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Saudi-Arabien steigert die lokale Fertigung chemischer Vorerzeugnisse. Das fördert auch die Herstellung von Kunststoffprodukten, die im Baugewerbe benötigt werden.
11.05.2023
Von Robert Espey | Dubai
Das Königreich verfügt über eine große lokale petrochemische Industrie, die sich kontinuierlich ausdifferenziert. Sie liefert Vorerzeugnisse für die Herstellung von Kunststoffprodukten, die im Bausektor benötigt werden. Saudi-Arabien hatte 2022 einen Anteil von etwa drei Vierteln an den Petrochemiekapazitäten der GCC-Ländergruppe (Gulf Cooperation Council). Dies entsprach rund 115 Millionen Tonnen pro Jahr. Der Ausbau der Chemieindustrie wird kontinuierlich fortgesetzt. Saudi-Arabien hat im Jahr 2022 Chemieprojekte für über 2 Milliarden US$ fertiggestellt. Die Projektdatenbank MEED Projects listet im Bau befindliche Branchenvorhaben für 3,6 Milliarden US$.
Die saudi-arabische Chemieindustrie ist im Vergleich zu den anderen GCC-Ländern bereits recht diversifiziert. Die Palette besteht mittlerweile aus über 130 Produkten. Dennoch dominiert weiterhin die Herstellung von Erzeugnissen mit relativ geringer Wertschöpfung. Auf chemische Grundstoffe, Zwischenprodukte, Massenkunststoffe (Polyethylen, Polypropylen, Polyvinylchlorid etc.) und Düngemittel dürften 2022 etwa 90 Prozent der Produktionskapazitäten entfallen sein.
Das 2011 gegründete Unternehmen Sadara, ein Joint Venture aus Saudi Aramco (65 Prozent) und Dow Chemicals (35 Prozent), soll einen wesentlichen Beitrag zur Diversifizierung der Branche leisten. Im Sadara Chemical Complex wurde 2017 die letzte von insgesamt 26 integrierten Chemieanlagen in Betrieb genommen.
Neben dem Sadara-Komplex in der Jubail Industrial City II wurde der 12 Quadratkilometer große PlasChem Park eingerichtet, in dem lokal hergestellte Chemikalien weiterverarbeitet werden sollen. Der Chemiepark ist eine Kooperation von Sadara und der Royal Commission for Jubail & Yanbu.
Das Angebot für Kunststoffprodukte (Rohre, Profile etc.) aus lokaler Herstellung für den Bausektor steigt sukzessive. Entsprechend wird der Bedarf an Kunststoffmaschinen weiter zunehmen. Deutschland exportierte im Jahr 2021 Kunststoff- und Gummimaschinen für 29 Millionen Euro (2020: 32 Millionen Euro) nach Saudi-Arabien. Glasfaserverstärkte Kunststoffrohre stellt die Saudi-Arabian Amiantit Company in Dammam her.
Obwohl das lokale Angebot wächst, bleibt ein signifikanter Importbedarf auch mittelfristig bestehen. Die Einfuhren von Plastikrohren und -schläuchen (HS 39.17) beliefen sich 2021 auf 277 Millionen US$ (2020: 256 Millionen US$). Kunststoffsanitärartikel (Duschen, Waschbecken etc.; HS 39.22) wurden für 69 Millionen US$ (2020: 61 Millionen US$) eingeführt. Der Import anderer Baubedarfsartikel aus Kunststoff (HS 39.25) lag bei 98 Millionen US$ (2020: 61 Millionen US$). Bodenbeläge sowie Wand- und Deckenverkleidungen aus Kunststoff (HS 39.18) wurden für 136 Millionen US$ (2020: 111 Millionen US$) importiert.
Obwohl Türen und Fenster aus lokaler Fertigung verfügbar sind, gibt es weiterhin signifikante Einfuhren. Fenster und Türen aus Aluminium (HS 76.10 10) wurden 2021 für 26 Millionen US$ (2020: 46 Millionen US$) importiert. Es folgten Fenster und Türen aus Eisen und Stahl (HS 73.08.30; 25 Millionen US$; 2020: 48 Millionen US$), aus Kunststoff (HS 39.25 20; 24 Millionen US$; 21 Millionen US$) und aus Holz (HS 44.18 10; 0,4 Millionen US$; 1 Million US$).
Bei den Herkunftsländern für Aluminiumtüren und -fenster lag Deutschland 2021 mit 4,2 Millionen US$ auf Position 3 hinter China (6,5 Millionen US$) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (6,5 Millionen US$). Im Vorjahr war Deutschland mit einem Wert von 24 Millionen US$ das Hauptbezugsland. Auch bei Türen aus Eisen und Stahl verzeichneten die deutschen Lieferungen einen erheblichen Rückgang von 24 Millionen (2020) auf 1,5 Millionen US$ (2021).
Hochwertige Fenster und Türen könnten angesichts des Trends zu mehr Energieeffizienz zunehmend gefragt sein. Eine kontinuierliche Marktpräsenz ausländischer Anbieter dürfte aber zumindest den Aufbau lokaler Montagekapazitäten erfordern.
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