht im Privatsektor

    Für Beschäftigte des Privatsektors besteht eine Krankenversicherungspflicht. Nach Angaben des staatlichen Council of Cooperative Health Insurance waren Mitte 2024 im Privatsektor 12,7 Millionen Beschäftigte und ihre Angehörigen versichert. Der Anteil der Ausländer lag bei 8,4 Millionen. Für die nicht pflichtversicherten, vor allem im Staatssektor beschäftigten Saudi-Araber sowie die relativ wenigen staatlich beschäftigten Ausländer und deren Angehörige übernimmt der Staat die Gesundheitskosten.

    Auf den Staat entfallen rund 19 Prozent der Gesamtbeschäftigung des Landes. Im öffentlichen Sektor arbeiten etwa 49 Prozent der Einheimischen, bei den Ausländern sind es weniger als 3 Prozent.

    Lokale Medizintechnikproduktion soll steigen

    Der Markt für medizintechnische Geräte und Ausrüstungen wird im Wesentlichen durch Importe versorgt. Zu den wichtigen ausländischen Anbietern gehören unter anderem GE Healthcare, Siemens Healthineers, Philips Healthcare, Roche, Medtronic, Abbott Laboratories, Boston Scientific, St. Jude Medical, Johnson & Johnson, Fresenius Medical, Gambro und Beckman Coulter.

    Importe ausgewählter Medizinprodukte nach Saudi-Arabien und Anteil aus Deutschland 2023in Millionen US-Dollar; Anteil in Prozent

    HS 1)

    Bezeichnung

    Import

    Anteil Import aus Deutschland 2)

    90.18

    Medizinische Instrumente, Apparate und Geräte

    1.625

    16,4

    90.18 13

    Magnetresonanzgeräte

    31

    48,4

    90.18 19

    Elektrodiagnoseapparate und -geräte

    256

    30,1

    90.18 39

    Nadeln, Katheter, Kanülen für medizinische Zwecke

    347

    5,5

    90.18 49

    Zahnärztliche Instrumente, Apparate und Geräte

    68

    25,0

    90.18 50

    Geräte für augenärztliche Zwecke

    59

    18,6

    90.18.90

    Medizinische, chirurgische Instrumente, a.n.g.

    708

    16,8

    90.19

    Apparate für Mechanotherapie, Massageapparate

    85

    12,9

    90.20

    Andere Atmungsapparate und -geräte, Gasmasken

    24

    16,7

    90.21

    Orthopädische Vorrichtungen, Prothesen

    434

    8,3

    90.22

    Röntgenapparate, Geräte für Strahlentherapie

    170

    23,5

    1 es liegen für die saudi-arabischen Einfuhren nur HS-Daten vor; 2 Daten der saudi-arabischen Statistikbehörde zu Einfuhren aus Deutschland sind nicht verfügbar. Die Angaben zum deutschen Anteil basieren auf Destatis Exportdaten.Quelle: General Authority for Statistics (2024), Destatis (2024)

    Nach Angaben der für den Industriesektor zuständigen staatlichen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (Industrial Investment Attraction & Industrial Development Organization/Industrial Clusters) gab es 2022 etwa 45 lokale Medizintechnikhersteller, die einen geschätzten Marktanteil von 6 Prozent hatten.

    Der Organisation zufolge entfallen etwa 40 Prozent der saudi-arabischen Medizintechnikproduktion auf Verbrauchsartikel aus Plastik. Andere Produkte sind unter anderem chirurgische Instrumente, Reinigungsmittel und Lösungen, In-vitro-Diagnostika, Krankenhausmöbel sowie Produkte für die Dentalmedizin und die Ophthalmologie.

    Saudi-Arabien: Führende lokale Branchenunternehmen

    Unternehmen

    Produkte (Auswahl)

    Saudi Mais Company for Medical Products

    Verbrauchsartikel

    National Medical Products Company (DAMAD)

    Verbrauchsartikel

    United Medical Industries Company (Unimed)

    Verbrauchsartikel

    Arabian Medical Products Manufacturing Company (Enaya)

    Verbrauchsartikel

    Al Shifa Medical Syring Manufacturing Company

    Spritzen, Verbrauchsartikel

    Jamjoom Medical Solutions

    Verbrauchsartikel

    Kol Alhemaya Factory for Medical Products

    Desinfektionsmittel, Infektionsschutzprodukte

    Saudi Pharmaceutical Industries & Medical Appliances Corporation (SPIMACO)

    Verbrauchsartikel, Pharmazeutika

    Pharmaceutical Solutions Industry

    Lösungen, Verbrauchsartikel

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Die saudi-arabische Strategie, bei Medizintechnik die heimische Produktion kontinuierlich zu steigern, könnte mittelfristig auch bei technologisch anspruchsvolleren medizinischen Geräten zu einer wachsenden lokalen Wertschöpfung führen. Die ausländischen Hersteller müssen sich darauf einstellen, dass ein reines Liefergeschäft schwieriger werden dürfte und durch verschärfte "Local Content" Vorschriften zunehmend Druck ausgeübt wird.

    Die vom MISA im Medizintechnikbereich vorgeschlagenen Investitionsprojekte beziehen sich unter anderem auf die lokale Produktion von Ultraschalldiagnosegeräten, Prothesen, orthopädischen Apparaten, Infusionssystemen und -pumpen, Glukose-Überwachungsapparaten, Anästhesieausrüstungen, Spektroskopiegeräten, Defibrillatoren, Ophthalmoskopen, Transfusionsgeräten, intravenösen Kathetern, Zahnarztstühlen, Zahnfüllungen, Kontaktlinsen, Spritzen und Krankenhausmöbeln.

