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Branche kompakt | Ukraine | Medizintechnik

Nachfrage nach Medizintechnik steigt

Medizintechnik ist ein Wachstumsmarkt in der Ukraine. Der Modernisierungsbedarf ist weiter groß. Covid-19 sorgte 2020 und 2021 für eine Sonderkonjunktur.

Von Fabian Nemitz | Kiew

  • Marktentwicklungen und -trends

    Die Ukraine deckt den Großteil ihres Bedarfs an Medizintechnik aus Importen. Treiber der Nachfrage sind höhere staatliche Gesundheitsbudgets und der expandierende Privatsektor.

    Nach dem Einbruch in den Krisenjahren 2014/15 weist die Nachfrage nach Medizintechnik in der Ukraine seit 2016 nach oben. Im Jahr 2020 hatte der Markt ein Volumen von knapp 0,9 Milliarden US-Dollar (US$). In den Coronajahren 2020 und 2021 hat sich das Wachstum beschleunigt. Nach dieser Sonderkonjunktur könnten die Zuwächse künftig wieder abflachen, der positive Trend dürfte sich aber fortsetzen. Fitch Solutions rechnet im Zeitraum 2020 bis 2025 mit Zuwächsen der Nachfrage nach Medizintechnik im mittleren einstelligen Bereich.

    Treiber des Wachstums sind der große Modernisierungsbedarf der staatlichen Kliniken, die Expansion des privaten Gesundheitssektors und höhere staatliche Gesundheitsausgaben. Ausländische Anbieter können von der wachsenden Nachfrage nach Medizintechnik profitieren. Rund 90 Prozent ihres Bedarfs deckt die Ukraine aus Importen.
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    Deutschland ist zweitwichtigstes Lieferland

    Durch Covid-19 sind die Importe von Medizintechnik in die Ukraine deutlich gestiegen. China ist das wichtigste Lieferland. Im Jahr 2020 bezifferten sich die Importe auf rund 216 Millionen US$. Deutschland steht an zweiter Stelle (108 Millionen US$), gefolgt von den USA (81 Millionen US$), Japan (71 Millionen US$) und Italien (54 Millionen US$).

    Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte in die Ukraine (in Millionen US-Dollar, Veränderung nominal in Prozent)

    HS

    Produktgruppe

    2019

    2020

    Januar bis August 2021

    Veränderung *)

    davon aus Deutschland (2020)

    9018.11 bis .20

    Elektrodiagnoseapparate und -geräte

    66,6

    95,0

    63,9

    60,8

    11,5

    9022

    Röntgenapparate etc.

    105,7

    147,9

    129,3

    173,6

    14,8

    8419.20

    Sterilisierapparate

    4,8

    5,5

    4,9

    79,0

    0,8

    8713

    Rollstühle

    13,6

    10,1

    4,6

    7,1

    0,5

    9018.41, .49

    Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

    23,8

    26,2

    19,5

    83,1

    4,8

    9018.31 bis .39

    Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

    50,5

    49,9

    39,9

    55,2

    2,8

    9018.50

    Ophthalmologische Instrumente

    10,2

    10,1

    7,8

    39,6

    2,0

    9018.90

    Andere Instrumente, Apparate und Geräte

    128,6

    172,5

    107,8

    38,9

    39,6

    9019, 9020

    Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

    39,4

    159,7

    74,4

    71,8

    18,1

    9402

    Medizinmöbel etc.

    14,0

    22,7

    21,3

    135,4

    1,3

    9021

    Orthopädietechnik, Prothesen etc.

    110,2

    100,6

    65,8

    32,5

    12,2

    Summe

    567,3

    800,2

    539,3

    70,9

    108,2

    *) Veränderung Januar bis August 2021 im Vergleich zu Januar bis August 2020Quelle: DerzhStat


    Covid-19 stellt Gesundheitssystem auf harte Probe

    Im Herbst 2021 durchlebt die Ukraine die vierte und bislang heftigste Coronawelle. Bei den Todesfällen pro Kopf liegt das Land aktuell weit über dem europäischen Durchschnitt. Gründe hierfür sind die Schwächen des Gesundheitssystems und die niedrige Impfquote, nicht zuletzt bei den Risikogruppen.

