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Personalsuche und Personalmanagement
Qualifizierte Mitarbeiter in Thailand zu finden, ist eine Herausforderung. Viele Agenturen bieten ihre Dienstleistungen an. Sie raten, Leistungsträger fest an sich zu binden.
25.09.2025
Von Frank Malerius | Bangkok
Viele junge Erwachsene in Thailand sind risikoscheu und daher haben es kleine und mittelständische Unternehmen sowie Start-ups bei der Suche nach Personal besonders schwer. Hochschulabsolventen und andere gut qualifizierte Nachwuchskräfte streben eher sichere Jobs bei renommierten nationalen und internationalen Konzernen an.
Firmen werben Talente direkt bei Universitäten und Berufsschulen an. Viele Bildungseinrichtungen veranstalten Jobbörsen, auf denen sich potenzielle Arbeitgeber vorstellen. Thailand verfügt über 171 Hochschulen, an denen aktuell über 1,9 Millionen Personen studieren. Als beste gilt die Chulalongkorn Universität in Bangkok, die im weltweiten "QS World University Ranking" aber nur auf dem 221. Platz rangiert. In Thailand machen deutlich mehr Frauen akademische Bildungsabschlüsse als Männer.
Wohlhabende Thais schicken ihre Kinder häufig auf ausländische Universitäten. Wenn sie als englischsprachige und gut ausgebildete Absolventen zurückkehren, sind sie auf dem Arbeitsmarkt begehrt, insbesondere für internationale Umfelder. Sie können hohe Gehälter verlangen und sich den Arbeitgeber oft aussuchen.
Ein Pool an Expats
Deutsche Unternehmen entsenden insbesondere in der Aufbauphase Führungskräfte aus ihrem Mutterhaus nach Thailand. Entsandtkräfte arbeiten gerne in Thailand, weil das "Land des Lächelns" eine hohe Lebensqualität und vergleichsweise günstige Lebenshaltungskosten bietet. Manche Expats bleiben daher auch nach Auslaufen ihres Entsendevertrages vor Ort. Sie bilden einen Kreis an Fachkräften, aus dem ausländische Unternehmen schöpfen können, wenn die entsprechenden Genehmigungen erlangt werden können.
Die Erlangung einer Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung hängt unter anderem vom rechtlichen Status der Niederlassung in Thailand ab. Unternehmen, die Ausländer einstellen wollen, müssen ihnen den Mindestlohn zahlen und eine bestimmte Anzahl thailändischer Mitarbeiter pro ausländischen Mitarbeitenden beschäftigen. Vorab sollten sie eine erfahrene Anwaltskanzlei konsultieren, die die Gründung der Niederlassung und Entsendungen organisieren kann.
Einige Visakategorien bieten internationalen Fachleuten besondere Privilegien, zum Beispiel bei der Besteuerung und sie bieten Ausnahmen von Aufenthaltsvorschriften. Seit 2018 gibt es für Ausländer ein spezielles Smart Visa Programm und seit 2022 ein Long-Term Resident Visa. Diese Visa und Arbeitsgenehmigungen unterliegen aber bestimmten Vorrausetzungen, zahlreiche Dokumente sind vorzulegen. Die Rechtslage ändert sich häufig.
Agenturen helfen bei der Personalsuche
Personalagenturen spielen in Thailand eine große Rolle bei der Rekrutierung von Führungspersonal. Insbesondere wer Schlüsselpositionen permanent besetzen will und keine eigenen Kandidaten hat, beauftragt sie. Die Auswahl ist groß: Sowohl renommierte internationale als auch kleinere, lokale Agenturen bieten ihre Dienste an. Die Vermittlungsgebühren liegen zwischen 18 und 20 Prozent des Bruttojahresgehalts des zukünftigen Kandidaten.
Beim Arbeitsministerium sind 351 Personalvermittler registriert. Sie haben sich auf verschiedene Bereiche des Arbeitsmarktes spezialisiert. Ein Vergleich ihrer Leistungen lohnt sich. Referenzen und Vorgehensweisen sollten geprüft werden, damit der Suchauftrag adäquate Kandidaten identifiziert. Die Personaldienstleister Adecco Consulting, Grant Thornton Services, Jackson Grant Recruitment und Tom Sorensen Recruitment sind Mitglieder der Deutsch-Thailändischen Handelskammer in BAngkok.
Die Prozesse sind mühsam
Personalabteilungen gehen auch selbst auf die Suche und schalten Stellenanzeigen in Onlineportalen wie JobsDB Thailand, JobThai, JobBKK oder Jobtopgun. Eine Anzeige in den Portalen kann allerdings eine Flut an Bewerbungen auslösen. Nach dem ersten Aussortieren erfolgt ein telefonisches Interview, um beispielsweise die angegebenen Englischkenntnisse zu testen. Danach folgen persönliche Interviews. Auch Gespräche mit vorherigen Arbeitgebern sind durchaus üblich.
Es kann vorkommen, dass die ausgewählte Person, selbst wenn sie den Vertrag unterzeichnet hat, die Stelle nicht antritt. Daher sollten Unterlagen von alternativen Kandidaten aufgehoben werden. Beide Seiten können auch während der Probezeit das Verhältnis aufheben. Eine Probezeit von bis zu 119 Tagen kann vereinbart werden, danach wird eine gesetzliche Abfindung von einem Monatsgehalt oder mehr fällig.
Mitarbeiterbindung ist wichtig
Weil die Suche nach neuen Arbeitskräften aufwendig ist, versuchen Betriebe, gutes Personal an sich zu binden. Wichtig ist ein harmonisches Betriebsklima. Dazu gehören gemeinsame Feiern und ein jährlicher Betriebsausflug mit Übernachtung in einem guten Hotel. Respektvoller Umgang spielt eine wichtige Rolle in der thailändischen Kultur. Das gilt auch für den Arbeitsalltag. Öffentlicher Streit oder offene Kritik in größerer Runde sind verpönt.
Betriebe sollten insbesondere mit Angestellten, die Karrierewünsche anmelden, passende Fortbildungen und die berufliche Perspektive im Unternehmen besprechen. Auch die sogenannte Work-Life-Balance gewinnt an Bedeutung. Beschäftigte mit Familie schätzen geregelte Arbeitszeiten und Vereinbarungen zum Home Office.
Personalmanagement auslagern
Einige deutsche Unternehmen legen die Verwaltung ihres Personals in professionelle Hände. Insbesondere, weil die einschlägigen Vorschriften für Lohn-, Gehaltsabrechnungen, Steuern und Abgaben, die Ansprüche infolge von Krankheit, die Anmeldeprozesse bei der Sozialversicherung und bei anderen Ämtern kompliziert sind. Die Auswahl an sogenannten Professional Employer Organizations ist groß. Interessenten sollten sich im Vorfeld nach deren Referenzen erkundigen.