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Wirtschaftsumfeld | Ungarn | Konjunktur

Ungarn hofft für 2023 auf stärkeres Wachstum

Ungarns Wirtschaft hat in der zweiten Jahreshälfte 2022 eine Schwächephase durchschritten. Die Aussichten für 2023 sind jedoch günstiger.

Von Waldemar Lichter | Budapest

Das ungarische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im 4. Quartal 2022 um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurück. Im 3. Quartal 2022 hatte sich der Rückgang nach Angaben des ungarischen Statistikamtes KSH auf 0,7 Prozent belaufen. Die Wirtschaftsleistung ist damit in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen gesunken, was dem Kriterium einer technischen Rezession entspricht.

Als wichtigste Gründe für die konjunkturelle Abkühlung werden die Auswirkungen des Ukrainekrieges und der Energiekrise genannt. Beides hat zu erheblichen Belastungen der Unternehmen und der privaten Haushalte geführt und die Inflation stark angefeuert. Der private Konsum ging dadurch zurück, Investitionen wurden zurückgefahren.

Beachtliches Wachstum im Gesamtjahr 2022 

Dennoch schnitt die ungarische Wirtschaft gemessen an den Ergebnissen des Gesamtjahres 2022 vergleichsweise gut ab. Das BIP nahm nach KSH-Angaben 2022 real um 4,6 Prozent zu. Ungarn habe sich damit ungeachtet der Auswirkungen des Krieges, der Energiekrise und der Sanktionen gegen Russland sehr gut geschlagen und dürfte mit dem relativ hohen Wachstum im oberen Drittel in der Europäischen Union liegen, so Wirtschaftsminister Márton Nagy.

Günstige Prognosen für 2023

Für 2023 sind die Erwartungen verhalten positiv. Die Europäische Kommission rechnet in ihrer Winterprognose von Mitte Februar mit einem realen BIP-Wachstum von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sie korrigierte damit ihre Prognose vom November 2022 um 0,1 Prozent leicht nach oben. Die ungarische Regierung geht für 2023 dagegen von einem stärkeren Wachstum in Höhe von mindestens 1,5 Prozent aus.

Industrie legte 2022 stark zu

Zu dem guten Ergebnis 2022 trugen nach Angaben des KSH vor allem die Entwicklung im Industrie- und im Dienstleistungssektor, und hier insbesondere die Immobilienwirtschaft und Logistik, bei. Die Agrarwirtschaft schnitt dagegen wegen der Dürre schlechter ab.

Wirtschaftsminister Nagy hob besonders die gute Leistung der Industrie im Jahr 2022 hervor. Mit einem Produktionsplus von fast 6 Prozent gehörte die ungarische Industrie zu den wachstumsstärksten in Europa. Nagy rechnet auch in Zukunft mit einer starken Dynamik, da die Regierung eine wachstumsorientierte Strategie verfolgt und die Investitionen weiterhin stärkt.

Nach Angaben des Statistikamtes legte die Bruttoproduktion des verarbeitenden Gewerbes 2022 um 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Das war etwas weniger als im Jahr 2021, in dem ein Plus von 9 Prozent verzeichnet wurde. Im Jahr 2021 profitierte die Industrie vor allem von den starken Inlandsumsätzen, die um 11,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen konnten. Die Nachfrage aus dem Inland hat sich 2022 mit einem kleinen Plus von 0,3 Prozent deutlich abgeschwächt. Stärker war dagegen das Exportgeschäft, das 2022 um 8,4 Prozent zulegen konnte, nach einem Plus von 6,1 Prozent in 2021.

Zahlreiche Branchen gut erholt

Deutliche Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr gab es vor allem bei der Herstellung von Kraftfahrzeugen, Anhängern und Aufliegern sowie bei elektrotechnischen Ausrüstungen. Besonders auffällig war die Produktionszunahme bei Batterien und Akkumulatoren. Dies ist auf das umfangreiche Engagement ausländischer Unternehmen in diesem Sektor in Ungarn zurückzuführen. Beispiele sind Contemporary Amperex Technology (CATL), der größte chinesische Hersteller von Lithium-Ionen-Akkumulatoren, oder auch Samsung SDI und SK Innovation aus Südkorea. Wenn sich die Investitionsdynamik im bisherigen Tempo fortsetzt, könnte Ungarn in fünf Jahren zum viertgrößten Batterieproduzenten der Welt aufsteigen, erwarten Experten der ungarischen Regierung.

Entwicklung der Industrieproduktion 2020 bis 2022 (Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent)

Industriezweig

2020

2021

2022

Verarbeitendes Gewerbe

-5,8

9,2

5,6

  Nahrungsmittel und Getränke

0,6

8,5

6,6

  Textilien, Bekleidung und Schuhe

-17.3

6,1

5,3

  Kokereiprodukte und Mineralölverarbeitung

-16,1

16,3

-12,8

  Chemische Erzeugnisse

-3,1

13,9

-14,4

  Pharmazeutische Erzeugnisse

2,2

-1,8

2,6

  Gummi- und Kunststoffwaren

-9,8

14,8

-3,6

  Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallerzeugnisse

-13,8

18,4

-5,4

  Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen

1,1

5,6

9,0

  Elektrische Ausrüstungen

13,5

40,4

35,5

    darunter Herstellung von Batterien und Akkumulatoren

180,8

60,1

75,6

  Maschinenbau

-5,9

10,1

14,6

  Fahrzeugbau

-11,1

-2,2

14,6

    darunter Kfz-Teile

-9,0

-5,1

13,7

Quelle: Ungarisches Statistikamt KSH 2023

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