    Allerdings profitiert die Ukraine im Kampf gegen Covid-19 von der 2017 gestarteten Gesundheitsreform, die die Effizienz und Handlungsfähigkeit des Sektors erhöht hat. Hierzu zählt auch der vermehrte Einsatz von Digital Health-Lösungen. In der Pandemie hat der Staat die Zahl von Krankenhausbetten mit Sauerstoffanschluss deutlich ausgeweitet. Unterstützung erhält die Ukraine von internationalen Organisationen, ausländischen Regierungen und lokalen Firmen.

    Privater Gesundheitssektor expandiert

    Der größte Teil des Gesundheitsmarkts in der Ukraine entfällt auf den öffentlichen Sektor. Doch die Bedeutung privater Anbieter steigt. Laut Angaben der Marktforschungsagentur Pro-Consulting kamen Private 2018 auf einen Anteil von 14,3 Prozent (2016: 12 Prozent) am Gesamtmarkt. Besonders groß ist ihre Bedeutung in den Segmenten Zahn- und Augenmedizin sowie Magnetresonanz- und Computertomografie. Das geringe Vertrauen der Bevölkerung in das staatliche Gesundheitswesen und die steigende Kaufkraft der städtischen Mittelschicht spielen dem Privatsektor in die Hände.

    Die größten privaten Anbieter sind in dem Verband APMI vereinigt. Das Engagement privater Kliniken konzentriert sich bislang auf die größten Städte des Landes. Führender Anbieter ist Dobrobut, der in den jüngsten Jahren die Ketten Borys und Doctor Sam übernommen hat. Firmen-Miteigner Ihor Mazepa sieht weiter großen Nachholbedarf an qualitativ hochwertigen Dienstleistungen. Expansionspläne verfolgen auch Adonis und die Coworking-Kette Kabimed. Fresenius Medical Care hat im Oktober 2021 in Charkiw sein landesweit drittes Dialysezentrum in Betrieb genommen.

    Vor dem Hintergrund von Covid-19 erlebt der von privaten Anbietern dominierte Labormarkt einen Aufschwung. Nach Einschätzung des führenden Anbieters Synevo könnte das Marktvolumen 2021 auf 1 Milliarde Euro steigen, meldet Interfax. Im Jahr 2019 hatte der Wert erst bei maximal 250 Millionen Euro gelegen.

    Entwicklungspotenzial bietet auch der Gesundheitstourismus - nicht zuletzt dank günstiger Preise. Im Jahr 2019 erzielte die Ukraine Einnahmen in Höhe von 182 Millionen US$. Beliebt sind Bereiche wie Zahn- und Reproduktionsmedizin sowie plastische Chirurgie.

    Das Gesundheitsministerium verfolgt Pläne, den gesetzlichen Rahmen für Betreibermodelle und öffentlich-private Partnerschaften im Gesundheitssektor zu verbessern.

    Staat stellt mehr Mittel zur Verfügung

    Die Möglichkeiten des öffentlichen Sektors für Investitionen in Medizintechnik sind begrenzt. Die Ausstattung vieler Einrichtungen ist veraltet. Im Vergleich zu Westeuropa ist das Gesundheitssystem stark unterfinanziert. Allerdings steigen die staatlichen Gesundheitsausgaben. Der Budgetentwurf für 2022 sieht eine Steigerung um nominal 22 Prozent auf 194 Milliarden Hrywnja (UAH; rund 6,4 Milliarden Euro) vor. Das entspricht rund 4,5 Prozent des erwarteten Bruttoinlandsprodukts. Bis 2024 soll der Wert auf 5 Prozent steigen.

