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Branchen | Tansania | Wasser und Abwasser
In der Hafenstadt Daressalam wird gegenwärtig das Wasser rationiert. Der Staat investiert landesweit in die Wasserver- und Abwasserentsorgung.
12.01.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Eine Dürre sorgt in einigen Ballungszentren Tansanias aktuell für Wasserarmut. Insbesondere der Ruvu-Fluss, der Daressalam mit seinen rund 5,3 Millionen Einwohnern und weitere Küstenregionen mit Trinkwasser versorgt, liefert aktuell nicht die benötigten Mengen. Verstärkt wird der Mangel durch die zunehmende landwirtschaftliche Bewässerung entlang des Flusses. Als Sofortmaßnahme sollen nun Pumpanlagen installiert werden, die täglich rund 70 Millionen Liter Grundwasser bereitstellen. Daressalam benötigt pro Tag rund 544 Millionen Liter Wasser.
Die Dringlichkeit für weitere Investitionen in die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wird in den kommenden Jahren zunehmen. Dadurch ergeben sich neue Zuliefer- und Beratungsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen. Die Bevölkerung Tansanias wächst um jährlich etwa 1,8 Millionen Menschen. Dabei benötigen auch die expandierende Landwirtschaft und die Industrie immer größere Mengen Wasser. Klimatische Veränderungen, die zu längeren Dürreperioden oder heftigen Regenfällen führen können, müssen zusätzlich berücksichtigt werden. Um Wasser besser speichern zu können, stellt die Regierung zunehmend Geld für den Bau von Dämmen bereit.
Auch die Umweltprobleme in den Ballungszentren spitzen sich zu und damit die Notwendigkeit, in Sanitäranlagen und die Abwasserentsorgung zu investieren. Lange wurde das Thema von der tansanischen Politik vernachlässigt, auch weil das knappe Geld für den Ausbau anderer Infrastrukturen benötigt wurde. Inzwischen aber werden im Rahmen größerer städtischer Wasserprojekte auch Abwasserbecken zum Teil mit Aufbereitungsanlagen installiert. Eine Zuführung mit Abwasserpipelines wäre zu teuer, daher ist der Transport der Fäkalien per Lkw immer noch die Regel.
Derzeit befindet sich der tansanische Abwassersektor in der Entstehungsphase. In den kommenden Jahren dürfte die Regierung zusammen mit Gebern verschiedene Modelle ausprobieren, wie man den Sektor weiterentwickeln kann, möglichst auch mit privatem Engagement.
Auch im Bereich der Wasserversorgung, der schon deutlich weiter entwickelt ist, kooperieren die tansanischen staatlichen Institutionen und Versorgungsdienstleister mit Gebern wie der Weltbank, Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), EU, KfW und GIZ. Was die Regierung im Wassersektor in den kommenden Jahren plant, ist im Water Sector Development Programme Phase Three (WSDP III) festgehalten, welches das zuständige Ministry of Water im Juli 2022 veröffentlicht hat.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (in Mio. US$) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
Sustainable Rural Water Supply & Sanitation Program (SRWSSP) | 300 | in der Durchführung; Kredit wurde von Weltbank bewilligt | |
230 | Gelder wurden von Weltbank 2017 bewilligt; Umsetzung: bis Ende 2024 | ||
Simiyu Climate Resilience Project | 171 | erste Ausschreibungen wurden 2022 veröffentlicht; finanziert von KfW und UN Green Climate Fund | |
Dodoma Resilient & Sustainable Water Development & Sanitation Program | 125,2 | Kredit kam im Mai 2022 von AfDB | |
Installierung von Wasserversorgungsnetzen sowie dezentrale Abwasserbecken in den Städten Lindi, Kigoma, Sumbawanga und Babati | k.A. | Finanzierung: KfW und EU; Aktivitäten (bis auf Babati) so gut wie abgeschlossen |
In der schnell wachsenden Stadt Daressalam sind die Maßnahmen im Wassersektor umfangreich. Mit Unterstützung der Weltbank werden derzeit die sich im Norden an Daressalam anschließenden Vorstädte bis Bagamoyo an das Wasserversorgungsnetz angeschlossen. Hierfür wird eine Großpipeline verlegt. Reformiert werden soll nach diversen fehlgeschlagenen Modernisierungsversuchen auch der staatliche Wasserversorger Dar es Salaam Water & Sewerage Authority (DAWASA).
