Wirtschaftsumfeld | Thailland | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
In Thailand steigen die Löhne vergleichsweise langsam. Arbeitsintensive Branchen stehen aber durch asiatische Niedriglohnländer unter Druck.
25.09.2025
Von Frank Malerius | Bangkok
Die Löhne in Thailand liegen innerhalb Südostasiens auf mittlerem Niveau. Thailändische Arbeitgeber zahlten ihren Arbeitern und Angestellten nach letztverfügbaren Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO von 2023 ein Durchschnittsgehalt von 476 US-Dollar (US$). Das liegt deutlich über dem Niveau des regionalen Hauptkonkurrenten Vietnam (330 US$) oder dem der Philippinen (303 US$, 2022), aber auch substanziell unter dem Durchschnittsgehalt in Malaysia (698 US$).
Meist sind die Lohnsteigerungen in Thailand aufgrund der vergleichsweise niedrigen Wirtschaftswachstumsraten geringer als in den anderen ASEAN-Ländern. Zwar prognostiziert die Studie Mercer's Total Remuneration Survey (TRS), dass das durchschnittliche Arbeitnehmergehalt in Thailand im Jahr 2025 um 5,0 Prozent steigen werde, doch die Erhebung von Durchschnittslöhnen ist methodisch schwierig, die Ergebnisse sind nicht immer plausibel.
Große sektorale Lohnunterschiede
Personaldienstleister erstellen detaillierte Gehaltstabellen für einzelne Berufe und Branchen. Die Zunahmen von Löhnen und Gehältern hängen dabei von vielen Faktoren ab, etwa von Boni. Überdurchschnittliche Leistungen der Angestellten werden sowohl über höhere Grundgehälter als auch über Prämien vergütet – zum Beispiel mit zusätzlichen Monatsgehältern zum Jahresende.
Die Grundlöhne und -gehälter unterscheiden sich je nach Branche. Die Finanzwirtschaft, IT-Firmen und internationale Organisationen zahlen die höchsten Gehälter. Am unteren Ende stehen Löhne in der Land- und Bauwirtschaft sowie in der Gastronomie.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Informations- und Kommunikationsleistungen | 894 |
Finanz- und Versicherungswesen | 808 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 748 |
Transport und Lagerhaltung | 528 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 497 |
Durchschnittslohn | 476 |
Verarbeitendes Gewerbe | 465 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 413 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 390 |
Baugewerbe | 358 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 205 |
Lohnniveaus können auch innerhalb einzelner Branchen unterschiedlich ausfallen. Denn die Betriebe eines Sektors schließen in der Regel keine einheitlichen Tarifverträge ab, auch weil nur wenige Angestellte gewerkschaftlich organisiert sind. Die Gründung von und die Mitgliedschaft in Gewerkschaften sind zwar rechtlich geschützt. Allerdings sind die tatsächlichen Mitbestimmungsrechte beschränkt. Ohnehin ist die Verhandlungsmacht von Angestellten und Arbeitern in einfachen Positionen gering. Streiks sind selten.
Arbeitgeber sollten jedoch beachten, dass die Beschäftigten sich untereinander über Löhne, Gehälter und Prämien austauschen. Das Gehaltsgefüge darf daher nicht zu weit auseinanderliegen.
Position | Monatslohn |
---|---|
Führungskraft | 932 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 845 |
Techniker:in | 688 |
Durchschnittslohn | 476 |
Unterstützende Bürokraft | 482 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 416 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 388 |
Handwerker:in | 384 |
Hilfskraft | 273 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 201 |
Jährlich steigende Mindestlöhne
Wanderarbeiter aus dem Inland sowie Gastarbeiter aus dem Ausland erhalten bei einfachen Tätigkeiten in der Regel den Mindestlohn, der seit 2025 je nach Provinz zwischen 337 Baht (circa 10,6 US$) und 400 Baht (circa 12,6 US$) pro Tag liegt. Die Regierung und paritätisch besetzte Kommissionen diskutieren regelmäßig, in welcher Höhe die Mindestlöhne angepasst werden können. Zumeist erfolgt jährlich eine Anhebung.
Hilfskräfte erhielten laut ILO 2023 im Schnitt nur einen Grundlohn von 273 US$ pro Monat. Arbeitgeber stocken diesen jedoch über Prämien und Zulagen auf – zum Beispiel durch Zuschüsse für Sonderschichten und schwere Tätigkeiten.
Erfahrung zahlt sich aus
Eine wichtige Rolle bei der Entlohnung spielt die Berufserfahrung. Einsteiger mit geringen Vorkenntnissen erhalten zunächst geringe Vergütungen. Sie erwarten aber nach ein bis zwei Jahren der Betriebszugehörigkeit deutliche Anpassungen nach oben. Werden diese nicht gewährt, versuchen sie über einen Jobwechsel höhere Gehälter zu erreichen. Mitarbeiter mit langjähriger Berufserfahrung und gutem Ausbildungsniveau sind angesichts des in diesem Bereich vergleichsweise angespannten Arbeitsmarktes für Unternehmen schwierige Verhandlungspartner.
Geringe Sozialleistungen
Unternehmen müssen alle Mitarbeitenden bei der Sozialversicherung anmelden. Beim zuständigen Social Security Office waren im Juni 2025 rund 12,1 Millionen Arbeitnehmende sozialversichert. Die gesetzliche Sozialversicherung umfasst eine Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung, die nur wenig kostet. Die monatliche Bemessungsobergrenze der Versicherungsbeiträge liegt bei 15.000 Baht (rund 470 US$). Bei Beitragssätzen von jeweils 5 Prozent zahlen Arbeitgeber und -nehmer zusammen maximal 1.500 Baht (47 US$) pro Monat ein.
Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil*) | 3 |
Krankenversicherung / Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschutz (Arbeitgeberanteil*) | 1,5 |
Arbeitslosenversicherung (Arbeitgeberanteil*) | 0,5 |
Regierungsbeamte und Staatsbedienstete sind nicht Teil des Sozialversicherungssystems, das für Angestellte in der Privatwirtschaft gilt. Der öffentliche Dienst ist hauptsächlich wegen seiner umfassenden staatlichen Versorgungsleistungen ein attraktiver Arbeitgeber.
Die Leistungen des unterfinanzierten Sozialversicherungssystems in der Privatwirtschaft fallen bei Arbeitslosigkeit, im Krankheitsfall, bei Schwangerschaft, bei Invalidität oder im Todesfall sehr niedrig aus. Arbeitgeber übernehmen daher bei Krankheitsfällen einen Teil der Kosten oder schließen Zusatzversicherungen für ihre Mitarbeiter ab.
Die gesetzlichen Renten sind ebenfalls niedrig. Familien müssen daher privat vorsorgen. Gesetzlich Rentenversicherte können ab dem Alter von 55 Jahren Rentenauszahlungen beantragen, eine Anhebung der Altersgrenze wird diskutiert. Staatsbedienstete gehen erst mit 60 Jahren in Pension.