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Türkischer Auslandsbau wächst – Partner gesucht

Vom Golf bis Ostafrika: Türkische Baukonzerne setzen weltweit Großprojekte um. Das eröffnet auch deutschen Unternehmen neue Chancen für Kooperationen.

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

Türkische Bauunternehmen und Ingenieurbüros haben sich weltweit einen Namen im Großprojektgeschäft gemacht. Besonders stark sind sie im Infrastrukturbau vertreten, etwa bei Schienen- und Flughafenprojekten sowie in der Energiebranche. Trotz regionaler Konflikte, gestörter Lieferketten, steigender Kosten und schwieriger Finanzierungsbedingungen rechnet die Branche 2025 weiterhin mit Wachstum bei ihren Auslandsaufträgen.

Kooperation als Türöffner

Internationale Großprojekte von türkischen Bau- und Ingenieurunternehmen können deutschen Firmen Chancen zur Beteiligung eröffnen, etwa als Subunternehmer, technische Berater oder Zulieferer für Anlagen und Komponenten. Besonders gefragt sind spezialisierte Lösungen und Hightechprodukte für einzelne Projektabschnitte.

Die Verbindung deutscher Ingenieurskunst mit türkischer Umsetzungskompetenz gilt als vielversprechend, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern. Deutsche Unternehmen können ihre Stärken in Planung, Umwelttechnik, Finanzierung und Projektentwicklung einbringen, während türkische Partner über umfangreiche Erfahrung in der Realisierung komplexer Großprojekte unter herausfordernden Bedingungen verfügen, etwa im Nahen Osten, in Afrika oder Zentralasien.

Diese komplementären Fähigkeiten bilden die Basis für Partnerschaften mit klarer Rollenverteilung und hoher Effizienz:

  • Türkische Bauunternehmen übernehmen die Rolle des Generalunternehmers mit regionaler Präsenz und etablierten Netzwerken.
  • Deutsche Unternehmen agieren als Technologie- und Wissenslieferanten, etwa in den Bereichen nachhaltiges Bauen, Digitalisierung oder Energieeffizienz.

Der türkische Bauunternehmerverband TMB (Türkiye Müteahhitler Birliği) betont, dass solche Kooperationen sowohl wirtschaftlich als auch entwicklungspolitisch Impulse in Drittländern geben können. Türkische EPC-Unternehmen arbeiten dabei bereits mit Partnern aus anderen Ländern wie China oder europäischen Ländern wie Finnland zusammen – ein Modell, das künftig auch im deutsch-türkischen Kontext weiter an Bedeutung gewinnen dürfte.

Finanzierung erleichtern 

Auch internationale Finanzierungs- und Geberinstitutionen wie die Weltbank oder die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung bewerten Konsortien mit klarer Aufgabenteilung und lokaler Verankerung positiv. Sie gelten als effizient, risikoarm und nachhaltig.

Finanzierungsinstrumente wie Hermesdeckungen können zudem dazu beitragen, dass Lieferungen aus Deutschland für türkische EPC-Unternehmen attraktiver werden.

Wie Hermesdeckungen helfen können

Die Finanzierungskosten in der Türkei sind derzeit hoch. Staatliche Exportkreditgarantien von Euler Hermes sichern das Zahlungsrisiko bei Lieferungen aus Deutschland ab. Dadurch können türkische EPC-Unternehmen Anlagen aus Deutschland günstiger finanzieren. Das macht sie wettbewerbsfähiger. Das neue Modell „flex&cover“ verspricht weitere Erleichterungen.

Wachstumsfelder im Nahen Osten, Afrika und Asien

Türkische Bauunternehmen erwarten weiterhin Großaufträge im Rahmen der Vision 2030 in Saudi-Arabien. Zudem stehen in vielen Ländern neue Schienenprojekte an, darunter das Development Road Project, das den neuen Al-Faw-Hafen im Irak per Straße und Schiene mit der Türkei verbinden soll und als Transportalternative zum Suezkanal gilt. Auch in Syrien wird in den kommenden zehn Jahren mit umfangreicher Bautätigkeit gerechnet – von Reparaturen über Sanierungen bis hin zu Neubauten.