    Im Rahmen des 2020 gestarteten Programms Große Baustelle stellt der Staat Gelder für die Renovierung und Modernisierung von Kliniken und Aufnahmestationen bereit, darunter für den Kauf von Tomografen, Angiografen und endoskopischen Instrumenten. Mehr Gelder fließen auch in das pränatale Screening.

    Ein weiterer Schwerpunkt der Investitionstätigkeit liegt auf der Notfallhilfe (Kauf von Krankenwagen, Einrichtung von Hubschrauberlandeplätzen) sowie der Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum. Hierzu erfolgt auf Grundlage eines Ende 2017 verabschiedeten Gesetzes die Einrichtung neuer beziehungsweise Modernisierung bestehender Ambulatorien.

    Das Gesundheitsministerium hat eine Strategie zur Kontrolle von Krebserkrankungen 2021 bis 2030 erstellt. Ziel ist eine bessere Früherkennung. Großer Nachholbedarf besteht unter anderem in der Mammographie.

    Verbessert werden auch die Möglichkeiten zur Durchführung von Transplantationen. Die Zahl entsprechender Eingriffe steigt. Anfang 2021 nahm ein Informations- und Spenderregister die Arbeit aus, schreibt Vox Ukraine.

    Das 2021 begonnene Programm "Gesunde Ukraine" sieht Mittel für die Erneuerung und den Bau von Sportstätten vor.

    Größere Ausbau- und Modernisierungsprojekte, für die der Staat Gelder bereitstellt, laufen an den Kliniken Amosov National Institute of Cardiovascular Surgery, dem Nationalen Krebsinstitut und dem Kinderkrankenhaus Ohmatdyt.

    Aktuelle Investitionsvorhaben im Gesundheitssektor in der Ukraine (Auswahl; Investitionssummen in Millionen US-Dollar)

    Projekt

    Investitionssumme

    Anmerkung

    Bau einer Krebsklinik in Charkiw

    rund 30

    Auftragnehmer: Romb

    Bau eines Krebszentrums in Krywyj Rih

    k. A.

    Stahlkonzern ArcelorMittal Kryviy Rih stellt 400 Millionen Hrywnja (UAH; rund 15 Millionen US$) bereit

    Bau eines multidisziplinären Krankenhauses mit einer Fläche von 50.000 bis 70.000 Quadratmetern einschließlich Universitätsklinik in Mariupol

    k. A.

    Planungsphase; USAID unterstützt Konzept

    Projekte der Stadt Kiew, unter anderem Bau eines neuen Krankenhauses im Stadtteil Trojeschtschyna, Sanierung von Kliniken

    k. A.

    Teil des Programms der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Stadt Kiew 2021 bis 2023

    Quelle: Pressemeldungen

    Gesundheitsreform weitgehend umgesetzt

    Die Ukraine hat in den vergangenen Jahren eine große Gesundheitsreform durchgeführt. Grundlage der Reform war das Gesetz Nr. 2168-VII. Ein Kernelement der Reform ist die Neuordnung der Finanzierung des Gesundheitswesens nach dem Motto "das Geld folgt den Patienten". Die Kostenerstattung erfolgt über den Ende 2017 gegründeten National Health Service (NHS). Alle ukrainischen Bürger haben Anspruch auf eine kostenlose Grundversorgung. Gleichzeitig fallen aber hohe formelle und informelle Zuzahlungen an; dank der Gesundheitsreform konnten letztere aber eingedämmt werden. Die Finanzierung des Gesundheitssystems erfolgt aus Steuergeldern. Die Einführung einer Krankenversicherung wird diskutiert.

    Der Schwerpunkt der 2018 gestarteten ersten Stufe der Reform lag auf der Primärversorgung. Eingeführt wurde die freie Wahl eines Familienarztes. Hausarztbesuche sind für die Patienten kostenfrei.

