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E-Mobility

Rund 35 Prozent aller Neuwagen fuhren 2023 in China elektrisch. Bis 2026 soll es jeder zweite sein. Heftige Preiskämpfe und schwaches Konsumklima werden die Branche 2024 prägen.

Von Corinne Abele | Shanghai

Chinas Autos mit alternativem Antrieb (New Energy Vehicle – NEV) sind eine Erfolgsgeschichte. Insgesamt soll China laut Angaben der nationalen Entwicklungs- und Reformkommission NDRC (National Development and Reform Commission) 2023 rund 60 Prozent sowohl der NEV-Produktion wie des NEV-Absatzes (im In- und Ausland) stellen. Bei rund 35 Prozent aller Neuwagen handelte es sich 2023 um NEV. Unter der Bezeichnung NEV sind im wesentlichen reine batteriebetriebene, Plug-in-hybride und zu einem geringen Anteil auch Brennstoffzellenfahrzeuge subsumiert.

Insgesamt legte Chinas NEV-Absatz (inklusive Export) 2023 im Vergleich zum Vorjahr laut der China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) um 37,9 Prozent auf fast 10 Millionen NEV zu. Gemessen am gesamten Fahrzeugbestand Chinas erreichten NEV mit einer Anzahl von 20,4 Millionen Fahrzeugen Ende 2023 einen Anteil von 6,1 Prozent. Davon entfielen etwas mehr als drei Viertel auf rein batteriebetriebene Elektrofahrzeuge. Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb spielen bislang höchstens eine Nischenrolle.

Absatz von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb (NEV) 2023 in China
in 1.000 Einheiten; Veränderungsrate zum Vorjahr in Prozent
Kategorie

Wert

Veränderung

Reine Elektrofahrzeuge

6.685

24,6

Plug-in-Hybride

2.804

84,7

Brennstoffzelle

6

72,0

Quelle: China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) 2024

Doch die Branche sieht sich Überkapazitäten und daraus resultierenden heftigen Preiskämpfen gegenüber. Vor allem kleinere Marken, bereits angeschlagen durch den Wirtschaftseinbruch durch die Covid-Auswirkungen, dürften kaum die nächsten fünf bis zehn Jahre überstehen. Einige haben bereits aufgegeben. So gab es im November 2023 laut dem China Automotive Technology and Research Center (CATRAG) nur noch 82 NEV-Hersteller, die zumindest ein Auto verkauft haben. Ein Jahr davor waren es noch 92. 

Nicht alle Autohersteller erreichen ihre Verkaufsziele

Auch renommierte Hersteller wie Nio, XPeng oder Leapmotor konnten ihre Verkaufsziele 2023 wie auch bereits 2022 laut der China Passenger Car Association (CPCA) nicht erreichen. In der Folge war Nio beispielswiese gezwungen, Personal zu entlassen. Zwar gelang es BYD seine Spitzenstellung weiter auszubauen und Tesla deutlich auf den zweiten Platz in China zu verweisen. Doch auch der Shenzhener Hersteller dürfte sein ursprünglich für 2023 gesetztes Verkaufsziel von 3 Millionen Fahrzeugen nur knapp erreicht haben. Global liefern sich BYD und Tesla weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem jeweiligen Marktanteil von rund 35 Prozent.  

Führende Elektro-Pkw-Marken in China 2023
Anteil am NEV-Gesamtabsatz* in Prozent
Automarken

Anteil

BYD

35,0

Tesla China

7,8

GAC AION

6,2

Geely

6,1

SAIC-GM Wuling

5,9

* Einzelhandelsabsatz; NEV = Fahrzeuge mit alternativen Antrieben.Quelle: China Passenger Car Association (CPCA) 2024

Europäische Hersteller wie VW oder BMW werden 2024 ihr NEV-Angebot im chinesischen Markt deutlich erhöhen und versuchen, Marktanteile zurückzuerobern. Insgesamt rechnet die CPCA für 2024 mit einem Zuwachs des Absatzes von NEV-Pkw um 22 Prozent. Dies würde einer Marktdurchdringung bei neu verkauften Pkw von 40 Prozent und in etwa 11 Millionen NEV-Pkw entsprechen. 