Türkisches Auslandsgeschäft: Neue Märkte an der SpitzeJahr 2024; Projektwert in Milliarden US-Dollar; Anteil in Prozent

Land

Projektwert

Anteil

Vereinigte Arabische Emirate

6,1

19

Saudi-Arabien

5,5

18

Uganda

3,1

10

Gabun

2,2

7

Algerien

1,7

5

Kasachstan

1,6

5

Polen

1,5

5

Irak

1,2

4

Andere Länder

8,4

27

Gesamt

31,3

100

Quelle: Türkisches Handelsministerium 2025

Gleichzeitig bleibt das Umfeld anspruchsvoll: Geopolitische Spannungen und Konflikte in der Nähe wichtiger Auslandsmärkte verursachen Unsicherheiten und stören Lieferketten. Das treibt die Input- und Logistikkosten in die Höhe. Auch unvorhersehbare politische Veränderungen und neue staatliche Vorgaben können Investoren verunsichern und Projekte bremsen. Dennoch zeigen sich türkische Unternehmen aufgrund ihrer Erfahrung mit komplexen Großprojekten unter schwierigen Bedingungen weiter optimistisch.

Türkische Unternehmen bleiben international stark aufgestellt

Die internationale Bedeutung türkischer Bauunternehmen zeigt sich in ihren aktuellen Erfolgen: 2024 erzielte die Branche im Ausland ein Projektvolumen von 31 Milliarden US-Dollar (US$). Wichtigster Markt waren die Vereinigten Arabischen Emirate, gefolgt von Saudi-Arabien. Wichtige Projekte wurden zudem in Gabun und Uganda umgesetzt. Das Auftragsportfolio ist breit gefächert: Im vergangenen Jahr stellten Eisenbahnprojekte rund ein Viertel des Gesamtwerts. Der durchschnittliche Projektwert stieg auf 83 Millionen US$ (2023: 61 Millionen; 2022: 39 Millionen).
 

Die Türkei behauptet damit ihre starke Position im internationalen Bauwesen. Auf der aktuellen Top-250-Liste des US-Fachmagazins Engineering News Record (ENR, August 2025) sind 45 türkische Baukonzerne vertreten – mehr als aus jedem anderen Land, nur China ist stärker vertreten. Damit liegt die Türkei weltweit auf Rang 2, vor den USA. Acht Unternehmen schafften es unter die Top 100, zwei in die Top 50. Grundlage des Rankings sind die Auslandsumsätze 2024.

Der Wert der von diesen 45 Firmen im Ausland realisierten Projekte lag 2024 bei 20,8 Milliarden US$, nach 27,9 Milliarden US$ im Jahr 2023. Damit bleibt die türkische Bauwirtschaft eine feste Größe im internationalen Geschäft. Unter den zehn bestplatzierten türkischen Unternehmen finden sich ENKA, Rönesans, Limak, Çalık Enerji, ESTA, TAV, Ant Yapı, Gülermak, Yapı Merkezi und Cengiz. 

Auch im Consulting sind türkische Firmen präsent: Ingenieurbüros erhielten 2024 im Ausland Aufträge im Wert von 194 Millionen US$ (2023: 233 Millionen), wie der türkische Handelsminister Ömer Bolat Anfang 2025 mitteilte. Die wichtigsten Märkte waren Rumänien und Saudi-Arabien. Neben den traditionell starken Regionen GUS, Mittlerer und Naher Osten gewinnt Asien an Bedeutung: Unter den zehn Ländern mit den meisten Projekten fanden sich 2024 laut Bolat auch Nepal und Bangladesch. Im ENR-Ranking der 225 größten technischen Beratungsunternehmen 2025 waren acht türkische Ingenieurbüros gelistet.


Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zur Bauwirtschaft in der Türkei und zu Infrastrukturprojekten weltweit zur Verfügung.

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