    Neu ist auch eine Kostenerstattung für vom Arzt verschriebene Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes (Typ 2) und Asthma. Die Erstattung erfolgt im Rahmen des Programms Dostupni liky ("Erschwingliche Arzneimittel").

    Im Rahmen der im April 2020 gestarteten zweiten Stufe der Gesundheitsreform wurde die Finanzierung des Gesundheitssystems über den NHS auf den Facharzt- und Krankenhaussektor ausgeweitet. Mehr Informationen zur Gesundheitsreform und dem Gesundheitssystem bietet eine Studie des EASO.

    Beobachter sehen die Gesundheitsreform überwiegend als Erfolg an. Private Anbieter kritisieren aber die ihrer Ansicht nach zu geringe Höhe der Tarife des NHS. Aktuell arbeitet die Regierung an einer Strategie zur Entwicklung des Gesundheitssystems bis 2030. Sorgen bereitet die zunehmende Knappheit an Ärzten und Pflegepersonal.

    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in der Ukraine

    Indikator

    Wert

    Einwohnerzahl (1. Januar 2021 in Mio.)

    41,4

    Bevölkerungswachstum (2020 in % p.a.)

    -0,6

    Altersstruktur der Bevölkerung (1. Januar 2021)

      Anteil der unter 15-Jährigen (in %)

    15,2

      Anteil der über 64-Jährigen (in %)

    17,4

    Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2020 in Jahren)

    71,4; Frauen: 76,2; Männer: 66,4

    Monatliches Durchschnittseinkommen pro Haushalt (2020 in US$)

    432,9

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (2018 in US$)

    228,4

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2018 in %)

    7,7

    Ärzte/100.000 Einwohner (2020)

    356,4

    Zahnärzte/100.000 Einwohner (Jahr)

    21,5

    Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2020), davon

      privat

      öffentlich

    561

    Quelle: DerzhStat, Statistikdienst des Gesundheitsministeriums; Weltbank (World Development Indicators)


     

    Von Fabian Nemitz | Kiew

  • Digital Health

    Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist ein zentrales Element der Gesundheitsreform in der Ukraine. Die Nutzung von E-Health Lösungen steigt.

    Die Ukraine verfolgt ehrgeizige Pläne zur Digitalisierung des Gesundheitswesens. Digital Health ist ein wichtiges Element der 2017 gestarteten Gesundheitsreform, im Rahmen derer die Finanzierung des Gesundheitssektors neu geordnet wurde. Statt der bislang geltenden Pauschalfinanzierung erhalten die Akteure des Gesundheitssystems nunmehr eine Vergütung für erbrachte Leistungen. Die Abrechnung erfolgt über den National Health Service (NHS). Voraussetzung hierfür ist eine Digitalisierung der Gesundheitseinrichtungen und der Patientendaten. Gleichzeitig können die erhobenen Daten für zielgenaue Planungen, Analysen und Bedarfsprognosen genutzt werden. Schon heute sind viele elektronische Daten auf der Internetseite des NHS abrufbar.

    Konzept zur Digitalisierung des Gesundheitswesens verabschiedet

    Die Pläne und Ziele zur Digitalisierung des Gesundheitswesens sind in dem Ende 2020 von der Regierung angenommenen "Konzept zur Entwicklung des elektronischen Gesundheitsschutzes" festgehalten. Die Umsetzung erfolgt in zwei Phasen (2020 bis 2022; 2023 bis 2025). Wichtige Ziele sind die weitere Entwicklung des gesetzlichen Rahmens, die Weiterentwicklung der elektronischen Informationssysteme und die verstärkte Nutzung von E-Health. Vorgesehen ist auch die Einführung elektronischer Gesundheitskarten.

    Federführend bei der Umsetzung sind das Gesundheitsministerium, das Ministerium für digitale Transformation, der NHS und das staatliche Unternehmen E-Health. Allerdings kritisierte der Rechnungshof im Juli 2021 die mangelnden Fortschritte bei der Entwicklung der Datenbanken und die unzureichende Finanzierung der Digitalisierung des Gesundheitssystems seitens des NHS.

