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Branchen | Spanien | Schiffsverkehr, Häfen

Spaniens Häfen werden sparsame Energiedrehscheiben

Hafenbehörden und Unternehmen setzen auf klimafreundliches Wirtschaften. Zudem kristallisiert sich eine Schlüsselrolle der Häfen beim Export von grünem Wasserstoff heraus.

Von Oliver Idem | Madrid

Spanien stellt eine wichtige Handels- und Logistikdrehscheibe in Südeuropa dar. Insgesamt verfügt das Land über knapp 5.800 Kilometer Küstenlinie. Zusammen mit dem Festland sind auch die balearischen und kanarischen Inseln bedeutende Standorte von Häfen. Die Aktivitäten nahmen seit 2010 trotz wirtschaftlich sehr wechselhafter Jahre zu. Sowohl der maritime Güter- als auch Personenverkehr ist in Spanien von Bedeutung.

Von den Häfen befinden sich 87 Prozent in staatlichem Besitz. Besonderes Gewicht haben 46 Häfen an größeren Standorten, die den internationalen Warenverkehr abwickeln und deren regionale Bedeutung über eine Autonome Gemeinschaft Spaniens hinausreicht. Für diese 46 führenden Häfen sind 28 Hafenbehörden als Verwaltung verantwortlich.

Gemessen am Warenumschlag sind die Häfen Algeciras, Valencia und Barcelona führend. Die Daten der Behörde Puertos del Estado zeigen, dass sich die zehn größten Häfen schwerpunktmäßig in Andalusien, Katalonien und der Valencianischen Gemeinschaft befinden.

Größte spanische Häfen nach Warenbewegungen (in Millionen Tonnen, Veränderungen in Prozent)

Hafen

Warenumschlag 2021

Veränderung 2021/2020

Bahía de Algeciras

105,1

-2,1

Valencia

85,3

5,4

Barcelona

66,4

11,6

Bilbao

31,3

5,6

Tarragona

31,3

18,0

Cartagena

31,2

-5,1

Huelva

30,7

2,6

Las Palmas

28,2

9,5

Castellón

21,2

14,5

Gijón

16,7

3,3

Insgesamt

544,4

5,6

Quelle: Anuario Estadístico; Puertos del Estado; Oktober 2022

Hoher Energiebedarf bedeutet auch erhebliche Einsparpotenziale

Häfen sind große Energieverbraucher, wodurch Effizienzmaßnahmen und die Versorgung mit erneuerbaren Energien hier besonders viel Wirkung erzielen. Hinzu kommt, dass bestimmte Effizienzmaßnahmen auf verschiedene Standorte übertragbar sind. Dennoch existieren auch Unterschiede, zum Beispiel bei den verfügbaren Flächen und hinsichtlich geeigneter erneuerbarer Energiequellen. 

Bei der Versorgung mit erneuerbaren Energien wächst die Bedeutung von Fotovoltaik und Windenergie zum Eigenverbrauch. Seit Anfang 2023 nimmt zudem das Interesse an der Nutzung von Biomasse als Energiequelle sprunghaft zu. Je nach Standort kommen auch kombinierte Lösungen in Frage, die sich gegenseitig ergänzen und eine möglichst durchgängige regenerative Stromversorgung gewährleisten können.

Weitere Aktivitäten zur Reduzierung der Umweltbelastung sind die vermehrte Nutzung von Elektrofahrzeugen und Ausrüstungen in den Logistikprozessen der Häfen. Bei der Beleuchtung läuft die Umstellung auf sparsamere LED-Lichtquellen. Aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ist auch grüner Wasserstoff von großem Interesse für die Hafenwirtschaft. Einige Betreiber wollen ihre Flotten auf Brennstoffzellenantrieb umstellen.

