Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchenanalyse | Taiwan | Bauwirtschaft

Bauwirtschaft in Taiwan wächst stabil

Taiwans Bauaktivitäten entwickeln sich 2025 weiter positiv. Infrastrukturprojekte bieten langfristig gute Geschäftsaussichten. Der private Wohnungsbau verspürt Gegenwind. (Stand: September 2025)

Von Jürgen Maurer | Taipei

Ausblick der Bauwirtschaft in Taiwan

Bewertung:

  • Wirtschaftsbau, Stadterneuerung und Infrastrukturausbau sind gegenwärtig die Motoren der Bauwirtschaft.
  • Wohnungsbau wird durch staatliche Maßnahmen gegen Immobilienspekulation und hohe Preise für Baumaterialien etwas gebremst.
  • Öffentliche Infrastrukturinvestitionen in Transportprojekte und Energieversorgung unterstützen stabile Marktentwicklung.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: September 2025

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Taiwans Baubranche bleibt im Wachstumsmodus. Jedoch zeigt sich der Wohnungsbau 2025 und voraussichtlich auch 2026 als das schwächste Segment.

    Verschiedene Marktforschungsstudien gehen bis 2030 von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum der taiwanischen Bauwirtschaft um die 3 Prozent aus. Das Wachstum unterliegt jedoch Schwankungen. Diese zeigen sich 2025 und 2026 in einer Abkühlung des größten Baubereichs dem privaten Wohnungsbau.

    Im Jahr 2024 machten Neubauten von Wohngebäuden rund 70 Prozent aller Bauanträge aus und 60 Prozent der Bausumme. Laut Innenministerium wurde 2024 mit dem Bau von rund 128.000 Wohngebäuden begonnen. Das ist der niedrigste Stand seit 2020.

    Der Geschäftsklimaindex des Wirtschaftsinstituts Taiwan Institute of Economic Research (TIER) weist deshalb für die gesamte Baubranche 2025 auf einen Rückgang der Aktivitäten hin. Der Indikator für den Bausektor sank von 102 Punkten im Januar 2025 auf knapp über 90 Punkte in den ersten Monaten 2025.

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in TaiwanBauinvestitionen in Millionen US$, Anzahl der Bauanträge, Veränderung in Prozent
    Kennziffer

    2023

    2024

    Veränderung 2024/2023

    Genehmigte Bauinvestitionen (US$), davon:

    12.329

    12.684

    6,0

      Wohngebäude

    6.906

    7.305

    9,0

      Gebäude für das Handelswesen

    328

    546

    71,8

      Fabriken, Industriegebäude und Lager

    1.951

    1.853

    -2,1

      Büros und Gebäude für Dienstleister

    2.051

    1.619

    -18,6

    Genehmigte Bauanträge (Anzahl), davon:

    18.542

    19.523

    5,3

      Wohngebäude

    12.455

    13.354

    7,2

      Gebäude für das Handelswesen

    147

    121

    -17,7

      Fabriken, Industriegebäude und Lager

    1.991

    1.837

    -7,7

      Büros und Gebäude für Dienstleister

    1.593

    1.728

    8,5

    Veränderung auf Basis der Landeswährung in %; Wechselkurs: 1 US$ = 31,15 NT$ im Jahresdurchschnitt 2023; 1 US$ = 32,11 NT$ im Jahresdurchschnitt 2024.Quelle: Ministry of the Interior Taiwan 2025

    Regierung unternimmt Maßnahmen zur Abkühlung des Wohnungsbaus

    Der Rückgang der Bauaktivitäten im Wohnungsbau hängt zum Teil mit Maßnahmen der Regierung aus dem Jahr 2024 zusammen, das Überangebot an vor allem Luxuswohnungen abzubauen, Immobilienspekulation einzudämmen und die Bankenrisiken im Markt zu verringern. Das trifft hauptsächlich den Wohnungsbau in den Großstädten der Insel. Teilweise werden Projektbeginne daher zeitlich verschoben.  

    Für geringere Bautätigkeit sind auch die stark gestiegenen Kosten für Baumaterialien verantwortlich. Die Tendenz sinkender Neubauvorhaben dürfte sich mittelfristig fortsetzen. Das betrifft jedoch hauptsächlich die privaten Immobilienentwickler. Hingegen sollte das Regierungsziel, bis 2028 etwa 160.000 Sozialwohnungen zu errichten, kaum beeinträchtigt sein. 