    Digitalisierung hilft im Kampf gegen die Pandemie

    Die Digitalisierung der Verwaltung und der öffentlichen Dienstleistungen unter dem Motto "Land im Smartphone" ist eine der Prioritäten der Regierung. Im Februar 2020 hat die Regierung die App "Dija" ("Aktion") freigeschaltet, die es möglich machen soll, künftig nahezu alle staatlichen Dienstleistungen und Behördengänge online abzuwickeln. Seit dem Start wird die Zahl der Anwendungen schrittweise ausgebaut.

    Auch bei der Eindämmung von Covid-19 kommt Dija zum Einsatz. Über die App "Wdoma" ("Zu Hause") wird die Einhaltung der obligatorischen Quarantäne ungeimpfter Personen, die aus dem Ausland einreisen, überwacht. Ebenso erfolgt in Dija eine Erfassung digitaler Impfzertifikate.

    Telemedizin zur besseren Versorgung im ländlichen Raum

    Der Einsatz von Telemedizin für die bessere Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum ist bereits seit einigen Jahren Ziel der Gesundheitspolitik. Im Rahmen eines 2017 gestarteten Programms werden landesweit Ambulatorien modernisiert, darunter auch für den Einsatz von Telemedizin. Ein Vorreiter ist das Gebiet Odessa, dank der Gründung des Netzes Medinet. Weitere Anbieter und Entwickler von IT-Anwendungen für Telemedizin sind die Firmen Doc.ua, Helsi, IT4Medicine, MedBrama, Medics und Poliklinika bes tscherh (Poliklinik ohne Warteschlangen). Einen Überblick über weitere Player bietet der Verband eHealth.

    In der Pandemie hat sich die Akzeptanz und Verbreitung von Telemedizin weiter erhöht. Das Gesundheitsministerium will die Möglichkeiten, die Telemedizin bietet, weiter ausbauen. Für den Einsatz von Telemedizin sprechen in dem Flächenstaat Ukraine auch die großen Entfernungen, der häufig schlechte Zustand der Landstraßen und der Mangel von Fachärzten auf dem Land.

    Einführung digitaler Rezepte und elektronischer Krankenscheine

    Seit April 2019 können Patienten Arzneimittel, die unter das staatliche Programm "Erschwingliche Medikamente" fallen, mithilfe digitaler Rezepte in Apotheken einlösen. Der NHS bietet einen genauen Überblick über die ausgestellten Rezepte, die laufend aktualisiert wird. Laut Plänen des Gesundheitsausschusses des ukrainischen Parlaments sollen ab März 2022 alle verschreibungspflichtigen Arzneimittel nur noch mit digitalen Rezepten erhältlich sein. Damit soll vor allem die unkontrollierte Ausgabe von Antibiotika eingeschränkt werden.

    Seit 1. Oktober 2021 können Krankenscheine nur noch elektronisch eingereicht werden. Mit diesem Schritt will die Regierung Sozialversicherungsmissbrauch eindämmen und die Bürokratie entlasten.


    Von Fabian Nemitz | Kiew

  • Lokale Branchenstruktur

    Die lokale Produktion von Medizintechnik ist überschaubar. Allerdings gibt es eine Reihe innovativer Startups mit dem Schwerpunkt auf digitalen Lösungen.

    Lokale Produktion beschränkt auf einfache Geräte

    In der Ukraine gibt es eine Reihe von Herstellern von Medizintechnik. Trotz der entwickelten wissenschaftlichen Basis beschränkt sich die Fertigung der Unternehmen auf technisch einfache Geräte. In den Jahren 2013 bis 2015 ist der Output der Branche stark eingebrochen, seitdem wächst die Produktion wieder.