    Das MISA weist darauf hin, dass als Vorstufe zur lokalen Herstellung mit einer Montage in Saudi-Arabien begonnen werden könnte. Im Land hergestellte Medizintechnik wird bei staatlichen Ausschreibungen bevorzugt. Vielfach dürfen die Produkte um bis zu 10 Prozent teurer sein als die Importkonkurrenz.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Rahmenbedingungen

    Die Zulassung medizintechnischer Produkte erfordert die Erfüllung spezifischer lokaler Bedingungen. Im öffentlichen Sektor sind die Ausschreibungen zentralisiert.

    Die 2008 erlassenen "Medical Device Interim Regulations" (MDIR) sind 2021 durch die "Medical Devices and Supplies Regulation" (MDSR) ersetzt worden. Die neuen Regularien haben einen Großteil der bisherigen Vorschriften übernommen. Es besteht für alle medizintechnischen Ausrüstungen und Geräte eine Zulassungspflicht.

    Marktzulassung komplizierter geworden

    In- und ausländische Anbieter/Hersteller müssen vor der Markteinführung ihrer Produkte bei der 2003 gegründeten Saudi Food & Drug Authority (SFDA) eine "Market Authorisation" beantragen. Ausnahmen gelten aber für verschiedene von der SFDA als "Low Risk" eingestufte Produkte.

    Bis Ende 2021 war Voraussetzung für die Erteilung der Marktzulassung vor allem der Nachweis, dass die Geräte auf einem Markt eines GHTF-Gründungsmitglieds (Global Harmonization Task Force) zugelassen sind und zusätzlich spezifische Anforderungen der MDIR beziehungswiese der MDSR erfüllen. Zu den fünf GHTF-Gründern gehören die Europäische Union, die USA, Kanada, Japan und Australien.

    Statt der bisherigen "GHTF Reference Market Registration" ist nun ein eigenes saudi-arabisches Zulassungssystem (Technical File Assessment; vergleichbar mit den European Medical Device Regulation) eingeführt worden. Damit ist der Zulassungsprozess aufgrund der notwendigen Vorlage zusätzlicher Dokumente aufwendiger geworden.

    Für Medizintechnikprodukte, die als "High Risk" eingestuft sind, ist die Ernennung eines in Saudi-Arabien ansässigen autorisierten Repräsentanten verpflichtend. Die Einstufungen orientieren sich an den EU-Klassifikationen.

    Importzölle und Mehrwertsteuer mit Ausnahmen

    Der Einfuhrzollsatz liegt in den GCC-Ländern (Gulf Cooperation Council) für die meisten Waren bei fünf Prozent. In Saudi-Arabien gibt es allerdings einige Ausnahmen. Einige Produkte sind vom Zoll befreit. Dazu gehören beispielweise Rollstühle oder Teile von Sterilisierungsapparaten.

    Anfang 2018 hat Saudi-Arabien eine Mehrwertsteuer (MwSt.) in Höhe von fünf Prozent eingeführt, die grundsätzlich auch bei der Einfuhr von Medizintechnik erhoben wird. Im Juli 2020 wurde die MwSt. auf 15 Prozent angehoben. Für verschiedene medizintechnische Produkte gelten Ausnahmenregelungen. Entsprechende Informationen erteilt die SFDA.

    Zentralisiertes Ausschreibungssystem für öffentlichen Sektor

    Die Medizintechnikbeschaffungen für den domminierenden staatlichen Sektor werden in der Regel ausgeschrieben. Ein wichtiger Akteur ist die National Unified Procurement Company (NUPCO), die dem staatlichen Public Investment Fund gehört.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest/Saudi-Arabien

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Saudi-Arabien/Delegation der Deutschen Wirtschaft für Saudi-Arabien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

    Die Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft.

    Ministry of Health

    Federführendes Ministerium

    Saudi Food & Drug Authority

    Zulassungsbehörde für Medizintechnik

    National Unified Procurement Company (NUPCO)

    Staatliche Beschaffungsorganisation

    Ministry of Finance: Customs Authority

    Zollbehörde

    National Guard Medical Services

    Beschäftigt über 2.000 Ärzte

    Arab Hospital Magazine

    Fachzeitschrift

    Middle East Economic Digest (MEED)

    Fachzeitschrift

    MEED Projects

    kostenpflichtige Projektdatenbank

    Global Health Exhibition

    Fachmesse (jährlich; Oktober 2025 in Riad)

    Arab Health

    führende regionale Fachmesse (jährlich; 27. bis 30.01.2025 in Dubai)

    DUPHAT - International Pharmaceutical & Technologies Conference and Exhibition

    Fachmesse (jährlich seit 1996; 07. bis 09.01.2025 in Dubai) 

    Dubai Derma - Messe für Dermatologie und Kosmetik

    Fachmesse (jährlich; 14. bis 16.04.2025 in Dubai)

    AccessAbilities Expo - Fachmesse für Rehabilitation und Behindertenpflege

    Fachmesse (jährlich; Herbst 2025 in Dubai)

    AEEDC -Internationale Fachmesse für Dentalmedizin

    Fachmesse (jährlich; 04. bis 06.02.2025 in Dubai)

    ARAB LAB Technologien und Dienstleistungen für Laboratorien

    Fachmesse (jährlich; 23. bis 25.09.2025 in Dubai)

     

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