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Branche kompakt | Thailand | Abfallwirtschaft

Branchenstruktur

Viele Betriebe der thailändischen Abfallwirtschaft sind klein und arbeiten mit einfachen Mitteln. Dennoch sind zahlreiche ausländische Unternehmen in der Branche aktiv.

Von Frank Malerius | Bangkok

Die thailändische Abfallbranche hat eine kleinteilige Struktur. Das Department for Business Development (DBD) weist für 2024 etwa 4.400 Branchenunternehmen aus, die zusammen einen Umsatz von 8,7 Milliarden US-Dollar (US$) erwirtschafteten. Allerdings entfallen knapp drei Viertel der Unternehmen und etwa 90 Prozent des Umsatzes auf den Großhandel mit wiederverwertbaren Wertstoffen. Jenseits dieses Segments macht das durchschnittliche Unternehmen weniger als 1 Million US$ Umsatz. Gegenüber dem Jahr 2020 haben sich Unternehmensanzahl und Umsatz nahezu verdoppelt. Unklar ist, ob sich die Datenbasis verändert hat.

Die Daten signalisieren aber, dass die vielen kleinen Unternehmen wenig Kapital besitzen, um höherwertige Technologien einzusetzen. Auch Anreize dafür fehlen: Denn Arbeitskraft ist mit einem durchschnittlichen täglichen Mindestlohn zwischen 337 und 400 Baht (circa zwischen 10 und 12 US$) günstig. Und so erfolgt die Trennung von Abfällen vielerorts manuell entlang von Förderbändern. Die sortierten Abfälle werden dann mit einfachen Schreddern und Pressen weiterverarbeitet. 

Warten auf die Produzentenhaftung für Elektroaltgeräte

Das thailändische Recyclingunternehmen Wongpanit gilt als einer der größten und bekanntesten Player der Branche. Es hat sogar mehrere Auslandsstandorte. Aber auch auf dem Wongpanit-Recyclinghof in der nordöstlich von Bangkok gelegenen Provinz Prachinburi zeigt sich dem Besucher, dass die Gewinnung von Wertstoffen aus Elektrogeräten größtenteils von Hand und unter Einsatz einfacher Technologien erfolgt. 

Der Vertreter eines großen deutschen Entsorgungsunternehmens, das mit Wongpanit kooperiert, berichtet im Gespräch, dass es Investitionen in den Markt erwägt. Voraussetzung dafür sei aber eine rechtsfeste erweiterte Produzentenhaftung (EPR: Extended Producer Responsibility) für elektronische Altgeräte, also die Verantwortung von Herstellern und Händlern für die Entsorgung ihrer Produkte. Erst dann entstünde ein sicheres Geschäftsmodell. Für eine solche EPR gibt es in Thailand bereits einen Gesetzentwurf, aber noch keinen konkreten Einführungstermin.

Wichtiger Handel mit AltmaterialienSektoren der Abfallwirtschaft
Sektor

Anzahl der Unternehmen

Umsätze 2024 in Millionen US$ *)

Sammlung ungefährlicher Abfälle

440

224

Sammlung gefährlicher Abfälle

55

39

Behandlung und Beseitigung ungefährlicher Abfälle in Deponien

101

168

Verbrennung ungefährlicher Abfälle in Verbrennungsanlagen

73

28

Biologische Behandlung ungefährlicher Abfälle

99

60

Sonstige Behandlung und Beseitigung nicht gefährlicher Abfälle

191

347

Behandlung und Beseitigung radioaktiver Abfälle

3

2

Behandlung und Beseitigung gefährlicher Abfälle (außer radioaktiven Abfällen)

63

35

Beseitigung von Umweltverschmutzungen und sonstige Entsorgung

112

36

Großhandel mit Abfällen und recycelbaren Materialien

3.281

7.802

Insgesamt

4.418

8.742

*) Durchschnittskurs 2024: 1 US$ = 35,30 Baht.Quelle: Department of Business Development 2025

 

Vielfältiges ausländisches Engagement

Mittlerweile sind zahlreiche ausländische Unternehmen auf dem thailändischen Abfallmarkt aktiv. Die größten Investitionen gibt es im Anlagenbau. So bauen unter anderem die japanischen Firmen Hitachi und JFE Engineering, die chinesische SUS Environment oder Schwedens AFRY Müllverbrennungsanlagen. 

Auch im Sortierbereich ist in Thailand mangels eigener Entwicklung ausländische Technik gefragt, auch aus Deutschland. So liefert das deutsche Unternehmen Sesotec Metalldetektoren und optische Sortiersysteme. Die Firma Steinert hat magnetische Trenn- und Sensorsortieranlagen im Einsatz. Das als deutsch-thailändisches Joint Venture gestartete Recycle Engineering war einer der ersten Recyclingdienstleister für chemische Abfälle. 

Zahlreiche weitere ausländische Unternehmen der Abfallwirtschaft engagieren sich in Thailand. So betreibt beispielsweise das norwegische Unternehmen Tomra optische und sensorbasierte Sortieranlagen für Kunststoffe, Papier und Metalle. Die niederländische Oryx Stainless hat eine Edelstahlschrottanlage in der Industrieprovinz Chachoengsao aufgebaut. Frankreichs Suez hat nahe Bangkok eine Kunststoffrecyclinganlage in Bang Phli gestartet. Das aus Österreich stammende Recyclingunternehmen ALPLA recycelt in dem Joint Venture Envicco in Rayong Plastikflaschen. Und Japans Marubeni gewinnt zusammen mit Thailands Green Rubber Energy Öl aus Altreifen.

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