    Ein deutliches Zeichen für eine Abkühlung im Immobilienmarkt: In den ersten sieben Monaten 2025 schrumpften die Immobilientransaktionen um 26,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf rund 154.100 Einheiten. Dies war die geringste Anzahl seit 2018.

    Modernisierung steht im Fokus 

    Insgesamt besteht ein sehr großer Neubau- und Renovierungsbedarf. Denn laut Erhebung des Innenministeriums sind in Taiwan über 5 Millionen Wohngebäude, etwa die Hälfte des Baubestandes, älter als 30 Jahre. Diese entsprechen daher auch nicht mehr den aktuellen Erdbebenstandards. Mit einem Sonderbudget von 5 Milliarden NT-Dollar (umgerechnet circa 166 Millionen US$) will die Regierung zwischen 2025 und 2027 Modernisierungen unterstützen, um die Sicherheit bestehender Wohngebäuden zu erhöhen.  

    Mit Anreizen unterstützt die Regierung den Abriss und Neubau bestehender, alter und potenziell gefährlicher Gebäude. Jedoch kann das Verfahren mehrere Jahre in Anspruch nehmen, bis sich Immobilienentwickler und Eigentümer einigen, behördliche Genehmigungen eingeholt sind und der Abriss und Neubau erfolgen kann. 

    Energieeffizienz soll steigen

    Zugleich sollen Energiespar- und Emissionsmaßnahmen umgesetzt werden. Die Zahl der mit einem "Green Building Label" versehenen Gebäude nimmt zu. Das ist zumeist von staatlichen Regularien angetrieben. Die Regierung verfolgt das Ziel von Net-Zero-Emissionen bis 2050. Dazu soll auch der Bausektor beitragen. Das Innenministerium hat dazu zwei Bewertungssysteme für Gebäude eingeführt:

    • das EEWH-System (Ecology, Energy-saving, Waste reduction, Health) für Green Buildings. Zertifizierung, die vier Kategorien und neun Indikatoren umfasst. Ziel ist, umweltfreundliches Bauen im subtropischen Kontext zu fördern. 

    • das Building Energy-Efficiency Rating System (BERS) für Energieeffizienz. Die BERS-Bewertung geht von 1+ bis 7, wobei niedrigere Zahlen eine höhere Effizienz anzeigen. Ziel ist, dass alle neuen Gebäude und über 85 Prozent der bestehenden Gebäude bis 2050 nahezu kohlenstofffrei werden. 

    Für neue öffentliche Gebäude wird ab 2026 eine Energieeffizienzerfordernis von Level 1 gemäß des BERS umgesetzt. Bei existierenden öffentlichen Gebäuden ist dieses Level für 50 Prozent des Bestandes bis 2040 anzustreben und bis 2050 für 85 Prozent. 

    Wirtschaftsbau fügt weiter Flächen hinzu

    Im Industriebaubereich zeigt sich die Baukonjunktur dynamisch. Die Kapazitätserweiterungen vor allem bei Elektronik- und Chipherstellern erhöhen den Bedarf an neuen Produktionsstätten. Bei Gebäuden für das Handelswesen ist die genehmigte Fläche 2024 nach oben geschossen. Einzelhandel und Großhandel weiten ihr Angebot weiter aus. Insbesondere in der Nähe von Metrostationen und Bahnhöfen entstehen Shopping-Malls.  

    Sinkenden Bedarf sehen Real Estate Unternehmen bei Bürogebäuden, da sich Firmen aufgrund der unsicheren Konjunkturaussichten nicht vergrößern und aufgrund von hohen Quadratmeterpreisen nicht in neue, modernere Gebäude umziehen. Nichtsdestotrotz nimmt das Angebot an neuen Büroflächen zu, wie vor allem in den verschiedenen Science-Parks in Taipei und Umgebung.

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Deutsche Firmen haben in Taiwan durchaus Absatzchancen. Die japanische Konkurrenz ist stark, nicht zuletzt wegen Wechselkursvorteilen.

    Geschäftschancen für deutsche Firmen bieten sich von Zulieferungen von Gebäudetechnik über Zubehör und Materialien bis hin zur Innenausstattung. Beim Innenausbau sind deutsche Erzeugnisse (Geräte und Armaturen) in Küchen und Bädern zu finden, zumeist in Apartment- und Hotelbauten des höheren Preissegments.

