Mehr zu:
UngarnFahrzeuge / Elektromobilität / Ladesäuleninfrastruktur
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Branchen | Ungarn | Automobilsektor
Die Regierung fördert die Elektromobilität im Verkehrssektor. Die Industrie beschleunigt die Umstellung auf Produktion von E-Autos und deren Komponenten.
21.04.2022
Von Waldemar Lichter | Budapest
Die Coronakrise hat dem Markt für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben nichts anhaben können. Während der Markt für Pkw 2020 insgesamt einen starken Einbruch hinnehmen musste, setzte sich das Wachstum bei Elektro- und Hybridfahrzeugen weiter fort. Am stärksten nahmen dabei die Zulassungszahlen bei neuen Mild-Hybrid-Pkw zu.
Unter reinen Elektroautomodellen war 2020 der Kia Niro (374 Stück; 2019: 3) am stärksten gefragt, gefolgt von Renault Zoe (370; 83), dem Vorjahressieger Nissan Leaf (358; 453), VW Up! (274; 181), Hyundai Kona (226; 178) und BMW I3 (187; 223). Bei Hybrid-Autos verkauften sich Modelle von Toyota am besten (2020: 6.215), gefolgt von Lexus (683). Bei Mild-Hybrid-Fahrzeugen war der Autobauer Suzuki (2020: 14.009), bei Plug-in-Hybrid-Modellen Mercedes (907) die Nummer eins.
Antriebsart | 2020 | 2021 |
---|---|---|
Insgesamt | 128.030 | 121.920 |
darunter | ||
Benzin | 62.230 | 45.485 |
Diesel | 27.620 | 19.015 |
Hybrid | 9.052 | 13.147 |
Elektrisch | 3.046 | 4.311 |
Plug-in-Hybrid | 2.996 | 4.236 |
Mild Hybrid | 22.719 | 34.998 |
Die Regierung fördert die Nachfrage nach Elektroautos mit Kaufprämien. Diese werden für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) der unteren bis mittleren Preisklasse gewährt. Bis 2020 wurden drei Ausschreibungsrunden durchgeführt. Die Maßnahme stieß dabei auf großes Interesse, die vorgesehenen Fördermittel waren in kurzer Zeit ausgeschöpft. In der ersten Runde 2016 standen umgerechnet 7,4 Millionen Euro für 1.588 Fahrzeuge, in der zweiten 2018 weitere 10,7 Millionen Euro für 2.016 Fahrzeuge und in der dritten 2020 schließlich 16,5 Millionen Euro für 1.975 E-Autos und E-Scooter zur Verfügung.
Außerdem wurden 249 E-Fahrzeuge für Krankenhäuser beschafft und 132 Ladestationen eingerichtet. Eine wichtige Sondermaßnahme mit erheblicher Tragweite ist das Programm Green Bus. Die Regierung unterstützt dabei Gemeinden und lokale Dienstleister bei der Beschaffung von Elektrobussen und stellt dafür Fördergelder von umgerechnet 100 Millionen Euro für zehn Jahre zur Verfügung. Ab 2022 dürfen neue Busse, die in Ortschaften mit mehr als 25.000 Einwohnern eingesetzt werden sollen, ausschließlich elektrisch sein.
Ungarn will das Netz von Ladestellen entlang der wichtigsten Verkehrskorridore flächendeckend rasch ausbauen. Nach Angaben der European Alternative Fuels Observatory (EAFO) stieg die Anzahl der E-Tankstellen von 2015 bis 2020 von 180 auf 1.295. Dabei nahm die Anzahl der Schnellladepunkte (über 22 kW) von 22 auf 287 zu. Eigene Netze von E-Ladestationen betreiben die Versorger NKM Mobilitás Kft. (einschließlich des übernommenen Netzes von e-Mobi Elektromobilitás Nonprofit) und ELMŰ-ÉMÁSZ. Auch der ungarische Mineralölkonzern und Tankstellenbetreiber MOL baut ein eigenes E-Tankstellennetz auf.
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur soll auch mithilfe gesetzlicher Vorschriften vorangebracht werden. So ist beispielsweise bei neuen Wohnhäusern und Einkaufszentren die Bereitstellung reservierter Parkplätze mit Ladeanschlüssen vorgeschrieben.
Ungarn nimmt ferner am EU-Projekt NEXT-E teil, das den Ausbau des Ladestellennetzes entlang von Autobahnen und wichtigen transeuropäischen Verkehrsachsen zum Ziel hat. Am Aufbau des Netzes in Ungarn und auch in der Region im Rahmen von NEXT-E ist der Mineralölkonzern MOL mit Konsortialpartnern aus Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Kroatien und Rumänien beteiligt.
Das Thema Elektromobilität setzt sich nicht nur bei den in Ungarn aktiven Autobauern mehr und mehr durch. Auch in der Zulieferindustrie werden zahlreiche neue Projekte zum Aufbau von Fertigungsanlagen im Land realisiert. Am stärksten ist das im Bereich der Batterie- und Batteriezellenproduktion festzustellen. Doch auch in anderen Sparten, wie etwa in der Antriebstechnik, stellen sich immer mehr Zulieferunternehmen auf neuen Bedarf durch den zunehmenden Trend zur Elektromobilität ein.
Bei der Batteriezellenfertigung sind gleich mehrere Konzerne aus Korea (Rep.) mit milliardenschweren Vorhaben nach Ungarn gekommen. Sie bauen hier neue Produktionswerke mit großen Kapazitäten auf. Gleichzeitig siedeln sich auch Hersteller (zumeist ebenfalls aus Asien) von Komponenten, die für die Batteriefertigung benötigt werden, im Land an. Die Wertschöpfungskette wird damit durch mehr und mehr Stufen ergänzt. Von dem in Ungarn entstehenden Batteriehub aus wird es künftig möglich sein, die Autobauer im Land selbst, aber auch die europäischen Automobilwerke günstig mit Batterien zu versorgen.
Unternehmen | Standort / Produktion | Investitionssumme |
---|---|---|
SK Innovation | Zwei Werke in Komárom; Bau eines neuen in Iváncsa / Lithium-Ionen-Batterien | 1.850 |
Samsung SDI | Göd / Lithium-Ionen-Zellen | 1.200 |
Toray | Nyergesújfalu / Separatorfolien für Lithium-Ionen-Batterien | 397 |
Doosan | Tatabanya / Kupferfolien (Verdopplung der Kapazitäten) | 200 |
SEMCORP | Debrecen / Separatorfolien für Lithium-Ionen-Zellen | 183 |
Inzi Controls | Komárom / Batteriemodule | 45 |
Shenzhen Kedali | Gödöllő / Komponenten für Lithium-Ionen-Batterien | 39 |
Dongwha Electrolyte | Sóskút / Elektrolytproduktion | 31 |
GS Yuasa | Miskolc / Konfektion von Lithium-Ionen-Zellen | 29 |
Baolong | Bau eines Werkes für E-Autos und intelligente Fahrsysteme in Szigetszentmiklos | 14 |
Iljin Materials | Gödöllő / Kupferfolien für Samsung SDI | 11 |