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Branchen | Saudi-Arabien | Abfallwirtschaft

Branchenstruktur

Die Abfallbranche wird von Unternehmen dominiert, die Müll unsortiert entsorgen. Die Saudi Investment Recycling Company soll den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft forcieren.  

Von Robert Espey | Dubai

Kreislaufwirtschaft kaum vorhanden

In Saudi-Arabien gibt es etwa 600 Unternehmen, die kommunale und gewerbliche Abfälle sammeln und zumeist unsortiert und unbearbeitet auf Deponien lagern. Die Deponien wurden häufig ohne Einhaltung notweniger Umweltstandards eingerichtet und verfügen in der Regel über unzureichende technische Ausstattungen. Neben den offiziell genehmigten Deponien existiert eine große Zahl wilder Müllkippen, wo sowohl Haushalts- und Gewerbeabfälle als auch Bauschutt entsorgt werden.

Der Recyclingsektor befindet sich noch im Aufbau. Die existierenden Verwertungsanlagen arbeiten oft mit geringer Auslastung. Wertstoffe werden weiterhin vor allem vom informellen Sektor aus den für gemischten Haushalts- und gewerblichen Müll aufgestellten Sammelcontainern gewonnen. In einigen Städten gibt es Container, die nicht offen auf der Straße aufgestellt sind, sondern versenkt in Containermulden.

In beschränktem Umfang werden in Riad und anderen großen Städten Container/Mülltonnen zur Mülltrennung bereitgestellt. Zudem existieren in den Metropolregionen einige Anlagen zur Müllsortierung, beispielsweise an der Großdeponie Al-Sulay in Riad.

Saudi Investment Recycling Company soll Impulse geben

Zur Entwicklung des Recyclingsektors wurde 2017 die staatliche, zum Public Investment Fund gehörende Saudi Investment Recycling Company (SIRC) etabliert. Die erste große SIRC-Investition war 2019 die Übernahme von Global Environmental Management Services (GMS; Firmenzentrale in Jeddah). GMS ist in Saudi-Arabien der größte Akteur im Bereich der Entsorgung industrieller Abfälle, Schwerpunkte sind unter anderem Entsorgungsdienstleistungen für die Öl- und petrochemische Industrie sowie den Bergbau.

Ein wichtiges SIRC-Projekt ist eine Anlage zur Aufbereitung von Bauabfällen im Norden von Riad (Al-Khair). Die Fertigstellung erfolgte 2021. Das Werk hat eine Kapazität von 600 Tonnen pro Stunde, 90 Prozent des Materials soll im Straßen- und Hausbau wiederverwendet werden.

Die SIRC hatte angekündigt, 2020 mit dem Bau eines großen Sortier- und Recyclingwerks in Riad (Al Dadham) zu beginnen. Das 75 Millionen US$ Vorhaben ist aber bislang über die Planungsphase nicht hinausgekommen. Die SIRC will dieses Projekt durch den Privatsektor auf BOT-Basis (Build, Operate, Transfer) durchführen lassen. Die SIRC bietet eine Kapitalbeteiligung an.

Nach Auffassung der SIRC ist eine wichtige Voraussetzung für die Realisierung der Recyclinganlage in Riad eine hinreichende Verbreitung von Mülltrennung an der Quelle (Zwei-Tonnen-System), gemeint ist eine Mülltrennung durch die Haushalte in grünen (organische Abfälle) und schwarzen (sonstige Wertstoffe) Tonnen. Pilotprojekte mit dem "Zwei-Tonnen-System" gibt es unter anderem in den Stadtteilen Al-Rawdah und Al-Waha. Die SIRC arbeitet auch an WtE-Projekten (Waste to Energy). Gemeinsam mit der National Water Company ist eine Anlage zur Verbrennung von Klärschlamm geplant.

Die saudi-arabischen Pläne bei alternativen Energien sehen bis 2030 die Errichtung von WtE-Kraftwerken mit einer Gesamtleistung von 3 Gigawatt vor. Auch die für die Hauptstadtregion erstellte "Comprehensive Waste Management Strategy" setzt bei Siedlungsabfällen stark auf eine energetische Entsorgung. So sollen 2035 rund 68 Prozent der Siedlungsabfälle energetisch verwertet werden.

Die SIRC beabsichtigt, in der Ost-Provinz (Region Dammam) eine Recyclinganlage für Siedlungsabfälle zu errichten. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde 2020 mit der Kommunalverwaltung der Ostprovinz und dem National Waste Management Center unterzeichnet. Ferner wird die gemeinsame Entwicklung einer umfassenden Entsorgungsstrategie für die Ostprovinz angestrebt.

Neue Recyclinganlage am Roten Meer fertiggestellt

Seit 2009 ist das Entsorgungsunternehmen Averda International in Saudi-Arabien aktiv. Die Firma ist in fast allen Landesteilen vertreten. Averda konnte 2021 eine 64 Millionen US-Dollar teure Entsorgungsanlage für ein im Bau befindliches Mega-Tourismusprojekt am Roten Meer (The Red Sea Project) fertigstellen. Das nordirische Unternehmen Kiverco hat die Recyclinganlage geliefert. Es werden vor allem Bauabfälle aufbereitet (Kapazität: 150.000 Tonnen/Jahr).

Das Unternehmen Seder Environment (Seder Group) ist ein weiterer wichtiger Anbieter von Entsorgungsdienstleistungen. Ebenfalls ein wichtiger Akteur ist die Saudi Arabia Gulf Environmental Protection Company (SEPCO; seit 1997). Die 1998 in Jeddah gegründete Middle East Waste Management Company ist auf Plastik-Recycling spezialisiert. Die zur Obeikan Investment Group gehörende Refal Environmental Services Company recycelt Papier und Pappe. Andere Unternehmen im Bereich Papier-Recycling sind die  Waste Collection & Recycling Company und die Middle East Paper Company.

Die 2015 gegründete National Environment Recycling Company (Tadweer) betreibt in Riad Einrichtungen zur Verwertung von Elektronik- und Elektroschrott und plant den Bau weiterer Anlagen. Tadweer eröffnete 2021 ein Plastik-Recyclingwerk mit einer Jahreskapazität von 7.000 Tonnen, eine Verdoppelung der Leistung ist vorgesehen.

Frankreichs Veolia ist in Saudi-Arabien unter anderem im Bereich der Entsorgung von Industrieabfällen aktiv. Das Unternehmen hat Ende 2021 mit der nationalen Ölgesellschaft, Saudi Aramco, einen umfassenden Entsorgungsvertrag geschlossen. Veolia arbeitet auch für verschiedene Industrieunternehmen in Jubail. Der größte Kunde ist die Sadara Chemical Company, ein Joint Venture aus Dow Chemicals und Aramco.

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