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Bauindustrie hat grüne Immobilien für sich entdeckt
Der US-Markt für "grüne" Gebäude wächst. Es entstehen vor allem energieeffiziente Gewerbeimmobilien.
19.05.2023
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Das Marktvolumen für energieeffizientes und umweltgerechtes Bauen in den USA betrug laut Statistikportal Statista 83,1 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2021. Bis 2025 soll es auf 118,8 Milliarden US$ ansteigen.
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Energieeffizienz ist vor allem unter der Biden-Regierung ein wichtiger Aspekt des Bauens geworden. Davon zeugen unter anderem Initiativen des US-Energieministeriums DOE (U.S. Department of Energy), darunter die Advanced Building Construction (ABC) Initiative sowie die Energy, Emissions and Equity (E3) Initiative.
Zuschüsse für grünes Bauen erhältlich
Zuschüsse für energieeffizientes Bauen und Umbauen können öffentliche und private Projektträger sukzessive aus den umfangreichen Finanzierungspaketen der US-Regierung erhalten, etwa aus dem Infrastructure Investment and Jobs Act of 2021 sowie dem Inflation Reduction Act of 2022.
Damit das energieeffiziente und umweltgerechte Bauen und Betreiben von Immobilien auch als solches anerkannt wird, müssen die entsprechenden Immobilien zertifiziert werden. Zu den führenden Zertifizierungssystemen gehören folgende:
- Leadership in Energy and Environmental Design (LEED),
- ENERGY STAR,
- Green Globes und
Energy Star schmückt besonders sparsame Gebäude
Auch wenn ein Gebäude umweltfreundlich konzipiert wurde, bedeutet dies nach Expertenmeinung noch lange nicht, dass es nach Fertigstellung auch energieeffizient betrieben werden kann. Um derartige Fehlentwicklungen weitgehend auszuschließen, empfehlen amerikanische Planer, sich auf erprobte Methoden des Konzipierens und Bauens zu stützen
An dieser Stelle kommt das Zertifikat ENERGY STAR ins Spiel, das den Energieverbrauch des fertigen Gebäudes und der Gebäudetechnik feststellt. Vergeben wird das Siegel durch unabhängige Gutachter, die gemäß den Vorgaben der US-Umweltbehörde EPA (U.S. Environmental Protection Agency) handeln. Gebäude werden dahingehend untersucht, ob sie energietechnisch besser als 75 Prozent der vergleichbaren Immobilien in den USA abschneiden. Im Durchschnitt verbrauchen sie dann 35 Prozent weniger Energie und verursachen 35 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als andere Gebäude.
LEED-Zertifikat am häufigsten für Geschäftsgebäude
Das LEED-Zertifikat ist insbesondere auf dem Bürogebäudemarkt weit verbreitet. Im Jahr 2022 wurden mehr als 30 Prozent der Büroimmobilien einer Zertifizierung unterzogen. In Städten wie Minneapolis, San Francisco oder Chicago fielen die Anteile sogar noch höher aus. Entwickelt hat LEED der U.S. Green Building Council (USGBC). Eine Zertifizierung gemäß LEED bietet Gebäudeeigentümern messbare Lösungen zur weiteren Planung, für den Betrieb und zur Instandhaltung.
LEED umfasst fünf Prüfschwerpunkte:
- die Umweltverträglichkeit des Standorts,
- die Wassereffizienz,
- den Energieverbrauch und die Emissionen in die Atmosphäre,
- die Effizienz der Materialien und Ressourcen sowie
- die Luftqualität in den Innenbereichen.
Anzahl der LEED-Zertifikate | Anzahl pro Millionen Einwohner | |
---|---|---|
Kalifornien | 7.181 | 183 |
Texas | 2.862 | 97 |
New York | 2.618 | 132 |
Florida | 2.052 | 94 |
Illinois | 2.020 | 159 |
Virginia | 1.804 | 209 |
Massachusetts | 1.529 | 219 |
District of Columbia | 1.512 | 2.257 |
Washington | 1.500 | 194 |
Generell stellen die Energierichtlinien für den Gebäudebau eine Unterkategorie der allgemeinen Bauvorschriften dar. Ziel der Energievorschriften ist es, den Energieverbrauch und die Emissionen während der gesamten Lebensdauer eines Gebäudes zu begrenzen oder gar zu senken. Auch gibt es getrennte Gebäudeenergievorschriften für Gewerbe- und Wohnimmobilien.
Die Bestimmungen der Energievorschriften können verschiedene Aspekte der Gebäudestruktur umfassen, wie zum Beispiel:
- Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen,
- Gebäudehülle,
- Elektrik und Beleuchtung.
Da es in den USA keine landesweit einheitlichen Bauvorschriften gibt, fehlen auch einheitliche Energievorschriften. Stattdessen entscheidet jeder Bundesstaat, teilweise auch große Kommunen, gesondert darüber.
Energievorschriften mit landesweit uneinheitlicher Struktur
Aus diesem Grund sind die nationalen Bauvorschriften eine unverbindliche Sammlung bundesstaalicher und kommunaler Vorschriften und Gesetze, etwa zu den "Mindestanforderungen für die Planung und den Bau von Bausystemen, Sanitäranlagen, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC), Erdgassystemen und anderen Aspekten von Wohn- und Geschäftsgebäuden".
Innerhalb der Sammlung wird zwischen Codes, Standards und Modellcodes unterschieden. Dabei sind zumindest die Codes teilweise verbindliche, rechtlich durchsetzbare Anforderungen, die von staatlichen und lokalen Behörden erlassen werden. Standards, die auf evidenzbasierten technischen Informationen beruhen, sind dagegen von vornherein unverbindliche Empfehlungen für die Planungsverfahren und den Gebäudebau.
Die am weitesten verbreiteten Musterbauvorschriften in den USA werden vom International Code Council (ICC) veröffentlicht, umgangssprachlich auch als I-Codes bezeichnet. Die fünfzig Bundesstaaten und der District of Columbia greifen in ihren jeweiligen gesetzgeberischen Verfahren auf die I-Codes zurück.
ICC entwickelt spezielle Vorschriften und Normen für den Gebäudebau, einschließlich Wohnhäuser und Schulen. Für gewerblich genutzte Gebäude haben sich die I-Codes sogar zur zentralen Modellvorschrift entwickelt.
Zu den Modellcodes, die von der ICC erstellt und häufig als Teil der Bauvorschriften in einzelnen Bundesstaaten übernommen werden, gehören der International Fire Code, der International Energy Conservation Code und der International Mechanical Code. Die I-Codes werden alle drei Jahre aktualisiert.
Auch die Modellcodes werden in den Bundesstaaten unterschiedlich angewendet. Das liegt unter anderem daran, dass bei der Verabschiedung von Modellcodes die regionalen Klima- und Gefahrenrisiken im Vordergrund stehen. So fokussieren sich die Codes in Kalifornien vorrangig auf Erdbeben und den Feuerschutz, wogegen Florida sich auf Maßnahmen zum Schutz gegen Wirbelstürme konzentriert.