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Branchen | Thailand | Abfallwirtschaft

Marktchancen

Die angestrebte Kreislaufwirtschaft erfordert Investitionen in professionelle Trennung und Verwertung von Abfällen. Deutsche Technik und deutsches Know-how können dazu beitragen.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Der nationale Masterplan für das Abfallmanagement aus dem Jahr 2016 sah eigentlich vor, dass Thailand 2021 sämtliche Abfälle ordnungsgemäß sammelt, sortiert und entsorgt. Die Aufsichtsbehörde des Umweltministeriums Pollution Control Department (PCD) meldet, dass 2021 von den ungefähr 25 Millionen Tonnen an Siedlungsabfällen ein großer Teil nicht ordentlich entsorgt wurde.

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Problemfall Plastik

Die vom PCD erfassten Siedlungsabfälle fielen von 2016 bis 2021 von jährlich 27 Millionen auf 25 Millionen Tonnen. Zwar nehmen die biologisch abbaubaren Abfälle ab, der häusliche Verpackungsmüll und insbesondere die Kunststoffabfälle nehmen indes zu und landen auch in der Umwelt.

Die Einwohner entsorgten 2020 ungefähr 2,3 Millionen Tonnen an Kunststoffabfällen. Dies waren trotz verschiedener Kampagnen, die zum Verzicht auf Plastik aufrufen, 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Nur ungefähr ein Viertel der Kunststoffe werden wiederverwertet.

Eine Roadmap des Umweltministeriums sieht vor, dass 2022 Plastiktüten, -becher und -lebensmittelbehälter nicht mehr verwendet werden dürfen. Die Regierung will moderne Sortierungsmechanismen fördern, sodass spätestens 2027 sämtliche Kunststoffabfälle recycelt werden können.

Sortierung und Recycling mit Luft nach oben

Das Umweltbewusstsein innerhalb der Gesellschaft ebnet den Weg. Einige Gemeinden und Hausverwaltungen stellen inzwischen Sammelcontainer für Kunststoffe oder Papier auf. Die kommunalen Betriebe können oder wollen Abfälle aber nicht an der Quelle getrennt sammeln. Kleine private Wertstoffsammler entnehmen an den häuslichen Müllplätzen, an den Müllfahrzeugen oder vor den Deponien die wertvollsten Stoffe und veräußern sie an Händler. Für die kommunalen Entsorgungsbetriebe bleiben die weniger kostbaren Wertstoffe übrig. 

Weitere Faktoren erschweren die Behandlung und Beseitigung. Haushalte, Einzelhändler und die Gastronomie trennen ihren Müll kaum und vermischen ihn sogar mit gefährlichen Sonderabfällen. Kommunale Betriebe entsorgten 2021 nur circa 670.000 Tonnen an gelieferten Sonderabfällen, davon entfielen zwei Drittel auf Elektroschrott. Erste Einkaufszentren nehmen inzwischen Elektrogeräte zurück. Das PCD arbeitet derzeit an einem Aktionsplan, damit mehr elektrische Geräte, Leuchten und Batterien fachgerecht entsorgt werden.

Ausbau der Müllverbrennung

Die Behörde Energy Regulatory Commission (ERC) beaufsichtigt den Energiesektor und ist für die Ausschreibung von Waste-to-Energy-Anlagen (WTE) zuständig. 44 Kraftwerke erzeugen bereits Strom aus Abfällen. Ihre Gesamtkapazität beläuft sich auf 384 Megawatt.

Die ERC soll im Auftrag des Energieministeriums 2022 und 2023 insgesamt 600 Megawatt an WTE-Projekten ausschreiben. Davon entfallen 400 Megawatt auf Anlagen, die Siedlungsabfälle verbrennen. Die übrigen werden Industrieabfälle nutzen. Die Betreiber erhalten je nach Brennstoff und Anlagengröße feste Einspeisetarife und Stromabnahmeverträge mit Laufzeiten von 20 Jahren.

Die Zementindustrie betreibt die meisten WTE-Kraftwerke und Anlagen, die Ersatzbrennstoffe aus Abfällen verbrennen (Refuse-Derived Fuel, RDF). Die TPI Polene Power Public Company, eine Gesellschaft des lokalen Zementkonzerns TPI Polene, und die Siam Cement Group wollen beispielsweise ihre WTE- und RDF-Kapazitäten erhöhen.

Gemäß einer Studie der Unternehmensberatung Sanet werden in der Kraftfahrzeugindustrie überwiegend Metalle recycelt. Auch Altmetalle erzielen gute Preise, denn die Stahlindustrie will grüner werden. Sie produziert jährlich 7 Millionen bis 9 Millionen Tonnen Stahl. Der größte Hersteller Millcon Steel möchte mehr Stahlschrott einsetzen und Strom aus Ersatzbrennstoffen wie Biomasse oder Biogas gewinnen.

Mehr Abfälle in der Industrie und Gesundheitswirtschaft

Das Aufkommen an Industrieabfällen stieg 2020 gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent auf 18,1 Millionen Tonnen. Die Aufsichtsbehörde Department of Industrial Works (DIW) stufte davon 16,8 Millionen Tonnen als ungefährlich und 2,3 Millionen Tonnen als gefährlich ein.

Betreiber von Industriezonen wie Amata oder WHA haben Servicegesellschaften gegründet, die eine ordnungsgemäße Abfallentsorgung anbieten. Die Firma Eco Management Industrial (EMI) bezeichnet sich als führende Recyclingfirma von Industrieabfällen und das Unternehmen Waste Management Siam (WMS) entsorgt Industrieabfälle in Deponien oder Verbrennungsanlagen.

Unerfahrene Betriebe behandeln ihre Abfälle indes nicht immer sachgemäß. Kleinere Fabriken werden seit 2019 zudem weniger kontrolliert, weil die Genehmigungspflichten des Factory Act nur noch für Betriebsstätten mit einer Belegschaft von mehr als 50 Personen gelten.

Die infektiösen Abfallmengen in Krankenhäusern und Kliniken haben sich 2021 wegen Covid-19 auf circa 90.000 Tonnen sogar verdoppelt und dürften die Entsorgungskapazitäten in Verbrennungsanlagen inzwischen übersteigen. Neue Kapazitäten müssen geschaffen werden, auch weil das Gesundheitsministerium 2021 schärfere Vorschriften für die Entsorgung erlassen hat.

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