    Das Label "made in Germany" ist in Taiwan sicherlich ein Bonus. Deutsche Erzeugnisse werden in Taiwan mit Attributen wie hoher Verlässlichkeit und Produktqualität verbunden. Das wirkt sich auf den Preis aus, der deutlich höher liegt als der lokaler Hersteller. Wichtigste Konkurrenz für deutsche Firmen sind japanische Markenanbieter.

    Dabei wirkt sich seit 2024 besonders die Schwäche der taiwanischen Währung (New Taiwan Dollar, NT$) gegenüber dem Euro aus, welche die Lieferungen aus Europa verteuert. Dagegen hat der Wechselkurs des NT-Dollar gegenüber der japanischen Währung an Stärke gewonnen. Das bringt der japanischen Konkurrenz einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil.

    Direkt vor Ort aktiv sind nur wenige deutsche Unternehmen, insbesondere Großfirmen. Von Ausnahmen abgesehen bearbeiten kleine und mittelgroße Anbieter den Markt häufig über lokale Vertreter, um gute Verbindungen zu den Abnehmern und Auftraggebern herzustellen.

    Industrie-, Büro- und Gewerbebau sind die aktivsten Abnehmer deutscher Erzeugnisse im Baubereich. Dazu zählen auch Datenzentren, von denen in Taiwan einige gebaut werden sollen. Sie haben Bedarf an Aufzugs-, Sicherheits- und Klimatechnik. Deutsche Architekturdienstleistungen sind wenig gefragt.   

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • Hochbau: Projekte

    Die meisten Hochbauprojekte werden in der Industrie und im Handel realisiert. Auch in anderen Bereichen, wie Logistik und Gesundheitsversorgung, geht der Ausbau voran.

    Logistik spielt für die Inselversorgung eine zentrale Rolle. Dazu werden die Lagerinfrastruktur und die Distributionszentren am internationalen Flughafen in Taoyuan erweitert. Dort entsteht derzeit ein drittes Terminal, das 2026 den Betrieb aufnehmen wird. Gleichzeitig bauen die Luftfrachtunternehmen ihre Bodenabfertigung aus, nicht zuletzt um das zunehmende Aufkommen an Elektronikteiletransport zu befriedigen.

    Chip- und Elektronikproduktion wird ausgebaut

    Taiwans industrielle Stärke liegt insbesondere in der Halbleiter- und Elektronikproduktion. Deren Hauptstandorte auf der Insel liegen in sogenannten Science Parks mit Forschungs- und vor allem Produktionsorientierung. Deren Ausbau wird weiter vorangetrieben. Drei Wissenschaftsparks im Nord-, Mittel- und Südteil der Insel existieren, die insgesamt 13 Einzelparks umfassen. Darin investieren auch deutsche Firmen, wie Merck in Produktion sowie Zeiss und Infineon in Forschungszentren. 

    Der weltweit größte Auftragshersteller für Halbleiter, TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Corporation), wird seine Kapazitäten in den verschiedenen Science Parks in den nächsten Jahren deutlich ausbauen. Allein 2025 will TSMC im Central Taiwan Science Park mit dem Bau von vier neuen Foundries beginnen. Der Start der Massenproduktion ist 2028 geplant. Zudem errichten andere Unternehmen aus der Elektronikbranche neue Kapazitäten, wie etwa der Test- und Verpackungskonzern ASE Holding. 

    Aber auch Unternehmen aus anderen Branchen erweitern ihre Aktivitäten in den Science Parks, wie solche aus den Bereichen Biotechnologie und Präzisionsmaschinen. Dazu muss auch die Versorgung mit Elektrizität und Wasser ausgebaut werden, wie aber auch die Wohn- und Versorgungseinrichtungen in der Nähe, wo sich die Angestellten der Firmen niederlassen.  

    Einkaufszentren und Krankenhäuser im Aufbau

    In Taichung entsteht seit 2021 ein großer Einkaufs-, Büro-, Hotel- und Unterhaltungskomplex, der 2026 fertiggestellt sein soll. Das D-ONE mit einer Fläche von 15 Hektar wird die größte Shopping-Mall der Insel beherbergen. Ebenfalls in Taichung eröffnet 2025 die Hanshin Intercontinental Mall mit 112.000 Quadratmetern. Mit Fertigstellungstermin 2026 ist in Kaohsiung ein weiterer Shopping-Komplex im Bau. Das 311-Millionen-US$-Projekt namens LaLaPort Kaohsiung des japanischen Immobilienentwicklers Mitsui wurde 2023 begonnen und soll 4,3 Hektar umfassen.

