Branche kompakt | Saudi-Arabien | Bauwirtschaft
Zulieferprodukte: Kunststoffe, Türen und Fenster
Saudi-Arabien steigert die lokale Fertigung chemischer Vorerzeugnisse. Das fördert auch die Herstellung von Kunststoffprodukten, die im Baugewerbe benötigt werden.
07.06.2024
Von Robert Espey | Dubai
Kunststoffe
Das Königreich verfügt über eine bedeutende lokale petrochemische Industrie, die sich ständig weiterentwickelt. Sie liefert Vorerzeugnisse für die Herstellung von Kunststoffprodukten, die im Bausektor benötigt werden. Saudi-Arabien hatte 2022 einen Anteil von etwa drei Vierteln an den Petrochemiekapazitäten der Länder des Golfkooperationsrats. Dies entsprach rund 117 Millionen Tonnen pro Jahr.
Der Ausbau der Chemieindustrie geht kontinuierlich weiter. Saudi-Arabien schloss von 2021 bis 2023 Chemieprojekte im Gesamtwert von 2,7 Milliarden US$ ab. Die Datenbank MEED Projects listet Chemieprojekte im Wert von rund 12 Milliarden US$, die sich im Bau befinden. Weitere Vorhaben im Wert von 40 Milliarden US$ sollen bis 2025 vergeben werden.
Die saudi-arabische Chemieindustrie ist im regionalen Vergleich recht diversifiziert. Die Palette besteht mittlerweile aus über 130 Produkten. Dennoch dominiert weiterhin die Herstellung von Erzeugnissen mit relativ geringer Wertschöpfung. Auf chemische Grundstoffe, Zwischenprodukte, Massenkunststoffe (Polyethylen, Polypropylen, Polyvinylchlorid etc.) und Düngemittel entfielen 2022 etwa 90 Prozent der Produktionskapazitäten.
Im Jahr 2011 wurde das Unternehmen Sadara gegründet, ein Joint Venture aus Saudi Aramco (65 Prozent) und Dow Chemicals (35 Prozent). Es soll einen wesentlichen Beitrag zur Diversifizierung der Branche leisten. Im Sadara Chemical Complex ging 2017 die letzte von insgesamt 26 integrierten Chemieanlagen in Betrieb.
Neben dem Sadara-Komplex in der Jubail Industrial City II wurde der 12 Quadratkilometer große PlasChem Park eingerichtet, in dem lokal hergestellte Chemikalien weiterverarbeitet werden sollen. Der Chemiepark ist eine Kooperation von Sadara und der Royal Commission for Jubail & Yanbu.
Das Angebot für Kunststoffprodukte (Rohre, Profile etc.) aus lokaler Herstellung für den Bausektor steigt sukzessive. Der Bedarf an Kunststoffmaschinen dürfte somit weiter steigen. Deutschland exportierte im Jahr 2023 Kunststoff- und Gummimaschinen für 75 Millionen Euro nach Saudi-Arabien. Glasfaserverstärkte Kunststoffrohre stellt die Saudi-Arabian Amiantit Company in Dammam her.
Obwohl das lokale Angebot wächst, bleibt ein signifikanter Importbedarf auch mittelfristig bestehen. Die Einfuhren von Plastikrohren und -schläuchen (HS 39.17) beliefen sich den letzten verfügbaren Daten zufolge im Jahr 2021 auf 277 Millionen US$. Kunststoffsanitärartikel (Duschen, Waschbecken etc.; HS 39.22) wurden für 69 Millionen US$ eingeführt. Der Import anderer Baubedarfsartikel aus Kunststoff (HS 39.25) lag bei 98 Millionen US$. Bodenbeläge sowie Wand- und Deckenverkleidungen aus Kunststoff (HS 39.18) wurden für 136 Millionen US$ importiert.
Türen und Fenster
Obwohl Türen und Fenster aus lokaler Fertigung verfügbar sind, gibt es weiterhin signifikante Einfuhren. Fenster und Türen aus Aluminium (HS 76.10 10) wurden 2021 für 26 Millionen US$ importiert. Es folgten Fenster und Türen aus Eisen und Stahl (HS 73.08.30) für 25 Millionen US$, aus Kunststoff (HS 39.25 20) für 24 Millionen US$ und aus Holz (HS 44.18 10) für 0,4 Millionen US$.
Bei den Herkunftsländern für Aluminiumtüren und -fenster lag Deutschland 2021 mit 4,2 Millionen US$ auf Position 3 hinter China (6,5 Millionen US$) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (6,5 Millionen US$). Im Vorjahr war Deutschland mit einem Wert von 24 Millionen US$ das Hauptbezugsland. Auch bei Türen aus Eisen und Stahl verzeichneten die deutschen Lieferungen einen erheblichen Rückgang von 24 Millionen im Jahr 2020 auf 1,5 Millionen US$.
Hochwertige Fenster und Türen könnten angesichts des Trends zu mehr Energieeffizienz zunehmend gefragt sein. Eine kontinuierliche Marktpräsenz ausländischer Anbieter dürfte aber zumindest den Aufbau lokaler Montagekapazitäten erfordern.