    Laut Angaben von Derzhstat bezifferte sich die abgesetzte Produktion im Bereich Medizintechnik 2020 umgerechnet auf 108,9 Millionen US$. Dabei entfielen 84,9 Millionen US$ auf die Produktion medizinischer und zahnmedizinischer Instrumente und Materialien (Produktionscode 32.5) sowie 24 Millionen US$ auf die Herstellung radiologischer, elektromedizinischer und elektrotherapeutischer Geräte (Produktionscode 26.6).

    Führende Branchenunternehmen in der Ukraine

    Unternehmen

    Geschäftsfelder/Produkte

    Avtospetsprom

    Einrichtung von Krankenkraftwagen

    Dezega

    Atemschutzgeräte, Rettungsausrüstung für den Bergbau

    Forward Orto

    Rollstühle, Prothesen, Bandagen

    KvantRöntgentechnik

    Medaparatura

    Röntgentechnik

    Radmir

    Geräte für EEG, Ultraschalldiagnostik

    Teleoptic

    Röntgenapparate

    UTAS

    Beatmungsgeräte, Überwachungsapparate

    Viola

    Medizinische Möbel, Zahntechnik; auch Importeur von Medizintechnik

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Innovative Startups 

    Neben den traditionellen Herstellern gibt es eine Reihe innovativer Startups, die Medizintechnik und IT-Lösungen und -Anwendungen für die Gesundheitswirtschaft entwickeln. Dabei profitiert die Ukraine von ihrem starken IT-Sektor und vielen IT-Talenten. Zu den Unternehmen zählen:

    Hersteller weiten Produktsortiment aus

    Im Zuge der Coronapandemie haben einige Firmen mit der Produktion von medizinischem Sauerstoff beziehungsweise Sauerstoffkonzentratoren begonnen. Hierzu zählen Unternehmen wie der Düngemittelhersteller Azot, Zorya Mashproekt oder Telecard. Andere Unternehmen haben die Produktion von medizinischer Schutzkleidung oder Masken aufgenommen. Hierzu zählen die Firmen Tekstil-Kontakt und Biko. Das Unternehmen Biocor-Tech hat PCR-Test-Systeme entwickelt.

    Das zum staatlichen Rüstungskonzern Ukroboronprom gehörende Unternehmen Novator produziert kostengünstige Beatmungsgeräte, die von der ETH Zürich entwickelt wurden. Zur Einrichtung der Produktion stellte die Schweiz 1,5 Millionen Franken bereit.

    Es gibt Pläne zu einer Privatisierung des insolventen Herstellers von Beatmungsgeräten Burevestnik. Aktuell ist das Unternehmen Teil von Ukroboronprom. Im Frühjahr 2020 beschloss Ukroboronprom die Freigabe der Konstruktionsunterlagen.





    Von Fabian Nemitz | Kiew

  • Rahmenbedingungen

    Medizintechnische Produkte müssen zertifiziert werden. Die Käufe der öffentlichen Hand erfolgen zum größten Teil dezentral auf Ebene der Kliniken.

    Abgesehen von größeren Anschaffungen im Rahmen staatlicher Programme erfolgen die Entscheidungen über Investitionen der Kliniken heute größtenteils dezentral auf Ebene der Krankenhäuser und Kommunen. Dies ist ein Ergebnis der in den vergangenen Jahren durchgeführten Reformen im Gesundheitswesen und der Dezentralisierung der Verwaltung. Alle Ausschreibungen der öffentlichen Hand erfolgen über das Portal ProZorro.

    Aufgrund von Korruption nahmen in der Vergangenheit einige ausländische Medizintechnikhersteller nicht an Ausschreibungen der öffentlichen Hand teil und arbeiteten nur mit dem privaten Sektor zusammen. Eine Ausnahme galt für staatliche Beschaffungen, die im Rahmen von Programmen internationaler Geber wie der Weltbank durchgeführt wurden.

