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E-Mobility

Der Absatz von Elektroautos in den USA steigt aber nicht schnell genug für die Erreichung der Klimaziele. Vom Jahr 2027 an könnten die Emissionsgrenzen deutlich schärfer werden.

Von Heiko Stumpf | San Francisco

Der US-Markt für Elektrofahrzeuge hat 2023 erstmals die Millionenmarke geknackt. Bis Jahresende übergaben Neuwagenhändler die Schlüssel für insgesamt mehr als 1,1 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge. Im Vorjahr 2022 hatte der Absatz von Stromern noch bei rund 810.000 Stück gelegen.

Damit machten reine Elektroautos rund 7,2 Prozent des Pkw-Absatzes aus. Im internationalen Vergleich hinken die Vereinigten Staaten der Spitzengruppe damit hinterher. In Deutschland war der Neuzulassungsanteil im Jahr 2023 mit 18,4 Prozent mehr als doppelt so hoch. China erreichte einen Wert von 22 Prozent. 

Bei der Verbreitung von E-Fahrzeugen treten in den USA zudem große regionale Unterschiede zutage. Kalifornien ist mit knapp 21 Prozent Vorreiter. In ländlich geprägten Bundesstaaten wie North Dakota sind elektrisch betriebene Autos hingegen eine Rarität (Anteil unter 1 Prozent). 

Auf der Herstellerseite hält Tesla mit 55 Prozent seine dominante Marktstellung. Konkurrierende Anbieter wie Ford (6,1 Prozent), Chevrolet (5,3 Prozent) und Hyundai (4,8 Prozent) landen weit abgeschlagen.

Absatzdynamik verlangsamt sich

Nach Einschätzung von Branchenkennern stoßen Elektroautos bei der Marktdurchdringung auf erste Barrieren. Exponentielle Wachstumsraten wie bislang, sind für die kommenden Jahre wohl nicht drin. "Im Jahr 2024 dürften Batteriefahrzeuge ihren Anteil am Pkw-Absatz auf rund 10 Prozent steigern", so Stephanie Valdez Streaty, Director Market Insights bei Cox Automotive. "Bis 2025 könnte ein Wert von etwa 15 Prozent erreicht werden." 

Die Gruppe der meist gut verdienenden "Early Adopters" ist mittlerweile weitgehend versorgt, sodass die Hersteller neue Käuferschichten erschließen müssen. Marktführer Tesla setzt dabei auf hohe Rabatte. Die Preisparität rückt deshalb in greifbare Nähe. Im Jahr 2023 belief sich der durchschnittliche Neuwagenpreis für batterieelektrische Pkw auf 50.789 US-Dollar (US$), während Verbrenner 48.759 US$ kosteten. Um verstärkt auch mittlere Einkommensbezieher zu erreichen, müssten Experten zufolge mehr Modelle unter 35.000 US$ angeboten werden. 

Zahlreiche Hersteller arbeiten mit Hochdruck daran, dem Branchenprimus Tesla Marktanteile abzujagen. Nach Daten von Cox Automotive sollen in den Jahren 2024 und 2025 mehr als 70 neue Batteriemodelle in den Pkw-Markt kommen.

Steuervergünstigungen der Regierung gelten als kompliziert

Die US-Regierung will den Absatz von Elektroautos ankurbeln – auch mittels finanzieller Anreize. Durch den Inflation Reduction Act (IRA) kommen Käufer in den Genuss von Steuergutschriften in Höhe von maximal 7.500 US$ (Section 30D Tax Credit). Diese können schon beim Autoerwerb an die Händler abgetreten werden, sodass die Regelung wie eine Kaufprämie wirkt.

Allerdings müssen Elektroautos sehr strenge Anforderungen erfüllen, um als förderfähig anerkannt zu werden. Dies bezieht sich nicht mehr nur auf den Anteil der lokalen Wertschöpfung. Seit Jahresbeginn 2024 sind Fahrzeuge von der Förderung ausgeschlossen, wenn Batteriekomponenten aus Staaten wie China stammen, die als bedenklich eingestuft wurden.