    Taiwan wird 2025 zu einer "super-aged society", womit Länder umschrieben sind, deren Anteil von über 65-Jährigen die 20 Prozent Marke an der Bevölkerung überschritten hat. Dementsprechend baut Taiwan seine Gesundheitsversorgung aus. Mehrere neue große Krankenhäuser in verschiedenen Gegenden Taiwans sind gegenwärtig im Bau oder stehen vor der Fertigstellung. Dazu gehört beispielsweise das Taichung City Municipal Geriatric General Hospital mit mehr als 1.200 Betten für Langzeitpflege, das 2025 eröffnet wird. 

    Ausgewählte Großprojekte im Wohnungs- und WirtschaftsbauInvestitionssumme in Millionen US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Anmerkungen und Projektträger

    TSMC Fab 25 

    k.A. 

    Baubeginn 2025, Inbetriebnahme 2028 

    Taichung, Central Taiwan Science Park 

    Huaku Vision Park 

    1.030

    Baubeginn 2025, Fertigstellung 2028Teil des Beitou Shilin Technology Parks; Gesamtfläche circa 188.000 qm

    Smart Logistics Aerotropolis  

    732 

    Baubeginn 2024, Fertigstellung 2028

    Uni-President errichtet diesen Logistikpark nahe Flughafen Taoyuan 

    Gateway Plaza Hsinchu 

    483 

    Baubeginn 2025, Fertigstellung 2030 

    Shopping- und Bürogebäude; Gesamtfläche 107.000 qm 

    Cathay Landmark Taichung 

    311 

    Baubeginn 2025, Fertigstellung 2030 

    Shopping- und Bürogebäude; Gesamtfläche 56.000 qm 

    Taoyuan City Hospital 

    285 

    Baubeginn 2025, Fertigstellung 2033 

    Krankenhaus für circa 650 Betten; Taoyuan City Government

    Yuan Rung General Hospital 

    249 

    Baubeginn 2024, Fertigstellung 2028

    Krankenhaus in Changhua; Yuan Rung Healthcare System

    Fine Arts Museum Taipei

    177

    Baubeginn 2023, Fertigstellung 2027Erweiterung des Kunstmuseums; Ministry of Culture 
    Auf Basis Wechselkurs: 1 US$ = 32,11 NT$ im Jahresdurchschnitt 2024.Quelle: Recherche Germany Trade & Invest 2025; Unternehmensmeldungen

     

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Die Infrastrukturinvestitionen in Taiwan bleiben hoch. Dabei setzt die Regierung auch auf private Beteiligungen.

    In Taiwans Baugeschäft spielen umfangreiche Infrastrukturausgaben der öffentlichen Hand eine tragende Rolle. Laut Angabe des National Development Councils hat die Regierung im Jahr 2024 umgerechnet knapp 23 Milliarden US-Dollar (US$) an Infrastrukturinvestitionen getätigt. Der Haushaltsentwurf der Regierung für das Jahr 2026 sieht öffentliche Infrastrukturinvestitionen von umgerechnet 32 Milliarden US$ vor. 

    Ziel der nächsten Jahre: Resilienz ausbauen

    Investiert wird in wichtige Projekte, die die Resilienz der Insel stärken sollen. Dazu gehören der Neubau, Umbau und die Kapazitätserweiterung mehrerer Kraftwerke. Gasbetriebene Anlagen stehen im Fokus, weshalb auch weitere LNG (Liquefied Natural Gas)-Terminals geplant sind. Erneuerbare Energieprojekte will die Regierung ebenfalls ausbauen, wobei es hier immer wieder zu Verzögerungen kommt. Zudem sollen Entsalzungsanlagen entstehen, Wasserverteilnetze modernisiert und Flutkontrollprojekte verstärkt werden.  

    Ausgebaut und modernisiert wird auch die Transportinfrastruktur. In Taipei, Taichung und Kaohsiung entstehen neue Metro-Verbindungen. Die internationalen Häfen, insbesondere Kaohsiung, als wichtigste Handelsknotenpunkte werden modernisiert. Auch die Erweiterung des Flughafens Taoyuan soll 2026 abgeschlossen sein. Die Verlängerung der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Nord- und Südtaiwan (Taipei nach Yilan, Kaohsiung nach Pingtung) ist noch im Prüfverfahren. Zumindest die Erweiterung nach Yilan hat die Umweltverträglichkeitsprüfung passiert. Das Parlament muss dem Projekt jedoch noch endgültig zustimmen.

