Branche kompakt | Schweden | Ernährungswirtschaft
Rahmenbedingungen
Der Anstieg der politisch veranlassten Verpackungsabgaben belastet schwedische Akteure. Diese haben sich innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelt und trüben die Branchenstimmung.
06.06.2025
Von Judith Illerhaus | Stockholm
Schwedische Verbraucher haben ohnehin bereits mit einem hohen Preisniveau zu kämpfen. Die ab dem 1. Januar 2025 erhöhten Verpackungsabgaben gelten als der am schnellsten wachsende Kostenfaktor für Schwedens Lebensmittelproduzenten, so das Urteil von Livsmedelsföretagen, Schwedens wichtigstem Branchenverband des Sektors. Mittlerweile machen die Abgaben durchschnittlich drei Prozent der gesamten Produktionskosten aus. Besonders gravierend ist die Belastung für kleine und mittlere Unternehmen, bei denen die Abgaben bis zu 13 Prozent der operativen Gewinne aufzehren – ein Niveau, das die wirtschaftliche Tragfähigkeit vieler Betriebe infrage stellt.
Die Ursache für diesen Kostenanstieg liegt in einer regulatorischen Neuausrichtung: Seit der Übertragung der Verantwortung für Sammlung und Recycling von Verpackungen auf die Kommunen müssen Produzenten sämtliche damit verbundenen Kosten tragen. Dazu zählen nicht nur die direkten Recyclingkosten, sondern auch die Finanzierung der kommunalen Infrastruktur für die haushaltsnahe Sammlung. Diese Umverteilung der Entsorgungskosten von den Haushalten auf die Unternehmen stellt eine erhebliche strukturelle Belastung dar.
Stark gestiegene Verpackungsgebühren lassen Preise steigen
Die Auswirkungen sind bereits spürbar: Die gestiegenen Verpackungsabgaben gelten als ein zentraler Treiber der Lebensmittelpreisinflation in Schweden. Da die Einführung der neuen Sammelsysteme noch nicht flächendeckend abgeschlossen ist, wird mit einem weiteren Anstieg dieser Kosten in den kommenden Quartalen gerechnet. Die Unternehmen gehen mehrheitlich davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und die Produktionskosten auch künftig deutlich über dem Inflationsziel der Riksbank von zwei Prozent pro Jahr liegen werden.
Tipps für den Markteinstieg
- Da es sich bei Schweden um ein Flächenland handelt, kommt es zu logistischen Herausforderungen;
- die skandinavische Region als großen Markt verstehen und mehrsprachiges Labelling praktizieren;
- schwedisches Label genießt hohes Vertrauen;
- im Hinterkopf behalten, dass der Markt zu knapp 90 Prozent von den drei großen Playern ICA, Coop und Axfood beherrscht wird.
Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).
Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.