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Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

Der Hochbausektor erlebt einen Aufschwung. Seine Eckpfeiler sind vor allem der Wohnungsbau, der Hotel- und Tourismussektor sowie der Bau von Krankenhäusern.

Von Robert Espey | Dubai

Wohnungsbau

Nach Angaben von Mohammed Bin Saleh Al Butti, CEO der National Housing Company (NHC), investierte das Königreich im Rahmen des Entwicklungsprogramms "Vision 2030" bereits mehr als 133 Milliarden US-Dollar (US$) in den Wohnungsbau. Gemäß Al Butti konnte die NHC in den vergangenen vier Jahren 146.000 Wohneinheiten fertigstellen.

Die Projektdatenbank MEED listet etwa 250 Wohnungsbauprojekte für 46 Milliarden US$ (ohne Mixed-Use Projekte) auf, die aktuell umgesetzt werden. Der Wert der Vorhaben im Planungsstadium wird mit 24,2 Milliarden US$ angeben. Das Auftragsvolumen belief sich 2022 auf 7,4 Milliarden US$. Die Auftragsvergabe war 2020 gegenüber dem Vorjahr um 55 Prozent auf 2,9 Milliarden US$ eingebrochen und hatte sich 2021 auf 3,7 Milliarden US$ erhöht.

Das 2019 gestartete Wohnungsbauprojekt ROSHN sieht vor, bis 2030 für 90 Milliarden US$ Apartments und Einfamilienhäuser für die einheimische Bevölkerung zu errichten. Es handelt sich um ein von Kronprinz Mohammed bin Salman Al Saud initiiertes Gigaprojekt. Das Immobilienunternehmen ROSHN gehört dem staatlichen Public Investment Fund und will sich zum größten Bauträger in der GCC-Region (Gulf Cooperation Council) entwickeln. Bis 2030 soll ROSHN Wohnraum für über 2 Millionen Menschen schaffen.

Büromarkt

Prognosen erwarten in Riad ein deutliches Nachfragewachstum bei hochwertigen "Grade A"-Büroflächen. Auch die lange rückläufige Nachfrage im "Grade B"-Segment steigt wieder. Die allgemeine wirtschaftliche Erholung sorgt bei den Büromieten für einen kräftigen Aufwärtstrend. Aber auch die Strategie, internationale Firmen zu drängen, ihre regionalen Headquarters in Riad einzurichten, wird den Bedarf an hochwertigem Büroraum weiter erhöhen.

Nach Angaben des Immobiliendienstleisters Jones Lang LaSalle (JLL) erreichten in Riad die Büromieten im 4. Quartal 2021 wieder das Vor-Pandemie-Niveau. Im 3. Quartal 2022 lagen die Mieten um 15 Prozent über dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Die verfügbare Bürofläche erhöhte sich in Riad 2022 um 0,3 Millionen auf 5,1 Millionen Quadratmeter GLA (Gross Leasable Area; Grade A und B). In den Metropolregionen Jeddah (Bürofläche Ende 2022: 1,2 Millionen Quadratmeter GLA), Dammam (1 Million Quadratmeter GLA) und Mekka (0,3 Millionen GLA) ist die Entwicklung des Büromarktes weniger dynamisch.

Einzelhandel

Der private Verbrauch ist in Saudi-Arabien traditionell eine zuverlässige Konjunkturstütze. Damit bestehen solide Rahmenbedingungen für Investitionen in den Einzelhandelssektor. Gemäß JLL-Kalkulationen erhöhte sich 2022 die Einzelhandelsfläche in Riad um 0,2 Millionen auf 3,4 Millionen Quadratmeter GLA und in Jeddah um 0,1 Millionen auf 1,8 Millionen Quadratmeter GLA. In Mekka waren Ende 2022 rund 1,4 Millionen Quadratmeter GLA verfügbar, in Dammam 1,2 Millionen Quadratmeter.