Wichtige Anforderungen der Section 30D Tax Credits

Endmontage des Fahrzeugs: Nordamerika

  1. Förderstufe für Batterierohstoffe: 3.750 US$

    Erforderlicher lokaler Anteil: Seit Jahresbeginn 2024 müssen mindestens 50 Prozent der verwendeten Rohstoffe aus den USA stammen oder aus einem Land, mit dem die USA ein Freihandelsabkommen haben. Anstieg auf 60 Prozent bis 2025, 70 Prozent bis 2026, 80 Prozent bis 2027.

     

  2. Förderstufe für Batteriekomponenten: 3.750 US$ 

    Erforderlicher lokaler Anteil: Seit Jahresbeginn 2024 müssen mindestens 60 Prozent der Wertschöpfung in Nordamerika erfolgen. Anstieg auf 70 Prozent bis 2026, 80 Prozent bis 2027, 90 Prozent bis 2028, 100 Prozent bis 2029.

Ausschluss: seit Jahresanfang 2024 keine Batteriekomponenten mehr aus als bedenklich eingestuften Staaten wie China, Russland, Iran und Nordkorea. Ab 2025 auch keine Batterierohstoffe mehr.

Die strikten Vorgaben bereiten den Autobauern große Schwierigkeiten. Anfang 2024 waren insgesamt nur 14 Fahrzeugmodelle als förderfähig eingestuft. Zahlreiche Hersteller sind derzeit mit der Anpassung ihrer Lieferketten beschäftigt. Eine Ausnahme gilt für Leasingfahrzeuge. Diese sind von den strengen Förderkriterien ausgenommen, für sie können die Steuergutschriften leichter in Anspruch genommen werden. In der Folge zieht das Leasinggeschäft an zum Jahresende 2023 hatte es einen Anteil von rund 24 Prozent am E-Auto-Absatz.

US-Regierung will Emissionsauflagen drastisch verschärfen

Mit Förderprogrammen will das Weiße Haus dafür sorgen, dass E-Fahrzeuge bis 2030 einen Anteil von 50 Prozent an den Neuzulassungen erreichen. Das tatsächliche Tempo bei der Elektromobilität ist nach Ansicht von Marktbeobachtern jedoch zu langsam und reicht für eine Erfüllung der Zielvorgabe nicht aus. Für zusätzlichen Schwung könnten verschärfte Umweltvorgaben der Environment Protection Authority (EPA) sorgen. Die Behörde legt verbindliche Emissionsgrenzwerte für die innerhalb eines Jahres verkaufte Neuwagenflotte fest.

Nach den geltenden Vorschriften müssen die Hersteller bis 2026 einen Flottendurchschnittswert für Pkw von 161 Gramm CO2 pro Meile erreichen. Für den anschließenden Zeitraum von 2027 bis 2032 ist eine Reduzierung der Emissionsgrenzwerte um insgesamt rund 50 Prozent geplant. In der Folge wäre für die verkaufte Neuwagenflotte im Jahr 2032 nur noch ein durchschnittlicher Ausstoß von 82 Gramm CO2 pro Meile erlaubt.

Erreichbar wären solche CO2-Werte nur durch einen weitgehenden Umstieg auf Elektroantriebe. Nach Berechnungen der EPA müssten im Jahr 2032 etwa 67 Prozent aller neu verkauften Pkw batterieelektrisch fahren, damit die Vorschriften eingehalten werden können. Die tatsächliche Umsetzung der verschärften Grenzwerte hängt jedoch auch vom Ausgang der US-Wahlen im November 2024 ab. Etliche Mitglieder der Republikaner sprechen sich gegen die geplanten Höchstwerte aus. Neben Kalifornien planen bereits acht weitere Bundesstaaten ein Aus für neue Verbrenner ab 2035.

Ladenetz wird weiter ausgebaut

Der Bau der benötigten Ladestationen ist ein Kraftakt. Um die wachsende Flotte von Elektroautos mit Strom zu versorgen, werden nach Berechnungen der staatlichen "National Renewable Energy Laboratory" (NREL) im Jahr 2030 rund 1,2 Millionen öffentliche Ladepunkte gebraucht. Gegenüber heute wäre das mehr als eine Versiebenfachung. 

Das von Joe Biden geführte Kabinett stellt im Rahmen des Bipartisan Infrastructure Deal insgesamt 7,5 Milliarden US$ für den Bau von Ladeinfrastruktur bereit. Dadurch sollen bis 2030 mindestens 500.000 neue Ladestationen hinzukommen.

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