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Special | Südkorea | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Industrie: Hohe Emissionen sollen bis 2030 leicht sinken

Das verarbeitende Gewerbe ist der Kern der Wettbewerbsfähigkeit Südkoreas. Daher plant die Regierung dort niedrigere Vorgaben zur Reduktion der Emissionen als in anderen Bereichen.

Von Frank Robaschik | Seoul

Das verarbeitende Gewerbe hat einen großen Anteil an der Bruttowertschöpfung in Südkorea. Im Jahr 2022 lag dieser bei 28 Prozent (zum Vergleich: Deutschland bei 20,4 Prozent). Zudem ist die südkoreanische Industrie äußerst energieintensiv und emittiert viele Treibhausgase. Die größten industriellen Emittenten waren 2021 Stahlhersteller, die Sektoren Basis- und Petrochemie, Raffinerien, Zement- sowie Halbleiter- und Displayindustrie. Einen besonders hohen Ausstoß verzeichneten 2021 die Unternehmen POSCO, Hyundai Steel, Samsung Electronics, Ssangyong C&E und S-Oil.

Treibhausgasemissionen ausgewählter Industriebranchen und größte industrielle Emittenten in Südkorea 2021 (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente) 1

Sektor

Emissionen

Top-Emittenten

Metallherstellung

127,7

POSCO (78,5), Hyundai Steel (28,5), Korea Zinc (3,6), Dongkuk Steel (1,9), SNNC (1,5), SeAH Besteel (1,3), Young Poong (1,3)

Chemieindustrie

61,3

LG Chem (9,0), Lotte Chemical (7,1), Hanwha Total (4,9), Yeochun NCC (4,2), Kumho Petrochemical (3,4), Hanwha Solutions (2,7), SK Geocentric (2,6), POSCO Chemical (2,4), Korea Petrochemical Industry (KPIC) (1,7), SK Incheon Petrochem (1,5), OCI (1,3), Hyundai Chemical (1,2), Taekwang Industrial (1,1)

Zementindustrie etc.

40,0

Ssangyong C&E (10,6), Sampyo Cement (5,9), Sungshin Cement (4,9), Halla Cement (4,5), Hanil Cement (4,3), Hanil Hyundai Cement (3,8), Asia Cement (2,4)

Raffinerien

34,3

S-Oil (10,0), GS Caltex (8,5), Hyundai Oilbank (7,5), SK Energy (6,7)

Elektrotechnik / Elektronik 2

33,4

Samsung Electronics (14,5), LG Display (4,8), Samsung Display (4,7), SK Hynix (4,5)

Sonstige (Auswahl)

Hyundai Motor (1,5)

1 Einteilung in Industrie und andere Bereiche nicht identisch mit der Abgrenzung im Rahmen des nationalen Beitrags im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens (NDC); 2 Halbleiterproduktion (22,1), Displays und sonstige Elektrotechnik / Elektronik (11,3).Quelle: Greenhouse Gas Inventory and Research Center 2023; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Südkorea lockert Klimaziele für Industrie

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu erhalten, galten für diese bereits beim national festgelegten Beitrag im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens (NDC) von 2021 deutlich geringere Ziele für die Verringerung der Emissionen als in anderen Bereichen. Pläne der Regierung vom März 2023 senken die Vorgaben weiter ab. Nun strebt das Land bis zum Jahr 2030 gegenüber 2018 nur noch um 11,4 Prozent geringere Emissionen in der Industrie an. Zuvor galt ein Ziel von 14,5 Prozent.

Emissionen der südkoreanischen Industrie deutlich höher als in Deutschland

Die Ziele zur CO2-Reduzierung sind damit nicht so ehrgeizig wie in Deutschland. Dabei emittiert Südkoreas Industrie bereits deutlich mehr Treibhausgase als die Industrie in der Bundesrepublik. Das gilt nicht nur pro Kopf, sondern auch in absoluten Zahlen.

