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Branche kompakt | Saudi-Arabien | Bauwirtschaft

Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

Der Hochbau erlebt einen Aufschwung. Zu den Investitionsschwerpunkten gehören der Wohnungsbau, die Hotel-, Tourismus- und Freizeitindustrie sowie das Krankenhauswesen.

Von Robert Espey | Dubai

Wohnungsbau

Der Mangel an Wohnraum für die junge einheimische Bevölkerung gehört zu den politischen Dauerbrennern in Saudi-Arabien. Seit langem versucht die Regierung dem Wohnungsmangel mit Förderprogrammen zu begegnen. Auch einige der neuen staatlichen Gigaprojekte werden zur Erweiterung des Wohnungsangebots beitragen.

Im Rahmen des Gigaprojekts Roshn entstehen landesweit neue Wohnsiedlungen. Roshn ist ein Immobilienentwickler und gehört zum Public Investment Fund (PIF). Das Unternehmen will bis 2025 der größte Bauträger in den Staaten des Golfkooperationsrates werden, so CEO David Grover. Roshn plant, bis 2030 unter anderem in den Städten Riad, Jeddah, Mekka und Asir sowie in der Ostprovinz mehr als 395.000 Wohneinheiten zu errichten.

Aktuell realisiert Roshn im Großraum Riad die beiden großen Vorhaben Sedra und Warefa. Im September 2023 schloss Roshn mit der chinesischen China Harbour Engineering Company Vereinbarungen über Baumaßnahmen im Gesamtwert von 7,7 Milliarden US-Dollar (US$) dazu ab.

In Sedra sollen in acht Phasen mehr als 30.000 Wohneinheiten entstehen. Gebaut werden Villen mit etwa 400 Quadratmetern Wohnfläche, Duplexapartments mit 230 Quadratmetern und Reihenhäuser mit 190 Quadratmetern. Für Sedra erhielt Siemens Energy 2021 den Auftrag, die Übertragungsnetze zu verstärken und 26 Kilometer Erdkabel zu verlegen.

Die 2016 gegründete National Housing Company (NHC) ist ein weiterer wichtiger staatlicher Akteur auf dem Wohnungsmarkt. Im September 2023 unterzeichnete das Unternehmen einen Vertrag über das Stadtentwicklungsprojekt Banan City in Al Fursan in der Nähe von Riad. Die Baukosten werden mit 10,6 Milliarden US$ angegeben. Bauträger ist die Talaat Moustafa Group, einer der größten Immobilienentwickler Ägyptens.

Die Regierung plant das Städtebauprojekt "The Line" als Teil der Giga-Entwicklungszone NEOM im Nordwesten des Königreichs. Das Konzept sieht einen zusammenhängenden Gebäudekomplex vor, der 170 Kilometer lang, 500 Meter hoch und 200 Meter breit sein soll. In "The Line" sollen 2030 etwa 1,5 Millionen bis 2 Millionen Menschen leben. Rund 9 Millionen sind für 2045 kalkuliert. Der aktuelle Baufortschritt lässt zumindest die mittelfristigen Ziele wenig realistisch erscheinen.

Sport-, Freizeit- und Eventindustrie

Das Königreich gibt Milliarden für die Entwicklung der Sport-, Freizeit- und Eventindustrie aus. Als neueste Großprojekte kamen die Weltausstellung 2030 (Expo 2030) und die Fußballweltmeisterschaft der Männer 2034 hinzu.

In den kommenden fünf Jahren will das Sportministerium insgesamt 2,7 Milliarden US$ in den Bau und Ausbau von Sportstadien investieren. Ein Großteil der Projekte soll vor dem AFC Asian Cup 2027 fertiggestellt werden. Für den Bau eines Stadions mit 45.000 Plätzen der Jeddah Central Development Company erbringt das deutsche Architekturbüro Gerkan Marg & Partner Beratungsleistungen.

Für die Durchführung der Expo 2030 ist die Royal Commission of Riyadh City zuständig. Sie kalkuliert mit etwa 40 Millionen Besuchern. Der Masterplan sieht ein kreisrundes Ausstellungsgelände mit einer Gesamtfläche von 6 Millionen Quadratmetern vor.

Allein für den Bau des Ausstellungsgeländes und die eigene nationale Beteiligung will Saudi-Arabien 7,8 Milliarden US$ ausgeben. Hinzu kommen die Aufwendungen für die Beteiligungen der anderen Länder. Diese dürften sich auf über 1 Milliarde US$ summieren. Die Vergabe größerer Bauaufträge wird ab 2025 erwartet.

Im Jahr 2029 sollen die asiatischen Winterspiele in Saudi-Arabien stattfinden. Der Austragungsort, das geplante Wintersportgebiet Trojena, soll bereits 2026 fertiggestellt sein.

Hotelsektor und Tourismus

Der Ausbau der Tourismusindustrie gehört zu den Prioritäten der nationalen Entwicklungsplanung. Im Bau befinden sich Hotelprojekte im Wert von rund 6,9 Milliarden US$. Wichtige Vorhaben sind das Red Sea-Projekt für 17 Milliarden US$, das Projekt Amaala für 4 Milliarden US$ und touristische Großprojekte in NEOM sowie in Mekka.

Einige Projekte der Phase 1 des Red Sea-Luxustourismus-Vorhabens wurden für insgesamt 1,8 Milliarden US$ bereits fertiggestellt. Das Resort entsteht auf einer Fläche von 28.000 Quadratkilometern. Die meisten Hotels befinden sich in einem Lagunengebiet mit 90 Inseln. Phase 1 besteht aus 16 Hotels mit 3.000 Zimmern. Amaala entsteht etwa 300 Kilometer nördlich des Red Sea-Projekts.

Der Wert geplanter Tourismusprojekte beläuft sich auf 11 Milliarden US$. Allein 5 Milliarden US$ sind für das staatliche Projekt Al Balad Historic District in Jeddah eingeplant. Das Investitionsvolumen umfasst neben Hotels auch die gesamte touristische Infrastruktur sowie Wohnungen.

Gesundheitswesen

Die Regierung will das saudi-arabische Gesundheitssystem bis 2030 weitgehend privatisieren. Sie plant den Verkauf vieler staatlicher Einrichtungen an private Betreiber. Neue Projekte sollen möglichst private Investoren durchführen beziehungsweise auf Basis von Private Public Partnerships (PPP) realisiert werden.

Die Zahl der Krankenhausbetten stieg von 2016 bis 2022 um 10,7 Prozent auf 78.440. Davon entfielen 45.470 Betten auf 287 Kliniken des Gesundheitsministeriums. Andere staatliche Krankhäuser nahmen 15.157 Betten in 52 Hospitälern in Betrieb, 154 private Einrichtungen erhöhten ihre Ausstattung um insgesamt 17.813 Betten.

MEED-Projects zufolge hatten staatliche Träger im März 2024 Krankenhaus- und andere Gesundheitsprojekte für 3,6 Milliarden US$ in der Bauphase. Davon entfielen 2,7 Milliarden US$ auf ein Großprojekt des Innenministeriums sowie 0,9 Milliarden US$ auf das Gesundheitsministerium. Der Privatsektor realisierte Projekte für 1,9 Milliarden US$.

In der Planung sind Vorhaben für 9,4 Milliarden US$. Der Staatssektor hat daran einen Anteil von 3,5 Milliarden US$. Der Privatsektor will 5,9 Milliarden US$ investieren. Davon entfallen 5 Milliarden US$ auf die MedTech City des saudi-arabischen Unternehmens RIVA Development. Das Großprojekt befindet sich in einer frühen Planungsphase.

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