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Digital Health

Innovative Start-ups erweisen sich als Motor für Digital Health in den USA. Telemedizin und künstliche Intelligenz kommen verstärkt zur Anwendung.

Von Heiko Stumpf | San Francisco

Die USA sind Vorreiter bei digitalen Gesundheitslösungen. Dazu trägt insbesondere die innovative Start-up-Szene bei. Laut dem Portal HealthTech Alpha sind rund 3.800 Digital Health Start-ups im US-Markt aktiv. Auf dem Höhepunkt der Coronapandemie wurden die Jungunternehmen mit Risikokapital geradezu überschüttet. Im Jahr 2021 konnte ein Rekordwert von 29,2 Milliarden US-Dollar (US$) eingesammelt werden. 

Doch in den Folgejahren brach das Finanzierungsvolumen deutlich ein und hat sich mehr als halbiert. Im Jahr 2024 zeichnet sich jedoch eine Stabilisierung ab, die 2025 in eine Erholung münden könnte. Dazu tragen neben sinkenden Zinsen auch höhere Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) bei. Letztere machen bereits rund ein Drittel des bereitgestellten Wagniskapital aus.

Das wachsende Interesse an technologischen Lösungen schafft in den USA ein günstiges Umfeld für Digital Health Start-ups. Laut der Studie Healthcare-IT Spending von Bain & Company haben etwa 75 Prozent der befragten US-Gesundheitsdienstleister und -versicherer ihre Investitionen in den 12 Monaten vor der Veröffentlichung im September 2024 erhöht. Ein Trend, der laut den Autoren auch in Zukunft anhalten dürfte. 

Besonders gefragt sind Lösungen für die Optimierung klinischer Abläufe, Daten- und Analyseplattformen, das Erlös- und Patientenmanagement sowie elektronische Patientenakten. Dem Marktforschungsinstitut Precedence Research zufolge könnte der US-Markt für digitale Gesundheit im Jahr 2024 ein Volumen von rund 79 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen und bis 2029 um durchschnittlich 12,6 Prozent pro Jahr wachsen.

Erleichterungen für Telemedizin hängen in der Schwebe

Gute Geschäftschancen bietet auch der Bereich Telemedizin. Durch Covid-19 bekam die Nutzung digitaler Gesundheitsdienstleistungen einen Schub. Dies zeigte sich beispielsweise im staatlichen Medicare-System, in dem rund 60 Millionen Menschen im Rentenalter versichert sind. Im Jahr 2020 wurden pandemiebedingt rund 42 Prozent der ärztlichen Konsultationen virtuell durchgeführt. Inzwischen ist der Anteil auf etwa 5 Prozent gesunken, die langfristigen Wachstumschancen sind dennoch vielversprechend. Laut dem 2024 Impact of Change Report von Sg2 könnten virtuelle Arztbesuche im Jahr 2034 einen Anteil von 23 Prozent erreichen.

Die zukünftige Marktentwicklung hängt auch davon ab, ob im Zuge der Coronamaßnahmen erlassene Erleichterungen für Telemedizin verlängert werden. Innerhalb von Medicare wurden durch die Maßnahme beispielsweise geographische Einschränkungen für Anbieter aufgehoben. Allerdings laufen diese Regelungen Ende 2024 aus und stehen deshalb im Fokus parteiübergreifender Bemühungen im amerikanischen Kongress. Ziel ist es, noch vor Jahresende eine Verlängerung bis 2026 zu verabschieden.

Seitens der Drug Enforcement Agency gibt es zudem Überlegungen, dauerhaft die telemedizinische Verschreibung von rezeptpflichtigen Medikamenten zu erlauben. Eine entsprechende Ausnahmeregelung wurde im November 2024 um ein Jahr verlängert und gilt nun bis Ende 2025. Ohne die Ausnahme wäre immer eine persönliche Erstuntersuchung bei der verschreibenden Stelle erforderlich.

Häusliche Gesundheitversorgung auf Wachstumskurs

Bei Gesundheitsanbietern stoßen auch Konzepte für häusliche Behandlungen auf großes Interesse. "Bis 2034 wird die häusliche Gesundheitsversorgung um insgesamt 22 Prozent wachsen", erklärt Tori Richie, Senior Consultant Diretcor bei Sg2. Damit könnte das jährliche Volumen auf 221 Millionen Behandlungen im eigenen Zuhause steigen.

Ein Beispiel ist das Konzept Hospital-at-Home. Statt in der Klinik können Patienten bei chronischen Erkrankungen oder zur Nachsorge nach chirurgischen Eingriffen in den eigenen vier Wänden behandelt werden. Dafür kommen telemedizinische Geräte zur Patientenfernüberwachung wie Herzfrequenz- und Blutdruckmesser zum Einsatz. 

Die American Hospital Association (AHA) rechnet vor, dass Behandlungen zu Hause im Schnitt um 25 Prozent günstiger sind als stationäre Aufenthalte. Durch das Acute Hospital Care at Home Program erlaubt die US-Regierung, Hospital-at-Home Behandlungen im Rahmen von Medicare wie stationäre Aufenthalte abzurechnen. Mitte 2024 nahmen bereits 331 Krankenhäuser an dem Programm teil.

Allerdings tickt auch hier die Uhr, denn wie viele während der Coronapandemie eingeführte Erleichterungen sind die Regelungen bis Ende 2024 befristet. Im Kongress gibt es aber parteiübergreifende Initiativen, noch vor Ablauf eine fünfjährige Verlängerung bis 2029 zu verabschieden.

Künstliche Intelligenz erobert den Gesundheitssektor

Verstärkt kommen auch Anwendungen mit künstlicher Intelligenz (KI) in den US-Gesundheitsmarkt. Bis Anfang August 2024 hatte die Regulierungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) bereits rund 950 KI-basierte Produkte zugelassen. Mit rund 77 Prozent fällt der Großteil in den Bereich der Auswertung bei bildgebender Diagnostik. Die Kardiologie steht mit 10 Prozent an zweiter Stelle.

Zudem setzen Gesundheitseinrichtungen zunehmend KI ein, um administrative Aufgaben zu optimieren. Dazu zählen KI-Tools, die beispielsweise bei der Terminplanung oder der Erstellung klinischer Notizen unterstützen. Laut der Personalberatung Mercer fehlen im US-Gesundheitswesen bis 2028 rund 100.000 Fachkräfte. Die KI-gestützte Automatisierung von Aufgaben kann dabei helfen, die Folgen des Personalmangels abzumildern. Zu der hohen Einführungsrate von administrativer KI trägt auch bei, dass sie im Vergleich zu klinischen Anwendungen mit geringeren regulatorischen Hürden verbunden ist.  

Microsoft und Google bieten beispielsweise über Azure und Google Cloud Healtcare eine Vielzahl von KI-Lösungen für Gesundheitsanbieter an. Selbiges gilt für Unternehmen wie Amazon Web Services und Salesforce. Microsoft kooperiert zudem mit Epic Systems, dem führenden Anbieter von elektronischen Gesundheitsakten, um fortschrittliche KI-Funktionen zu entwickeln. Oracle will 2025 eine KI-gestützte elektronische Patientenakte auf den Markt bringen.

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