Preiskampf geht weiter

Bereits im Januar 2024 zeichnet sich ab, dass Chinas Elektroautos noch billiger werden. Tesla hat eine neue Runde des Preiskampfes eingeleitet, der sich andere kaum entziehen können. Branchenkenner rechnen auch 2024 mit intensivstem Preiswettbewerb – auch in Konkurrenz zu Automodellen mit Verbrennungsmotor. Denn die weniger kaufkräftigen Neuwageninteressenten in Chinas sogenannten "2nd- und 3rd-Tier" Städten jenseits der Megastädte dürften nur mit attraktiven Preisen zu gewinnen sein. Angesichts der schwachen Wirtschaftskonjunktur und unsicherer Arbeitsplatzaussichten verschieben Chinas Konsumenten derzeit größere Anschaffungen gerne – oder weichen auf billigere Lösungen aus. 

Export als Ausweg und Chance

Der immense inländische Wettbewerb, gepaart mit den wachsenden geopolitischen Spannungen sowie ersten Antisubventionsuntersuchungen gegen chinesische Elektroauto-Bauer seitens der Europäischen Union lässt vor allem Spitzenfirmen wie BYD, Geely oder Nio verstärkt in Vertriebsnetzwerke und Wertschöpfungsketten (inklusive Akkuherstellung) außerhalb Chinas investieren. Das Exportpotenzial ist gewaltig. Bereits 2023 führte China laut CAAM 1,2 Millionen NEV-Fahrzeuge aus – ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um knapp 78 Prozent. Damit dürften NEV knapp ein Viertel aller exportierten Fahrzeuge stellen. Allein 344.000 der ausgeführten NEV entfielen auf Tesla. Auch andere ausländische Hersteller dürften künftig ihre Exporte aus China heraus erhöhen. Insgesamt wurden die meisten NEV nach Belgien, vor Thailand und dem Vereinigten Königreich geliefert.

Chinas Export von Pkw mit alternativem Antrieb (NEV) 2023 nach Top-Exportmärkten
in 1.000 Einheiten; Veränderung zum Vorjahr in Prozent
 

Wert

Veränderung

Belgien

198

0

Thailand

160

101

Vereinigtes Königreich

139

28

Philippinen

116

69

Spanien

97

123

Australien

89

113

Brasilien

68

449

Indien

59

0

Niederlande

58

235

Israel

53

33

Quelle: Sohu.com, basierend auf Daten des chinesischen Zolls, 2024

Ladeinfrastruktur im Ausbau

Die Attraktivität von Elektrofahrzeugen hängt stark von der vorhandenen Ladeinfrastruktur ab, vor allem jenseits der Megastädte. Viel Geld fließt daher in deren Ausbau. So gab es gemäß der China Electric Vehicle Charging Infrastructure Promotion Alliance Ende 2023 landesweit bereits 2,7 Millionen öffentliche Ladestationen; ihre Anzahl soll 2024 erneut um 40 Prozent zulegen. Bei den meisten handelt es sich jedoch um Ladestationen mit normaler Ladegeschwindigkeit. 

Laut Nikkei Asia plant Huawei Technologies, 2024 rund 100.000 schnelle Ladestationen zu installieren. Auch BMW (genauer: das Joint Venture BMW Brilliance Automotive) und Mercedes-Benz beabsichtigen, in China ein 50:50-Joint Venture für die Entwicklung und den Betrieb eines öffentlichen Ladenetzwerkes für akkubetriebene Elektroautos in China zu gründen, berichtet Yicai Global im Januar 2024. Ziel sei es, bis Ende 2026 rund 1.000 Schnell-Ladestationen und etwa 7.000 Super-Charging-Säulen zu bauen. Die ersten sollen in Chinas Megastädten bereits bis Ende 2024 verfügbar sein.

Bewegung im Akku-Tausch-Segment

Neue Bewegung gibt es auch im Segment des Akkuwechsels. Ende Januar 2024 gründeten Contemporary Amperex Technology (CATDL) und Chinas Top Ride-Hailing-Unternehmen Didi in Ningde ein Joint Venture für den Akkutausch (battery swapping). Ebenfalls kooperieren CATL und Orange Energy, die Tochterfirma von Didi, bei den Themen Online-Tanken, Smart Charging, virtuelle Kraftwerke und Stromhandel. Orange Energy verfügt bereits über mehr als 680 Millionen Ladedienstleistungen in über 190 Städten Ende 2023. CATL und Orange Energy wollen laut Yicai Global nun auch ihre Kooperation im Bereich integriertes Speichern und Laden fördern. 

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