    Seit 2015 erfolgt der Kauf von Arzneimitteln für den staatlichen Sektor über internationale Organisationen (UNICEF, UNDP, Crown Agents). Dabei hat die Eindämmung der Korruptionsrente zu Kosteneinsparungen von rund 40 Prozent geführt. Ein Teil der Käufe erfolgt auch über die staatliche Beschaffungsagentur Medical Procurement of Ukraine, deren Rolle künftig steigen soll.

    Medizintechnik ist zertifizierungspflichtig

    Medizintechnische Produkte müssen zertifiziert und in einem Register verzeichnet werden. Zuständiges Kontrollorgan ist der State Service of Ukraine on Medicines and Drugs Control (DLS). Der DLS bietet eine Übersicht über die zugelassenen Stellen für die Konformitätsbewertung. Der Zertifizierungsprozess unterscheidet sich je nach Risikoklasse. Für einige Produkte benötigen Hersteller einen autorisierten Vertreter. Eine entsprechende Liste kann hier abgerufen werden. Eine englischsprachige Übersicht über den Zertifizierungsprozess bietet die Kanzlei MSP.

    Bei der Registrierung und Zertifizierung greifen ausländische Unternehmen häufig auf die Dienstleistungen von Brokern zurück. Hierzu zählen Firmen wie TÜV SÜD, RAA, UniCERT oder Cabim. Laut Angaben von RAA nimmt die vollständige Zertifizierung nimmt im Schnitt vier bis sechs Monate in Anspruch. Bei Produkten der Risikoklasse 1 dauert der Prozess zwei Wochen bis einen Monat.

    Die Ukraine passt die Gesetzgebung und Regulierung in Bezug auf medizintechnische Geräte schrittweise an die Normen der Europäischen Union an. Im Jahr 2018 hat das Gesundheitsministerium die Einführung der GMDN-Klassifizierung (Global Medical Device Nomenclature) für Medizintechnik beschlossen.

    Im Zuge der Coronapandemie hat die Ukraine im Frühjahr 2020 Erleichterungen bei der Einfuhr von medizinischen Produkten und Schutzausrüstungen eingeführt. Gleichzeitig verhängte die Regierung ein temporäres Exportverbot für Waren wie Schutzmasken. Am 17. November 2021 hat die Regierung eine Einfuhrumsatzsteuerbefreiung für Ausrüstungen beschlossen, die für die Herstellung von Impfstoffen gegen Covid-19 benötigt werden.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht zur Verfügung sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.



    Von Fabian Nemitz | Kiew

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Ukraine

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

    Die Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft.

    Gesundheitsministerium

    National Health Service of Ukraine

    Public Health Center of Ukraine

    Staatliches Expertisezentrum des Gesundheitsministeriums

    Association of Market Operators of Medical Devices

    Fachverband

    Asoziazija prywatnych medytschnych sakladiw Ukrajiny

    Verband der privaten medizinischen Einrichtungen der Ukraine

    Ukrainian Association of Medical Tourism

    Fachverband

    Ukrainian Association of Development IT in Medicine

    Fachverband

    Ukrainian Association for Computer Medicine (UACM)

    Fachverband

    Ukrainian Medical Journal

    Fachzeitschrift; Studien

    Wasche Sdorow'ja

    Fachzeitschrift; Zielgruppen: Mitarbeiter
    der Gesundheitsbehörden, Ärzte,
    Wissenschaftler

    Sdorow'ja Ukrajiny

    neue Behandlungsmethoden, praktische
    Tipps; Artikel führender Experten

    Fachmesse "Public Health"

    Nächster Termin: 5. bis 7. Oktober 2022; Kiew

    Fachmesse "PharmaTechExpo"

    Nächster Termin: 27. bis 29. September 2022; Kiew

    MedTechnika

    Internetportal für den Vertrieb von Heilund
    Hilfsmitteln

    Ukrajinskyj medytschnyj portal

    Internetportal

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