In ihrer Zielmarktanalyse "Energieeffizienz und erneuerbare Energien in der Hafenwirtschaft" weist die AHK Spanien auf ein Nebeneinander von zentralen und dezentralen Verantwortlichkeiten hin. Die staatlichen Häfen Puertos del Estado arbeiten nach dem Vermieterprinzip "Landlord Port Management". Bei diesem stellt die Hafenbehörde grundlegende Infrastruktur bereit. Darüber hinaus sind durch Konzessionen, Genehmigungen und Lizenzen private Unternehmen für viele Aktivitäten im Hafen verantwortlich. Entsprechend muss je nach Maßnahme auch bedacht werden, in wessen Bereich sie fällt. Daraus ergibt sich, ob es einen Ansprechpartner oder viele Beteiligte gibt.

Förderinstrumente können Impulse für Investitionen geben

Spanien befindet sich sowohl mit seinen Ressourcen für erneuerbare Energien als auch ihrer räumlichen Verteilung in einer sehr guten Ausgangsposition. Zudem genießt die Energiewende eine hohe politische Priorität bei den meisten Parteien. Im Juni 2023 schraubte die Regierung ihre Ausbauziele noch einmal um ein Drittel hoch. Demnach soll die installierte Kapazität an erneuerbaren Energien bis 2030 auf knapp 214 Gigawatt anwachsen. Das bisherige Ziel lautete knapp 161 Gigawatt.

Mit Blick auf die Häfen weist die AHK Spanien in ihrer Zielmarktanalyse darauf hin, dass die Rentabilität für die Betreiber nicht immer leicht kalkulierbar sei. So schwankten im Jahr 2022 die Energiepreise im Land sehr stark. Auch die Aktivitäten in den Häfen können von Jahr zu Jahr erheblich variieren. Darum können Förderprogramme eine Hilfestellung bieten. In Frage kommen beispielsweise der EU-Regionalentwicklungsfonds FEDER, der Innovationsfonds der spanischen Häfen und das Programm CIEN des Ministeriums für Wissenschaft und Innovation.

Häfen als Drehscheibe für grünen Wasserstoff und alternative Kraftstoffe

Über ihre eigenen Aktivitäten hinaus gewinnen einige große spanische Häfen und Hafenstädte an Gewicht im Zusammenhang mit der Energiewende. Das Kernstück der geplanten Wasserstoffpipeline H2med wird von Barcelona nach Marseille verlaufen. 

Im November 2022 kündigte die dänische Reederei Maersk an, in Spanien alternative Kraftstoffe herzustellen, um den Einsatz von besonders umweltschädlichem Schiffsdiesel zu verringern. Für den Aufbau der gesamten Wertschöpfungskette veranschlagte das Unternehmen 10 Milliarden Euro. Als möglicher Standort wurde auch Andalusien genannt.

Dort setzt der Cepsa-Konzern ein 3 Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm um. Bereits ab 2026 soll mit eigenen Windkraft-, Solar- und Wasserstoffkapazitäten die Voraussetzung bestehen, um auch in den Export einzusteigen. Vorgesehen ist, grünen Wasserstoff über den Hafen Algeciras nach Rotterdam und auch weiter nach Deutschland zu liefern. Gegenüber dem zeitaufwendigen Projekt H2med hätte Cepsa mit dem Export über Algeciras einen Vorsprung.

Der Konkurrent Repsol will gemeinsam mit Saudi Aramco eine Fabrik für synthetische Kraftstoffe im Hafen Bilbao errichten. Für 103 Millionen Euro soll eine Produktionsstätte geschaffen werden, deren Kraftstoffe für sämtliche Verbrennungsmotoren unabhängig vom Verkehrsmittel geeignet sind.

Repsol arbeitet zudem mit dem dänischen Offshore-Windspezialisten Ørsted und der Hafenbehörde A Coruña zusammen. Schwimmende Windkraftanlagen sollen gemeinsam entwickelt, gebaut und gewartet werden. Der Hafen stellt dafür seine Infrastruktur zur Montage und dem Anschluss der schwimmenden Anlagen zur Verfügung.

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