In Saudi-Arabien sind derzeit Mall-Projekte für 4,7 Milliarden US$ im Bau und Vorhaben für 4,2 Milliarden US$ in Planung. Im November 2022 wurde ein 700-Millionen-US$-Auftrag zum Bau der "Mall of Saudi" im Norden von Riad an ein Konsortium vergeben, das aus der lokalen El Seif Engineering Contracting Company und ALEC, einem zur staatlichen Investment Corporation of Dubai gehörenden Bauunternehmen, besteht. Investor ist das Unternehmen Majid Al Futtaim aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Anfang 2022 hat die Umm Al Qura for Development & Construction Company angekündigt, in Mekka die "Masar Mall" für 719 Millionen US$ errichten zu wollen.

Hotelbau

Für den Ausbau der Tourismus- und Unterhaltungsindustrie sind Milliardeninvestitionen vorgesehen. Laufende Großprojekte sind unter anderem Hotelanlagen am Roten Meer und der Mega-Freizeitpark Qiddiya für 6,5 Milliarden US$ in Riad. Wichtige Tourismusvorhaben sind unter anderem das "Red Sea"-Projekt für 16 Milliarden US$, das Amaala Projekt für 4 Milliarden US$ und touristische Großprojekte in der Entwicklungszone NEOM.

Die erste Phase des "Red Sea"-Luxustourismus-Projekts könnte bereits Ende 2023 fertiggestellt sein. Das Resort wird auf einer Fläche von 28.000 Quadratkilometern gebaut. Die meisten Hotels befinden sich in einem Lagunengebiet mit 90 Inseln. Davon sollen 15 bebaut werden. Phase 1 besteht aus 16 Hotels mit 3.000 Zimmern, die sich auf vier Inseln und zwei Standorte im Inland erstrecken. Etwa 300 Kilometer nördlich des "Red Sea"-Projekts wird Amaala gebaut.

In der Bergregion von NEOM soll das Wintersportgebiet Trojena entstehen. Die Region liegt zwischen 1.500 und 2.600 Meter über dem Meeresspiegel. Schnee gibt es dort allerdings nur selten und dann in der Regel wenig. Dennoch wollen die Planer in den Monaten Dezember bis Februar Wintersport auf (Kunst-)Schnee garantieren.

Gesundheitssektor

Die Regierung will das saudi-arabische Gesundheitssystem bis 2030 weitgehend privatisieren. Geplant ist der Verkauf vieler staatlicher Einrichtungen an private Betreiber. Neue Projekte sollen möglichst private Investoren durchführen beziehungsweise auf PPP-Basis (Private Public Partnership) realisiert werden.

Die Zahl der Krankenhausbetten ist zwischen 2017 und 2021 um 5,8 Prozent auf 77.224 gestiegen. Davon entfielen 45.330 Betten auf 287 Kliniken des Gesundheitsministeriums. Andere staatliche Krankhäuser hatten 14.005 Betten in 51 Hospitälern. Über insgesamt 17.889 Betten verfügten 159 private Einrichtungen.

MEED-Projects zufolge haben staatliche Träger derzeit (Stand: Februar 2023) Krankenhaus- und andere Gesundheitsprojekte für 3,9 Milliarden US$ im Bau. Davon entfallen 2,7 Milliarden US$ auf ein Großprojekt des Innenministeriums (Security Forces Medical Complex in Riad) sowie 1 Milliarde US$ auf das Gesundheitsministerium. Der Privatsektor realisiert Projekte für 2,2 Milliarden US$.

In der Planung sind Vorhaben für 3,6 Milliarden US$. Der Staatssektor hat daran einen Anteil von 2,4 Milliarden US$. Auf den Privatsektor entfallen 1,2 Milliarden US$. Hier ist jedoch die auf 3,4 Milliarden US$ geschätzte MedTech City des saudi-arabischen Unternehmens RIVA Development nicht berücksichtigt.

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