    Private Finanzmittel sollen unterstützen

    Um den hohen Finanzierungsbedarf für Infrastrukturprojekte stemmen zu können, setzt die Regierung auch auf private Beteiligung. Dazu findet jährlich eine Investment Promotion Conference statt, in der das Finanzministerium Projekte vorstellt, die ausgeschrieben werden sollen und für die Bauträger ihre Interessenbekundungen abgeben können. Im Jahr 2025 sind 105 Vorhaben (2024: 131 Vorhaben) ausgewählt, für die private Investitionen von umgerechnet circa 7,9 Milliarden US$ (2024: 4,9 Milliarden US$) angeworben wurden. Ausschreibungen dazu werden in der zweiten Hälfte 2025 und im 1. Halbjahr 2026 online veröffentlicht. 

    Finanzierungsprobleme gibt es in Taiwan nicht. Jedoch kommt es vor, das rigide Budgetplanung nicht die deutlich gestiegenen Baukosten reflektiert, was durchaus dazu führen kann, dass Projekte nach der Ausschreibung verzögert werden oder ganz scheitern. Die privaten Ausführer wollen das Risiko unrentabler Bauaktivitäten verständlicherweise nicht tragen.

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Taiwan baut seine Infrastruktur aus. Insbesondere im Energie- und Transportbereich sind dabei deutsche Firmen als Zulieferer gefragt.

    Beim Tiefbau setzt Taiwan vor allem auf die eigene Expertise oder die von japanischen Generalunternehmen. Da praktisch alle europäischen und US-amerikanischen Baufirmen im klassischen Baubereich in den 2000er Jahren ihre Präsenz in Taiwan abgebaut haben, ist das Feld mehr oder weniger ostasiatisch geprägt. Kontraktoren vom chinesischen Festland können in Taiwan nicht tätig sein. Der Import von Komponenten aus China ist jedoch möglich.

    Deutsche Firmen meist im baunahen Zuliefergeschäft

    Deutsche Anbieter von baunahen Leistungen sind in Taiwan eine feste Größe, wenn es um technologische Lösungen für den Energiebereich, Automatisierung und intelligente Steuerung geht. Hier sind bei Infrastrukturprojekten unter anderem Siemens bei Bahntechnik, Siemens Energy bei Energievorhaben und Bosch bei Gebäudetechnik im Markt präsent.  

    Im klassischen Baubereich treten deutsche Unternehmen in Taiwan heutzutage kaum in Erscheinung. Es gibt sicherlich Ausnahmen, wie die Firma PERI als Hersteller und Anbieter von Schalungs- und Gerüstsystemen, die an der Konstruktion der 920 Meter langen, einhüftigen Schrägseilbrücke über den Tamsui-Fluß mitgewirkt hat. Die Brücke steht 2025 vor der Vollendung und soll 2026 freigegeben sein. An diesem Bauwerk über den Tamsui-Fluß, die vom Architekturbüro Zaha Hadid entworfen wurde, hat das deutsche Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner mitgewirkt. Das Büro führte die Tragwerksplanung durch.

    Energiebereich ist Schlüsselbereich

    Ausreichende Elektrizitätsversorgung ist eine der größten Herausforderungen für die Wirtschaft Taiwans. Der Ausbau der Chipproduktion und von Datenzentren sowie Anwendungen rund um künstliche Intelligenz und Elektromobilität werden den Strombedarf stark ansteigen lassen, mindestens 2,8 Prozent im jährlichen Durchschnitt bis 2033, was jedoch eher konservativ geschätzt ist. Der industrielle Sektor in Taiwan ist gegenwärtig für etwa 58 Prozent des Strombedarfs verantwortlich. 

    Stromproduktion und Stromverteilung sind daher Bereiche, in denen viel investiert wird. Die Modernisierung und der Bau konventioneller Kraftwerke, die zukünftig hauptsächlich mit Flüssigerdgas betrieben werden sollen, steht im Fokus. Dabei sind auch deutsche Firmen aktiv.

