Branchen | Ungarn | Automobilsektor
E-Mobility
Die Regierung fördert die Elektromobilität im Verkehrssektor. Die Industrie stellt schneller um auf die Produktion von E-Autos und deren Komponenten.
01.06.2023
Von Waldemar Lichter | Budapest
Nachfrage nach E- und Hybridautos ungebrochen stark
Die Coronakrise und der Ukrainekrieg haben dem Markt für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben kaum etwas anhaben können. Während der Pkw-Markt in den beiden Jahren 2020 und 2022 stark eingebrochen ist (-18,9/-8,5 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahr), setzte sich das Wachstum bei Elektro- und Hybridfahrzeugen fort. Die größten Marktanteile hatten dabei 2021 nach Angaben von Statista BMW (16 Prozent), Kia und Volkswagen (je 9) Hyundai, Volvo und Mercedes-Benz (je 6) sowie Audi, Nissan und Renault (je 5 Prozent).
Antriebsart | 2021 | 2022 |
---|---|---|
Insgesamt | 121.941 | 111.524 |
darunter | ||
Benzin | 45.503 | 44.279 |
Diesel | 19.015 | 14.266 |
Hybrid | 52.385 | 47.347 |
Plug-in-Hybrid | 4.236 | 4.876 |
Mild Hybrid | 34.998 | 24.486 |
Elektrisch | 4.311 | 4.709 |
Die Regierung hat den Kauf von Elektroautos mit Kaufprämien bis 2022 gefördert. Für mehrere Ausschreibungsrunden standen dafür insgesamt 35 Millionen Euro zur Verfügung. Die Maßnahme stieß auf großes Interesse, die vorgesehenen Fördermittel waren in kurzer Zeit ausgeschöpft.
Regierung fördert Elektrobusse im ÖPNV
Eine wichtige Sondermaßnahme mit erheblicher Tragweite ist das 2020 aufgelegte Green-Bus-Programm. Die Regierung unterstützt Gemeinden und lokale Dienstleister dabei, Elektrobusse zu beschaffen und stellt dafür Fördergelder von umgerechnet 100 Millionen Euro für zehn Jahre zur Verfügung. Ab 2022 dürfen neue Busse, die in Ortschaften mit mehr als 25.000 Einwohnern eingesetzt werden sollen, ausschließlich elektrisch sein.
Ungarn will das Netz von Ladestellen entlang der wichtigsten Verkehrskorridore flächendeckend rasch ausbauen. Nach Angaben der European Alternative Fuels Observatory (EAFO) stieg die Anzahl der E-Tankstellen zwischen 2020 und 2023 von 1.049 auf 3.379 (AC, Wechselstrom) beziehungsweise 182 auf 515 (DC, Gleichstrom). Eigene Netze von E-Ladestationen betreiben die Versorger MVM Mobiliti Kft. und ELMŰ-ÉMÁSZ. Auch der ungarische Mineralölkonzern und Tankstellenbetreiber MOL baut das eigene E-Tankstellennetz Mol Plugee auf.
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur soll auch mithilfe gesetzlicher Vorschriften vorangebracht werden. So ist beispielsweise bei neuen Wohnhäusern und Einkaufszentren vorgeschrieben, reservierte Parkplätze mit Ladeanschlüssen bereitzustellen.
Ungarn nimmt ferner am EU-Projekt NEXT-E teil, das den Ausbau des Ladestellennetzes entlang von Autobahnen und wichtigen transeuropäischen Verkehrsachsen zum Ziel hat. Am Aufbau des Netzes in Ungarn und auch in der Region im Rahmen von NEXT-E ist der Mineralölkonzern MOL beteiligt mit Konsortialpartnern aus Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Kroatien und Rumänien.
Zulieferindustrie setzt zahlreiche Vorhaben für die Elektromobilität um
Das Thema Elektromobilität setzt sich nicht nur bei den in Ungarn aktiven Autobauern mehr und mehr durch. Auch die Zulieferindustrie realisiert zahlreiche neue Projekte, um Fertigungsanlagen im Land aufzubauen. Am stärksten ist das im Bereich der Batterie- und Batteriezellenproduktion festzustellen. Doch auch in anderen Sparten wie etwa in der Antriebstechnik stellen sich immer mehr Zulieferunternehmen auf neuen Bedarf durch den zunehmenden Trend zur Elektromobilität ein.
Bei der Batteriezellenfertigung sind gleich mehrere Konzerne aus Korea (Rep.) mit milliardenschweren Vorhaben nach Ungarn gekommen. Sie bauen hier neue Produktionswerke mit großen Kapazitäten auf. Für einen Paukenschlag sorgte im Sommer 2022 das chinesische Unternehmen CATL mit der Ankündigung, ein neues Gigawerk für Batterien mit einer Jahreskapazität von 100 GWh in Debrecen zu bauen. Gleichzeitig siedeln sich auch Hersteller (zumeist ebenfalls aus Asien) von Komponenten im Land an, die für die Batteriefertigung benötigt werden. Die Wertschöpfungskette wird damit durch mehr und mehr Stufen ergänzt. Von dem in Ungarn entstehenden Batteriehub aus wird es künftig möglich sein, die Autobauer im Land selbst, aber auch die europäischen Automobilwerke günstig mit Batterien zu versorgen.
Unternehmen | Standort / Produktion | Investitionssumme |
---|---|---|
CATL | Debrecen / Lithium-Ionen-Batterien, Kapazität: 100 GWh pro Jahr | 7.340 |
EVE Power | Debrecen: Bau eines Werkes für zylindrische Batteriezellen | 1.000 |
SK ON Hungary (früher SK Innovation) | Zwei Werke in Komárom; Bau eines neuen in Iváncsa / Lithium-Ionen-Batterien | 1.850 |
Samsung SDI | Göd / Lithium-Ionen-Zellen | 1.200 |
EcoPro | Debrecen / Kathodenwerk | 740 |
Toray | Nyergesújfalu / Separatorfolien für Lithium-Ionen-Batterien | 397 |
Doosan | Tatabanya / Kupferfolien (Verdopplung der Kapazitäten) | 200 |
SEMCORP | Debrecen / Separatorfolien für Lithium-Ionen-Zellen | 183 |
Inzi Controls | Komárom / Batteriemodule | 45 |
Shenzhen Kedali | Gödöllő / Komponenten für Lithium-Ionen-Batterien | 39 |
Dongwha Electrolyte | Sóskút / Elektrolytproduktion | 31 |
GS Yuasa | Miskolc / Konfektion von Lithium-Ionen-Zellen | 29 |
Baolong | Bau eines Werkes für E-Autos und intelligente Fahrsysteme in Szigetszentmiklos | 14 |