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Branchen | USA | Lagertechnik, Robotik, Automation

US-Markt für Lagerautomation wächst jährlich zweistellig

Hohe Kapitalkosten und Fachkräftemangel lassen die Nachfrage nach moderner Lagertechnik kräftig steigen. Robotik, moderne Software und künstliche Intelligenz sollen es richten.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Die US-Unternehmen investieren viel Geld in die Automatisierung ihrer Lager. Vor allem ein Faktor treibt den Markt: der Fachkräftemangel. Die Erwerbslosenquote lag im Juni 2025 bei 4,1 Prozent, so das Bureau of Labor Statistics. Nach ökonomischer Definition entspricht dies praktisch Vollbeschäftigung. Insbesondere in Industrie und Lagerhaltung, wo körperliche Arbeit gefragt und kein Homeoffice möglich ist, fällt der Mangel hoch aus. Zugleich gehören die Löhne in den USA zu den höchsten der Welt.

Anreize für Investitionen in moderne Lagertechnik kommen auch von den hohen Zinsen. Denn für die Logistikbranche spielen die im Lager gebundenen Finanzmittel und die dadurch entstehenden Kapitalbindungskosten eine wichtige Rolle. Zwar verteuern zugleich die hohen Zinsen die Investitionen. Doch neue, intelligente Systeme helfen, die Warenbestände zu verringern – und dadurch wird dieser Effekt überkompensiert. Große Änderungen bei den Zinsen sind zumindest 2025 nicht zu erwarten. Die Zentralbank hält sich mit Senkungsschritten angesichts des Handelskonfliktes zurück.

Einzig die schwache Konjunktur dämpft die Stimmung

Der Handelskonflikt belastet zugleich die Inlandskonjunktur. Das Wirtschaftswachstum soll sich 2025 im Vergleich zum Vorjahr in etwa halbieren. Die meisten Institute erwarten für das laufende und das kommende Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von jeweils rund 1,5 Prozent. Die Konsumenten halten sich zurück. Viele Einzelhandelskonzerne haben Umsatz- und Gewinnwarnungen herausgegeben. Das dürfte die Investitionslaune belasten.

Wachstumstreiber des US-Marktes für Lagerautomation
FaktorenStärke des ImpulsesAussichten
FachkräftemangelstarkProblem dürfte sich durch striktere Immigrationspolitik verschärfen
hohe Löhnestarkmoderat steigende Löhne
hohe Kapitalkostenstarklangsame Senkung der Leitzinsen zu erwarten
wachsender E-Commercemittelweiter wachsend, da hoher Nachholbedarf im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften
hohe Immobilienpreisemittelweiter steigend (insbesondere in Ballungszentren)
hoher Nachholbedarf bei Automationmittelinsbesondere Mittelständler geraten unter Effizienzdruck
neue TechnologienmittelKI und Software-Innovation bieten entsprechende Lösungen
KonjunkturschwachBIP soll 2025 und 2026 um jeweils rund 1,5 Prozent zulegen. Konsum schwächelt infolge steigender Inflation.
Quelle: Germany Trade & Invest 2025

Entlastung für die Logistik- und Lagerbranche kommt immerhin von Seiten des Transportsektors. Im Panamakanal, der 2023 und 2024 wegen einer ausgeprägten Dürre nur eingeschränkt befahrbar war, herrscht wieder Normalbetrieb. Auch im Suezkanal hat sich die Lage zum Sommer 2025 deutlich entspannt. Die Containerfrachtraten haben sich gegenüber ihren Höchstständen in etwa halbiert, berichtet der auf den Seehandel spezialisierte Marktforscher Drewry.

Die Unternehmen setzen bei ihren Investitionen in Lager vor allem auf eine qualitative Expansion. Sie wollen die bestehenden Lagerflächen intensiver, kostengünstiger und personalärmer betreiben. Dies lässt sich im Prinzip nur in modernen und vor allem hohen Hallen bewerkstelligen. Laut der Immobilienfirma CBRE gibt es eine starke Nachfrage nach Lagerräumen, die nach 2018 fertiggestellt wurden. Denn diese sind viel höher und in der Regel insgesamt so projektiert, dass sich modernste Lagertechnik einsetzen und der Raum optimal ausnutzen lässt.

