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Branchen | USA | Elektrohausgeräte

Geräte mit Robotertechnologien erobern immer mehr US-Haushalte

Der US-Markt für Smart-Home-Lösungen für das vernetzte Zuhause wächst rasant. Der Ausbau von 5G und Fortschritte bei künstlicher Intelligenz schaffen neue Einsatzmöglichkeiten.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Smart-Home-Geräte halten in immer mehr US-Haushalten Einzug. Statista Market Insights rechnet bis 2027 mit Zuwächsen beim Absatz "intelligenter" Haushaltsgeräte in Nordamerika von gut 11 Prozent pro Jahr. Bei dieser Prognose greift Statista auf eigene Prognosen zurück. Grundlage hierfür sind die erwartete Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf, der Digitalisierungsgrad und die Einstellung der Verbraucher gegenüber der Smart-Home-Integration.

Ein Grund für die Dynamik: Es kommen immer neue Anwendungen hinzu, insbesondere KI-gestützte. Neben Sicherheitstechnik und elektrischen Haushaltsgeräten für Küche/Wohnung sowie Rasen und Garten gibt es inzwischen auch Poolreinigungs- und Grillroboter.

Außerdem werden Erstanwendungen ständig weiterentwickelt. So bieten IoT (Internet of Things)-fähige Geräte nicht mehr nur Fernsteuerungsfunktionen an, sondern interagieren auch miteinander. Ein Kühlschrank kann zum Beispiel das Smartphone benachrichtigen, wenn der Milchvorrat zur Neige geht. Oder per Handy lässt sich ein Blick ins Innere des Kühlschranks werfen – ein Vorteil beim Einkaufen, denn so kann man jederzeit überprüfen, welche Artikel zu Hause nicht mehr vorrätig sind.

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Breitbandausbau ermöglicht Verbreitung von Smart-Home-Anwendungen

Dazu wiederum ist schnelles Internet nötig. Und hier gibt es Fortschritte. Denn der Breitbandausbau hat nach der Verabschiedung des Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA) im November 2021 tüchtig Fahrt aufgenommen: Von den im Rahmen des Pakets dafür vorgesehenen 65 Milliarden US$ wurden bis August 2023 rund 46 Milliarden US$ an die Bundesstaaten ausgezahlt. Vor allem in ländlichen Gebieten hat sich die Abdeckung mit 5G-Mobilfunknetzen in den letzten drei Jahren stark erhöht.

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Dank besserer Breitbandverfügbarkeit sind Geräte mit Robotertechnologien bei vielen Neubauten in den USA bereits Standard. Im Jahr 2027 könnten Smart-Home-Anwendungen in 70 Prozent der Haushalte zum Einsatz kommen, schätzt der Digital Market Outlook von Statista.

Miele will erstes Werk in den USA bauen

Von deutscher Seite bieten vor allem Miele und BSH Hausgeräte smarte Haushaltstechnik in den USA an. Beide setzen bei einigen Produkten, darunter Backöfen und Induktionskochfelder, auch KI ein. Miele will nun sein erstes US-Werk bauen, hat aber noch keinen genauen Standort verkündet. "Schon heute sind die Vereinigten Staaten für Miele der größte Markt außerhalb Deutschlands, mit zuletzt deutlichen Wachstumsraten, aber auch noch viel Potenzial", sagt Axel Kniehl, Geschäftsführer Marketing & Sales. In seinem neuen US-Werk will Miele zunächst eigens für den nordamerikanischen Markt konzipierte 30-Zoll-Backöfen und Standherde fertigen. Später sollen großformatige Dunstabzugshauben hinzukommen.

BSH Hausgeräte produziert schon seit vielen Jahren in den USA Geschirrspülmaschinen, Wäschepflegegeräte und Standherde. Die hundertprozentige Bosch-Tochter setzt wie Miele verstärkt auf Reshoring und will künftig mehr Waren näher an den Endmärkten produzieren. "Ab 2024 fertigen wir in einer neuen Fabrik in Mexiko Kühlgeräte für den nordamerikanischen Markt", sagt Matthias Metz, der Chief Executive Officer (CEO) von BSH Hausgeräte.

Saugroboter werden immer beliebter

Ein Marktsegment entwickelt sich besonders rasant: der Absatz von Saugrobotern. Das Marktforschungsunternehmen Data Bridge erwartet, dass der Markt für die praktischen Haushaltshelfer in Nordamerika bis 2030 jährlich im Schnitt um fast 19 Prozent wachsen wird. Von diesem Kuchen möchte sich auch Amazon ein Stück abschneiden: Für 1,7 Milliarden US-Dollar (US$) will der Onlineriese den für seine "Roomba"-Staubsauger bekannten US-Hersteller iRobot übernehmen.

Noch haben die Wettbewerbshüter dies- und jenseits des Atlantiks dem Deal nicht zugestimmt. Denn sowohl in den USA als auch in der Europäischen Union gibt es Bedenken, dass die Übernahme den Wettbewerb auf dem Staubsaugerroboter-Markt einschränken und Amazon seine Marktmacht als Onlinehändler noch weiter ausbauen könnte.

Auch deutsche Unternehmen stellen Saugroboter her, die mit KI arbeiten, darunter Vorwerk und Medion. Die meisten kommen indes aus China, wo auch die beiden deutschen Firmen Produktionsstätten haben. Das gilt auch für die meisten US-Hersteller, darunter iRobot, Mamibot und SharkNinja. Dabei fällt auf, dass deutsche Unternehmen in dem Bereich hauptsächlich aus der Haushaltsgerätebranche kommen, während ihre US-Pendants vor allem in der Robotertechnologie beheimatet sind.

Viele Firmen wollen den Standard "Matter" unterstützen

Ein Problem bei Smart-Home-Anwendungen ist die technologieübergreifende Interoperabilität der Geräte. Ein erster Schritt in diese Richtung ist der neue Open-Source-Verbindungsstandard "Matter", der seit Herbst 2022 IoT-Komponenten verschiedener Hersteller plattformübergreifend verbinden kann. Viele Firmen wollen ihre Produkte dafür anpassen. "Matter" ist aber nur ein Übertragungsprotokoll, also eine eigene Sprache. Um Funktionen steuern und Routinen erstellen zu können, werden daher weiterhin Apps benötigt wie zum Beispiel die Home Connect App von BSH.

Bei der plattformübergreifenden App-Entwicklung geht es nicht nur um die Kommunikation mit dem Smartphone. Apple hat vor einigen Monaten die zweite Version seines Smart Speakers HomePod vorgestellt, der "Matter" unterstützt und bessere Smart-Home-Funktionalitäten als sein 2021 eingestellter Vorgänger bietet. Damit könnte der Technologiekonzern aus Cupertino zu einem ernsten Konkurrent für Amazon und Google auf dem Markt für intelligente Haustechnik werden.

Smart Speaker waren zwar zuletzt ein Verlustgeschäft. Doch auch in dem Segment ist Bewegung. Um in der Smart-Speaker-Sparte wieder profitabel zu werden, dürften Amazon und Google bei ihren Geräten künftig stärker auf generative KI setzen. So will zum Beispiel BSH seine Geräte besser als bisher durch Alexa und Google Home steuern lassen.

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