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Branchen | Ungarn | Automobilsektor

E-Mobility

Die Regierung fördert die Elektromobilität im Verkehrssektor. Die Industrie stellt schneller um auf die Produktion von E-Autos und deren Komponenten.

Von Waldemar Lichter | Budapest

Nachfrage nach E- und Hybridautos ungebrochen stark

Die Coronakrise und der Ukrainekrieg haben dem Markt für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben kaum etwas anhaben können. Während der Pkw-Markt in den beiden Jahren 2020 und 2022 stark eingebrochen ist (-18,9/-8,5 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahr), setzte sich das Wachstum bei Elektro- und Hybridfahrzeugen fort. Die größten Marktanteile hatten dabei 2021 nach Angaben von Statista BMW (16 Prozent), Kia und Volkswagen (je 9) Hyundai, Volvo und Mercedes-Benz (je 6) sowie Audi, Nissan und Renault (je 5 Prozent).

Neu zugelassene Pkw nach Antriebsart in Ungarn (Stückzahl)

Antriebsart

2021

2022

Insgesamt

121.941

111.524

darunter

  Benzin

45.503

44.279

  Diesel

19.015

14.266

  Hybrid

52.385

47.347

   Plug-in-Hybrid

4.236

4.876

   Mild Hybrid

34.998

24.486

  Elektrisch

4.311

4.709

Quelle: Datahouse Kft. / Zulassungsbehörde Innenministerium

Die Regierung hat den Kauf von Elektroautos mit Kaufprämien bis 2022 gefördert. Für mehrere Ausschreibungsrunden standen dafür insgesamt 35 Millionen Euro zur Verfügung. Die Maßnahme stieß auf großes Interesse, die vorgesehenen Fördermittel waren in kurzer Zeit ausgeschöpft. 

Regierung fördert Elektrobusse im ÖPNV

Eine wichtige Sondermaßnahme mit erheblicher Tragweite ist das 2020 aufgelegte Green-Bus-Programm. Die Regierung unterstützt Gemeinden und lokale Dienstleister dabei, Elektrobusse zu beschaffen und stellt dafür Fördergelder von umgerechnet 100 Millionen Euro für zehn Jahre zur Verfügung. Ab 2022 dürfen neue Busse, die in Ortschaften mit mehr als 25.000 Einwohnern eingesetzt werden sollen, ausschließlich elektrisch sein.  

Ungarn will das Netz von Ladestellen entlang der wichtigsten Verkehrskorridore flächendeckend rasch ausbauen. Nach Angaben der European Alternative Fuels Observatory (EAFO) stieg die Anzahl der E-Tankstellen zwischen 2020 und 2023 von 1.049 auf 3.379 (AC, Wechselstrom) beziehungsweise 182 auf 515 (DC, Gleichstrom). Eigene Netze von E-Ladestationen betreiben die Versorger MVM Mobiliti Kft. und ELMŰ-ÉMÁSZ. Auch der ungarische Mineralölkonzern und Tankstellenbetreiber MOL baut das eigene E-Tankstellennetz Mol Plugee auf.

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur soll auch mithilfe gesetzlicher Vorschriften vorangebracht werden. So ist beispielsweise bei neuen Wohnhäusern und Einkaufszentren vorgeschrieben, reservierte Parkplätze mit Ladeanschlüssen bereitzustellen.

Ungarn nimmt ferner am EU-Projekt NEXT-E teil, das den Ausbau des Ladestellennetzes entlang von Autobahnen und wichtigen transeuropäischen Verkehrsachsen zum Ziel hat. Am Aufbau des Netzes in Ungarn und auch in der Region im Rahmen von NEXT-E ist der Mineralölkonzern MOL beteiligt mit Konsortialpartnern aus Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Kroatien und Rumänien. 

Zulieferindustrie setzt zahlreiche Vorhaben für die Elektromobilität um

Das Thema Elektromobilität setzt sich nicht nur bei den in Ungarn aktiven Autobauern mehr und mehr durch. Auch die Zulieferindustrie realisiert zahlreiche neue Projekte, um Fertigungsanlagen im Land aufzubauen. Am stärksten ist das im Bereich der Batterie- und Batteriezellenproduktion festzustellen. Doch auch in anderen Sparten wie etwa in der Antriebstechnik stellen sich immer mehr Zulieferunternehmen auf neuen Bedarf durch den zunehmenden Trend zur Elektromobilität ein.

Bei der Batteriezellenfertigung sind gleich mehrere Konzerne aus Korea (Rep.) mit milliardenschweren Vorhaben nach Ungarn gekommen. Sie bauen hier neue Produktionswerke mit großen Kapazitäten auf. Für einen Paukenschlag sorgte im Sommer 2022 das chinesische Unternehmen CATL mit der Ankündigung, ein neues Gigawerk für Batterien mit einer Jahreskapazität von 100 GWh in Debrecen zu bauen. Gleichzeitig siedeln sich auch Hersteller (zumeist ebenfalls aus Asien) von Komponenten im Land an, die für die Batteriefertigung benötigt werden. Die Wertschöpfungskette wird damit durch mehr und mehr Stufen ergänzt. Von dem in Ungarn entstehenden Batteriehub aus wird es künftig möglich sein, die Autobauer im Land selbst, aber auch die europäischen Automobilwerke günstig mit Batterien zu versorgen. 


Ausgewählte Vorhaben in Ungarn im Bereich Batteriefertigung (Investitionen in Millionen Euro)

Unternehmen

Standort / Produktion

Investitionssumme

CATL

Debrecen / Lithium-Ionen-Batterien,  Kapazität: 100 GWh pro Jahr

7.340 

EVE Power

Debrecen: Bau eines Werkes für zylindrische Batteriezellen

1.000

SK ON Hungary (früher SK Innovation)

Zwei Werke in Komárom; Bau eines neuen in Iváncsa / Lithium-Ionen-Batterien

1.850 

Samsung SDI

Göd / Lithium-Ionen-Zellen

1.200 

EcoPro

Debrecen / Kathodenwerk

740

Toray

Nyergesújfalu / Separatorfolien für Lithium-Ionen-Batterien

397

Doosan

Tatabanya / Kupferfolien (Verdopplung der Kapazitäten)

200

SEMCORP

Debrecen / Separatorfolien für Lithium-Ionen-Zellen

183

Inzi Controls

Komárom / Batteriemodule

45

Shenzhen Kedali

Gödöllő / Komponenten für Lithium-Ionen-Batterien

39

Dongwha Electrolyte

Sóskút / Elektrolytproduktion

31

GS Yuasa

Miskolc / Konfektion von Lithium-Ionen-Zellen

29

Baolong

Bau eines Werkes für E-Autos und intelligente Fahrsysteme in Szigetszentmiklos

14

Quelle: Unternehmensangaben, Pressemeldungen, Recherchen von Germany Trade and Invest

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