Treibhausgasemissionen in der Industrie und Ziele für deren Entwicklung in Südkorea und Deutschland (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente)

2018 (Ist)

2030 (Ziel)

Veränderung

Südkorea

260,5

230,7

-11,4

Deutschland *

187,6

119,4

-36,3

* 2022 emittierte Deutschlands Industrie laut Umweltbundesamt 164,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente; laut OECD 211,5 Millionen Tonnen im Jahr 2018 und 201,4 Millionen Tonnen im Jahr 2021.Quelle: Ministry of Trade, Industry and Energy 2023; Umweltbundesamt 2023

Große Emittenten sollen Ausstoß reduzieren

Szenarien aus dem Jahr 2021 zeigen die grobe Stoßrichtung zur Verringerung der Emissionen für wichtige Industriebranchen. So soll die Stahlindustrie Elektroöfen, Eisenschrott in Elektroöfen und Koksöfen mit weniger Wärmeenergie einsetzen. Die Petrochemie soll andere Rohstoffe wie etwa Bionaphtha nutzen und mehr Altkunststoff wiederverwenden. Die Zementindustrie soll energieeffizienter werden; Altkunststoff und Strom sollen zunehmend Kohle und Flüssiggas ersetzen. Die Halbleiter- und Displayindustrie soll weniger fluorierte Treibhausgase ausstoßen.

Einige Firmen setzen bereits konkrete Projekte auf. So will der Stahlhersteller POSCO in Gwangyang 2024 mit dem Bau eines Elektroofens mit einer Kapazität von 2,5 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr beginnen. Dafür investiert POSCO rund 460 Millionen US-Dollar (US$). Die Produktion soll 2026 beginnen. Langfristig setzt das Unternehmen auf den Einsatz von Wasserstoff in der Stahlproduktion.

Entwicklung von Technologien im Fokus

Ein starker Fokus liegt auf der Entwicklung eigener Technologien. Das Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) plant in den Jahren 2023 bis 2030 mit Technologieinvestitionen von 730 Millionen US$ in den vier Sektoren Chemie-, Stahl-, Zement- sowie Halbleiter- und Displayindustrie. Das Ministerium benennt zugleich eine Reihe von Technologien, die entwickelt werden sollen. Dazu zählen schnelle Elektroöfen in der Stahlindustrie, Einfangen und Speicherung von Kohlenstoffdioxid (Carbon Capture Use and Storage; CCUS) sowie die Entwicklung von Prozessgasen mit geringerem Treibhauspotenzial in der Halbleiter- und Displayindustrie.

Beispiele für internationale Kooperationen in der Technologieentwicklung sind laut MOTIE die Stahlproduktion durch Reduktion mit Wasserstoff (mit SSAB aus Schweden und Nippon Steel aus Japan) sowie elektrisch betriebene Steamcracker-Öfen für Rohbenzin (mit BASF aus Deutschland und KBR aus den USA). Außerdem zählen dazu die Verwendung von Altharz in der Zementproduktion (mit EU) und neuen Prozessgasen in der Halbleiterindustrie (mit Dupont aus den USA und mit den Niederlanden).

Angestrebte Technologieentwicklung in Branchen mit hohen Treibhausgasemissionen in Südkorea

Sektor

Technologien, die Südkorea entwickeln will

Stahlindustrie

Schnelle Elektroöfen, Verbesserung hybrider Brenn- und Rohstoffe, Stahlproduktion durch Reduktion mit Wasserstoff, Einsatz großer Mengen von Schrott in Produktion, CCUS, Produktion von Wasserstoff als Nebenprodukt

Chemieindustrie

Elektrisch betriebene Steamcracker-Öfen für Rohbenzin, Chemikalien auf Methanbasis, CO2-Reduktionsmodelle, CCUS, Nutzung von Kunststoffabfällen als Rohstoffe, Nutzung von Bionaphtha, Herstellung von synthetischem Benzin unter Nutzung von Wasserstoff

Zementindustrie

Zementrecycling, Brennstoffe zum Ersatz von Kohle, Nutzung von Altharz, Erhöhung von Beimischungen im Zement, Speicherung von Kohlenstoffdioxid in Zement

Halbleiter- und Displayindustrie

Prozessgase mit geringerem Treibhauspotenzial, effiziente Prozesstechnologie

Quelle: MOTIE 2023

Voraussichtlich helfen Firmen neu eröffnete Möglichkeiten der Nutzung von Ökostrom. Per Mai 2023 haben sich 30 südkoreanische Firmen der globalen RE100-Initiative angeschlossen. Deren Mitglieder stellen sich das Ziel, zu einem angegebenen Stichjahr nur noch Strom aus erneuerbaren Energien zu verwenden. Oft liegen die Zieldaten noch in weiter Zukunft. Dennoch stellt sich die Frage, ob Südkorea bis dahin genügend Kapazitäten an erneuerbaren Energien bereitstellen kann.