    Zwar wird der erneuerbare Energiebereich ausgebaut, aber neue Kapazitäten kommen nur langsam ans Netz. Verzögerung bei Ausschreibungen und Vergabe haben den Ausbau von grüner Energie gebremst, sodass Ende 2025 statt des ursprünglich geplanten Anteils an der Stromproduktion von 20 Prozent lediglich 15 Prozent erreicht werden dürften. 

    Ingenieurdienstleistungen lokal geprägt

    Als Anbieter von Ingenieurleistungen ist Fichtner Pacific Engineers etabliert, die seit 1989 als Tochter der Fichtner Group auf der Insel ein Büro haben. Sie unterstützen Projekte in den Bereichen Umweltschutz und Energie. Bei der Planung mehrerer Abfallverbrennungsanlagen in Taiwan hat Fichtner ebenfalls mitgewirkt. Zudem hat die Firma auch bei der Projektentwicklung von Fotovoltaik- und Windkraftparks auf der Insel Erfahrungen gesammelt.

    Ansonsten sind im Bereich Ingenieursdienstleistungen kaum deutsche Unternehmen in Taiwan tätig. Andere nicht-asiatische Firmen aus dem EPC/Ingenieursdienstleistungssektor, die in Taiwan gegenwärtig an Ausschreibungen teilnehmen, kommen aus Großbritannien, den USA, Kanada und Südafrika. Um in Taiwan solche Dienstleistungen anbieten zu können, ist eine Registrierung beziehungsweise Zulassung erforderlich, was nur in Verbindung mit einem lokalen Partner funktioniert.

    Beratende Ingenieure im Ausland

    Bei großen Infrastrukturprojekten sind vielfältige Beratungsleistungen gefragt. Deutsche Ingenieurbüros führen weltweit unter anderem Machbarkeitsstudien durch, prüfen Designs und überwachen den Bau. Branchenvertreter berichteten GTAI von ihren Projekten in Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika. Dabei wird deutlich: Deutsche Ingenieure sind vor allem in aufstrebenden Märkten aktiv. Dort sind sie oft auf Partner angewiesen. Wir beleuchten, wie sich die Deutschen gegen die Konkurrenz durchsetzen und an Aufträge kommen. Außerdem geben wir rechtliche Tipps. Erfahren Sie im GTAI-Online-Special mehr über Erfolgsfaktoren, Hürden und Besonderheiten der Branche.

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • Tiefbau: Projekte

    Großprojekte laufen im Energiebereich. Viele Investitionen fließen auch in Wasser- und Transportinfrastruktur.

    Taiwan hat im Mai 2025 den letzten Atommeiler abgeschaltet. Als Ersatz für Atomstrom lässt die Regierung gasbefeuerte Kraftwerke ausbauen beziehungsweise bislang kohlebefeuerte Anlagen in LNG-Anlagen umbauen. Zu den laufenden Großprojekten gehören die Kraftwerke Datan, Hsinta, Taichung und Sun Ba. Eine Kapazität von insgesamt 5 Gigawatt an gasbefeuerter Stromerzeugung ist geplant.

    Siemens Energy hat beispielsweise im Frühjahr 2025 den Zuschlag für die Lieferung von zwei Gasturbinen und weiteren Komponenten für das Kraftwerk Kuo Kuang 2 in Taoyuan erhalten. Das 1.200-Megawatt-Projekt im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar (US$) soll innerhalb von drei Jahren gebaut werden. Bei dem kürzlich fertiggestellten Gas- und Dampfkraftwerk Sun Ba 2 war Siemens Energy ebenfalls zum Zuge gekommen. 

    Die Regierung plant, zwischen 2024 und 2033 neue Gaskraftwerkskapazitäten von knapp 31 Gigawatt hinzuzufügen. Für den Beitrag der erneuerbaren Energien stehen Offshore-Windkraft und Fotovoltaik im Fokus. Zwischen 2026 und 2035 ist geplant, jedes Jahr Offshore-Anlagen mit einer Kapazität von 1,5 Gigawatt ans Netz zu bringen und im Fotovoltaikbereich 2 Gigawatt zu installieren. 

