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Branchen | USA | Landtechnik

Deutsche Lieferungen von Landmaschinen in die USA boomen

Die US-Farmen investieren kräftig. Automatisierung - und künftig verstärkt künstliche Intelligenz - sollen ihre Effizienz steigern. Technologie "Made in Germany" ist begehrt.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Die Landwirte in den USA investieren massiv in neue Technik. Zwischen 2018 und 2022 sind ihre Ausgaben für neue Agrarmaschinen um nominal 63 Prozent auf knapp 27 Milliarden US-Dollar (US$) gestiegen, berichtet das US-Landwirtschaftsministerium.

Jedoch erfassen diese Zahlen nicht alle Betriebe, der Gesamtmarkt für Landtechnik dürfte demnach noch größer sein. Das Marktforschungsunternehmen Modor Intelligence beziffert seine Größe für 2023 auf gut 37 Milliarden US$. Dabei erwartet es für die kommenden fünf Jahre ein Marktwachstum von nominal gut 6 Prozent pro Jahr, so dass 2028 die 50-Milliarden-US$-Grenze überschritten würde. 

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Maschineneinfuhren wachsen viel schneller als Gesamtmarkt

Die kräftige Nachfragesteigerung lässt auch die entsprechenden Einfuhren in die Höhe schnellen. Laut der U.S. International Trade Commission summierten sich die Importe der Vereinigten Staaten an landwirtschaftlichen Maschinen und Traktoren 2022 auf über 15 Milliarden US$, ein Plus von mehr als einem Drittel gegenüber dem Vorjahr. Damit legten die Einfuhren wesentlich schneller zu als der Gesamtmarkt für Landtechnik. Im 1. Halbjahr 2023 schwächte sich das Wachstum allerdings spürbar ab. Die Branchenimporte wuchsen nur noch um gut 7 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum.

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Deutsche Lieferungen steigen um fast 50 Prozent

Traditionell liegt Landtechnik "Made in Germany" in den USA auf Rang eins der Einfuhrstatistik. Im Jahr 2022 summierten sich die entsprechenden Importe auf knapp 3 Milliarden US$, eine Steigerung von einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr. In den ersten sechs Monaten 2023 erhöhte sich der Zuwachs im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum weiter auf 47 Prozent. Damit dürften die Importe bis zum Jahresende die Marke von 4 Milliarden US$ überschreiten – und Deutschland seinen Lieferanteil kräftig ausbauen.

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Die lebhafte Nachfrage nach Landmaschinen wird vor allem durch die steigenden Einkünfte der Landwirte getrieben. Sie profitieren insbesondere seit 2020 von dem Anstieg der Preise für Agrargüter. Laut Angaben des National Agricultural Statistics Service des US-Agrarministeriums stieg der wertmäßige Ausstoß des Sektors an nicht-tierischen Produkten allein 2021 nominal um ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr. Für 2022 liegen noch keine aggregierten Daten vor. Die einzelnen Produktsparten spiegeln einen abermaligen, wenn auch nur leichten Anstieg wider. Modor Intelligence rechnet bis 2028 für den Agrarsektor mit weiter steigenden Einkünften. Das werde die Investitionen weiter antreiben.

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Hoher Rationalisierungsdruck

Hinzu kommt ein hoher Rationalisierungsdruck durch den Arbeitskräftemangel, der die Nachfrage nach Automatisierungstechnik treibt. Außerdem werden die Farmen immer größer. Nach Angaben des Agrarministerium betrug die durchschnittliche Größe eines Hofes 2022 fast 450 Hektar. Gemäß dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft belief sich der entsprechende Wert für Deutschland 2020 auf 63 Hektar.

US-Landwirtschaftssektor im Überblick

2022

Veränderung 2022/2021

Anzahl Betriebe (in Mio.)

2,0

-7,8

Landwirtschaftliche Fläche (in Mio. Hektar)

893,4

-2,3

Durchschnittliche Größe (in Hektar)

446

5,9

Quelle: US-Landwirtschaftsministerium 2023


Weiteren Investitionsbedarf generieren die gestiegenen Preise für Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Tierfutter. Mit Hilfe moderner Anlagen lässt sich deren Verwendung deutlich reduzieren. Satellitengestützte Daten können die Bodenbeschaffenheit genau ermitteln und an Traktoren sowie andere Maschinen senden. In der Tiermast sorgen automatisierte Futteranlagen für eine optimale und personalarme Versorgung.

Branche wird immer technikaffiner

Die Maschinenhersteller müssen infolge des kräftigen Marktwachstums ihre Produktionskapazitäten erweitern. Zugleich sind die Forschungs- und Entwicklungsausgaben zu erhöhen, denn die Branche wird immer technikaffiner. In Zukunft wird verstärkt künstliche Intelligenz in der US-amerikanischen Landwirtschaft Einzug halten. Sie kann den Einsatz der Betriebsmittel nochmals effizienter gestalten. Das könnte die Finanzkraft und die technischen Fähigkeiten einiger Maschinenbauer überfordern. Bereits jetzt ist die Branche relativ stark konsolidiert. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, wenn künftig große Konzerne ihre kleineren Konkurrenten übernehmen. 

Große in- und ausländische Maschinenbaukonzerne dominieren die Branche. 

In der Landmaschinenindustrie gibt es viele große US-Firmen. Hinzu kommen Tochtergesellschaften ausländischer Konzerne beziehungsweise Joint Ventures zwischen amerikanischen und internationalen Unternehmen. Zu den bedeutendsten Spielern gehören die beiden US-Gesellschaften John Deere und AGCO (mit der Tochtergesellschaft Fendt) sowie CNH Industrial (Zusammenschluss der US-amerikanischen CNH Global mit der italienischen Fiat Industrial) und Kubota (Japan). 

Gründung einer US-Tochter bietet viele Vorteile

Wer den US-Landtechnikmarkt bearbeiten möchte, kann dies im großen Stil nicht allein durch Importe bewerkstelligen. Die Gründung einer US-Tochtergesellschaft sowie die Montage beziehungsweise Fertigung vor Ort bieten zahlreiche Vorteile. Einerseits lassen sich dadurch protektionistische Praktiken umgehen. Andererseits ist man näher am Endverbraucher und kann die Produkte besser an seine Bedürfnisse anpassen. Außerdem erhöht das Siegel "Made in America" die Absatzchancen. Oft nehmen die Kunden in den USA Tochtergesellschaften ausländischer Konzerne - verstärkt durch ein entsprechendes Marketing - als einheimische Anbieter wahr.

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