Ein weiterer Schwerpunkt von Maßnahmen liegt auf der im Aufbau befindlichen politischen Hauptstadt Dodoma. Der steigende Wasserbedarf der inzwischen rund 500.000 Einwohner zählenden Stadt macht größere Lösungen unumgänglich. Bislang wurde der Bedarf nur aus Grundwasser gespeist. So soll außerhalb der Stadt der Farkwa-Damm gebaut und daran ein völlig neues Wasserversorgungssystem angeschlossen werden. Für die Wasserversorgung in Dodoma ist die Dodoma Urban Water Supply & Sanitation Authority (DUWASA) zuständig.
Für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit bildet der Wassersektor in Tansania einen Schwerpunkt. Die KfW engagiert sich unter anderem in den Regionalstädten Lindi, Kigoma, Sumbawanga und Babati bei der Implementierung von Wasserversorgungsnetzen und Abwasserbecken. Ab 2024 sind ähnliche Aktivitäten auch für die Stadt Tunduma an der sambischen Grenze geplant. Ebenfalls engagiert sich die KfW beim Bau einer Pipeline vom Lake Victoria in die seit Jahren von Dürre geplagte Simiyu-Region.
Diverse Projekte werden auch in ländlichen Gegenden durchgeführt, um die dort mangelnde Wasserversorgung zu steigern. Für die Implementierung ländlicher Projekte ist die 2019 gegründete staatliche Rural Water Supply & Sanitation Agency (RUWASA) zuständig. Ruwasa arbeitet eng mit Geberorganisationen zusammen und kann Betreiberlizenzen auch an private Betreiber vergeben.
Im halbautonomen Sansibar mit den beiden Inseln Unguja und Pemba wird ebenfalls umfassend in die Wasserversorgung investiert. Auf der Hauptinsel Unguja finanzieren verschiedene Geber, darunter der indische Staat und die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) den Ausbau. Die KfW plant ab 2024 auf Pemba, wo etwa 500.000 Menschen leben, zahlreiche Maßnahmen. Implementiert werden die Projekte von der zuständigen tansanischen Wasserbehörde Zanzibar Water Authoritiy (ZAWA).
Auch private Unternehmen müssen aufgrund der oft unzulänglichen Versorgung in eine eigene Wasserversorgung und gegebenenfalls Abwasserentsorgung investieren. Auf dem Festland zählen dazu vor allem die Industrie, Farmen, entlegene Minen und Lodges. Auf Sansibar werden insbesondere auf der Hauptinsel Unguja derzeit zahlreiche größere Hotels gebaut, die mitunter eigene Meerwasserentsalzungsanlagen benötigen.
Unternehmen sind auf dem Markt unterschiedlich aktiv: Anbieter von technischen Komponenten wie Pumpen bearbeiten Tansania überwiegend von Deutschland oder Kenia aus, oft mit einem lokalen Vertriebspartner in Tansania. Je nach Auftragsvolumen könnte eine eigene lokale Präsenz in Tansania für deutsche Unternehmen interessant werden. Beratende Ingenieurdienstleister tendieren zu einer eigenen Präsenz vor Ort, weil für sie der enge Kontakt zu den Behörden wichtig ist.
Bezeichnung | Anmerkungen |
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika (AHK) | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Kompetenzzentrum "Energie und Umwelt" |
Informationen zur Exportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz | |
für den Wasser- und Abwassersektor zuständiges Ministerium | |
Regulierungsbehörde für den Wassersektor | |
autonome Agentur untersteht dem Wasserministerium; zuständig für die ländliche Wasserversorgung | |
Wasserversorger in Daressalam | |
Wasserversorger in Dodoma | |
Verband der Wasserversorger in Tansania |