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Branchen | Südafrika | Medizintechnik

Branchenstruktur

Corona hat der Produktion von Schutzmasken und weiterem Hygienematerial einen kräftigen Auftrieb beschert. Als großer Erfolg ist die Herstellung von Atemgeräten zu werten.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Unternehmen mit hohem technologischem Niveau 

Der Wert der heimischen Medizintechnikproduktion in Südafrika liegt jährlich bei 200 bis 300 Millionen US$. Umfassende statistische Erhebungen zur lokalen Produktion von medizintechnischen Geräten und weiteren Waren in Südafrika gibt es nicht. Rund 55 Prozent der südafrikanischen Exporte von medizinischen Geräten und Materialien - und zwar 98 Millionen Euro - sind 2021 auf das südliche Afrika entfallen. Verhältnismäßig große Abnehmer sind Deutschland und die USA mit jeweils rund 9 Millionen Euro. 

Die Herstellung von Medizintechnik in Südafrika konzentriert sich überwiegend auf Low-Tech- und Low-Value-Produkte wie Krankenhausmöbeln, Hygienematerial, Bandagen, Einwegnadeln und weitere medizinischen Einwegprodukten. Die Branche weist dennoch mehrere Beispiele für lokal entwickelte Hightechgeräte auf, die international vertrieben werden. Darunter fällt das Design und die Herstellung von Brustbildgebungstechnologie sowie strahlungsarmer Ganzkörper-Röntgengeräte. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung liegen bei rund einem Prozent des Umsatzes, weltweit liegt der Anteil durchschnittlich bei 6,8 Prozent. Es ist jedoch ein wachsendes technisches Niveau zu beobachten.

Innovative Medizintechnikunternehmen in Südafrika (Auswahl)

Name

Anmerkungen zur Produktentwicklung

CapeRay

Vollfeld-Mammographie-Gerät (Aceso)

CRPM

3D-Druck von Titanimplantaten

DISA Vascular

Stents und weitere Teile für die vaskuläre Medizin

Lodox

Ganzkörper-Radiologiegeräte

Medical Diagnostech 

Covid-19 Antigentest 

Southern Implants

Zahnimplantate, orthopädische und chirurgische Implantate

TiTaMed

Wirbelsäulenimplantate

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2022

Produktion von Atemgeräten

Wie auch in vielen anderen Ländern gab es im Zuge der Coronapandemie Liefergenpässe bei Testreagenzien, Test-Kits, bei der persönlichen Schutzausrüstung sowie bei nicht-invasiven und invasiven Beatmungsgeräten. Als Antwort hierauf sind in hohem Maße Staatsgelder und weitere Finanzen in die Anschaffung oder Produktion knapper Medizingeräte, Schutz- und Hygienewaren etc. umgeleitet worden. Unterstützt durch die staatliche Entwicklungsgesellschaft Industrial Development Corporation hat die lokale Herstellung von persönlichen Schutzausrüstungen (Masken, Handschuhen etc.) einen beträchtlichen Auftrieb erfahren. Erfolgt ist außerdem die lokale Entwicklung von PCR und Antigen-Test-Kits sowie einer Schutzschleuse für Krankenhäuser.

Für die Entwicklung eines Atemgeräts hat die südafrikanische Regierung das National Ventilator Project (NVP) aufgelegt. Infolgedessen haben das Unternehmenskonsortium SA Ventilator Emergency Project (SAVE-P) und das südafrikanische Forschungsinstitut CSIR 2020 mit privaten Spendengeldern eine Produktion für einfache und kostengünstige Atemgeräte aufgebaut. Das Programm umfasste die Entwicklung und Herstellung von 20.000 nicht-invasiver Atemgeräte für 69 staatliche Krankenhäuser. An dem Programm beteiligt waren unter anderem Bosch und Siemens. 

Multinationale Medizintechnikanbieter, wie Siemens Healthineers, Dräger, Health, Becton Dickinson, Boston Scientific, Elekta, GE Healthcare, Johnson & Johnson, Medtronic, Philips, Smith & Nephew und Stryker, sind in dem Kapland stark vertreten. Die führenden multinationalen Unternehmen verfügen über mindestens eine Repräsentanz für Vertrieb und Service. Zu den wenigen ausländischen Unternehmen, die in Südafrika auch produzieren, zählen Fresenius Kabi und das ebenso deutsche Unternehmen B Braun. Beiersdorf ist an dem Unternehmen BSN Medical im Rahmen eines Joint-Ventures zu 50 Prozent an einer Produktion unter anderem von Wundverbänden und Mullbinden beteiligt.

Investitionspläne der Privaten vielversprechend

Die drei großen privaten Krankenhausunternehmen Life Healthcare Group, Mediclinic und Netcare haben 2021/22 ihre Investitionspläne vorgelegt. Die Life Healthcare Gruppe hat angekündigt, in Partnerschaft mit AMG (Alliance Medical Group) im Portfolio für Südafrika das diagnostische und bildgebenden Verfahren auszubauen. Axim ist ein in Europa stark vertretener Dienstleister für Radiologie und Nuklearmedizin. Life Healthcare hat außerdem ein Joint-Venture mit AXIM Group für den Aufbau von zunächst zwei Zyklotronanlagen (Teilchenbeschleuniger für die Diagnostik) in der Provinz Gauteg angekündigt. Die Provinz umfasst die Großagglomeration Johannesburg-Pretoria.

Im Finanzplan 2022 von Mediclinic sind umgerechnet 31,4 Millionen Euro für Neuinvestitionen vorgesehen. Diese gehen in den Ausbau von Kliniken, in die Eröffnung zweier Tageskliniken und in ein Telemedizin-Programm, das die Langzeitbetreuung in der Onkologie, Radiologie und Dialyse steuert. Mediclinic setzt die digitale Patientenerfassung und weitere Digitalisierungsprogramme um.

Das Immobilienunternehmen Growthpoint Properties investiert seit 2018 in den Gesundheitsbereich und hat im April 2012 das Cintocare Private Surgical Hospital eröffnet. Zielmarkt der chirurgischen Klinik ist die höchste Einkommensnische in Südafrika. 

Im Privatsektor dominieren die drei Krankenhausunternehmen Netcare, Life Healthcare Group, Mediclinic Southern Africa. Auf diese entfallen 70 Prozent des Marktes. Selbständige kleinere Krankenhausunternehmen sind im Verband National Hospital Network organisiert. Im Privatsektor zeichnet sich der Trend hin zu einem Zusammenschluss kleinerer Kliniken ab. Auch öffentlich-private Partnerschaften sind im Kommen. Netcare ist an vier solcher Partnerschaften beteiligt. In jüngster Zeit wurde Kritik an den Unternehmen über fehlende Transparenz und überhöhte Preise laut.

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