Wirtschaftsausblick | Sri Lanka
Sri Lankas Wirtschaft bleibt auf Erholungskurs
Die Wirtschaft der Inselnation wächst weiter. Reformen, Tourismus und sinkende Zinsen stützen die positive Entwicklung, allerdings bleiben Unsicherheiten.
12.06.2025
Von Florian Wenke | Mumbai
Wirtschaftsentwicklung: Es geht weiter aufwärts
Sri Lanka arbeitet sich stückweise aus der Schuldenkrise heraus. Die Wirtschaft hat sich 2024 sogar stärker entwickelt als erwartet. Allerdings bleibt die Wirtschaftslage fragil und die Wachstumsdynamik lässt nach. Die Weltbank prognostiziert derzeit für 2025 eine Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 3,5 Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet eine Zunahme von 3 Prozent.
Sinkende Inflation schafft Spielraum für wirtschaftliche Impulse
Die Einnahmensituation hat sich spürbar verbessert. Die Steuereinnahmen im Verhältnis zum BIP lagen 2024 bei geschätzt 12,4 Prozent, nach 9,9 Prozent im Vorjahr. Laut IWF soll das Verhältnis von Schulden zum BIP von prognostizierten 110,7 Prozent im Jahr 2025 auf unter 100 Prozent im Jahr 2030 fallen. Mittlerweile hat das Land seine alten Schulden weitgehend restrukturiert. Das beeinflusst auch die Finanzmärkte: Die Ratingagentur Fitch hat Ende 2024 die Bewertung Sri Lankas um eine Stufe verbessert.
Auch die abnehmende Inflation macht sich bemerkbar: Seit September 2024 bis einschließlich April 2025 lag sie sogar im negativen Bereich. Volkswirte gehen davon aus, dass bis Mitte 2025 wieder positive Werte erreicht werden. Allerdings werden diese deutlich unterhalb des maximalen Inflationsziels liegen, welches die Central Bank of Sri Lanka mit 5 Prozent angibt.
Eine geringe Inflation eröffnet der Zentralbank die Möglichkeit zur Zinssenkung. Ende Mai 2025 lag der Leitzins bei 7,75 Prozent und war damit nur noch halb so hoch wie im Frühjahr 2023. Geringere Zinsen stützen Investitionen und den privaten Konsum, denn so können Unternehmen und Verbrauchern günstiger Kredite aufnehmen. Die Bruttoanlageinvestitionen der Unternehmen sollen 2025 um 7 Prozent zulegen. Im Vorjahr hatte das Wachstum bei 18,8 Prozent gelegen, denn viele Firmen hatten ihren Investitionsstau aus den Krisenjahren seit 2019 abgebaut. Der private Konsum soll 2025 um 3,3 Prozent wachsen.
Importboom trifft Exportunsicherheit
Der Außenhandel dürfte sich zweigeteilt entwickeln. Volkswirte erwarten eine Zunahme der Einfuhren durch weitgehend aufgehobene Importbeschränkungen und eine erhöhte Nachfrage von Unternehmen und Verbrauchern nach Importwaren. Gleichzeitig stehen Exporteure mit der unberechenbaren Handelspolitik der USA vor ungewissen Zeiten. Die Zölle der US-Regierung Trump, egal ob angekündigt oder tatsächlich umgesetzt, werden Sri Lanka Ausfuhrerlöse kosten. Die USA sind der größte Abnehmer von Waren aus dem Inselstaat. Mit einer stark exportorientierten Textilbranche wäre Sri Lanka direkt und indirekt von Zöllen betroffen.
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Tourismus auf dem Weg zu neuer Rekordmarke
Die Tourismusbranche ist eine wichtige Devisenquelle für Sri Lanka und die Urlauber beleben die lokale Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Die Branche soll in den kommenden Jahren weiter wachsen. Im Jahr 2024 begrüßte das Land laut Sri Lanka Tourism Development Authority rund 2,1 Millionen Touristen. In den ersten vier Monaten des Jahres 2025 wurden bereits knapp 900.000 Urlauber gezählt und damit 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit ist das Land auf Kurs, das Rekordergebnis von 2,3 Millionen Touristen aus dem Jahr 2018 zu übertreffen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt deutsche Unternehmen im Rahmen des Markterschließungsprogramms durch eine geförderte Reise zum Thema Tourismuswirtschaft im September 2025. Dabei können sich deutsche Unternehmen vor Ort ein Bild der Lage machen und Kontakte knüpfen. Der Import Promotion Desk ist ebenfalls im Bereich Tourismus engagiert und hilft bei der Suche qualifizierter Partner vor Ort.
Top-Thema: Wie stark wird das Land reformiert?
Die Regierung von Präsident Anura Kumara Dissanayake hat ein klares Mandat und wird Strukturreformen durchführen. Dabei geht es momentan hauptsächlich um Reformen, die das Wirtschaftswachstum stärken. Die Frage ist nur, wie umfangreich diese sein werden. Experten weisen darauf hin, dass beispielsweise der Arbeitsmarkt flexibilisiert werden muss. Zudem soll Bürokratie abgebaut werden, um Investitionen zu erleichtern.
Die Bevölkerung trägt den Reformkurs derzeit mit. Allerdings weisen Experten auf eine mögliche zukünftige Reformmüdigkeit als Risiko für das Wirtschaftswachstum hin.
Deutsche Perspektive: Unternehmen halten am Standort fest
Im Jahr 2023 lag der Bestand der deutschen Direktinvestitionen in Sri Lanka bei 202 Millionen Euro. Die in Sri Lanka tätigen Unternehmen aus der Bundesrepublik bleiben dem Standort treu. Sie blicken zuversichtlich in Zukunft und erwarten eine weitere Erholung der wirtschaftlichen Lage.
Das spiegelt sich im bilateralen Handel wider. Insbesondere die deutschen Exporte nach Sri Lanka erholen sich noch von den schweren Krisen der Inselnation in den letzten Jahren. Aber 2024 führte Deutschland bereits wieder Waren im Wert von knapp über 227 Millionen US-Dollar aus, das war ein Plus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Für das 1. Quartal 2025 beträgt das Plus 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Insbesondere die im Februar 2025 abgeschafften Importrestriktion für Fahrzeuge dürften die Einfuhr aus Deutschland im laufenden Jahr stützen. Zudem gibt es Nachfragepotenzial, zum Beispiel für deutsche Maschinen.
Einen Überblick über die Standortbedingungen bietet unser Wirtschaftsstandort. Alle Informationen zu Sri Lanka finden Sie auf der GTAI-Länderseite.