    Verbesserung der Wasserinfrastruktur   

    Abgesehen von dem stark steigenden Elektrizitätsbedarfs bewegt sich auch der Wasserverbrauch der Insel in die Höhe. Da Taiwan kaum auf Grundwasserreserven zugreifen kann, ist Oberflächenwasser eine wichtige Quelle. Wasseraufbereitung, Entsalzung und Wasserverbrauchsenkung sollen die Abhängigkeit von natürlichen Wasserquellen verringern helfen. Neue Wasserentsalzungsanlagen entstehen insbesondere in den Gegenden, in denen die stark wasserverbrauchenden Halbleiter- und Elektronikindustrien ihre Kapazitäten erhöhen (Tainan und Hsinchu).

    Eines der bislang größten Projekte für Wasserentsalzung hat die Regierung in Tainan ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielten zwei taiwanische Firmen: Kuo Toong International und BES Engineering. Die Gesamtkosten werden auf umgerechnet 663 Millionen US$ taxiert. Sie umfassen Projektmanagement, Bau und 15 Jahre Betriebs- und Wartungslizenz. Die Fertigstellung ist für 2029 angesetzt. 

    In Hsinchu, dem größten Produktionszentrum für Chips in Taiwan, entsteht eine Entsalzungsanlage, die jährlich 30 Millionen Tonnen entsalzenes Wasser erzeugen soll. Den Zuschlag für dieses Projekt bekam Mitte 2024 das taiwanische Generalunternehmen CTCI (China Technical Consultants Inc.), dessen Kooperationspartner für diese Anlage die französische Suez Group ist. Diese haben Investitionskosten von umgerechnet circa 560 Millionen US$ eingeplant. Der Vertrag umfasst die Projektplanung, den Bau und eine Betriebs- und Wartungslizenz für 15 Jahre. Die Entsalzungsanlage soll im Jahr 2028 in Betrieb gehen. 

    Weitere Projekte für Wasseraufbereitung in Planung

    Zwischen 2025 und 2030 ist der Bau mehrere Wasseraufbereitungsanlagen in Taichung, Chiayi und Kaohsiung vorgesehen, diese müssen im Zusammenhang mit der Erweiterung der Science Parks gebaut werden. Beispielsweise errichtet der größte Chipauftragshersteller TSMC in Kaohsiung eine seiner bislang fortschrittlichsten Chipproduktionen, wofür Recycling-Anlagen für das Abwasser benötigt werden. Im Jahr 2022 ging die erste Anlage in Betrieb, mit einer Kapazität von 10.000 Tonnen täglich. Weitere Anlagen sollen folgen. Ziele sind: 2026 etwa 35.000 Tonnen, 2028 etwa 55.000 Tonnen und 2030 etwa 110.000 Tonnen. 

    Zudem ist zu erwarten, dass einige Abfallverbrennungsanlagen erneuert werden müssen. Von den 29 Anlagen, die in Taiwan aktiv sind, haben 80 Prozent bereits eine Betriebsdauer von mehr als 20 Jahren erreicht und müssten entweder modernisiert oder neu gebaut werden, so die Planung der Environment Protection Administration. Für die Umsetzung sind BOT (built, operate, transfer)- und ROT (rehabilitate, operate, transfer)-Modelle vorgesehen.

    Ausgewählte Großprojekte in TaiwanInvestitionssumme in Milliarden US$
    Akteur/Projekt

    Investitionssumme

    ProjektstandAnmerkungen und Projektträger

    Stärkung des Stromnetzes 

    6,5 

    Baubeginn 2024, Inbetriebnahme 2033 

    Phase 1 des Ausbauprogramms; 

    Taipower

    Hsieh-ho Power Plant 

    3,8 

    Baubeginn 2018, Inbetriebnahme 2032 

    Ausbau/Modernisierung und Umstellung auf LNG; 

    Taipower 

    Taichung Power Plant 

    3,7 

    Baubeginn 2018, Inbetriebnahme 2032 

    Ausbau/Modernisierung und Umstellung auf LNG; 

    Taipower 

    Hsinta Power Plant 

    3,6 

    Baubeginn 2018, Inbetriebnahme 2028 

    Ausbau/Modernisierung und Umstellung auf LNG; 

    Taipower 

    Östlicher Abschnitt der Ringlinie des Taipei Mass Rapid Transit Systems

    3,2 

    Baubeginn 2024, Inbetriebnahme 2034 

    Taipei City Government 

    LNG-Terminal 

    3,0 

    Baubeginn 2023, Inbetriebnahme 2031 

    Ausbau/Modernisierung; 

    CPC Corporation 

    Offshore-Windkraftprojekt 

    1,9 

    Baubeginn 2018, Inbetriebnahme 2027 

    Phase 1 des Ausbauprogramms;  