Bald mehr Roboter als Mitarbeitende bei Amazon

Dabei investieren die Firmen in hochautomatisierte Systeme. Branchenprimus Amazon setzt laut Pressemeldung vom Juni 2025 bereits 750.000 Roboter ein. Für die nächsten Jahre erwartet das Wallstreet Journal einen weiteren Zuwachs. Bald werde die Anzahl der vom E-Commerce-Riesen eingesetzten Roboter die der Mitarbeitende übersteigen, so die Prognose der Wirtschaftszeitung. Im Sommer 2025 lag die Quote noch bei eins zu zwei. 

Die Branche versucht außerdem, die letzten noch nicht automatisierten Lücken in der Lagerkette zu stopfen. Es geht um die Ent- und Beladung der Lkw, die bisher weitgehend per Hand erfolgt. Laut dem Wall Street Journal sind DHL, UPS, Fedex und Walmart dabei, entsprechende Systeme einzuführen. Gemäß DHL-Pressemitteilung hat der Logistiker im Mai 2025 ein Abkommen mit Boston Dynamics für die Lieferung von 1.000 entsprechenden Robotern unterzeichnet.

Zugleich müssen kleinere und mittlere Lagerfirmen dringend ihren technologischen Rückstand aufholen. So waren 2023 lediglich 18 Prozent aller Lagerhäuser automatisiert, berichtet das Marktforschungsunternehmen Statson. Bis 2027 soll die Quote auf 26 Prozent steigen. Andere Analysten kommen auf ähnliche Werte. Damit bleibt immer noch sehr viel Luft nach oben.

Markt soll sich bis 2030 mehr als verdoppeln

Das US-Marktvolumen für Lagerautomation beziffert Grandview Research für 2024 auf 5,8 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2030 soll es auf 16,6 Milliarden US$ steigen. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von 19,2 Prozent. Im Jahr 2024 hatten die Vereinigten Staaten einen Anteil am weltweiten Markt für Lagerautomation von 27 Prozent. 

Modor Intelligence kommt für den nordamerikanischen Markt (USA einschließlich Kanada) für 2025 auf einen Wert von 8 Milliarden US$. Er soll bis 2030 auf 17,3 Milliarden US$ steigen, was einem durchschnittlichen Plus von 16,7 Prozent pro Jahr gleichkommt. Beide Analysehäuser berichten, dass Investitionen in Hardware den größten Teil des Geschäfts ausmachen. Doch Software und künstliche Intelligenz (KI) versprechen die höchsten Zuwachsraten.

Starke einheimische Konkurrenz

Das Marktwachstum schafft auch Absatzchancen für deutsche Anbieter, einige haben in den USA bereits Tochtergesellschaften gegründet. Sie treffen dort auf eine starke und gut etablierte einheimische Konkurrenz.

Dematic etwa ist der weltweit größte Anbieter von Automatisierungstechnik. Der Mischkonzern Honeywell unterhält eine eigene Sparte für Lieferkettentechnik. US-Lebensmittelkonzerne und Einzelhändler wie Walmart setzen in jüngster Zeit stark auf Systeme von Symbotic. Amazon produziert mit der Tochtergesellschaft Kiva Systems seine eigenen Roboter.

Auch zahlreiche internationale Firmen sind vor Ort vertreten. Bastian Solutions, eine Tochter der Toyota-Gruppe, bietet integrierte Systeme an. Der japanische Elektrokonzern Omron, eigentlich bekannt für Medizintechnikprodukte, unterhält eine Tochtergesellschaft für Lagerautomation. Daneben gibt es Spezialanbieter: So bietet beispielsweise die Panasonic-Tochter Blue Yonder Software an. 

Modor Intelligence stuft den Konzentrationsgrad innerhalb der Branche für 2024 als mittel ein. Kleinere Nischenfirmen ergänzen die Anbieter von Komplettsystemen.

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