Südkoreanische Mitglieder der weltweiten RE100-Initiative

Zieljahr *

Unternehmen (Beitrittsjahr)

2025

Amorepacific, Mirae Asset Securities (beide 2021)

2030

LG Energy Solution, SK ie Technology (beide 2021), LG Innotek (2022)

2040

SK Inc, SK Siltron, SKC (alle 2020), KB Financial Group, Lotte Chilsung Beverage (beide 2021), Kia, Hyundai Mobis, Naver (alle 2022), Samsung Fire & Marine Insurance, Incheon International Airport, Lotte Wellfood, Samsung Life Insurance (alle 2023)

2045

Hyundai Motor (2022)

2050

SK Hynix, SK Telecom, SK Materials (alle 2020), Korea Zinc, Korea Water Resources Corporation (beide 2021), KT, Samsung Biologics, Samsung Display, Samsung Electro-Mechanics, Samsung Electronics, Samsung SDI, Hyundai Wia (alle 2022)

* Zieljahr für komplette Umstellung nur noch auf Strom aus erneuerbaren Energien.Quelle: RE100, 10. Mai 2023

Die Regierung schafft daneben Systeme zur Kennzeichnung von Nuklearstrom als klimafreundlich. Des Weiteren diskutiert sie über die Möglichkeit, unter Nutzung von Kernenergie hergestellten klimafreundlichen Wasserstoff zu verwenden. Insofern bereitet sich Südkorea auf den CO2-Grenzausgleich der EU (CBAM) vor, sodass zumindest der in die EU exportierte Teil des Stahls den Anforderungen von CBAM genügen kann.

Firmen wollen Energieeffizienz verbessern

Gemäß Umfragen der Korea Chamber of Commerce and Industry stehen südkoreanische Unternehmen der Klimaneutralität inzwischen positiver gegenüber. Äußerten sich im Februar 2022 noch 65 Prozent der befragten Firmen negativ, so fielen im Februar 2023 knapp 69 Prozent der Antworten positiv aus. Zwei Drittel der Teilnehmer haben einen Investitionsplan für Klimaneutralität. Die wichtigsten Bereiche, in denen Unternehmen investieren wollen, sind laut Umfrage:

  • Steigerung der Energieeffizienz (68 Prozent),
  • Verwendung erneuerbarer Energien (24 Prozent),
  • Nutzung von Abwärme (19 Prozent),
  • Änderungen bei Brennstoffen (12 Prozent),
  • Reduzierung der Prozessgase (8 Prozent),
  • Ressourcenkreislauf (8 Prozent) und
  • CCUS (3 Prozent).

Im Oktober 2022 gründete MOTIE eine Innovationspartnerschaft für Energieeffizienz mit 30 großen industriellen Energieverbrauchern. Diese stehen laut MOTIE zusammen für 57 Prozent des industriellen Energieverbrauchs in Südkorea. Demnach vereinbarten die Firmen mit der Regierung, die Energieintensität jedes Jahr um 1 Prozent zu senken. Die Mitglieder der Partnerschaft sind in großen Teilen identisch mit den größten industriellen Emittenten von Treibhausgasen. Ende September 2022 hat MOTIE für 2023 beschleunigte Abschreibungen auf Investitionen in Energieeinspar- und -effizienzmaßnahmen angekündigt. Etwa 160 Millionen US$ sollen beispielsweise in Anlagen zur Kokstrockenkühlung in Stahlwerken fließen.

Teilnehmer der Korea Energy Efficiency Partnership

Branche

Anzahl

Top-Emittenten

Metallherstellung

4

POSCO, Hyundai Steel, Korea Zinc, SNNC

Petrochemie

9

Hanwha Total, Yeochun NCC, Lotte Chemical, LG Chem, SK Geocentric, SK Incheon Petrochem *, Korea Petrochemical Industry (KPIC), Hanwha Solutions, Hyundai Chemical *, Ulsan Aromatics

Zementindustrie

7

Sungshin Cement, Ssangyong C&E, Sampyo Cement, Asia Cement, Halla Cement, Hanil Cement, Hanil Hyundai Cement

Raffinerien

5

S-Oil, GS Caltex, Hyundai Oilbank, SK Incheon Petrochem *, SK Energy, Hyundai Chemical *

Elektronik

4

Samsung Electronics (Halbleiter), SK Hynix (Halbleiter), Samsung Display, LG Display

Kfz

1

Hyundai Motor

* die beiden Unternehmen SK Incheon Petrochem und Hyundai Chemical werden sowohl der Petrochemie als auch Raffinerien zugeordnet.Quelle: MOTIE 2023

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