    Taipower 

    Dritte Flüssigerdgasbasis-Empfangsterminal 

    1,6 

    Baubeginn 2021, Inbetriebnahme 2030 

    Phase 2 des Ausbauprogramms;  

    CPC Corporation 

    Taichung Port LNG-Anlagen 

    1,6 

    Baubeginn 2021, Inbetriebnahme 2028 

    Ausbau/Modernisierung; 

    CPC Corporation 

    Auf Basis des Wechselkurses: 1 US$ = 31,11 NT$ im Jahresdurchschnitt 2024Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    In Taiwans Baugeschäft sind lokale Partner für Aufträge unerlässlich. Unter den ausländischen Firmen dominieren japanische Großunternehmen als Kontraktoren. 

    Wettbewerbssituation

    Trotz einer eher schwächeren Baukonjunktur ist die Zahl der Branchenfirmen nach Angaben des Innenministeriums im Jahr 2024 auf über 20.000 gestiegen. Taiwans vergleichsweise kleiner Markt hat damit eine sehr hohe Anzahl von Bauunternehmen.

    Weniger als 20 ausländische Baufirmen sind in Taiwan registriert. Darunter dominieren asiatische und insbesondere japanische Unternehmen das Kontraktgeschäft. Geografische Nähe, gute Kontakte und große Erfahrung in erdbebensicherem Bauen sind ein Plus. Europäische und US-amerikanische Baukonzerne haben sich hingegen im Laufe der Jahre aus Taiwan größtenteils zurückgezogen.

    Geschäftspraxis

    Das Projektgeschäft hat in der Regel einen Hauptkontraktor und eine Vielzahl von Unterauftragsnehmern. Lieferanten stehen vor der Aufgabe, die Netzwerksknoten zu identifizieren, wo die Einkaufsentscheidungen fallen. In den unteren Ebenen ist die Vergabepraxis tendenziell weniger transparent als beim Hauptkontraktor. Auch die Geschäftspraxis kann sich deutlich unterscheiden. 

    Taiwan ist Mitte 2009 dem Abkommen über das öffentliche Beschaffungswesen der Welthandelsorganisation (Agreement on Government Procurement, GPA) beigetreten. Über staatliche Ausschreibungen informiert die zentrale Beschaffungsplattform Government e-Procurement System in englischer Sprache. Gebote können jedoch nur in der chinesischen Version abgegeben werden. 

    Zumeist sind Partner erforderlich 

    Eine lokale Vertretung ist meist notwendig, um an öffentlichen Ausschreibungen teilzunehmen. Gute Marktkenntnisse sind erforderlich, um die taiwanischen Standards sowohl technischer Art wie auch geschäftspraktischer Art zu erfüllen. Doch selbst mit lokalen Partnern können öffentliche Großaufträge sehr herausfordernd sein.

    Ausländische Anbieter müssen Zeit und Flexibilität mitbringen. Das Engineering ist mit vielen Hürden verbunden. Abgesehen vom Preisdruck, den taiwanische Kunden während der Verhandlungen aufbauen, erfordern langwierige Verfahren und Abstimmungen mit Behörden ausreichende finanzielle Rückendeckung.

    Die Zulieferung von Ausrüstung oder Baumaterialien ist ohne eigene lokale Präsenz möglich, zumal deren Einkauf meist über Subkontraktoren erfolgt. Aber auch hier hilft am besten ein lokaler Partner, um Kontakte herzustellen und Hürden zu umgehen.

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkungen
    Ministry of FinanceFinanzbehörde, zuständig für private Beteiligungsprojekte
    National Land Management Agency, Ministry of the InteriorPlanungsbehörde unter dem Innenministerium
    Public Construction Commission, Executive YuanOberste Bauaufsicht
    Taiwan Regional Engineering Contractors AssociationBranchenverband
    Architecture and Building Research Institute (ABRI), Ministry of the InteriorForschungsinstitut
    Taiwan Architecture and Building CenterTest- und Genehmigungszentrum für Bautechnologie und -material
    Taipei Building ShowBranchenmesse (11. bis 14. Dezember 2025)
    Government e-Procurement SystemZentrale Veröffentlichungsstellen für Sektorausschreibungen (Abgabe von Geboten nur auf chinesischer Webseitenversion)

    Von Jürgen Maurer | Taipei

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.